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Firetrain's bekloppte Reviews

Ich möchte hauptsächlich über Gialli, Horrorfilme und Exploitation aus italienischen Landen schreiben - insbesondere über Filme aus den '70er Jahren




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DVD-Review von HORROR HOSPITAL (FRANKENSTEINS HORRORKLINIK)



"Now make a clean job of it, Frederick. The Car was washed this morning...", sagt Dr. Storm (deutsche Fassung: Dr. Frankenstein) - und diese Worte haben sich mir in Gedächtnis gebrannt, denn Sie besitzen für mich einen höheren Stellenwert als zum Beispiel Richard Johnsons "The Boat can leave now. Tell the Crew" aus Lucio Fulcis WOODOO, DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES. Warum? Na, weil HORROR HOSPITAL die ultimative Horrorshow ist, ein bizarrer Schocker, eine tiefschwarze Komödie und "One of the Greatest - if not THE GREATEST - Horrorfilms ever made in the UK." (Zitat: British Horror Films)
Zu Beginn des Films sehen wir Michael Gough (KONGA, HORRORS OF THE BLACK MUSEUM) als Dr. Storm und Skip Martin (THE MASQUE OF THE RED DEATH, CIRCUS OF HORRORS) als seine rechte Hand Frederick auf dem Rücksitz eines RollsRoyce sitzen, während Dr. Storm die beiden obigen Sätze spricht. Fragen sich jetzt vielleicht diejenigen, die diesen Film noch nicht kennen, was diese einleitenden Worte bedeuten könnten, so sehen sie gleich darauf, wie ein junges Pärchen in Panik durch den Wald läuft. Ihre Schädel sind mit blutigen Verbänden umwickelt, und man ahnt: da kann nix Gutes bei Rumkommen! Und genauso ist es auch, denn als Dr. Storm "Now, Frederick", befiehlt, fährt der RollsRoyce los, nimmt Fahrt in Richtung der Flüchtenden auf, während sich ein am Auto befestigtes, riesiges Schlachtermesser anschickt, den beiden Davoneilenden die Hälse zu rasieren. Und so kommts, das ihre Köpfe in einem ebenfalls am Auto befestigten Leinensack purzeln. Dr. Storm greift sich die blutigen Lumpen und ist zufrieden... Schnitt.

Jason (von dem sehr sympathischen Robin Askwith gespielt, siehe auch TOWER OF EVIL aka TURM DER LEBENDEN LEICHEN, der damals zeitnah mit HORROR HOSPITAL gedreht wurde, und auch Kultpotential besitzt) ist völlig ausgebrannt und braucht dringend eine Erholungsphase. Deshalb betritt er ein seltsames Reisebüro, und da sitzt am Schreibtisch: Saufnase Dennis Price! In THEATER DES GRAUENS kann man ihn zusammen mit seinem Namensvetter Vincent Price bewundern. Naja, und das Reisebüro nennt sich HAIRY HOLIDAYS, was für ein erstes Grinsen sorgt, wenn man sich Robin Askwith anschaut (ja, 1973 gab es noch Hippies). Dennis Price bietet Jason einen friedlichen Erholungstrip ins Grüne an, und ein Schelm ist, wer jetzt meint, das Jason in FRANKENSTEINS HORRORKLINIK (manche deutsche Filmtitel sind schon ziemlich ulkig, muss ich sagen) verfrachtet werden soll, denn genau so ist es! Hmmm, denjenigen, die sich ein bisschen mit britischen Horrorfilmen auskennen, dürfe jedenfalls sofort klar sein, das Dennis Price hier nicht den lieben Onkel von nebenan spielt!
Tja, und dann sitzt Jason auch schon in einem Zugabteil, wo er die hübsche Judy (Vanessa Shaw) kennenlernt. Die beiden finden heraus, das sie dasselbe Ziel haben - nur mit dem Unterschied, das Judy ihre Tante besuchen möchte, die in besagtem "Erholungszentrum" ihrem Tagewerk nachgeht.

Als sie schliesslich ausgestiegen sind, werden sie schon von zwei stummen Schergen, die in Ledergarnitur auf Mopeds sitzen, erwartet, und spätestens dann wird jedem Freund von exploitativen Horrorknallern klar, das man den Film nicht zu ernst nehmen sollte - und dennoch: das Lachen wird einem definitiv noch im Halse steckenbleiben, wenn man sich für britischen und ziemlich blutigen (wie heisst es so schön auf dem DVD-Cover: uncut, uncensored and fully restored) Horror-Trash begeistern kann. Alle anderen sollten einen grossen Bogen um diesen bizarren Schocker machen, denn HORROR HOSPITAL ist eben KEIN typischer B-Film-Horrorstreifen (auch wenn das in manchen Reviews gerne behauptet wird). Die Schauspieler hauen nämlich teilweise so auf den Putz, das man glaubt, es mit einer absurden Theateraufführung zu tun zu haben. Udo Kiers Overacting in FLESH FOR FRANKENSTEIN ist jedenfalls nix dagegen. Und auch wenn die Stile von HORROR HOSPITAL und FLESH FOR FRANKENSTEIN völlig unterschiedlich sind, haben diese beiden Filme durchaus einige Gemeinsamkeiten - mal vom Entstehungsjahr 1973 ganz abgesehen, wären da die exzellenten Locations, die in beiden Streifen absolut perfekt ausgekundschaftet wurden. In HORROR HOSPITAL ist es ein schloss-ähnliches Anwesen, das ziemlich unheimlich und finster wirkt - da möchte ich jedenfalls keine Nacht alleine verbringen! Und beide Filme haben zudem extrem durchgeknallte Butzemänner am Start - und das sind eben nicht nur Udo Kier und Michael Gough in den Hauptrollen der beiden Gruselepen, sondern vor allem auch Skip Martin, bei dem einen trotz seines Mini-Formats Angst und Bange werden kann (dafür hat FLESH FOR FRANKENSTEIN die unheimliche, rothaarige Nicoletta Elmi am Start). In THE MASQUE OF THE RED DEATH steckte Skip Martin den in einem Gorillakostüm schwitzenden Patrick Magee in Brand, und auch in HORROR HOSPITAL sind seine Auftritte ziemlich horribel.

Und mittendrin gibt es dann eine Szene, bei der ich jedesmal Tränen in den Augen habe (vor Lachen wohlgemerkt), und zwar die, in der Skip Martin den beiden Schergen (die IMMER in Motorradkluft rumlaufen und auch die Helme nie abnehmen) heimlich ein Schlafmittel in die Waldmeister-Brause kippt, bis sie schliesslich bewusstlos am Boden liegen. Um an das Schloss der Tür zu kommen, vor dem die beiden Schergen liegen, stapelt er sie übereinander - anstatt sich einen Hocker zu holen. Und dabei stolpert er immer wieder über die eigenen Füsse und diese beiden auf dem Boden liegenden Typen. Bei einem Zwerg sieht das dann auch wirklich zum Schiessen aus - und die Szene ist wohl auch witzig gemeint (hmmm, ich habe mir diese Szenen gerade nochmal angeschaut und muss sagen, das das so aussieht, als hätte es SO jedenfalls nicht im Drehbuch gestanden - vielleicht hat er nach dem ersten Stolperer einfach improvisiert, keine Ahnung). Jedenfalls habe ich selten so gelacht! Das ist wirklich zum SCHREIEN komisch - zumindest für Leute mit etwas abseitigem, schrägem Humor.
Ebenfalls beinahe absurd wirken die minutenlangen Schlägereien zwischen Dr. Storms Motorradschergen und unseren jungen Helden (Jason bekommt später im Film noch einen Sidekick, der seine Freundin im "Erholungszentrum" sucht) - da gibt es aufs Maul und auf die Helme wie nix Gutes. Diese Kloppereien muss man wirklich mal gesehen haben...
Jedenfalls, Jason und Judy werden von Dr. Storm natürlich gleich erstmal einkassiert, weil er ständig neues Menschenmaterial braucht, um seine Experimente zu perfektionieren. Die Ergebnisse sind dann leichenblasse Figuren, die keinen Schmerz empfinden und ALLES ausführen, was ihnen der liebe Butzemann-Doktor befiehlt. ALLES bedeutet, das sie auf Kommando auch Handstand machen und Saltorückwärts springen - was natürlich auch für den einen oder anderen Lacher sorgt...

Damals, als ich den Film zum ersten Mal sah (als VMP/Telerent-Videokassette), war ich vielleicht so zehn oder elf Jahre alt, und über all die Jahre habe ich bestimmte Szenen nie wieder vergessen. Durch die unzähligen verschiedenen Versionen, die sich seit damals in meinem Schrank angesammelt haben, kann das ohnehin nicht passieren... Und besonders die Szenen am Schluss des Films, die ich aus Spoiler-Alarm-Gründen nicht verraten möchte, sind teilweise ziemlich horribel...
In vielen Reviews wird HORROR HOSPITAL als B-Film-Nonsens abgestempelt, doch ihn umgibt eine Magie, denen einige Fans (besonders die Horrorfreaks in den USA, die sich auf blutige Kultfilme aus den goldenen Siebzigern spezalisiert haben) einfach nicht widerstehen können, und zu denen zähle ich mich auch - was sicher auch damit zusammenhängt, das nostalgische Gefühle im Spiel sind. Auf jeden Fall definitiv ein Film, mit dem man noch seine Oma erschrecken kann...
Schade, das Regisseur Anthony Balch nicht noch weitere Knaller dieses unglaublichen Formats gedreht hat - seine Sexfilme interessieren mich jedenfalls kaum - das ist mir zu langweilig...

Die nagelneue (Veröffentlichung in den USA: 10. Juni 2010) Dark Sky Films-Fassung sieht unfassbar gut aus - das restaurierte Bild ist scharf, komplett gereinigt und besticht durch satte Farben (gut zu sehen am knallroten Kleid von Judys Tante). Dazu gibt es einen sehr informativen Audiokommentar vom Produzenten Richard Gordon, der viel Interessantes zum Dreh vom Stapel lässt. Eine Bildergalerie (unter anderem mit vielen deutschen Kinoaushangfotos) rundet die Scheibe ab...
Fazit: ich hoffe, das ich NIEMALS in so einem Irrenhaus lande! Zwerge, blutige Experimente, Irrsinn, wilde Rückblenden (Dr. Storm begann seine Gruselkarriere ganz in meiner Nähe: Hamburg!) und rollende Köpfe - kein Platz an dem man seinen nächsten Urlaub verbringen möchte!
Und die DVD ist wirklich perfekt - ich bin nämlich kein Extras-Freak. Wichtig finde ich drei Dinge bei einem Knaller wie HORROR HOSPITAL und ähnlichen DVDs, nämlich die bereits erwähnten Worte des Covers: uncut, uncensored and fully restored!!! Die DVD gibt es zum Beispiel bei CeDe...