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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE SPY WHO LOVED ME (Lewis Gilbert/UK 1977)



"Can you play any other tune?"

The Spy Who Loved Me (Der Spion, der mich liebte) ~ UK 1977
Directed By: Lewis Gilbert

Ein mysteriöses neues 'U-Boot-Ortungssystem' macht den Geheimdiensten in West und Ost zu Schaffen: Urplötzlich verschwinden ein russisches und ein britisches U-Boot spurlos im Atlantik. Zeitgleich werden James Bond (Roger Moore) und die KGB-Agentin Anya Amsova (Barbara Bach), deren Liebhaber (Michael Billington) Bond pikanterweise kurz zuvor im Spionenclinch töten musste, gemeinsam von ihren Chefs auf die Suchmission geschickt. Vor Sardinien machen sie schließlich den Urheber des Geschehens ausfindig: Den wahnsinnigen, ozeanophilen Milliardär Stromberg (Curd Jürgens), der den Dritten Weltkrieg provozieren und eine neue Zivilisation am Meeresgrund schaffen will.

Harry Saltzman hatte in den Sack gehauen und Insolvenz angemeldet, die bisher längste Pause zwischen zwei Bond-Premieren, nämlich gute zweieinhalb Jahre, ergab sich daraus als zwangsläufiger Effekt. Mit dem teuren "The Spy Who Loved Me" betrat das Bond-Franchise nach zahlreichen vorherigen Liebäugeleien mit ihm nunmehr endgültig das Terrain der Science Fiction: Einen dermaßen verrückten Gegner hatte Bond bisher jedenfalls nicht aus der Bahn zu schubsen gehabt, Goldfinger und Blofeld eingeschlossen. Stromberg ging es nicht um die Anhäufung von persönlichem Reichtum durch Terror und Erpressung, die Monopolisierung eines Edelmetalls, eines Suchtmittels oder erneuerbarer Energien; hier stand dem Superagenten zu dessen verständlicher Verwirrung erstmals ein barer Idealist gegenüber, der tunlichst jede unnötige Aufmerksamkeit zu vermeiden suchte, dem jedwede Anstrengung der Weltmächte, seine Pläne zu unterminieren, lediglich als lästige Stolpersteine erscheinen mussten und der nichts Geringeres im Auge hatte als die bedingungslose Auslöschung der globalen Zivilisation.
Wie zur Bestätigung dieser befremdlichen Bedrohlichkeit trug Karl Stromberg, von dem normannischen Kleiderschrank Curd Jürgens, angelegt als eine Art Gert-Fröbe-Reprise, sogar Schwimmhäute zwischen seinen Fingern - ein Amphibienmensch vielleicht und deshalb so irre? Wie dem auch sei - rückblickend findet sich "The Spy Who Loved Me" ziemlich umjubelt und gilt als Moores "Goldfinger"-rangiger Serienbeitrag. Zieht man, wie erwähnt, Jürgens und die vielen anderen Selbstplagiierungen vom monströsen Leibwächter (hier: Richard Kiel) über das Superauto bis hin zu wieder aufgewärmten Ideen ("You Only Live Twice", ironischerweise ebenfalls von Lewis Gilbert in Szene gesetzt, wird mehr als einmal zitiert) als Qualitätsmerkmale hinzu, mag dies vielleicht zutreffen. Ich selbst bin da etwas zwiegespalten: Moores Ironie wird möglicherweise zu stark prononciert, man heuchelt völlig verlogen etwas von Gleichberechtigung (der Bond-Sexismus zeigt sich hier lediglich auf perfidere Art, ist ansonsten aber mindestens so aggressiv wie eh und je), die Musik, diesmal von Marvin Hamlisch, ist bestenfalls nett, bis hierher jedoch die schlechteste in einem Bond-Film (erst Eric Serra stellte diesen Negativrekord neuerlich ein) und der Film von noch auffälligerer Selbstzweckhaftigkeit als gewohnt. Trotzdem ist er aus genau den genannten Gründen, die ein jeder Bond-Apologet ebensogut positiv auszulegen vermag, ein starker, substanzieller Serienbaustein, der infolge seines kommerziellen Erfolges die Nachfolger stark beeinflusste und eine neue Linie vorgab.

8/10

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Funxton

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