

THE FIRM (Alan Clarke/UK 1989)
von Funxton ·
27 März 2013
Kategorie:
Drama,
Milieustudie
Aufrufe: 718
"I need the buzz!"
The Firm ~ UK 1989
Directed By: Alan Clarke
Eigentlich hat Bex Bissell (Gary Oldman) alles, was ein junger, mittelständischer Familiengründer sich wünschen kann: Einen geregelten Job als Immobilienmakler, eine junge Frau (Lesley Manville), ein gesundes Baby, ein nettes Reihenhäuschen in einem Londoner Vorort, gute Freunde. Doch Bex und seine Clique gehen einem bizarren Hobby nach: Sie sind Hooligans, die die Spiele ihrer Amateurclubs dazu nutzen, sich mit der Konkurrenz Prügeleien bis aufs Blut zu liefern. Bex' größter Plan besteht darin, die drei lokalen Vereine zu vereinen und als eine Art Inselmacht zur kommenden EM in Deutschland zu reisen, um dort richtig Krawall zu machen. Doch dazu kommt es nicht, zumindest nicht mit Bex an der Spitze: Die Rivalität mit seinem Erzfeind Yeti (Philip Davis) eskaliert...
Wenn die Aggression die Überhand gewinnt: Dass Drogen-, Alkohol- und Spielsucht Familien und Existenzen zerstören, weiß man auch als Nichtbetroffener zur Genüge; dass jedoch das noch unbegreiflichere Dasein als Hooligan sich in einem Ausmaß verselbstzuständigen vermag, dass es eine Kleinfamilie sprengt, ist für szenefremde Pazifisten wie meinereiner nur schwerlich vorstellbar. Umso intensiver die Erfahrung von Clarkes letztem Film: Der zur Darstellung von Soziopathen geborene Gary Oldman gibt den anfamgs noch gelassen erscheinenden Familienvater, der es scheinbar akzeptiert, dass man seinen Kleinwagen mit Sprühfarbe verschandelt. Tatsächlich aber ist damit der Keim für seinen eigenen Untergang gesät: Fortan nimmt nichts mehr von Bex' Aufmerksamkeit in Anspruch als seine umfassende Rache. Es wird organisiert wie bei einem Kleinkrieg: Schlachtfelder und Termine werden ausgemacht, Waffen mit durchaus tödlicher Wirkung besorgt, neue Rekruten scharfgemacht. Dass seine kleine Tochter sich durch seine Schuld schwer verletzt, nimmt Bex gar nicht mehr richtig wahr. Am Ende erwartet ihn das einzig mögliche Resultat einer immer weiter eskalierenden Gewaltspirale, denn auch die Konkurrenz ist nicht untätig...
Die größte Stärke von "The Firm" liegt, wie bei Clarke üblich, in seinem unbestechlichen Realismus; alles mag sich jederzeit so abspielen wie hier dargestellt. Mit fast dokumentarischer Genauigkeit verfolgt der Film Bex' Weg in den selbstgeschaufelten Abgrund, der gerade deshalb so schwer fassbar scheint, weil nicht sein Körper oder Geist, sondern die Seele vergiftet ist.
8/10
Alan Clarke Subkultur Familie TV-Film England Hooligan
The Firm ~ UK 1989
Directed By: Alan Clarke
Eigentlich hat Bex Bissell (Gary Oldman) alles, was ein junger, mittelständischer Familiengründer sich wünschen kann: Einen geregelten Job als Immobilienmakler, eine junge Frau (Lesley Manville), ein gesundes Baby, ein nettes Reihenhäuschen in einem Londoner Vorort, gute Freunde. Doch Bex und seine Clique gehen einem bizarren Hobby nach: Sie sind Hooligans, die die Spiele ihrer Amateurclubs dazu nutzen, sich mit der Konkurrenz Prügeleien bis aufs Blut zu liefern. Bex' größter Plan besteht darin, die drei lokalen Vereine zu vereinen und als eine Art Inselmacht zur kommenden EM in Deutschland zu reisen, um dort richtig Krawall zu machen. Doch dazu kommt es nicht, zumindest nicht mit Bex an der Spitze: Die Rivalität mit seinem Erzfeind Yeti (Philip Davis) eskaliert...
Wenn die Aggression die Überhand gewinnt: Dass Drogen-, Alkohol- und Spielsucht Familien und Existenzen zerstören, weiß man auch als Nichtbetroffener zur Genüge; dass jedoch das noch unbegreiflichere Dasein als Hooligan sich in einem Ausmaß verselbstzuständigen vermag, dass es eine Kleinfamilie sprengt, ist für szenefremde Pazifisten wie meinereiner nur schwerlich vorstellbar. Umso intensiver die Erfahrung von Clarkes letztem Film: Der zur Darstellung von Soziopathen geborene Gary Oldman gibt den anfamgs noch gelassen erscheinenden Familienvater, der es scheinbar akzeptiert, dass man seinen Kleinwagen mit Sprühfarbe verschandelt. Tatsächlich aber ist damit der Keim für seinen eigenen Untergang gesät: Fortan nimmt nichts mehr von Bex' Aufmerksamkeit in Anspruch als seine umfassende Rache. Es wird organisiert wie bei einem Kleinkrieg: Schlachtfelder und Termine werden ausgemacht, Waffen mit durchaus tödlicher Wirkung besorgt, neue Rekruten scharfgemacht. Dass seine kleine Tochter sich durch seine Schuld schwer verletzt, nimmt Bex gar nicht mehr richtig wahr. Am Ende erwartet ihn das einzig mögliche Resultat einer immer weiter eskalierenden Gewaltspirale, denn auch die Konkurrenz ist nicht untätig...
Die größte Stärke von "The Firm" liegt, wie bei Clarke üblich, in seinem unbestechlichen Realismus; alles mag sich jederzeit so abspielen wie hier dargestellt. Mit fast dokumentarischer Genauigkeit verfolgt der Film Bex' Weg in den selbstgeschaufelten Abgrund, der gerade deshalb so schwer fassbar scheint, weil nicht sein Körper oder Geist, sondern die Seele vergiftet ist.
8/10
Alan Clarke Subkultur Familie TV-Film England Hooligan