"Trust me. Nothing is going to come of this little newspaper article. Absolutely nothing."
The Bonfire Of The Vanities (Fegefeuer der Eitelkeiten) ~ USA 1990
Directed By: Brian De Palma
Der millionenschwere Wall-Street-Broker Sherman McCoy (Tom Hanks) verirrt sich eines Nachts mit seiner Geliebten Maria Rushkin (Melanie Griffith) im Wagen in die South Bronx. Als zwei farbige Wegelagerer sie ausrauben wollen, setzt Maria den Wagen zurück und fährt dabei einen der Männer an. Trotz Bedenken seitens Sherman meldet man den Vorfall nicht der Polizei. Ein Fehler, denn das Unfallopfer fällt zwei Tage später ins Koma und der ständig besoffene Klatschjournalist Peter Fallow (Bruce Willis) bauscht die Geschichte soweit auf, dass sie zu einem stadtweiten Politikum wird. Sherman wird nunmehr wegen Fahrerflucht gesucht und alsbald verhaftet. Für den geldgierigen schwarzen Prediger Reverend Bacon (John Hancock) bildet der Fall eine ebenso willkommene Profilierungsrampe wie für den jüdischen Staatsanwalt Abe Weiss (F. Murray Abraham) und seinen Untergebenen Kramer (Saul Rubinek). Die Hexenjagd auf Sherman ist eröffnet, er verliert Job, Heim und Familie, derweil Maria von nichts eine Ahnung haben will...
Die Adaption des binnen weniger Jahre zu einem Kultroman aufgestiegenen Wolfe-Buches war bereits hollywoodintern beschlossene Sache, als das Ding noch als Fortsetzungsgeschichte im Rolling Stone erschien. Wolfe, dessen erster Roman "The Bonfire Of The Vanities" ist, wurde als Journalist-/Autor zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Ahnenreihe mit Truman Capote und Norman Mailer gewähnt. Dass ausgerechnet Brian De Palma die Verfilmung des von einer überaus ätzenden Gesellschaftskritik geprägten Romans übernehmen sollte, war möglicherweise nicht eben selbstverständlich; passt er doch auf den ersten Blick überhaupt nicht in De Palmas motivischen Wirkungskreis. Das zu befürchtende Echo schallte dann auch kurz nach der Premiere des Films durch den abgeklärten amerikanischen Blätterwald (hierzuland hatte es der Film wesentlich leichter). Der Film trete die Komplexität des Buches mit Füßen hieß es da, dass gewichtige Rollen wie die des Staatsanwaltsstellvertreters Kramer auf Statistenniveau heruntergeschält würden und dass die Leistungen Darsteller ein Witz seien. An De Palmas Stelle hätte ich vor lauter Erbostheit angesichts solch nicht nur unfairer, sondern vor allem haltloser und eitler Zerreißerei vermutlich nie wieder einen Film gemacht. "The Bonfire Of The Vanities" gehört tatsächich zu den Sternstunden seines Regisseurs und ist ein wunderbares Beispiel für die Übersetzung des geschriebenen Wortes in eine ihm angemessene Filmsprache. Als eine der beißendsten und auch bösesten Sozialsatiren ihrer Zeit kennt der Film keine Helden. Das hier porträtierte Manhattan besteht aus einem widerwärtigen Egomanenpool, den ebensogut auch eine Atombombe hinwegfegen könnte, ohne der fortgesetzten Kulturgeschichte der Menschheit ernsthaften Schaden zuzufügen. Eine ganz wunderbare, beinahe albtraumhaft dargebotene Szene zeigt den kurz vor seiner Verhaftung stehenden McCoy bei einer "Dob-Giovanni"-Premierengala, die von der gesamten Insel-Schickeria besucht zu werden scheint. Unter anderem gibt es da einen an AIDS erkrankten Literaten (Andre Gregory), der sich permanent an sich selbst und seinem chicen Status berauscht und rezitiert, derweil ihn in seinem Dunstkreis ohnehin niemand versteht und nur lacht, wenn der Meister himself zu lachen geruht. Am Ende von "Bonfire" fallen alle tief. Selbst Peter Fallow, dessen fünfzehn Minuten Ruhm ihn der unausweichlichen Leberzirrhose auch nur ein paar Schritte näherbringen.
9/10
Brian De Palma Tom Wolfe New York Satire Hochfinanz Journalismus Courtroom
The Bonfire Of The Vanities (Fegefeuer der Eitelkeiten) ~ USA 1990
Directed By: Brian De Palma
Der millionenschwere Wall-Street-Broker Sherman McCoy (Tom Hanks) verirrt sich eines Nachts mit seiner Geliebten Maria Rushkin (Melanie Griffith) im Wagen in die South Bronx. Als zwei farbige Wegelagerer sie ausrauben wollen, setzt Maria den Wagen zurück und fährt dabei einen der Männer an. Trotz Bedenken seitens Sherman meldet man den Vorfall nicht der Polizei. Ein Fehler, denn das Unfallopfer fällt zwei Tage später ins Koma und der ständig besoffene Klatschjournalist Peter Fallow (Bruce Willis) bauscht die Geschichte soweit auf, dass sie zu einem stadtweiten Politikum wird. Sherman wird nunmehr wegen Fahrerflucht gesucht und alsbald verhaftet. Für den geldgierigen schwarzen Prediger Reverend Bacon (John Hancock) bildet der Fall eine ebenso willkommene Profilierungsrampe wie für den jüdischen Staatsanwalt Abe Weiss (F. Murray Abraham) und seinen Untergebenen Kramer (Saul Rubinek). Die Hexenjagd auf Sherman ist eröffnet, er verliert Job, Heim und Familie, derweil Maria von nichts eine Ahnung haben will...
Die Adaption des binnen weniger Jahre zu einem Kultroman aufgestiegenen Wolfe-Buches war bereits hollywoodintern beschlossene Sache, als das Ding noch als Fortsetzungsgeschichte im Rolling Stone erschien. Wolfe, dessen erster Roman "The Bonfire Of The Vanities" ist, wurde als Journalist-/Autor zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Ahnenreihe mit Truman Capote und Norman Mailer gewähnt. Dass ausgerechnet Brian De Palma die Verfilmung des von einer überaus ätzenden Gesellschaftskritik geprägten Romans übernehmen sollte, war möglicherweise nicht eben selbstverständlich; passt er doch auf den ersten Blick überhaupt nicht in De Palmas motivischen Wirkungskreis. Das zu befürchtende Echo schallte dann auch kurz nach der Premiere des Films durch den abgeklärten amerikanischen Blätterwald (hierzuland hatte es der Film wesentlich leichter). Der Film trete die Komplexität des Buches mit Füßen hieß es da, dass gewichtige Rollen wie die des Staatsanwaltsstellvertreters Kramer auf Statistenniveau heruntergeschält würden und dass die Leistungen Darsteller ein Witz seien. An De Palmas Stelle hätte ich vor lauter Erbostheit angesichts solch nicht nur unfairer, sondern vor allem haltloser und eitler Zerreißerei vermutlich nie wieder einen Film gemacht. "The Bonfire Of The Vanities" gehört tatsächich zu den Sternstunden seines Regisseurs und ist ein wunderbares Beispiel für die Übersetzung des geschriebenen Wortes in eine ihm angemessene Filmsprache. Als eine der beißendsten und auch bösesten Sozialsatiren ihrer Zeit kennt der Film keine Helden. Das hier porträtierte Manhattan besteht aus einem widerwärtigen Egomanenpool, den ebensogut auch eine Atombombe hinwegfegen könnte, ohne der fortgesetzten Kulturgeschichte der Menschheit ernsthaften Schaden zuzufügen. Eine ganz wunderbare, beinahe albtraumhaft dargebotene Szene zeigt den kurz vor seiner Verhaftung stehenden McCoy bei einer "Dob-Giovanni"-Premierengala, die von der gesamten Insel-Schickeria besucht zu werden scheint. Unter anderem gibt es da einen an AIDS erkrankten Literaten (Andre Gregory), der sich permanent an sich selbst und seinem chicen Status berauscht und rezitiert, derweil ihn in seinem Dunstkreis ohnehin niemand versteht und nur lacht, wenn der Meister himself zu lachen geruht. Am Ende von "Bonfire" fallen alle tief. Selbst Peter Fallow, dessen fünfzehn Minuten Ruhm ihn der unausweichlichen Leberzirrhose auch nur ein paar Schritte näherbringen.
9/10
Brian De Palma Tom Wolfe New York Satire Hochfinanz Journalismus Courtroom