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Firetrain's bekloppte Reviews

Ich möchte hauptsächlich über Gialli, Horrorfilme und Exploitation aus italienischen Landen schreiben - insbesondere über Filme aus den '70er Jahren

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Giallo-DVD-Review: LA QUEUE DU SCORPION (von Sergio Martino)


Kannte ich diesen wunderbaren Giallo von Sergio Martino bisher nur in der miserablen X-Rated-Fassung mit dem Titel DER SCHWANZ DES SKORPIONS (inklusive falschen Bildformats), habe ich ihn mir vor kurzem als französische DVD mit dem Titel LA QUEUE DU SCORPION aus der Reihe COLLECTION GIALLO zugelegt, und ich muss sagen: Wow! Die Qualitätsunterschiede sind nahezu unfassbar! In der alten X-Rated-Fassung konnte man schon an den Credits deutlich erkennen, das das Bildformat nicht stimmte, während die Franzmann-DVD definitiv das korrekte Format besitzt, und das in megafetter Breitwand-Ästhetik, und man kann kaum glauben, das dies derselbe Film sein soll! Knappe 40 Jahre hat LA QUEUE DU SCORPION nun schon auf dem Buckel, und jetzt sieht er aus, als wäre er gerade gedreht worden, denn das Bild ist extrem scharf, komplett gereinigt und besticht dazu mit sattesten Farben. Wenn ich da an die X-Rated denke... Das ist schon ein Ding, was eine absolut professionelle Restauration bewirken kann. Der Look ist völlig natürlich und eben nicht so lange digital bearbeitet worden bis die Optik regelrecht künstlich ausschaut.
Ich war nie ein X-Rated-Fan, denn die DVD-Cover-Angaben versprechen viel und halten wenig - ein positives Beispiel wäre vielleicht MY DEAR KILLER, der ganz ordentlich aussieht, aber sonst??? Da verzichte ich gerne freiwillig auf deutschen Ton - und damit wären wir auch schon beim einzigen Manko der französischen DVD: es gibt keinen englischen Ton und keine englischen UT. Im Audio-Set-up kann man zwischen italienischem und französischem Ton wählen - mehr ist nicht! Da ich jedoch die deutsche Synchro eh kenne, macht mir das nix aus, denn die überragende Bildqualität ist wirklich grandios und gleicht diesen Nachteil mehr als aus...

Die Story: Wie in Hitchcocks PSYCHO können wir eine heisse Lady dabei beobachten, wie sie ein Verbrechen plant - Lebensversicherung durch Mord abkassieren. Dann sieht man wie ein Modellflugzeug explodiert, in dem der reiche Ehegatte hockte. Das bei diesem Mordanschlag auch unzählige andere Menschen draufgehen, interessiert in so einem Film niemanden. Was soll's? Naja, die Verbrecher-Dame schnappt sich die Kohle (in bar natürlich) und mietet sich in ein luxuriöses Hotel ein, in dem schon die ersten Ganoven auf die Penunze warten. Und dann passiert das Erstaunliche: die Lady wird auf fiese Weise abgemurkst (tja, das hat man nun davon)! Dachte man eben noch, das die holde Maid die Hauptrolle spielt, sieht man sich also getäuscht...
Danach tauchen dann Kommissare, rote Heringe, mysteriöse Ganoven, ein Narbenmann und ein Versicherungsagent auf, die sich allesamt um die Scheinchen kloppen, während weitere blutige, toll gestylte Morde von einem unbekannten Butzemann in schwarz begangen werden - und man darf fleissig miträtseln, wer denn nun der fiese Sensenmann ist. Am Ende erlebt man sein blauestes Wunder seit Sergio Martinos fantastischem DER KILLER VON WIEN, doch genau wie im besagten Kult-Giallo ist das Ganze absolut perfekt eingefädelt worden, und zwar von Giallo-Skript-Genie Ernesto Gastaldi und Sergio Martino höchstselbst...

Die Hauptrollen in diesem Krimi Italiana spielen der irre gut aussehende George Hilton (auch aus vielen anderen Gialli und Italowestern bekannt) und Anita "Ich hab' die schönsten Wangenknochen" Strindberg, die man aus YOUR VICE IS A LOCKED ROOM AND ONLY I HAVE THE KEY und vielen anderen Europloitation-Krimis kennen kann. Tja, und wenn ich so aussehen würde wie der liebe George, hätte ich in Sachen Ladies für die nächsten 20 Jahre ausgesorgt. Ich sehe aber nicht so aus, und deshalb habe ich die Zeit, solche bekloppten Reviews (die niemand liest) zu schreiben...
Des weiteren bekommen wir Alberto de Mendoza (u.a. DER KILLER VON WIEN) und Charakter-Darsteller Luigi Pistilli zu Gesicht, der sich bald schon wegen Depressionen vom Leben verabschiedete (in echt, nicht im Film).

Alles in allem ein wunderbarer Edel-Giallo, den Sergio Martino da zusammenmontiert hat! Ganz, ganz grosses Kino, gerade wenn man bedenkt, was heutzutage für ein Murks verzapft wird. In LA QUEUE DU SCORPION gibt es alles, was ein Giallo-Freak sehen möchte: blitzende, tödliche Rasierklingen, heisse Ladies, coole Typen, Plot-Twists ohne Ende (jedoch mit Sinn und Verstand), rote Heringe und einen wundervollen Score vom Melodien-Zauberer Bruno Nicolai. Splattrige Morde gibt es natürlich auch zu bewundern...

Dann bietet die Franzmann-DVD noch einige sehr interessante Bonüsse, wie einen Audiokommentar mit Ernesto Gastaldi, ein 19-minütiges Interview mit Regisseur Sergio Martino höchstselbst und eine nette Bildergalerie. Die DVD kommt in einem gelben, edlen Digipak inklusive Film-Plakat-Optik - einfach doll, könnte man auch sagen!

In Frankreich ist die ungeschnittene DVD ab 12 (!) Jahren freigegeben - schön, das die Franzmänner/frauen so eine lockere Einstellung zum Thema Gewalt-im-Film haben!



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Review: THE GIRL IN ROOM 2A (Giallo von 1975)


(Für die ein, zwei Leute auf diesem Planeten, die sich für einen C-Film wie diesen interessieren, und nachdem sie dieses Review gelesen haben, mit so einem Gesicht mein Filmtagebuch verlassen werden: :wacko: )


Hui, also so einen Klopper von Giallo hatte ich nicht erwartet, als ich ihn heute aus meinem Briefkasten kramte! Als Giallo-Freak wollte ich den Streifen unbedingt haben, während mir in den Weiten des WWW auffiel, das es kein einziges vernünftiges Review aus unseren Landen zu diesem Film gibt (und jetzt nach MEINEM Review gibt es immer noch keins) - auch in der OFDB keine Kritik weit und breit. Woran liegts? Keine Ahnung, ich denke einfach mal daran, das es keine deutschsprachige Fassung von diesem Knaller gibt. Doch im Amiland gibt es viele bunte Scheiben und VHS-Kassetten zu entdecken...

Wie eben zum Beispiel THE GIRL IN ROOM 2A! Was wird einem Italo/Giallo-Freak denn nun geboten? Eigentlich so ziemlich alles, was man sich halt bei so einem billigen Genrestreifen vorstellt: etliche bekannte Nasen, einen irren Butzemann, coole Mucke, hippe Klamotten, fiese Morde und... na klar: Titten!
Gleich zu Beginn des Films bekommt man so einen fiesen Mord mit Titten zu sehen: eine hübsche, junge Frau wird gewaltsam entführt, gequält und so lange abgemurkst bis sie schliesslich tot ist ( :honk: )!
Den Sensenmann kann man dabei nicht erkennen, denn er ist von Kopf bis Fuss in Rot gehüllt und sieht aus wie der Irre im ulkigen SCARLETTO (aka SCHLOSS DES BLUTES, den ich auch ganz doll finde, besonders das Overacting von Mickey "DELIRIUM" Hargitay).
Danach rückt die schöne Daniela Giordano ins Bild, denn sie spielt nicht nur die Hauptrolle, sondern passenderweise auch gleich die Heldin des Films. Sie bezieht ein modriges Zimmer, an dessen Tür steht: 2A ( :o)! Naja, so schockierend ist das eigentlich nicht, denn da könnte auch 3B stehen.
Man brauchte halt einen Filmtitel - vielleicht war "DER ROTE IRRE GEHT UM" schon vergeben...
Doch dann passiert etwas Erstaunliches, denn der rote Killer murkst sich nicht allein durchs Leben, sondern hat gemeine Schergen, die auch Spass an solchen Schandtaten haben. Hmmm, ich finde vermummte Mörder, die ALLEINE ihr blutiges Werk verrichten, irgendwie doller. Jedenfalls kommts wie es kommen muss: unsere Heldin lernt einen Kerl (Raf Vallone - was für ein Name!) kennen, dessen Schwester gekillt wurde, und die beiden landen dann natürlich im Bett und beginnen ab da gemeinsam zu recherchieren - das bringt sie, wie alle Amateur-Schnüffler in einem Giallo, in höchste Lebensgefahr. Und genauso soll es ja auch sein!

THE GIRL IN ROOM 2A wirkt wie eine Mischung aus bereits erwähntem SCARLETTO und einem Polselli ala DELIRIUM. Die 84 Minuten gingen rasend schnell vorbei, was bedeutet, das der Film niemals langweilig wurde - keine Sekunde lang! Leute, die mit solchen Streifen nix anfangen können, werden sich dagegen schon langweilen, und zwar: 84 Minuten.
Nun, wen bekommt der Fan zu Gesicht? Neben Daniela Giordano wären das zum Beispiel die wundervolle Rosalba Neri, Muskelmann Brad Harris, der im Showdown die Fäuste fliegen lassen darf, Karin Schubert, die auch Pornos drehen sollte (glaube ich zumindest - anschauen tu ich mir sowas nämlich nicht) und den schon erwähnten Raf Vallone, der mir bisher entgangen sein muss. Na, das ist doch schon was, oder etwa nicht?
Der Regisseur William L. Rose ist übrigens ein Ami. Wenn ich das nicht schon vorher gewusst hätte, wäre es mir jedenfalls nicht aufgefallen. Ehrlich gesagt, fiel es mir noch nichtmal auf, OBWOHL ich es gewusst hatte! Denn der Film wirkt durch und durch wie eine typisch italienische Produktion ohne jeden Fremdeinfluss! Die Darsteller kommen ja auch komplett aus dem Europloitation-Bereich...
Die Auflösung am Schluss ist gleichzeitig albern, absurd, überraschend und damit der Höhepunkt dieser irren Kirmes-Veranstaltung... ( :blink: )!

Den Film gibt es als VHS-Kassette in vielen Ländern wie Argentinien, Brasilien und natürlich in den USA, doch es müsste sich überall um die gleiche, englisch-synchronisierte Fassung handeln. Bloss mit verschiedenen UT. Dazu gibt es noch eine offizielle (!) Bootleg-DVD aus den USA plus einige inoffizielle DVD-Rs.

Fazit: eine sehr amüsante, nie langweilige, schundige Gialloperle für alle Freunde des wilden, italienischen Kinos der '70er Jahre!



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DVD-Review von HORROR HOSPITAL (FRANKENSTEINS HORRORKLINIK)


"Now make a clean job of it, Frederick. The Car was washed this morning...", sagt Dr. Storm (deutsche Fassung: Dr. Frankenstein) - und diese Worte haben sich mir in Gedächtnis gebrannt, denn Sie besitzen für mich einen höheren Stellenwert als zum Beispiel Richard Johnsons "The Boat can leave now. Tell the Crew" aus Lucio Fulcis WOODOO, DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES. Warum? Na, weil HORROR HOSPITAL die ultimative Horrorshow ist, ein bizarrer Schocker, eine tiefschwarze Komödie und "One of the Greatest - if not THE GREATEST - Horrorfilms ever made in the UK." (Zitat: British Horror Films)
Zu Beginn des Films sehen wir Michael Gough (KONGA, HORRORS OF THE BLACK MUSEUM) als Dr. Storm und Skip Martin (THE MASQUE OF THE RED DEATH, CIRCUS OF HORRORS) als seine rechte Hand Frederick auf dem Rücksitz eines RollsRoyce sitzen, während Dr. Storm die beiden obigen Sätze spricht. Fragen sich jetzt vielleicht diejenigen, die diesen Film noch nicht kennen, was diese einleitenden Worte bedeuten könnten, so sehen sie gleich darauf, wie ein junges Pärchen in Panik durch den Wald läuft. Ihre Schädel sind mit blutigen Verbänden umwickelt, und man ahnt: da kann nix Gutes bei Rumkommen! Und genauso ist es auch, denn als Dr. Storm "Now, Frederick", befiehlt, fährt der RollsRoyce los, nimmt Fahrt in Richtung der Flüchtenden auf, während sich ein am Auto befestigtes, riesiges Schlachtermesser anschickt, den beiden Davoneilenden die Hälse zu rasieren. Und so kommts, das ihre Köpfe in einem ebenfalls am Auto befestigten Leinensack purzeln. Dr. Storm greift sich die blutigen Lumpen und ist zufrieden... Schnitt.

Jason (von dem sehr sympathischen Robin Askwith gespielt, siehe auch TOWER OF EVIL aka TURM DER LEBENDEN LEICHEN, der damals zeitnah mit HORROR HOSPITAL gedreht wurde, und auch Kultpotential besitzt) ist völlig ausgebrannt und braucht dringend eine Erholungsphase. Deshalb betritt er ein seltsames Reisebüro, und da sitzt am Schreibtisch: Saufnase Dennis Price! In THEATER DES GRAUENS kann man ihn zusammen mit seinem Namensvetter Vincent Price bewundern. Naja, und das Reisebüro nennt sich HAIRY HOLIDAYS, was für ein erstes Grinsen sorgt, wenn man sich Robin Askwith anschaut (ja, 1973 gab es noch Hippies). Dennis Price bietet Jason einen friedlichen Erholungstrip ins Grüne an, und ein Schelm ist, wer jetzt meint, das Jason in FRANKENSTEINS HORRORKLINIK (manche deutsche Filmtitel sind schon ziemlich ulkig, muss ich sagen) verfrachtet werden soll, denn genau so ist es! Hmmm, denjenigen, die sich ein bisschen mit britischen Horrorfilmen auskennen, dürfe jedenfalls sofort klar sein, das Dennis Price hier nicht den lieben Onkel von nebenan spielt!
Tja, und dann sitzt Jason auch schon in einem Zugabteil, wo er die hübsche Judy (Vanessa Shaw) kennenlernt. Die beiden finden heraus, das sie dasselbe Ziel haben - nur mit dem Unterschied, das Judy ihre Tante besuchen möchte, die in besagtem "Erholungszentrum" ihrem Tagewerk nachgeht.

Als sie schliesslich ausgestiegen sind, werden sie schon von zwei stummen Schergen, die in Ledergarnitur auf Mopeds sitzen, erwartet, und spätestens dann wird jedem Freund von exploitativen Horrorknallern klar, das man den Film nicht zu ernst nehmen sollte - und dennoch: das Lachen wird einem definitiv noch im Halse steckenbleiben, wenn man sich für britischen und ziemlich blutigen (wie heisst es so schön auf dem DVD-Cover: uncut, uncensored and fully restored) Horror-Trash begeistern kann. Alle anderen sollten einen grossen Bogen um diesen bizarren Schocker machen, denn HORROR HOSPITAL ist eben KEIN typischer B-Film-Horrorstreifen (auch wenn das in manchen Reviews gerne behauptet wird). Die Schauspieler hauen nämlich teilweise so auf den Putz, das man glaubt, es mit einer absurden Theateraufführung zu tun zu haben. Udo Kiers Overacting in FLESH FOR FRANKENSTEIN ist jedenfalls nix dagegen. Und auch wenn die Stile von HORROR HOSPITAL und FLESH FOR FRANKENSTEIN völlig unterschiedlich sind, haben diese beiden Filme durchaus einige Gemeinsamkeiten - mal vom Entstehungsjahr 1973 ganz abgesehen, wären da die exzellenten Locations, die in beiden Streifen absolut perfekt ausgekundschaftet wurden. In HORROR HOSPITAL ist es ein schloss-ähnliches Anwesen, das ziemlich unheimlich und finster wirkt - da möchte ich jedenfalls keine Nacht alleine verbringen! Und beide Filme haben zudem extrem durchgeknallte Butzemänner am Start - und das sind eben nicht nur Udo Kier und Michael Gough in den Hauptrollen der beiden Gruselepen, sondern vor allem auch Skip Martin, bei dem einen trotz seines Mini-Formats Angst und Bange werden kann (dafür hat FLESH FOR FRANKENSTEIN die unheimliche, rothaarige Nicoletta Elmi am Start). In THE MASQUE OF THE RED DEATH steckte Skip Martin den in einem Gorillakostüm schwitzenden Patrick Magee in Brand, und auch in HORROR HOSPITAL sind seine Auftritte ziemlich horribel.

Und mittendrin gibt es dann eine Szene, bei der ich jedesmal Tränen in den Augen habe (vor Lachen wohlgemerkt), und zwar die, in der Skip Martin den beiden Schergen (die IMMER in Motorradkluft rumlaufen und auch die Helme nie abnehmen) heimlich ein Schlafmittel in die Waldmeister-Brause kippt, bis sie schliesslich bewusstlos am Boden liegen. Um an das Schloss der Tür zu kommen, vor dem die beiden Schergen liegen, stapelt er sie übereinander - anstatt sich einen Hocker zu holen. Und dabei stolpert er immer wieder über die eigenen Füsse und diese beiden auf dem Boden liegenden Typen. Bei einem Zwerg sieht das dann auch wirklich zum Schiessen aus - und die Szene ist wohl auch witzig gemeint (hmmm, ich habe mir diese Szenen gerade nochmal angeschaut und muss sagen, das das so aussieht, als hätte es SO jedenfalls nicht im Drehbuch gestanden - vielleicht hat er nach dem ersten Stolperer einfach improvisiert, keine Ahnung). Jedenfalls habe ich selten so gelacht! Das ist wirklich zum SCHREIEN komisch - zumindest für Leute mit etwas abseitigem, schrägem Humor.
Ebenfalls beinahe absurd wirken die minutenlangen Schlägereien zwischen Dr. Storms Motorradschergen und unseren jungen Helden (Jason bekommt später im Film noch einen Sidekick, der seine Freundin im "Erholungszentrum" sucht) - da gibt es aufs Maul und auf die Helme wie nix Gutes. Diese Kloppereien muss man wirklich mal gesehen haben...
Jedenfalls, Jason und Judy werden von Dr. Storm natürlich gleich erstmal einkassiert, weil er ständig neues Menschenmaterial braucht, um seine Experimente zu perfektionieren. Die Ergebnisse sind dann leichenblasse Figuren, die keinen Schmerz empfinden und ALLES ausführen, was ihnen der liebe Butzemann-Doktor befiehlt. ALLES bedeutet, das sie auf Kommando auch Handstand machen und Saltorückwärts springen - was natürlich auch für den einen oder anderen Lacher sorgt...

Damals, als ich den Film zum ersten Mal sah (als VMP/Telerent-Videokassette), war ich vielleicht so zehn oder elf Jahre alt, und über all die Jahre habe ich bestimmte Szenen nie wieder vergessen. Durch die unzähligen verschiedenen Versionen, die sich seit damals in meinem Schrank angesammelt haben, kann das ohnehin nicht passieren... Und besonders die Szenen am Schluss des Films, die ich aus Spoiler-Alarm-Gründen nicht verraten möchte, sind teilweise ziemlich horribel...
In vielen Reviews wird HORROR HOSPITAL als B-Film-Nonsens abgestempelt, doch ihn umgibt eine Magie, denen einige Fans (besonders die Horrorfreaks in den USA, die sich auf blutige Kultfilme aus den goldenen Siebzigern spezalisiert haben) einfach nicht widerstehen können, und zu denen zähle ich mich auch - was sicher auch damit zusammenhängt, das nostalgische Gefühle im Spiel sind. Auf jeden Fall definitiv ein Film, mit dem man noch seine Oma erschrecken kann...
Schade, das Regisseur Anthony Balch nicht noch weitere Knaller dieses unglaublichen Formats gedreht hat - seine Sexfilme interessieren mich jedenfalls kaum - das ist mir zu langweilig...

Die nagelneue (Veröffentlichung in den USA: 10. Juni 2010) Dark Sky Films-Fassung sieht unfassbar gut aus - das restaurierte Bild ist scharf, komplett gereinigt und besticht durch satte Farben (gut zu sehen am knallroten Kleid von Judys Tante). Dazu gibt es einen sehr informativen Audiokommentar vom Produzenten Richard Gordon, der viel Interessantes zum Dreh vom Stapel lässt. Eine Bildergalerie (unter anderem mit vielen deutschen Kinoaushangfotos) rundet die Scheibe ab...
Fazit: ich hoffe, das ich NIEMALS in so einem Irrenhaus lande! Zwerge, blutige Experimente, Irrsinn, wilde Rückblenden (Dr. Storm begann seine Gruselkarriere ganz in meiner Nähe: Hamburg!) und rollende Köpfe - kein Platz an dem man seinen nächsten Urlaub verbringen möchte!
Und die DVD ist wirklich perfekt - ich bin nämlich kein Extras-Freak. Wichtig finde ich drei Dinge bei einem Knaller wie HORROR HOSPITAL und ähnlichen DVDs, nämlich die bereits erwähnten Worte des Covers: uncut, uncensored and fully restored!!! Die DVD gibt es zum Beispiel bei CeDe...



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3 sleazige Gialli: FRENCH SEX MURDERS / SCHÖN, NACKT UND LIEBESTOLL / NUE POUR L'ASSASSIN


Gesehen habe ich folgende Versionen: FRENCH SEX MURDERS von MondoMacabro, S, N + L von Camera Obscura und NOU POUR L'ASSASSIN aka STRIP NUDE FOR YOUR KILLER von Neo Publishing.

Zum Auftakt von FRENCH SEX MURDERS (DAS AUGE DES BÖSEN aka DER RIPPER KOMMT AUF LEISEN SOHLEN) kann man die miserabelste Tricksequenz sehen, die es je gegeben hat: eine Art Strichmännchen fällt vom Eifelturm - warum, zum Teufel nochmal, hat man nicht einfach 'ne Schaufensterpuppe runtersegeln lassen??? Also das ist wirklich eine unglaubliche Szene, die man selbst gesehen haben muss um es zu glauben... Dann geht Peter Martell ins Bordell - und bezeichnet eine Nutte als "miese Nutte"! Es soll ja bekanntlich vorkommen, das eine Nutte im Bordell arbeitet. Die wird übrigens von der wunderschönen Barbara Bouchet gespielt - doch Peter Martell haut ihr eine um die Ohren, und das Erstaunliche ist, das ER nackt ist und nicht Barbara! Eine Frechheit, das Ganze... Naja, er zieht dann wütend von dannen, und kurz danach wird Barbaras Leiche entdeckt - und alle glauben jetzt natürlich, das der liebe Peterle der Butzemann ist. Da ist guter Rat teuer! Er schnappt sich ein flottes Moped, flieht und wird schliesslich von der Hebebühne eines LKWs geköpft... So einen Pappkopp habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Hihi... Die Wut, die Peter Martell in seinen Szenen ausstrahlt, wirkt irgendwie ziemlich echt. Ich denke mal, das er auf die Erkenntnis wütend war, schon wieder in so einem bekloppten Schundfilm geraten zu sein. Dann bekommt man den sympathischen Howard Vernon zu sehen, und... egal, mehr muss man eigentlich nicht wissen. Das alte VHS-Cover bewarb diesen Knüller übrigens damit, das fünf WELTSTARS mit an Bord sind. Leider konnte ich keinen entdecken! Dafür bekommt man wirklich ungewöhnlich viele bekannte Nasen zu sehen: Neben den erwähnten Peter Martell, Barbara Bouchet und Howard Vernon sind das zum Beispiel Robert Sacchi (der H. Bogart wirklich zum Verwechseln ähnlich sieht - wie konnte der noch unbelästigt durch die Strassen spazieren??? Die müssen ja gedacht haben, das ist Bogarts Geist!), die hübsche Rosalba Neri, Produzent Dick Randell, Gordon Mitchell als besoffener Lokal-Gast und Playboy Rolf Eden, der ihm eine vor den Latz knallt. Schauspielern kann er nicht, der gute Rolf, macht aber auch nix mehr...
Puh, was für ein Sleaze-Giallo! Die Sexszenen sind zum Davonlaufen, und davon gibt es einige. Die Morde sind genauso miserabel gefilmt und versprühen dabei wirklich null Spannung, geschweige denn Style. Dennoch gefällt mir der Film ziemlich gut - Trash sei dank! Die Auflösung überraschte mich dann doch...
Die MondoMacabro-DVD soll die qualitativ beste Version dieses ulkigen Streifens sein, und auf jeden Fall sieht die Bildqualität tatsächlich deutlich besser aus als die miese X-Rated-Fassung. Abgesehen davon ist die MM-DVD mit dem Titel FRENCH SEX MURDERS die längste Version, die es zur Zeit gibt - es wurde alles zusammengeschnitten, was die verschiedenen Versionen aus allen möglichen Ländern hergaben, wodurch verständlicherweise die Bildqualität etwas schwankt in den eingefügten Szenen. Die meiste Zeit ist das Bild jedoch für so einen billigen Trash-Film wirklich gut! Die Technik machts möglich...

SCHÖN, NACKT UND LIEBESTOLL hat da eindeutig mehr Qualitäten als FRENCH SEX MURDERS, obwohl auch dieser Giallo seine sleazigen Momente besitzt - doch so extrem wie einem das manche Reviews glauben machen wollen, ist es definitv nicht. Dafür ist das Handwerk vom Regisseur Roberto Bianchi Montero (Papa von Andrea Bianchi) viel zu solide.
Schön, das mal ein deutsches Label (Camera Obskura) vor allen anderen so einen tollen Streifen auf den Markt schmeisst, und das in erstaunlicher Qualität!
Die Message des Films wäre in heutigen politisch korrekten Zeiten ziemlich gewagt: ausschliesslich Frauen gehen fremd - und dafür haben sie den Tod auch verdient, oder etwa nicht? Das ist im katholischen Italien des Jahres 1972 bestimmt ganz gut angekommen bei den Ehemännern, die diesen Streifen im Kino gesehen haben... :-) Da werden Erinnerungen an die amerikanischen Slasher wach, in denen alle gekillt werden, die es gewagt haben vor ihrem 70sten Geburtstag heimlich 'ne Nummer zu schieben...
Und dann wäre da die Doppelmoral: zum einen werden die fremdgehenden Frauen als böse und nuttig verurteilt, und zum anderen hält die Kamera wirklich voll auf ihre nackten Körper drauf, und das auch, wenn sie schon tot im Leichenschauhaus auf der Bahre liegen! Und da kommt auch schon mein Lieblingspsychopath Luciano Rossi als nekrophiler Leichenbalsamierer ins sleazige Spiel - gerade sah ich ihn noch in DEATH WALKS AT MIDNIGHT als kichernden Killer, und jetzt das! Wow, der hat schon eine stramme Psychopathen-Bilanz, was seine Filmauftritte betrifft - da denkt man ja gleich an Klaus Kinski...
Jedenfalls werden in SCHÖN, NACKT UND LIEBESTOLL schöne, nackte, liebestolle und fremdgehende Ladies abgemurkst - und zwar von einem Killer, der sich anscheinend direkt aus Mario Bavas Meisterwerk BLUTIGE SEIDE in diesen Krimi Italiana hinein geschummelt hat! Da sind die Gemeinsamkeiten wirklich mehr als deutlich, besonders die Maskierung und die Motivation rund um das Thema Frauenabmurkserei. Manche haben bei Bavas BLUTIGE SEIDE durchaus den Verdacht gehabt, einen misogynen Schundfilm gesehen zu haben (damals jedenfalls), doch in Wirklichkeit sind ja gerade die Kerle die Unfähigen, die Süchtigen, die Verklemmten, die Bekloppten und impotenten Irren - wogegen es in S, N + L schon ein bisschen anders aussieht, denn dort sind die Herrschaften die Gentlemen, während die Ladies wirklich schlecht wegkommen... Ja, die '70er waren alles andere als politisch korrekt!
Den Kommissar spielt übrigens der Hitchcock-erfahrene Farley Granger, der noch in einigen anderen italienischen Streifen auftauchen sollte - seine Leistung in S, N + L finde ich jedenfalls absolut gelungen. Und obwohl er im Film verheiratet ist, hat man das Gefühl, das er heimlich auch Männern alles andere als abgeneigt sein könnte... Besonders wenn man weiss, das er ja tatsächlich homosexuell ist (also in echt und nicht im Film). Und da kommen wir schon zu den Extras: es gibt einen wunderbar informativen Audiokommentar von den beiden Filmgelehrten Marcus Stiglegger und Christian Kessler - ich staune jedesmal, wie man so viele Schauspielernamen (selbst kleinste Nebendarsteller), Filme, Jahrgänge, Ankedoten und das alles im Kopf gespeichert haben kann! Wirklich einmalig... Und witzig ist der Audiokommentar auch noch. Jedenfalls würde ich Susan Scott auch gerne mal einen verunglückten Handkuss geben... :-) Sie hat übrigens auch eine etwas kleinere Rolle in S, N + L.
P.S. Die Bildqualität ist überragend gut und die DVD ein absolutes MUSS! Der schöne, leicht jazzige Score von Gaslini ist ebenfalls toll und gibts als Digipak...

Fünf Jahre nach S, N + L drehte Monteros Sohnemann Andrea Bianchi dann mit STRIP NUDE FOR YOUR KILLER (von dem ich jetzt die französische DVD mit dem Titel NOU POUR L'ASSASSIN von Neo Publishing gesichtet habe) einen wirklich extrem schmuddeligen Trash-Giallo, bei dem man deutlich Bianchis Neigung in Richtung Softporno spürt.
Zu Beginn des Films blickt der Zuschauer zwischen die gespreizten Beine einer Frau, die auf dem Behandlungsstuhl eines Frauenarztes liegt. Scheinbar soll eine Abtreibung vorgenommen werden, doch die Frau reicht den Löffel und... Schnitt! Dann sieht man Nino Castelnuovo in einer tollen Badehose (die muss ich auch haben!) durch ein Hallenbad dackeln. Anscheinend standen die Mädels in den seligen '70ern auf solche Badehosen, denn tatsächlich: er schleppt eine (unattraktive) Lady ab und verschwindet mit ihr in die Sauna (würde man heutzutage auf die Nino-Tour eine Frau anmachen, wären einem 10 Jahre Bau gewiss!)... Danach betreten die beiden ein Fotostudio (Nino ist Fotograf) und wir sehen... Edwige Fenech! Die erste und letzte wirklich hübsche Lady des gesamten Films... Ihr kesser, ungewohnter Kurzhaarschnitt passt ihr jedenfalls ganz ausgezeichnet! Da kann man(n) ins Träumen geraten...
Ok, es geschehen einige fiese, miserabel gefilmte Morde, und die Sexszenen sind genauso unerotisch und sleazig wie in FRENCH SEX MURDERS. Und Andrea Bianchi hat scheinbar alles in seinem Film "zusammengeklaut": das Fotostudio aus Mario Bavas BLUTIGE SEIDE, des Mörders Kluft aus Massimo Dallamanos Jahrhundertwerk DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER - nur den Schmuddel, den hat er wohl selbst erfunden... Auffällig ist, das nicht nur junge Frauen abgemurkst werden, sondern zur Abwechslung auch mal ein unausstehlicher Plauzenkönig, bei dem man wirklich heilfroh ist, wenn er endlich ins Jenseits befördert wird...
Die französische DVD zeigt diesen Klopper in toller Qualität und fettem Breitwandformat (2,35:1) - bisher kannte ich nur die missratene X-Rated-Fassung. NOU POUR L'ASSASSIN wird von Nino Castelnuovo mit ein paar Worten eingeleitet - schade, das ich nicht so viel verstehen konnte, denn englische UT gibts keine. Und im Film selbst gibt es nur französische UT. Das macht aber nix, wenn man die deutsche Fassung schon kennt - und in so einem Sleazer sind die Dialoge eh kaum preisverdächtig! Dazu kommt noch ein Interview mit Nino und noch ein bisschen Kleinkram wie eine Bildergalerie und Ähnliches.
Fazit: handwerklich ist S, N + L mit Sicherheit der qualitativ stärkste Streifen, aber die anderen beiden machen auch Spass und sind für echte Giallo-Freaks ein Muss! Und Leute, die sonst nur Hollywoodfilme schauen, werden wohl schreiend davonlaufen - und tschüss!



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DVD-Review von HORROR RISES FROM THE TOMB (BLUTMESSE FÜR DEN TEUFEL)


Paul Naschy gehört schon seit Ewigkeiten zu meinen liebsten Schauspielern, und besonders seine Rollen als wildgewordener Teddybär sind für mich Kult. In HORROR RISES FROM THE TOMB spielt er jedoch keinen verfluchten "Meister Petz", sondern Alaric de Marnac, dessen Charakter an den realen Massenmörder Gilles de Rais angelehnt zu sein scheint. Zu Beginn des Films (15. Jahrhundert) sehen wir, wie Marnac und seiner Geliebten (die mehr als entzückende Helga Line) der Garaus gemacht wird - Paule wird die Rübe abgesäbelt und Helga wird kopfüber an einem Baum aufgehängt und abgemurkst. Vor ihrem Tode sprechen sie jedoch noch schnell einen Fluch aus, und alle die schon mal einen Film mit Paul Naschy gesehen haben, wissen, das sie bald schon aus dem Jenseits zurückkehren werden...
In der Gegenwart von 1972 beschwört Marnac dann als Geist seinem Nachkommen (auch Paule!) inklusive einigen Freunden (unter ihnen Vic Winner und zwei heisse Ladies, die man damals wohl als "dufte" Typen bezeichnet hätte), ihn, also Marnac, wieder zum Leben zu erwecken. Gesagt, getan: nach einigen kleineren Rangeleien (wie Mord und Totschlag zum Beispiel) auf dem Wege zur Gruft von Marnac, pappt die muntere Bande einfach Marnacs abgetrennte Birne an seinem offenen Hals, und schon gibt der wieder Gummi! Die getricksten Szenen mit Marnacs abgetrennten Schädel sind irre komisch, besonders die Szenen, in denen Paule richtig böse starrt, während sein Kopp durch die Gegend getragen wird. Hihi, das ist wirklich zu komisch und erinnert mich an Naschys böse Blicke in PANIC BEATS, wo er am Anfang in der Ritterrüstung steckt und eine nackte Frau abmurkst... Naja, danach wird auch der lieben Helga wieder auf die Beine geholfen - Marnac steigt in ihren Sarg und schon sehen wir wieder die Helga, die wir sie sehen wollen: nackt und zum Anbeissen schön! Denn das Label BCI Eclipse/Deimos hat sich natürlich die unclothed-Fassung (sprich: das Originalnegativ) geschnappt, und nicht wie Laser Paradise die langweilige clothed-Fassung! In Spanien durften unter Franco anscheinend keine Titten gezeigt werden - keine Ahnung, warum... Und wenn die beiden dann richtig loslegen, geht wirklich die (Splatter-)Post ab: lebende Leichen, rausgerissene Herzen, rollende Köpfe... Da ist wirklich für jeden was dabei!
Die US-DVD ist eine ziemlich geniale Scheibe geworden: sehr schönes, sauberes Bild mit satten Farben, Originalformat (1,85:1) und viele leckere Extras gibts auch noch obendrauf - da wäre ein mit englischen UT versehener Audiokommentar mit Paule himself und Regisseur Carlos Aured, ein Vergleich zwischen den clothed und unclothed-Szenen, englische und spanische Sprache, eine Filmeinleitung mit Paule und vieles mehr...
HORROR RISES FROM THE TOMB war die erste Zusammenarbeit zwischen Carlos Aured und Paul Naschy, und es sollte für alle Zeiten die mit Abstand beste bleiben, obwohl auch THE BLUE EYES OF THE BROKEN DOLL ein ziemlicher Knaller ist (ein Giallo aus spanischen Gefilden - mal was anderes). Ich kann das Teil wirklich nur empfehlen - absolut genial ist übrigens die PAUL NASCHY COLLECTION mit 5 DVDs und die spanische COLLECCION PAUL NASCHY mit sage und schreibe 10 Scheiben! Mehr geht nicht...



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LA MORTE CAMMINA CON I TACCHI und LA MORTE ACCAREZZA A MEZZANOTTE


Jau, die italienische Doppel-DVD mit diesen beiden Kult-Gialli ist wirklich so ziemlich das Beste, was ich seit langem geschaut habe. Die beiden Filme sind auch in der US-Edition unter dem schönen Titel THE LUCIANO ERCOLI DEATH BOX SET erschienen. Schade, das die italienische Ausgabe keine englischen UT hat. Tja, man kann nicht alles haben. Das ist jedoch egal, wenn man die beiden edlen Gialli schon in einer englischen Version gesehen hat - und genau so ist es bei mir gewesen!
In LA MORTE CAMMINA CON I TACCHI ALTI (also DEATH WALKS ON HIGH HEELS) bekommen wir gleich zu Beginn die wundervolle Susan Scott (ihr echter Name lautet Nieves Navarro) zu sehen, wie sie verschiedene Tanzeinlagen auf der grossen Bühne aufführt. Und genauso früh ist klar, das sie eine herrlich sympathische Rolle innehat - wie in LA MORTE ACCAREZZA A MEZZANOTTE (DEATH WALKS AT MIDNIGHT) auch. Ihre Perücken sind auch ziemlich ulkig. Jedenfalls wird sie eines abends von einem maskierten Butzemann mit stechend blauen Augen überfallen, der ihr ausdrücklich rät, sich gefälligst nicht in Dinge einzumischen, die sie nix angehen. Ohne sie physisch zu verletzten (trotz Rasierklingen-Gefuchtels) zieht der böse Lump von dannen...
Kurze Zeit danach besucht sie ihren Bekannten/Freund, der von Simon Andrieu gegeben wird, der dem Trunke alles andere als abgeneigt ist. In seinem Badezimmer entdeckt sie (schock!) blaue Kontaktlinsen! Hat er sie etwa überfallen, und wenn ja, warum? Susi beginnt zu recherchieren und begibt sich damit in höchste Lebensgefahr...
Ja, das ist wirklich einer der tollsten Gialli, die ich jemals gesehen habe! Warum? Nun ja, da wäre erstmal die wundervolle Breitwand-Ästhetik des Films (natürlich fettes 2,35:1), dann haben wir da die sympathisch-aufregende Susan Scott in der Hauptrolle, Simon Andrieu als Machoproll, den unvermeidlichen George Rigaud und viele andere Europloitation-Stars als rote Heringe. Der Film besitzt einfach alles, was ein Giallo-Freak sehen möchte (ich zumindest): blitzende Klingen als Phallus-Ersatz, stylische Morde, haufenweise rote Heringe, Plot-Twists, eine knallbunte Farbfotografie, coole Mucke (von Stelvio Cipriani) und geile Klamotten/Perücken - und das alles handwerklich mehr als solide inszeniert vom Regisseur Luciano Ercoli. Einfach wunderbar, der Streifen...
Genauso toll ist die zweite DVD mit dem spannenden LA MORTE ACCAREZZE A MEZZANOTTE (aka DEATH WALKS AT MIDNIGHT): eigentlich mehr Krimi als Giallo, aber das stört nicht im Geringsten! Und wieder bekommen wir die süsse Susi in der Hauptrolle serviert, die von Luciano Ercoli ins Zentrum des Geschehens katapultiert wird. Wie ich in einem Artikel eines gewissen Christian K. gelesen habe, waren Luciano Ercoli und Susan Scott damals ein festes Liebespärchen - und das bekam den beiden Filmen ausgezeichnet, denn die Spiellaune ist riesig, und das überträgt sich auch prompt auf den (vor allem auf dem männlichen) Zuschauer!
Dieses Mal sehen wir, wie Susan Scott das Angebot annimmt bei einem Drogenexperiment teilzunehmen (bei dem sie dann von Simon Andrieu interviewt und begleitet wird). Sie gerät in einen LSD-Trip-artigen Rausch, und als sie aus dem Fenster schaut, glaubt sie einen fiesen Mord zu beobachten - ein Mann mit einer Stahlkralle anstatt einer Hand, donnert einer Frau mehrmals die besagte Kralle ins hübsche Gesicht! Als Susi langsam wieder aus dem Rausch erwacht, glaubt ihr natürlich kein Mensch. Daraufhin beschliesst sie, der Sache selbst auf den Grund zu gehen, und gerät natürlich wieder mal in Lebensgefahr!
MEZZANOTTE hat gegenüber ersterem Film den Vorteil, das das Finale extrem spannend inszeniert wurde - eine wilde Hetzjagd auf den Dächern Roms. Diese Sequenzen sind mit das Beste, was ich jemals in einem Krimi Italiana gesehen habe!
Mit von der fiesen Partie ist diesmal Peter Martell, den man vielleicht aus dem unglaublichen Sleaze-Giallo FRENCH SEX MURDERS aka DAS AUGE DES BÖSEN mit Humphrey Bogart-Lookalike Robert Sacchi (in dem Martells Kopp abgesäbelt wird und die Sexszenen so erotisch sind wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnklempner) und verschiedenen Italowestern kennen dürfte. Am meisten Spass machte mir jedoch der Kult-Bösewicht Luciano Rossi als irre kichernder Killer, den man auch in SCHÖN, NACKT UND LIEBESTOLL als nekrophilen Leichenbalsamierer bewundern kann. Ich liebe den Kerl für seine fiesen Rollen!
Tja, da haben wir zwo coole Gialli auf zwo coolen DVDs - mehr geht kaum noch für den Giallo-Fanatiker. Schade, das keine englischen UT drauf sind, das ist aber wirklich das einzige Manko! Gute Nacht...