

Magical History Tour: New Woman / Xin Nuxing (Cai Chusheng, China 1935)
von Bastro ·
23 Oktober 2013
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In den 1920er Jahren lebt die junge Lehrerin und ambitionierte Schriftstellerin Wei Ming (Ruan Lingyu) in Shanghai, wo sie erste literarische Erfolge feiert - freilich ohne etwas dabei zu verdienen. Das Manuskript ihres ersten Romans versucht sie über ihren Bekannten, Lektor Yu Haichou (Zheng Junli), bei dessen renommierten Verlag unterzubringen - was erst gelingt, als der lüsterne Verleger ein Photo von ihr zu sehen bekommt. Wer so appetitlich aussieht, kann gut vermarktet werden! denkt er sich, und das Buch geht in Druck. Zwischenzeitlich allerdings wird ihr an der Schule gekündigt, sodaß sie auf den Erfolg des Buches hoffen muss - und unglücklicherweise ist auch nicht mehr ihre Schwester dazu in der Lage, nach ihrem vaterlosen Kind zu sehen, für das diese, auf dem Land wohnend, gesorgt hatte. Die beiden reisen nach Shanghai an, und plötzlich erkrankt auch noch die Tochter. Das Geld reicht hinten und vorne nicht mehr, und Wei Ming muß sowohl den Avancen lüsterner alterer Herren widerstehen, die sie zur Prostitution drängen wollen, wie auch für ihre Familie sorgen, denn die Schulden türmen sich in kürzester Zeit.
NEW WOMAN ist ein chinesisches Stummfilmdrama, das glücklicherweise in voller Länge erhalten ist. In den 80ern ist eine zurückhaltende musikalische Untermalung erstellt worden, später wurden kurioserweise noch die Zwischentitel mit Sprechern vertont. Diese hört man aber ausschließlich während der Titeleinblendungen, nicht während der gezeigten Dialoge. Auch auf der Effektspur wurde nachgeholfen, und einfache Geräusche wie Händeklatschen, das Gestampfe von Stiefeln, oder die Geräusche eines herannahenden Zuges wurden eingefügt. Das Bild ist teilweise sehr zerrüttet, stellenweise aber noch hervorragend erhalten. NEW WOMAN ist inhaltlich ohne Zweifel ein modernes Drama, das auch heute noch aktuell ist. Beginnend beim "Mädchenwunder", das Ende der 90er den deutschsprachigen Buchmarkt umkrempelte, über das Karrierebewußtsein der alleinstehenden Frau, der eine Heirat nicht in den Sinn kommt, oder generelle emanzipatorische Impulse, die bei der Männerwelt auf Unverständnis stoßen. Die Anhäufung der Schicksalsschläge mag etwa zuviel anmuten, gleichwohl bleibt dies im Filmverlauf stets glaubhaft, wenn niemand ihr unter die Arme greifen will - weil sie entweder zu stolz ist, darum zu bitten, oder man sie daran erinnert, dass in den schönen Künsten eben mit schnödem Geld nicht gerechnet werden darf - Idealismus sei gefragt. Vorbild für die Figur der Wei Ming war die Künstlerin Ai Xia, die sich mit Barbituraten das Leben genommen hatte. Nachdem der Film in der konservativen Kritik heftig unter Beschuß geriet, die Produktionsgesellschaft Lianhua zu Kürzungen genötigt und zu einer öffentlichen Entschuldigung gedrängt wurde, war auch der Druck auf Ruan Lingyu riesengroß geworden. Kurze Zeit später nahm sie sich tragischerweise, wie die Heldin des Films, mit Schlaftabletten das Leben.
Magical History Tour China Stummfilm Emanzipation Selbstmord
NEW WOMAN ist ein chinesisches Stummfilmdrama, das glücklicherweise in voller Länge erhalten ist. In den 80ern ist eine zurückhaltende musikalische Untermalung erstellt worden, später wurden kurioserweise noch die Zwischentitel mit Sprechern vertont. Diese hört man aber ausschließlich während der Titeleinblendungen, nicht während der gezeigten Dialoge. Auch auf der Effektspur wurde nachgeholfen, und einfache Geräusche wie Händeklatschen, das Gestampfe von Stiefeln, oder die Geräusche eines herannahenden Zuges wurden eingefügt. Das Bild ist teilweise sehr zerrüttet, stellenweise aber noch hervorragend erhalten. NEW WOMAN ist inhaltlich ohne Zweifel ein modernes Drama, das auch heute noch aktuell ist. Beginnend beim "Mädchenwunder", das Ende der 90er den deutschsprachigen Buchmarkt umkrempelte, über das Karrierebewußtsein der alleinstehenden Frau, der eine Heirat nicht in den Sinn kommt, oder generelle emanzipatorische Impulse, die bei der Männerwelt auf Unverständnis stoßen. Die Anhäufung der Schicksalsschläge mag etwa zuviel anmuten, gleichwohl bleibt dies im Filmverlauf stets glaubhaft, wenn niemand ihr unter die Arme greifen will - weil sie entweder zu stolz ist, darum zu bitten, oder man sie daran erinnert, dass in den schönen Künsten eben mit schnödem Geld nicht gerechnet werden darf - Idealismus sei gefragt. Vorbild für die Figur der Wei Ming war die Künstlerin Ai Xia, die sich mit Barbituraten das Leben genommen hatte. Nachdem der Film in der konservativen Kritik heftig unter Beschuß geriet, die Produktionsgesellschaft Lianhua zu Kürzungen genötigt und zu einer öffentlichen Entschuldigung gedrängt wurde, war auch der Druck auf Ruan Lingyu riesengroß geworden. Kurze Zeit später nahm sie sich tragischerweise, wie die Heldin des Films, mit Schlaftabletten das Leben.
Magical History Tour China Stummfilm Emanzipation Selbstmord