

Jeder für sich und Gott gegen alle – Kaspar Hauser, Deutschland 1974
von FakeShemp ·
19 März 2004
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Einen Film vom Herzog zu sehen ist derzeit für mich wie ein tiefes Durchatmen, nachdem man der “Douglas-Hölle“ eines Kaufhauses entkommen ist, direkt auf einen einsamen luftigen Berg. Es gibt also doch noch etwas jenseits der durchfrisierten, von Filmhochschulen erfolgreich abgetöteten, oder sollte ich besser sagen sterilisierten Filmemacherei, das lebt und ansteckend ist. ich hatte erst ein wenig Bedenken, denn das Thema „Kaspar Hauser“ roch ein bisschen nach bemühter Ernsthaftigkeit. Noch dazu ohne Kinski und Urwald! Eingeborenen zwar schon, aber halt diesmal die mit boarischer Tracht…. Doch Herzogs humorvolle und einfühlsame Herangehensweise voller Poesie, ohne übertriebenen Pathos und mal wieder mit einem Minimum an eigentlicher Handlung, reißt die Tore zur Filmmagie weit auf. Bilder, Musik und die unkonventionelle Inszenierung jenseits der dumpfen Gewohnheiten fesseln einen auf diese ganz eigentümliche Art und Weise. Vor allen Dingen aber ist es der charismatische Bruno S. in der Hauptrolle, der allein schon die halbe Miete einfährt. Herzog hatte meist Glück mit seinen Hauptdarstellern. Walter Ladengast ist ebenso ein angenehmer Zeitgenosse, aber auch den anderen schrägen Visagen begegnet man immer wieder gerne. „Kaspar Hauser“ hat einen tiefen Eindruck hinterlassen und abermals kann ich nur oberflächliche Merkmale benennen, auf der unbeholfenen Suche nach dem Weshalb. Schätze, wenn man nicht gleich eine Antwort darauf findet…, dann hat man wohl tatsächlich einen guten Film gesehen. Und mein Mitleid gilt all jenen, die hinter das Geheimnis blicken und den Zauber töten. Auch ein Film sollte wie ein Gehirn sein, das man am Ende tunlichst nicht auseinanderpflückt, um es endlich in eine Schublade stopfen zu können…
Drama Werner Herzog Bruno S. Walter Ladengast
Drama Werner Herzog Bruno S. Walter Ladengast