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Antoine Doinels Filmtagebuch





Foto

Ich seh Ich seh



was du nicht siehst, und das ist ...

Ein abgelegenes, mondänes Haus mit einer schrecklich sterilen Inneneinrichtung.
Ein Maisfeld (wurde extra für den Film gepflanzt), Wald, die herb-bizarr-schöne
Landschaft des Waldviertels, einem Hochplateau, etwa 100 km nördlich von Wien.
Es ist Sommer. Zwei Buben um die zehn, Zwillinge die kaum zu unterscheiden sind,
toben durch das Maisfeld. "Du bist", sagt da der eine zum anderen.
Mutter, die nach einer (Schönheits) Operation heimkommt, den Kopf einbandagiert,
so wie wohl nur in einem Gruselfilm ein Kopf einbandagiert werden kann. "Sie ist so
komisch", meinen die Zwillinge im Film, der das Geschehen konsequent aus der
Sicht der Kinder zeigt. Die Stimmung ist unterkühlt. Ein Vater ist nicht vorhanden,
sein Abbild wurde aus dem Fotoalbum entfernt. "Du bist nicht unsere Mama!"
schreit ein Kind später die Mutter an, es kommt zur Eskalation.

Ich seh Ich seh ist ein schaurig schöner und wunderschön fotografierter(35 mm)
psychologischer und poetischer Horrorfilm, der sich innerhalb altbewährter aber damit auch altbekannter Genrepfade bewegt. Musik, sphärische Klänge von Olga Neuwirth, setzt er nur sparsam aber durchaus effektvoll ein. Er setzt mehr auf Atmosphäre, auf visuelle Irritationen
als auf grelle Schockeffekte, um innerhalb der Genregrenzen seine Geschichte einer
Entfremdung zu erzählen. Ein Thema, das typisch ist für den österreichischen
Autorenfilm, wie er durch Haneke international bekannt wurde. Seine "emotionale Vergletscherung" ist auch hier zu spüren und zu sehen, während auf Seidl, der den Film produzierte eigentlich wenig verweist. Ein wenig sitzt der Film zwischen den Stühlen, denn ein einfach zu konsumierender Gruselfilm, wo man bei Popcorn und Cola sich einfach erschrecken
lässt, und das Blut in Strömen fließt, ist er nicht. Es bedarf einer gewissen Aufmerksamkeit
und Geduld, womit ihm wohl das ganz große Publikum verwehrt bleiben wird.

Das ändert aber nichts daran, dass dieser kleine Horrorfilm recht gelungen ist, und
zu recht auf große positive internationale Resonanz stößt.

Veronika Franz Severin Fiala Horrorgenre



Der Trailer und mehr:

www.ichsehichseh.at
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