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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM (Robert Siodmak/BRD 1957)



"Ihr könnt ma' jar nix. Ick bin doch een'n'fuffzich!"

Nachts, wenn der Teufel kam ~ BRD 1957
Directed By: Robert Siodmak


Berlin, 1944: Der imbezile Gelegenheitsarbeiter Bruno Lüdke (Mario Adorf) tingelt durchs ganze Reich und bringt unerkannt Frauen um - über 80 Morde werden ihm später nachgewiesen. Kriminalkommissar Axel Kersten (Claus Holm), ein ausgesprochener Gegner der "Partei", kommt Lüdke auf die Spur und kann ihm diverse Geständnisse entlocken. Nachdem die SS Kerstens Fahndungserfolg zunächst euphorisch feiert und Lüdke politisch als Exempel für Sterilisations- und Euthanasiepraktiken zu statuieren gedenkt, wendet sich plötzlich das Blatt: Ein Individuum wie Lüdke dürfte im NS-Staat gar nicht existieren, versichert man Kersten, der prompt zur Ostfront entsendet wird, derweil Lüdke zur "Geheimsache" erklärt und klammheimlich liquidiert wird.

Back in Germany erlebte Siodmak nochmal eine höchst fruchtbare künstlerische Phase, bevor er sein Talent an mehr oder minder halbseidene Auftragsarbeiten, darunter die "Sternau"-Filme nach Karl May, vergeudete. "Nachts, wenn der Teufel kam" wurde recht euphorisch abgefeiert, dabei ist seine Historizität höchst umstritten: Ob Bruno Lüdke, einer der ersten namentlich im Film auftauchenden, authentischen Charaktere der Kriminalhistorie, tatsächlich all die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, gilt mittlerweile als sehr spekulativ, ebenso wie der ihm zugrunde liegende Tatsachenbericht aus einer Polizeizeitschrift. Siodmak erklärte, es ginge ihm auch wesentlich prägnanter um die Darstellung der Justizhandhabung zur Zeit des Dritten Reichs und dass der Film eine Parabel auf die ungeheuren populistischen Praktiken sei, mit denen ihrerzeit verhandelt wurde. Nun, am Untadeligsten an dieser rein filmisch betrachtet natürlich bemerkenswerten Arbeit, ist fraglos Siodmaks Inszenierung, wobei besonders eine bravourös montierte, transzendente Szene, in der Lüdke aus der Erinnerung einen Tathergang rekonstruiert und dabei flink wie ein Rehlein durch Wald und Flur flitzt und hüpft, im Gedächtnis bleiben wird. Von bestechender Kunst auch Mario Adorfs Darstellung, die nicht nur ihrem Akteur einen der hervorstechendsten filmographischen Einträge beschert hat, sondern auch maßstabssetzend ist für etliche weitere deutsche Serienmörder im Film.

8/10

Berlin WWII Nationalsozialismus Serienmord Robert Siodmak



Filmtagebuch von...

Funxton

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