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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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SABOTAGE (Alfred Hitchcock/UK 1936)



"What you need now is a good cry."

Sabotage ~ UK 1936
Directed By: Alfred Hitchcock


Eine Terrorvereinigung mit dem Ziel allgemeiner Desorientierung macht London unsicher. Nach einem ersten Anschlag, der lediglich eine Unterbrechung der Stromversorgung verursacht hat, soll der Kinobetreiber Verloc (Oscar Homolka), der sich als Handlanger für die Terroristen ein paar Pfund nebenbei verdient, eine Zeitbombe am Picadilly Circus platzieren - zur Hauptgeschäftszeit! In der Nachbarschaft von Verlocs Kino lauert jedoch schon der als Gemüseverkäufer getarnte Polizist Spencer (John Loder) auf den Unhold - und nicht auf ihn. Spencer hat zugleich ein Auge auf Verlocs hübsche junge Frau Sylvia (Sylvia Sidney) geworfen, die erst vor kurzem aus den USA gekommen und mit Verloc eine Zweckehe eingegangen ist, von der auch Sylvias kleiner Bruder Stevie (Desmond Tester) profitieren sollte. Als Verloc Stevie für den Bombenanschlag missbraucht und der Junge dabei stirbt, verliert Sylvia ihr letztes Fünkchen ehelichen Anstands.

Ein sehr ernsthaft konnotierter Versuch, sich mit den Gefahren öffentlichkeitsorientierten Terrors, im zeitnahen Volksmund noch etwas kriminologischer als "Sabotage" bezeichnet, zu befassen. Das Thema wird Hitchcock noch öfter beschäftigen, hier ist es eingebunden in einen umfangreichen Fragenkomplex über Schuld und Sühne. Zudem gibt "Sabotage" ein wenig Aufschluss darüber, wo die persönlichen Sympathien des Meisters lagen: Karl Verloc, dessen Entscheidung, zum Verbrecher zu werden, eher aus der Not geboren wird, wird als mitleiderregender Feigling bezeichnet, der seine letzten Boni verspielt, als er den durch seine Schuld verursachten Tod des Jungen mit einer Handbewegung herunterzuspielen versucht. Dass Hitch ein eher sadistisches Verhältnis zu Kindern pflegte, zeigt das Ende des kleinen Stevie. Ein Lausbub, wie er im Buche steht, dessen Trödeleien schließlich durch die überraschende Explosion der Bombe bestrat werden. Dieses dramaturgische Moment hat man Hitchcock noch vielfach angekreidet und er selbst räumte später ein, dass er den Bogen mit dem Tode des Jungen womöglich überspannt hat. Ein eher ambivalentes Verhältnis pflegt Hitch zu dem verdeckt ermittelnden Polizisten. Dessen Figur bleibt eindimensional und eine bloße emotionale Stütze der Heldin. Die putzige Sylvia Verloc wird indes als Protagonistin angelegt. Als Exilamerikanerin gebührt ihr schonmal ein besonderer Status, dann ist sie liebenswert aufgrund ihrer zunächst unerschütterlichen Loyalität zu ihrem Mann, den, obschon sie ihn nicht liebt, sie anfänglich nie ans Messer liefern würde. Ergo besorgt sie die überfällige Strafe am Ende selbst. "Sabotage" zeichnet eine recht finstere, bedrückende Atmosphäre, bringt jedoch die Suspense-Idee Hitchcocks speziell in der Szene, in der Stevie die Bombe transportiert, bereits formidabel auf den Punkt. Heading for more of that!

8/10

Ehe Terrorismus London Alfred Hitchcock Joseph Conrad Kino



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Funxton

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