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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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BROKEN TRAIL (Walter Hill/USA 2006)



"We're all travelers in this world. From the sweet grass to the packing house. Birth 'til death. We travel between the eternities."

Broken Trail ~ USA 2006
Directed By: Walter Hill


Im Jahre 1898 treiben Prentice "Print" Ritter (Robert Duvall) und sein Neffe Tom Harte (Thomas Haden Church) eine große Herde Mustangs von Oregon nach Wyoming, um sie dort für den späteren Einsatz in der britischen Armee zu verkaufen. Unterwegs geraten sie an den üblen Menschenhändler Billy Fender (James Russo), der fünf just nach San Francisco verschiffte chinesische Jungfrauen für die Puffmutter Big Rump Kate (Rusty Schwimmer) nach dem Minenstädtchen Caboo City bringen soll. Fender jedoch kann die kleptomanischen Finger nicht bei sich behalten und baumelt bald an einem Strick. Nun müssen Print, Tom und der mittlerweile ebenfalls hinzugestoßene Tagelöhner Gilpin (Scott Cooper) die Obhut für die fünf Asiatinnen, die kein Wort Englisch sprechen, übernehmen. Als Big Rump Kate vom heldenhaften Auftritt der Cowboys erfährt, reagiert sie jedoch ziemlich ungehalten und schickt ihnen den üblen Pferdedieb und Killer Big Ears (Chris Mulkey) auf den Hals.

"Broken Trail", Walter Hills bislang letzte, als Zweiteiler für das Fernsehen konzipierte Regiearbeit, muss wohl zu den schönsten und geschlossensten Arbeiten des Regisseurs gezählt werden. Alles ist hier im Einklang, es scheint, als wandle Hill direkt in John Fords Fußstapfen, habe das Wesen und den Geist des Alten Westens zur Gänze erfasst und wolle nun den Beweis dafür antreten. Der Film schwelgt in einigen der schönsten Landschaftsaufnahmen, die ich je gesehen habe, erklärt die Menschen, zumindest jene, die es verdienen, zu einem unseparierbaren Teil des Landes, hegt einen ungeheuren Respekt für seine Figuren und vermittelt eine emotionale und atmosphärische Ausgeglichenheit, die von dem Hill von vor 30 Jahren nie denkbar gewesen wäre. Trotz seiner stolzen Erzählzeit hält "Broken Trail", besonders durch die großartige Darbietung von Robert Duvall, seine Zuschauer permanent bei Aufmerksamkeit und Interesse. Unglaublicherweise sind gerade die ruhigsten Szenen, nämlich die am abendlichen Lagerfeuer, in denen im Grunde nichts passiert außer aufrichtigen Gesprächen zwischen desillusionierten alten Männern oder vielleicht einem kleinen Tänzchen zum Fidelspiel, Herz und Motor von "Broken Trail". Und noch manches mehr erfährt man über die alten Tage in der Prärie; dass Cowboys nicht nur Karnickel, sondern auch Biskuit mit Marmelade zu verzehren pflegten zum Beispiel, dass die meisten von ihnen durch den permanenten Sattelsitz irgendwann o-beinig wurden, dass es ziemlich unangenehm sein konnte, sich den Arsch mit Salbeiblättern abzuwischen oder das Hofhunde gern die Samenstränge frisch kastrierter Ochsen schlabbern. "Broken Trail" ist Romantizismus und Wahrheit, beides schmerzhaft ehrlich, beides von traumwandlerischer Schönheit.
Dass dieser Film es mit den geringen, notwendigen Modifikationen vielleicht, nicht ins Kino geschafft hat, ist eigentlich ein Skandal.

9/10

Walter Hill Cowboy Wyoming



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Funxton

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