

CASUALTIES OF WAR (Brian De Palma/USA 1989)
von Funxton ·
05 August 2012
Kategorie:
Kriegsfilm,
Drama
Aufrufe: 1.345
"This ain't the army, Sarge."
Casualties Of War (Die Verdammten des Krieges) ~ USA 1989
Directed By: Brian De Palma
Tay Nguyen, November 1966. Der erst vor wenigen Wochen in Vietnam eingetroffene Private Eriksson (Michael J. Fox) wird Zeuge, wie sein Sergeant Meserve (Sean Penn) und drei seiner Untergebenen (Don Harvey, John C. Reilly, John Leguizamo) ganz gezielt das Bauernmädchen Oanh (Thuy Thu Lee) entführen und vergewaltigen. Als sie im Zuge eines Gefechts zu strategischem Ballast wird, lässt Meserve sie ermorden. Als noch bedrückender denn das eigentliche Verbrechen empfindet Eriksson seine mangelnde Zivilcourage. Anstatt dem Mädchen zu helfen und sich aktiv einzumischen, konnte er nur hilflos danebenstehen. Um wenigstens die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, macht Eriksson schließlich Meldung bei der Kommandatur.
Basierend auf dem authentischen "Hill-192-Zwischenfall", der 1969 für internationale Furore sorgte, nachdem der Journalist Daniel Lang eine Story darüber im 'New Yorker' veröffentlicht hatte, inszenierte De Palma diesen aufwühlenden, teilweise nur schwer zu ertragenden Kriegsfilm. Dabei bildet "Casualties Of War" bereits die zweite Spielfilmabhandlung zum Thema, die erste ist Michael Verhoevens "o.k." von 1970, die sich die zugrundeliegenden Ereignisse in einer Mischung aus journalistischer Akkuratesse und künstlerischer Verfremdung im bayrischen Wald zutragen ließ und im selben Jahr für einen Skandal bei der Berlinale und schließlich deren vorzeitigen Abbruch sorgte. De Palmas Version fällt im Vergleich dazu natürlich wesentlich glatter und konsumierbarer aus, bleibt als Beispiel gleichsam geschickter wie hemmungsloser inszenatorischer Gefühlsmanipulation jedoch umso stärker im Gedächtnis des Zuschauers haften. Die Szenen, die Oanhs Leidensweg beschreiben, sind von bis heute kaum mehr erreichter Intensität, was wahrwscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass sich das Ungeheuerliche hier ausnahmsweise nicht wie gewohnt in einem unabhängig produzierten oder sleazigen Undergroundfilm zuträgt, sondern in einem starbesetzten Hochglanz-Studiofilm, mit dem jungen Michael J. Fox als prononciert universellem Rezeptionsagenten. Hinzu kommt Ennio Morricones tragischer Score, der von der Panflöte bis hin zu Himmelschorälen alle Register pathetischer Filmmusik auf das Grandioseste zieht.
Anders als die aus derselben umfangreichen Kriegsfilmgeneration stammenden "Platoon" oder "Full Metal Jacket", die, womöglich zurückzuführen auf den hohen Wiedererkennungswert einzelner Szenen oder auch auf formal Triviales wie ihre treibende Songauswahl, eine gewisse allgemeine "kultische" Betrachtungsebene erreicht haben, ist "Casualties Of War" nach wie vor ein Film, den man sich phasenweise höchst ungern anschaut. Weil er zugleich unendlich traurig ist und sein Publikum darüberhinaus ohnmächtig und sprachlos zurücklässt. Desweiteren zeigt er die losgelöste Entmenschlichung junger amerikanischer Männer auf scheinbar realitätsfremdem Terrain auf eine so eingängige Weise wie kaum ein anderer Genrtefilm. Allein darin liegt, bei aller berechtigten Kritik an seinen Establishment-Wurzeln und seiner politischen Undifferenziertheit, sein hohes Verdienst.
9/10
Brian De Palma Vietnamkrieg Vergewaltigung Daniel Lang Transgression Kidnapping
Casualties Of War (Die Verdammten des Krieges) ~ USA 1989
Directed By: Brian De Palma
Tay Nguyen, November 1966. Der erst vor wenigen Wochen in Vietnam eingetroffene Private Eriksson (Michael J. Fox) wird Zeuge, wie sein Sergeant Meserve (Sean Penn) und drei seiner Untergebenen (Don Harvey, John C. Reilly, John Leguizamo) ganz gezielt das Bauernmädchen Oanh (Thuy Thu Lee) entführen und vergewaltigen. Als sie im Zuge eines Gefechts zu strategischem Ballast wird, lässt Meserve sie ermorden. Als noch bedrückender denn das eigentliche Verbrechen empfindet Eriksson seine mangelnde Zivilcourage. Anstatt dem Mädchen zu helfen und sich aktiv einzumischen, konnte er nur hilflos danebenstehen. Um wenigstens die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, macht Eriksson schließlich Meldung bei der Kommandatur.
Basierend auf dem authentischen "Hill-192-Zwischenfall", der 1969 für internationale Furore sorgte, nachdem der Journalist Daniel Lang eine Story darüber im 'New Yorker' veröffentlicht hatte, inszenierte De Palma diesen aufwühlenden, teilweise nur schwer zu ertragenden Kriegsfilm. Dabei bildet "Casualties Of War" bereits die zweite Spielfilmabhandlung zum Thema, die erste ist Michael Verhoevens "o.k." von 1970, die sich die zugrundeliegenden Ereignisse in einer Mischung aus journalistischer Akkuratesse und künstlerischer Verfremdung im bayrischen Wald zutragen ließ und im selben Jahr für einen Skandal bei der Berlinale und schließlich deren vorzeitigen Abbruch sorgte. De Palmas Version fällt im Vergleich dazu natürlich wesentlich glatter und konsumierbarer aus, bleibt als Beispiel gleichsam geschickter wie hemmungsloser inszenatorischer Gefühlsmanipulation jedoch umso stärker im Gedächtnis des Zuschauers haften. Die Szenen, die Oanhs Leidensweg beschreiben, sind von bis heute kaum mehr erreichter Intensität, was wahrwscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass sich das Ungeheuerliche hier ausnahmsweise nicht wie gewohnt in einem unabhängig produzierten oder sleazigen Undergroundfilm zuträgt, sondern in einem starbesetzten Hochglanz-Studiofilm, mit dem jungen Michael J. Fox als prononciert universellem Rezeptionsagenten. Hinzu kommt Ennio Morricones tragischer Score, der von der Panflöte bis hin zu Himmelschorälen alle Register pathetischer Filmmusik auf das Grandioseste zieht.
Anders als die aus derselben umfangreichen Kriegsfilmgeneration stammenden "Platoon" oder "Full Metal Jacket", die, womöglich zurückzuführen auf den hohen Wiedererkennungswert einzelner Szenen oder auch auf formal Triviales wie ihre treibende Songauswahl, eine gewisse allgemeine "kultische" Betrachtungsebene erreicht haben, ist "Casualties Of War" nach wie vor ein Film, den man sich phasenweise höchst ungern anschaut. Weil er zugleich unendlich traurig ist und sein Publikum darüberhinaus ohnmächtig und sprachlos zurücklässt. Desweiteren zeigt er die losgelöste Entmenschlichung junger amerikanischer Männer auf scheinbar realitätsfremdem Terrain auf eine so eingängige Weise wie kaum ein anderer Genrtefilm. Allein darin liegt, bei aller berechtigten Kritik an seinen Establishment-Wurzeln und seiner politischen Undifferenziertheit, sein hohes Verdienst.
9/10
Brian De Palma Vietnamkrieg Vergewaltigung Daniel Lang Transgression Kidnapping