"You need to put up some curtains, so you don't have to look at your future."
Everything Must Go (Alles muss raus) ~ USA 2010
Directed By: Dan Rush
Nick Halsey (Will Ferrell) wird am gleichen Tag aus seiner gut bezahlten Stellung gefeuert und von seiner Frau vor die Tür gesetzt. Als Alkoholiker, der er nunmal ist, resigniert er zunächst angesichts dieses persönlichen Debakels und setzt sich mittellos zu seinem Kram in den heimischen Vorgarten, um sich dort rund um die Uhr volllaufen zu lassen. Erst ein einsamer Junge (Christopher Jordan Wallace) und eine gegenüber eingezogene neue Nachbarin (Rebecca Hall) lassen ihn neuen Lebensmut schöpfen.
"Loslassen lernen" heißt die goldene, fazitäre Regel in jeder Therapie für Angehörige von Alkohol- und Drogenabhängigen. Dass ebendiese Maxime auch für den primär Betroffenen von einigem Wert sein kann, lehrt Dan Rushs hoffnungsvolleCronik eines angekündigt am Leben Scheiternden. Zwar ist Nick Halsey nicht unbedingt jemand, der jedwede persönliche Krise mit dem Griff zur Pulle beantwortet, aber ein einmaliger Ausrutscher zieht dennoch, wie es bei Süchtigen üblich ist, einen neuen Langzeitbesuch im Sumpf nach sich. Damit ist Nick Halsey die eigentlich höchst unkomische Konterkarierung von Will Ferrells sieben Jahre zuvor unterwegs Befindlichem, unheilbar postpubertärem Frank "The Tank" Ricard, der in "Old School" die existenzielle Konsequenz zog, dass ein Erwachsenwerden, oder eben ein "Loslassen" von liebgewonnenen, ungesunden Gewohnheiten einen nicht unbedingt glücklicher machen muss. Irgendwann, früher oder später, ist eine finale Absage an die eine oder andere im Leben aber meist doch Tagesordnung, sonst geht man halt vor die Hunde. Diese Maßregel mag wenig sympathisch, geschweige denn libertinär sein, ist in unserer Maß- und Haudraufgesellschaft aber leider ein unliebsames Obligatorium, soviel erkennt, mit einigem Bedauern, auch "Everything Must Go" Als Nick Halsey später von ein paar weiteren Hiobsbotschaften nochmals in den Staub seiner Lebenstrümmer getreten wird und dann wehmütig an seinem Minimart vorbeiläuft, ohne hineinzugehen und sich die üblichen zwei Sechserpacks zu besorgen, zeugt von größtmöglicher Stärke und lässt sich durchaus als großer Silberstreif am Horizont begreifen, auch wenn Rush uns am Ende, Hand in Hand mit seinem Protagonisten in eine gehörig ungesicherte Zukunft entlässt.
Dass Ferrell indes den Mut aufgebracht hat, mal nicht den Spinner zu geben, der seine große Mittlebenskrise nur als Ausflucht für einen neuerlichen, infantilen Regress nutzt, macht staunen. Das heißt aber nicht, dass ich ihn demnächst nicht doch gern wieder in alter Form sähe. Aber "Casa De Mi Padre" ist ja schon unterwegs.
8/10
Dan Rush Arizona Sucht Vorort Alkohol Will Ferrell
Everything Must Go (Alles muss raus) ~ USA 2010
Directed By: Dan Rush
Nick Halsey (Will Ferrell) wird am gleichen Tag aus seiner gut bezahlten Stellung gefeuert und von seiner Frau vor die Tür gesetzt. Als Alkoholiker, der er nunmal ist, resigniert er zunächst angesichts dieses persönlichen Debakels und setzt sich mittellos zu seinem Kram in den heimischen Vorgarten, um sich dort rund um die Uhr volllaufen zu lassen. Erst ein einsamer Junge (Christopher Jordan Wallace) und eine gegenüber eingezogene neue Nachbarin (Rebecca Hall) lassen ihn neuen Lebensmut schöpfen.
"Loslassen lernen" heißt die goldene, fazitäre Regel in jeder Therapie für Angehörige von Alkohol- und Drogenabhängigen. Dass ebendiese Maxime auch für den primär Betroffenen von einigem Wert sein kann, lehrt Dan Rushs hoffnungsvolleCronik eines angekündigt am Leben Scheiternden. Zwar ist Nick Halsey nicht unbedingt jemand, der jedwede persönliche Krise mit dem Griff zur Pulle beantwortet, aber ein einmaliger Ausrutscher zieht dennoch, wie es bei Süchtigen üblich ist, einen neuen Langzeitbesuch im Sumpf nach sich. Damit ist Nick Halsey die eigentlich höchst unkomische Konterkarierung von Will Ferrells sieben Jahre zuvor unterwegs Befindlichem, unheilbar postpubertärem Frank "The Tank" Ricard, der in "Old School" die existenzielle Konsequenz zog, dass ein Erwachsenwerden, oder eben ein "Loslassen" von liebgewonnenen, ungesunden Gewohnheiten einen nicht unbedingt glücklicher machen muss. Irgendwann, früher oder später, ist eine finale Absage an die eine oder andere im Leben aber meist doch Tagesordnung, sonst geht man halt vor die Hunde. Diese Maßregel mag wenig sympathisch, geschweige denn libertinär sein, ist in unserer Maß- und Haudraufgesellschaft aber leider ein unliebsames Obligatorium, soviel erkennt, mit einigem Bedauern, auch "Everything Must Go" Als Nick Halsey später von ein paar weiteren Hiobsbotschaften nochmals in den Staub seiner Lebenstrümmer getreten wird und dann wehmütig an seinem Minimart vorbeiläuft, ohne hineinzugehen und sich die üblichen zwei Sechserpacks zu besorgen, zeugt von größtmöglicher Stärke und lässt sich durchaus als großer Silberstreif am Horizont begreifen, auch wenn Rush uns am Ende, Hand in Hand mit seinem Protagonisten in eine gehörig ungesicherte Zukunft entlässt.
Dass Ferrell indes den Mut aufgebracht hat, mal nicht den Spinner zu geben, der seine große Mittlebenskrise nur als Ausflucht für einen neuerlichen, infantilen Regress nutzt, macht staunen. Das heißt aber nicht, dass ich ihn demnächst nicht doch gern wieder in alter Form sähe. Aber "Casa De Mi Padre" ist ja schon unterwegs.
8/10
Dan Rush Arizona Sucht Vorort Alkohol Will Ferrell