"You look like a king, Dad!"
Barney's Version ~ CA/I 2010
Directed By: Richard J. Lewis
Als die heimtückische Alzheimer Krankheit sein Leben und seine Erinnerungswelt zu infiltrieren beginnt, lässt der Soap-Produzent Barney Panofsky (Paul Giamatti) sein erstaunliche, prall gefüllte Biographie nochmal Revue passieren: Über seine tragische erste Ehe und die übereilte zweite bis hin zur dritten mit seiner großen Lebensliebe Miriam (Rosamund Pike), die Barney selbst in den Sand setzt.
Warum mich "Barney's Version" so sehr mitnahm und berührte, kann ich eigentlich gar nicht ganz genau bestimmen, vielleicht befand ich mich auch lediglich in der richtigen Laune dafür. Das Rad erfindet er ganz gewiss nicht neu. Ich kenne die Romanvorlage von Mordecai Richler (dem der Film gleichsam gewidmet ist) nicht, aber hätte man mich im Vorhinein raten lassen, ich hätte bezüglich der Inspirationsquelle für Barney Panofskys Vita wohl eher auf ein frühes Epos von John Irving getippt. Allzu bizarr und dabei romantisch sind die Erlebnisse dieses Lebemannes, der zu jeder Zeit gute Zigarren und guten Whiskey schätzt, die Tradition seiner jüdischen Herkunft, und darin ähnelt er seinem Vater (fulminant: Dustin Hoffman), nur höchst unzureichend bedient und einen unverfälschten und vor allem unbestechlichen Blick auf das Dasein hat - bis ein wohl von jedermann gefürchtetes Krankheitsbild ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Doch "Barney's Version" ist keinesfalls das simple, melancholische Porträt eines schweren Krankheitsverlaufs, er ähnelt mehr der großen, schönen Achtzigerschnulze "Terms Of Endearment", wenn er die so sorgsam vorgestellte Biographie seines Heden irgendwann zu einem - leider nur allzu schlüssigen - Abschluss bringt. Lewis' Film macht sich nicht durch hintergründige Unvorhersehbarkeiten oder Unwägbarkeiten interessant, er will nur in Ruhe seinen Erzählteppich ausbreiten und zu zweistündigem, gemütlichen Verweilen darauf einladen, ohne umstürzlerisch zu wirken oder einen durch eine rezeptionistische Spießrute zu schicken. Das ist manchmal ebenso bequem wie dankenswert.
9/10
Ehe Familie period piece Richard J. Lewis Biopic Alzheimer
Barney's Version ~ CA/I 2010
Directed By: Richard J. Lewis
Als die heimtückische Alzheimer Krankheit sein Leben und seine Erinnerungswelt zu infiltrieren beginnt, lässt der Soap-Produzent Barney Panofsky (Paul Giamatti) sein erstaunliche, prall gefüllte Biographie nochmal Revue passieren: Über seine tragische erste Ehe und die übereilte zweite bis hin zur dritten mit seiner großen Lebensliebe Miriam (Rosamund Pike), die Barney selbst in den Sand setzt.
Warum mich "Barney's Version" so sehr mitnahm und berührte, kann ich eigentlich gar nicht ganz genau bestimmen, vielleicht befand ich mich auch lediglich in der richtigen Laune dafür. Das Rad erfindet er ganz gewiss nicht neu. Ich kenne die Romanvorlage von Mordecai Richler (dem der Film gleichsam gewidmet ist) nicht, aber hätte man mich im Vorhinein raten lassen, ich hätte bezüglich der Inspirationsquelle für Barney Panofskys Vita wohl eher auf ein frühes Epos von John Irving getippt. Allzu bizarr und dabei romantisch sind die Erlebnisse dieses Lebemannes, der zu jeder Zeit gute Zigarren und guten Whiskey schätzt, die Tradition seiner jüdischen Herkunft, und darin ähnelt er seinem Vater (fulminant: Dustin Hoffman), nur höchst unzureichend bedient und einen unverfälschten und vor allem unbestechlichen Blick auf das Dasein hat - bis ein wohl von jedermann gefürchtetes Krankheitsbild ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Doch "Barney's Version" ist keinesfalls das simple, melancholische Porträt eines schweren Krankheitsverlaufs, er ähnelt mehr der großen, schönen Achtzigerschnulze "Terms Of Endearment", wenn er die so sorgsam vorgestellte Biographie seines Heden irgendwann zu einem - leider nur allzu schlüssigen - Abschluss bringt. Lewis' Film macht sich nicht durch hintergründige Unvorhersehbarkeiten oder Unwägbarkeiten interessant, er will nur in Ruhe seinen Erzählteppich ausbreiten und zu zweistündigem, gemütlichen Verweilen darauf einladen, ohne umstürzlerisch zu wirken oder einen durch eine rezeptionistische Spießrute zu schicken. Das ist manchmal ebenso bequem wie dankenswert.
9/10
Ehe Familie period piece Richard J. Lewis Biopic Alzheimer