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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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BUNNY LAKE IS MISSING (Otto Preminger/UK 1965)



"I've got a near fatality here."

Bunny Lake Is Missing (Bunny Lake ist verschwunden) ~ UK 1965
Directed By: Otto Preminger

Scheinbar spurlos verschwindet die vierjährige Felicia 'Bunny' Lake (Suky Appleby) an ihrem ersten Tag in einer Londoner Vorschule, kurz nachdem ihre alleinerziehende junge Mutter Ann (Carol Lynley) mit ihr aus den Staaten angekommen ist, um in England bei ihrem Bruder Steven (Keir Dullea), einem erfolgreichen Journalisten, zu leben. Der ermittelnde Superintendent Newhouse (Laurence Olivier) hegt bald seine Zweifel an der offensichtlichen Entführungsgeschichte: Außer Bunny selbst sind nämlich auch sämtliche Dinge und Personalia, die überhaupt beweisen, dass das Kind jemals existiert hat. Als Steven dann einigen Personen gegenüber erwähnt, dass Ann einst als Kind eine imaginäre Spielkameradin mit dem Namen Bunny zu halten pflegte, wird Newhouse noch misstrauischer. Existiert dieses mysteriöse Kind überhaupt in der Realität - oder ist gar ein bloßes Hirngespinst Anns...?

Wer ist hier eigentlich wahnsinnig? Preminger jedenfalls ganz bestimmt nicht; der bewegte sich, zumindest in dramaturgischer Hinsicht, geradezu traumwandlerisch in Hitchcocks Spuren und wählte zur formalen Ausgestaltung einmal mehr sein von ihm zu dieser Zeit großflächig präferiertes, schwarzweißes Scope-Format, dass überaus klare, messerscharfe Schatten und Umrisse ermöglichte. Zusammen mit Ann Lake kommen wir als Fremde nach London, eine recht spleenige Stadt für Außenstehende, mit wahlweise altjungerflichen oder vollends verknöcherten Erzieherinnerinnen in verwunschenen Turmzimmern, versoffenen, aufdringlichen Vermietern, überheblichen Polizisten und kryptischen Puppenmachern (der ewige Petrus Finlay Currie in einem denkwürdigen Miniauftritt).
Im urplötzlich allgegenwärtigen Fernsehen dudeln allenthalben die großartigen 'Zombies' und leiten ganz unmerklich die swingende Phase der folgenden paar Metropolenjahre ein. Dann verschwindet das Töchterchen - wer soll da noch Apetit haben? Aber Preminger verunsichert uns, er macht uns weis, dass Ann Lake möglicherweise unter einer beträchtlichen psychischen Schädigung mysteriösen Ursprungs leidet, nur um am Ende nochmal alles umzuwerfen und ein verstörendes, albtraumhaftes Finale hinterherzusetzen, dass sich auch recht gut an zeitgenössische Horror-Schemata adaptiert.

8/10

Otto Preminger Kidnapping Madness Geschwister London



Filmtagebuch von...

Funxton

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