
Da ich selber doppelt involviert bin, nur kurz Inhalts- und Herkunftsangabe, und dann ein Christian Kessler-Zitat.
Also, Jörg Buttgereit (Nekromantik 1+2, Schramm, Todesking) macht ja inzwischen keine Filme mehr, sondern Hörspiele und Theater. Und ab und zu trifft sich das. Hier inszenierte er sein Hörspiel "Video Nasty" für die Filmlektionenreihe im Hau, Berlin, neu für die Bühne. Aber sozusagen als Hörspiel auf der Bühne, d. h. die Sprecher (bekannte Synchronspieler und Schauspieler) stehen auf der Bühne, im Hintergrund ein Geräuschemacher, und lesen wie im Studio das Spiel vor. Dies wurde gefilmt und von Thilo Gosejohann geschnitten und bearbeitet, und das ist der gesehene FIlm. Der wurde erst zum dritten Mal gezeigt.
Inzwischen hat Jörg auch am Theater Dortmund ein ähnliches Projekt inszeniert, siehe auch seine Homepage http://www.joergbuttgereit.com.
Zur Kritik zitiere ich mal, was Herr Kessler in der Splatting Image geschrieben hat (zitiert nach Buttgereits homepage):
Das Resultat verbindet das „schuldige Vergnügen“ an solchen alten Filmen mit einer retrospektiven Neubewertung – statt selbst zu analysieren, überläßt es Buttgereit den Zuhörern, sich einen Reim auf den Zombie-und-Kannibalen-Reigen von einst zu machen. Durch die Neubearbeitung des Hörspiels aber kommt noch eine Drehung der Schraube hinzu. Die Bühnenfassung versieht die akustische Darbietung mit einem Bild: Mehrere Schauspieler sind zu sehen, die, vor Mikros stehend, den Text von einem Blatt zitieren. Die Kulisse ist ausgesprochen reduziert, man wird völlig auf die Stimmen der Interpreten des Textes zurückgeworfen.
Durch die nun erfolgte Filmversion der Performance rückt der Zuschauer den Interpreten dicht auf die Pelle. Hierdurch wird jede Distanz beseitigt, die bei einer Bühne noch vorliegt. Dadurch gewinnt die Darbietung eine ganz neue Dynamik, da man förmlich miterleben kann, wie sich die Schauspieler in den Text hineinschaffen, sich ihr Publikum langsam erarbeiten. Je mehr das Publikum auf die Darbietung reagiert, werden auch die Schauspieler immer mehr angestachelt und mitgerissen, reagieren ihrerseits auf das Publikum. Da Buttgereit und Gosejohann bei der Filmbearbeitung auf filmische Mätzchen vollständig verzichten, die die Distanz wieder aufgebaut hätten, gelingt der Coup ganz vorzüglich. Ich klebte tatsächlich wie gebannt an der Leinwand, klebte an den Lippen der Schauspieler, konnte miterleben, wie jene richtig in den Text hineinwuchsen.
So ist der Film VIDEO NASTY nicht nur eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit, sondern obendrein eine mörderspannende Lehrstunde in Sachen Schauspielerei.
Als Vorfilm gab es den erstaunlich guten und gutgemachten Zombie Warrior (2006) von Daniel Flügger, eigentlich ein homemade Splatter, aber hier mit einer guten Storyidee und wirklich guten Effekten. Klar, beim Nachsynchronisieren und den Masken sieht man noch deutlich das homemade, aber allein einen so gut durchdachten Schlußtwist gibt es sonst bei solchen Produktionen nicht. Sein Langfilm soll ja bald zu haben sein, ich bin gespannt!
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