Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

HAROLD AND MAUDE (Hal Ashby/USA 1971)



"Go and love some more!"

Harold And Maude ~ USA 1971
Directed By: Hal Ashby


Den reichen, jungen Harold Chasen (Bud Cort) als "todessehnsüchtig" zu bezeichnen ginge zu weit; seine Faszination vom Endgültigen beschränkt sich auf lustige Suizidinszenierungen, Beerdigungstourismus und heimliche Observierungen von Arbeiten mit der Abrissbirne. Harolds übermächtige Mutter (Vivian Pickles) übernimmt vermeintlich das Denken für ihn, doch kann auch sie nicht verhindern, dass ihr Filius sämtliche Heiratskandidatinnen in Rekordzeit aus dem Hause ekelt und aus seinem schicken Jaguar Coupé einen Leichenwagen bastelt. Als Harold auf einer Beerdigung die knapp achtzigjährige KZ-Überlebende Maude (Ruth Gordon) kennenlernt, erhält er ein paar Lebenslektionen, die diesen Namen ausnahmsweise einmal wirklich verdienen.

Geplättet vom "Easy Rider" - Erfolg ging auch die Studiokonkurrenz Wagnisse ein, die vorher und auch heute undenkbar wären. "Harold And Maude" reckt seinen großen, symbolischen Mittelfinger allem entgegen, was in der abendländischen Gesellschaft unter 'konventionell' firmiert. Diese Geschichte um Gerontophilie (die ja tatsächlich gar keine ist; Harold verliebt sich doch bloß in diese viermal so alte Frau, weil sie die erste weibliche Person in seinem Leben darstellt, die sich als wirklich liebenswert erweist) und den Widerstand gegen jedwede Form von repressiver Autorität ist mehr punk als jeder folgende Film der Dekade; hat er es doch gar nicht nötig, seine Anarchie als körperliche Tätlichkeit zu vermitteln. O.-Ton Maude: "Ich habe es nicht mehr nötig, die Menschen anzugreifen. Heute umarme ich sie." Diese charmante, intelligente Frau, die den Tod in seiner schlimmsten Variante kennengelernt hat, ist das diametrale Gegenteil von verbittert und plädiert für alles, was zählt: Uneingeschränkte Selbstbestimmung, Rebellion gegen die Obrigkeit, das unbedingte Hinwegsetzen über verfilzte Moralvorstellungen; schließlich die unerlässliche, pure Freude am Sein, am Moment. Und Ashbys Film? Der formuliert seinen kategorischen Imperativ so unmissverständlich, unüberhörbar, aufrichtig und wahrhaftig wie kein zweiter: LEBE!

10/10

Hal Ashby New Hollywood Paraphilie



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare