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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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IM JULI (Fatih Akin/D, HU, TR 2000)



"Und das hast du alles erlebt?"

Im Juli ~ D/HU/TR 2000
Directed By: Fatih Akin


Als die Hamburger Tandverkäuferin Juli (Christiane Paul) den Referendar Daniel Bannier (Moritz Bleibtreu) entdeckt, verliebt sie sich schnurstracks in ihn und versucht, ihn zu Gegenseitigem zu bewegen. Die mittels metaphysischem Symbolismus durchgeführte Aktion geht jedoch nach hinten los: Daniel verguckt sich am selben Abend in die Türkin Melek (Idil Üner), soeben auf dem Weg nach Istanbul, um dort ihren freund zu treffen. Kurzentschlossen reist Daniel ihr per PKW hinterher - zusammen mit Juli, die ihm zufällig bei Anbruch seiner Tour als Tramperin über den Weg läuft. Eine turbulente Reise folgt, die für alle Seiten unerwartet endet.

Trotz sehr differierender stilistischer und geistiger Orientierung ist die direkte Blutsverwandtschaft zwischen "Kurz und schmerzlos" und "Im Juli", mit dem Akin zugleich der letzten großen Sonnenfinsternis im August 99 ein Denkmal setzte, unübersehbar: Der eine Film endet mit dem prägnanten Antlitz Mehmet Kurtulus', der andere beginnt mit selbigem - wobei die jeweils von ihm interpretierten Parts beinahe identisch sein könnten. In beiden Werken inszeniert Akin sich selbst in Minirollen als wichtigen Stichwortgeber für den Plot; ganz abgesehen davon, dass diverse weitere Bekannte aus "Kurz und schmerzlos" hier wieder auftauchen. Allerdings hat es auch feine Gastauftritte wundebarer "neuer" Gesichter, darunter die atemberaubende, zuvor Kusturicas fulminantem "Crna Macka, Beli Macor" aufgetretene Serbin Branka Katic sowie erstmals Birol Ünel, die vermutlich coolste Sau des deutschen Films seit der Jahrtausendwende. Dass "Im Juli" nebenbei als eine einzige große Liebeserklärung an sein Protagonistenpaar durchgeht, beweist, wie mit welch familiärer Warmherzigkeit der Regisseur seine Darsteller beäugt. Ansonsten demonstriert Akin erneut, dass er in Filmgeschichte aufgepasst hat: Christiane Paul und Moritz Bleibtreu sind späte Nachfahren der Screwball-Urkonstellation Hepburn und Grant (bzw. später dann Streisand und O'Neal) und auch die Road-Movie-Kiste, die wesentlich beinhaltet, dass am Reiseende ein anderer Mensch ankommt als jener, der sie einst angetreten hat, beläuft sich auf klassisches Kinogut (s. "Sullivan's Travels"). Dabei will "Im Juli" nicht innovativ sein, er will berühren. Und das schafft er, mühelos sogar. Falls es die Porno-Verballhornung "In Juli" übrigens noch nicht geben sollte, beanspruche ich hiermit schonmal gleich die Rechte.

8/10

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Funxton

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