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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE SWIMMER (Frank Perry/USA 1968)



"This is the day Ned Merrill swims across the county!"

The Swimmer (Der Schwimmer) ~ USA 1968
Directed By: Frank Perry

Wie ein längst vergessenes Gespenst in Badehose taucht er eines Sonntagmorgens auf und schwimmt sich durch die Swimming Pools von Connecticut: Ned Merrill (Burt Lancaster), einst respektiertes Mitglied der 'vicinity upper class', scheint die letzten Jahre, die seines beruflichen und privaten Niedergangs, übersprungen zu haben und wähnt sich wieder respektiert. Doch je näher er seinem Grundstück kommt, desto unfreundlicher begegnet man ihm; am Ende komplementiert man ihn sogar allerorten recht bestimmt hinfort. Als er dann sein früheres Haus erreicht, ahnt man, dass sein Leben das eines Gestrandeten geworden ist.

Begnadetes storytelling in einer Art früher, gepflegter Initialisierung von "Falling Down". Die Geschichte veranlasst den Rezipienten, ein dekonstruiertes Leben nach und nach zu rekonstruieren; Burt Lancaster, Strahlemann der Nation, erscheint im Garten einer verkaterten Party-Gesellschaft. Man ist erfreut, ihn wiederzusehen, weiß nicht, wo er in den letzten zwei Jahren gesteckt hat, und er will bloß einmal den hauseigenen Swimming Pool durchqueren. Erst peu-a-peu beginnt man zu verstehen, wer dieser Ned Merrill eigentlich ist: Ein einst geachteter, erfolgreicher Geschäftsmann und Familienvater, der im Laufe der Zeit seine Besitztümer und seine Familie verloren hat und sich nun offenbar in eine Art selbstauferlegter Amnesie flüchtet. Diese brillante Idee, basierend auf einer short story von John Cheever, setzt Perry in ebenso meditativen wie zunehmend verstörenden Bildern um: Wer - wie ich - Film und Plot nicht kennt, rätselt anfangs recht verloren um die Identität Merrills - ist er eine Art Gespenst, das wie später in Eastwoods "High Plains Drifter" wiederkehrt, um alte Rechnungen zu begleichen und seine früheren Nachbarn heimzusuchen? Ist er - wie von manch einem Besuchten spekuliert - ein vormaliger Versager, der wieder auf die Füße gefallen ist? Seine Jovialität, sein vernünftiges Auftreten legen davon Zeugnis ab. Erst am Ende, als Merrill im Regen und immer noch fast nackt gegen die längst verschlossene Tür seines verlassenen Anwesens poltert und Einlass begehrt, wo es keinen Einlass mehr gibt, erhält man die befürchtete Bestätigung: Ned Merrill ist, zerfressen von offensichtlich berechtigten Schuldgefühlen, allein, am Boden, am Ende. Und wird es bleiben.

9/10

Frank Perry Satire Sydney Pollack John Cheever New Hollywood Connecticut



Filmtagebuch von...

Funxton

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