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FakeShemp's Blog

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Door Into Darkness - Il Tram, Italien 1973



Gestern habe ich es leider nicht mehr geschafft, die zweite Episode zu gucken. Schade eigentlich. Das hätte meine miese Laune sicher gehoben.


Il Tram

Cozzi erzählte vorneweg, dass Regisseur Sirio Bernadotte in Wahrheit Argento sei, der damals seine Reputation als angehendes Filmgenie nicht mit einer "schnöden“ Regiearbeit fürs Fernsehen torpedieren wollte. Zum Glück handelt es sich um Argento, sonst hätte man in Bernadotte wohl eine ernste Konkurrenz für den Meister sehen müssen. Nein, Scherz beiseite, die Handschrift ist unverkennbar die Argentos. Möglicherweise wäre ich auch ohne Cozzi draufgekommen, der mich im Übrigen noch immer rätseln lässt, weshalb der später nicht ebenso einen ruhmreichen Weg als Giallo- oder Horrorregisseur einschlug, nach seinem sehenswerten Einstand…, aber das ist eine andere Geschichte.
"Il Tram“ gefiel mir so richtig gut und bestärkte in mir erneut das Interesse speziell für Darios frühe Werke bis einschließlich "Deep Red“. Bisher habe ich meist "Suspiria“ und "Inferno“ favorisiert. Ab und an aber auch schon "Deep Red“…, doch das, was ich am guten Argento schätze, findet sich für mich wohl zunehmend in seinen weniger übernatürlichen Werken, also in den reinen Gialli: die Faszination des Geheimnisvollen, Rätselhaften und der Moment der Erkenntnis inmitten der hereinbrechenden Bedrohung, mal einfach für mich auf einen Punkt gebracht. Das alles gibt es zwar in seinen übernatürlichen Horrorfilmen ebenso, doch das Phantastische als zentrale Erklärung für das Geschehen in einem Film ist eben irgendwie doch nicht ganz so stark, wie das "reale“ Phantastische in einem tatsächlichen Kosmos. Das macht letztendlich einen größeren Reiz für mich aus und stellt auch weit höhere Ansprüche an die Kreativität, weil man dann nicht mehr alles einfach im Namen des Teufels verkaufen kann. "Il Tram“ hat mir da könnte man sagen die Augen geöffnet, zumindest für das, was mich persönlich an Argento am meisten reizt.
Der Hauptdarsteller in der Rolle des Inspektors kommt sehr gut rüber, die Grundidee für die Story ist faszinierend und die Auflösung des Rätsels erschreckend simpel, aber deswegen auch einigermaßen glaubhaft, zumindest innerhalb der Welt des gelben Thrillers. Das Simple, das sich der Wahrnehmung entzog, gerät damit sogar faszinierender und diabolischer, als ein überfrachteter "Superrätseltrick“, den keiner mehr wirklich nachvollziehen kann. Die Inszenierung gefiel mir ebenfalls sehr gut, besonders natürlich der große Moment der Erkenntnis. Die Stimmung schlägt hier schlagartig von Komik um in Suspense, was gerade dann eine sehr eigenartige Stärke erlangt, wenn es so glückt wie hier. Später gibt es dann noch ein paar sehr stylishe Verfolgungsszenen, mit den schönen stilistischen Kniffen, die wir an diesem Regisseur so schätzen. Abschließend stelle ich fest, dass der Argento von heute leider nur noch ein schwacher Schatten seiner selbst von damals ist, denn gerade diese feinstofflichen, schwer in Worte zu fassenden Qualitäten zwischen dramaturgischen Schwächen und persönlicher Getriebenheit von einst, sucht man in seinen aktuelleren Werken beinahe vergebens. Jedenfalls ist der 50 minütige "Il Tram“ imho bei weitem besser konstruiert, einfallsreicher ausgedacht und stimmiger inszeniert, als z.B. "Sleepless“.
Vielleicht schaue ich mir jetzt gleich noch den dritten Film an. In Stimmung wäre ich...

Door Into Darkness - Il Tram Italien 1973 Giallo TV Mystery Krimi



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