"Go on and cry. You'll pee less, as my grandma used to say."
Postcards From The Edge (Grüße aus Hollywood) ~ USA 1990
Directed By: Mike Nichols
Nach einem überdosierten, lebensgefährlichen Medikamente-Cocktail muss der süchtigen Film-Aktrice Suzanne Vale (Meryl Streep) der Magen ausgepumpt werden. Für sie ein deutliches Signal, etwas zu ändern. Der folgende Aufenthalt in einer Suchtklinik bringt sie deutlich nach vorn, doch die Bewährungsproben, die das Leben in Form promisker Hollywood-Produzenten (Dennis Quaid) und vor allem in Person ihrer gelinde gesagt komplizierten Mutter (Shirley MacLaine) für sie bereithält, stellen erst die wahre Bewährungsprobe für Suzanne dar...
Basierend auf Carrie Fishers semibiographischem Roman und Script wandte sich Mike Nichols nach seinem völlig zu Unrecht untergegangenen, weil sehr sehenswerter Militärdramödie "Biloxi Blues" einem weiteren aufzuarbeitenden Frauenschicksal zu; wiederum mit der begnadeten Meryl Streep. Diese gibt die für sie ungewöhnliche Rolle einer drogensüchtigen Schauspielerin, also eine im Vergleich zu ihrer realen persona recht diametral angelegte Charakterstudie. Nachdem sie in "Ironweed" bereits eine Alkoholikerin darzustellen hatte, war sie auf diesem Terrain zumindest nicht mehr ganz unbeleckt. Den eigentlichen Nukleus der Geschichte bildet allerdings nicht so sehr die nach und nach in den Griff bekommene Medikamentensucht Suzanne Vales, sondern das schwierige Verhältnis zwischen ihr und ihrer Mutter, einem einstmals selbst gefeierten, welkenden Hollywoodstar, der wiederum mit zunehmender Altersverzweiflung dem Alkohol zuspricht und nicht einsehen will, das seine Zeit abgelaufen und reif für eine Beerbung ist. Fishers Erzählung, eine Spiegelung ihrer eigenen, von Schwierigkeiten geprägten Beziehung zu ihrer Mutter Debbie Reynolds (die sogar die entsprechende Rolle im Film spielen wollte, jedoch zu Gunsten MacLaines fallengelassen wurde) und Nichols' Inszenierung legen das Hauptaugenmerk auf ebendiesen Generationskonflikt sowie haufenweise mehr oder minder satirisch gefärbter Seitenhiebe gegen die faktisch menschenverachtende Filmindustrie. Während Ebert bemängelte, dass der Film die Chance verpasst, sich erschöpfend mit einer Suchtrekonvaleszenz auseinanderzusetzen, halte ich gerade dies für eine seiner Stärken inmitten des üblichen "Qualitätskino-Syndroms": Entgiftung, Entwöhnung, Entsagung kann man andernorts wesentlich authentischer und berührender dargestellt vorfinden als von einer für solche Fälle ohnehin eher ungeeigneten Streep. So läuft "Postcards From The Edge", abgesehen von mancherlei allzu sehr geglätteten Facetten, die mit Nichols ohnehin zunehmend domestizierter Art der Werkbearbeitung einhergehen, vornehmlich reibungslos.
7/10
Mike Nichols Carrie Fisher Hollywood Mutter-Tochter Drogen Alkohol Sucht Film im Film Kalifornien
Postcards From The Edge (Grüße aus Hollywood) ~ USA 1990
Directed By: Mike Nichols
Nach einem überdosierten, lebensgefährlichen Medikamente-Cocktail muss der süchtigen Film-Aktrice Suzanne Vale (Meryl Streep) der Magen ausgepumpt werden. Für sie ein deutliches Signal, etwas zu ändern. Der folgende Aufenthalt in einer Suchtklinik bringt sie deutlich nach vorn, doch die Bewährungsproben, die das Leben in Form promisker Hollywood-Produzenten (Dennis Quaid) und vor allem in Person ihrer gelinde gesagt komplizierten Mutter (Shirley MacLaine) für sie bereithält, stellen erst die wahre Bewährungsprobe für Suzanne dar...
Basierend auf Carrie Fishers semibiographischem Roman und Script wandte sich Mike Nichols nach seinem völlig zu Unrecht untergegangenen, weil sehr sehenswerter Militärdramödie "Biloxi Blues" einem weiteren aufzuarbeitenden Frauenschicksal zu; wiederum mit der begnadeten Meryl Streep. Diese gibt die für sie ungewöhnliche Rolle einer drogensüchtigen Schauspielerin, also eine im Vergleich zu ihrer realen persona recht diametral angelegte Charakterstudie. Nachdem sie in "Ironweed" bereits eine Alkoholikerin darzustellen hatte, war sie auf diesem Terrain zumindest nicht mehr ganz unbeleckt. Den eigentlichen Nukleus der Geschichte bildet allerdings nicht so sehr die nach und nach in den Griff bekommene Medikamentensucht Suzanne Vales, sondern das schwierige Verhältnis zwischen ihr und ihrer Mutter, einem einstmals selbst gefeierten, welkenden Hollywoodstar, der wiederum mit zunehmender Altersverzweiflung dem Alkohol zuspricht und nicht einsehen will, das seine Zeit abgelaufen und reif für eine Beerbung ist. Fishers Erzählung, eine Spiegelung ihrer eigenen, von Schwierigkeiten geprägten Beziehung zu ihrer Mutter Debbie Reynolds (die sogar die entsprechende Rolle im Film spielen wollte, jedoch zu Gunsten MacLaines fallengelassen wurde) und Nichols' Inszenierung legen das Hauptaugenmerk auf ebendiesen Generationskonflikt sowie haufenweise mehr oder minder satirisch gefärbter Seitenhiebe gegen die faktisch menschenverachtende Filmindustrie. Während Ebert bemängelte, dass der Film die Chance verpasst, sich erschöpfend mit einer Suchtrekonvaleszenz auseinanderzusetzen, halte ich gerade dies für eine seiner Stärken inmitten des üblichen "Qualitätskino-Syndroms": Entgiftung, Entwöhnung, Entsagung kann man andernorts wesentlich authentischer und berührender dargestellt vorfinden als von einer für solche Fälle ohnehin eher ungeeigneten Streep. So läuft "Postcards From The Edge", abgesehen von mancherlei allzu sehr geglätteten Facetten, die mit Nichols ohnehin zunehmend domestizierter Art der Werkbearbeitung einhergehen, vornehmlich reibungslos.
7/10
Mike Nichols Carrie Fisher Hollywood Mutter-Tochter Drogen Alkohol Sucht Film im Film Kalifornien