

FLAMMEN & CITRONEN (Ole Christian Madsen/DK, D, CZ 2008)
von Funxton ·
02 April 2010
Kategorie:
Kriegsfilm,
Drama
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Zitat entfällt.
Flammen & Citronen (Tage des Zorns) ~ DK/D/CZ 2008
Directed By: Ole Christian Madsen
Am 9. April 1940 wird Dänemark von deutschen Truppen besetzt. Doch regt sich auch dort bald der Widerstand: An vorderster Front kämpfen zwei Attentäter unter den Decknamen 'Flamme' (Thure Lindhardt) und 'Citron' (Mads Mikkelsen) gegen die Okkupanten. Dabei gehen sie im Zuge ihrer Aktionen zunehmend fanatisch und gewissenlos vor, was schließlich bei Citron zum Verlust der Familie und bei Flamme zu einer ins Neurotische abgleitenden Form des Misstrauens führt, besonders als dieser nicht mehr zur Gänze zu erkennen vermag, wem er noch vertrauen kann und wem nicht. Als Flamme es aus persönlichen Gründen mit dem Gestapochef Hoffmann (Christian Berkel) aufnimmt, ist sein Schicksal besiegelt. Vor Kriegsende kommen beide posthum zu Nationalhelden erklärten Widerständler ums Leben.
Mit dem klassischen, auf die besetzten Staaten bezogenen "Résistance"-Begriff bringt man als historischer Laie vor allem die französische Widerstandsbewegung in Verbindung, vielleicht noch die von England aus geleiteten Aktionen. Tatsächlich brachten jedoch auch andere Länder schlagkräftige Untergrundkämpfer hervor, darunter der skandinavische Raum und eben speziell Dänemark, wobei Flamme und Citron dort tatsächlich bis heute als Musterbeispiele für den antidiktatorischen Guerillakampf geführt werden. Madsens Film setzt ihnen ein Denkmal, begeht jedoch nicht den so verlockenden Fehler unkritischer Heldenverklärung. Seine beiden Titelfiguren entwickeln sich zu ausgebrannten Männern mit einem sich potenzierenden Hang zu gewissenloser Brutalität. Interessanterweise sind es hier, im Gegensatz zur üblichen filmischen Darstellung, weniger Gestapo und SS, die als Gräuelstifter charakterisiert werden als Flamme und Citron selbst. Ihre Hemmschwellen werden nach und nach geringer, ihre Machtdemonstrationen färben sich zunehmend persönlich. Schließlich klebt auch das Blut Unschuldiger an ihren Händen. "Flammen" & "Citronen" begibt sich somit auf einen durchaus ungewöhnlichen thetischen Pfad: Um das Böse im Namen humaner Gerechtigkeit effektiv bekämpfen zu können, muss man zuweilen selbst in Kauf nehmen, von der Licht- auf die Schattenseite zu wechseln.
Madsen inszeniert dabei bewusst an amerikanischen Vorbildern orientiert. Wenn seine Widerständler, gewandet in Trenchcoat und Stetson und bewaffnet mit Schmeisser und Thompson auf die Nazis feuern, könnte man sie glatt mit John Dillinger oder Pretty Boy Floyd verwechseln. Allerdings erweist sich dieses zunächst bizarr anmutende Gangster-Guerilla-Bild im Schulterschluss mit dem kritischen Beobachtungsvektor überraschenderweise als gar nicht mal unpassend.
7/10
Biopic Widerstand Nationalsozialismus Daenemark WWII period piece Ole Christian Madsen Historie
Flammen & Citronen (Tage des Zorns) ~ DK/D/CZ 2008
Directed By: Ole Christian Madsen
Am 9. April 1940 wird Dänemark von deutschen Truppen besetzt. Doch regt sich auch dort bald der Widerstand: An vorderster Front kämpfen zwei Attentäter unter den Decknamen 'Flamme' (Thure Lindhardt) und 'Citron' (Mads Mikkelsen) gegen die Okkupanten. Dabei gehen sie im Zuge ihrer Aktionen zunehmend fanatisch und gewissenlos vor, was schließlich bei Citron zum Verlust der Familie und bei Flamme zu einer ins Neurotische abgleitenden Form des Misstrauens führt, besonders als dieser nicht mehr zur Gänze zu erkennen vermag, wem er noch vertrauen kann und wem nicht. Als Flamme es aus persönlichen Gründen mit dem Gestapochef Hoffmann (Christian Berkel) aufnimmt, ist sein Schicksal besiegelt. Vor Kriegsende kommen beide posthum zu Nationalhelden erklärten Widerständler ums Leben.
Mit dem klassischen, auf die besetzten Staaten bezogenen "Résistance"-Begriff bringt man als historischer Laie vor allem die französische Widerstandsbewegung in Verbindung, vielleicht noch die von England aus geleiteten Aktionen. Tatsächlich brachten jedoch auch andere Länder schlagkräftige Untergrundkämpfer hervor, darunter der skandinavische Raum und eben speziell Dänemark, wobei Flamme und Citron dort tatsächlich bis heute als Musterbeispiele für den antidiktatorischen Guerillakampf geführt werden. Madsens Film setzt ihnen ein Denkmal, begeht jedoch nicht den so verlockenden Fehler unkritischer Heldenverklärung. Seine beiden Titelfiguren entwickeln sich zu ausgebrannten Männern mit einem sich potenzierenden Hang zu gewissenloser Brutalität. Interessanterweise sind es hier, im Gegensatz zur üblichen filmischen Darstellung, weniger Gestapo und SS, die als Gräuelstifter charakterisiert werden als Flamme und Citron selbst. Ihre Hemmschwellen werden nach und nach geringer, ihre Machtdemonstrationen färben sich zunehmend persönlich. Schließlich klebt auch das Blut Unschuldiger an ihren Händen. "Flammen" & "Citronen" begibt sich somit auf einen durchaus ungewöhnlichen thetischen Pfad: Um das Böse im Namen humaner Gerechtigkeit effektiv bekämpfen zu können, muss man zuweilen selbst in Kauf nehmen, von der Licht- auf die Schattenseite zu wechseln.
Madsen inszeniert dabei bewusst an amerikanischen Vorbildern orientiert. Wenn seine Widerständler, gewandet in Trenchcoat und Stetson und bewaffnet mit Schmeisser und Thompson auf die Nazis feuern, könnte man sie glatt mit John Dillinger oder Pretty Boy Floyd verwechseln. Allerdings erweist sich dieses zunächst bizarr anmutende Gangster-Guerilla-Bild im Schulterschluss mit dem kritischen Beobachtungsvektor überraschenderweise als gar nicht mal unpassend.
7/10
Biopic Widerstand Nationalsozialismus Daenemark WWII period piece Ole Christian Madsen Historie