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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 21

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#601 Funxton

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Geschrieben 13. Januar 2007, 10:10

"Bravo. Bravo. An extraordinary performance."

The Jungle Book (Das Dschungelbuch) ~ USA 1967
Directed By: Wolfgang Reitherman


Der Panther Bagheera findet das Menschenkind Mowgli mitten im Dschungel und sorgt dafür, dass es von einer befreundeten Wolfsfamilie adoptiert wird. Der Junge wächst unter paradiesischen Verhältnissen heran. Doch als der menschenhassende Tiger Shir-Khan auftaucht, entscheiden die Wölfe, dass Mowgli wieder zu seinen Artgenossen zurückgehen muss - sehr zu dessen Widerwillen.

Dieser Evergreen markiert mein erstes bewusstes Kinoerlebnis. Das muss so um 1979 gewesen sein. Da bleibt es kaum aus, dass man eine innige Bindung dazu aufbaut, die wahrscheinlich noch bis an mein Lebensende Bestand haben wird. Daran konnte auch die zwischenzeitliche Lektüre von Kiplings Geschichten in Verbindung mit der Erkenntnis, dass Weltliteratur und Walt Disney einfach nicht kompatibel sind, nichts ändern.
Mein kindliches Faible für "The Jungle Book" teile ich mit einem guten Freund, mit dem ich gestern im fortgeschrittenen Biertran auf die Idee kam, das Ding doch mal wieder anzusehen. Ein weiterer Kumpel, der trotz seiner 30 Jahre wohl noch keinen Disney gesehen hatte, musste sich ziemlich arg den Film hindurchquälen, trug es letztendlich aber mit Fassung. Mir derweil sind die zahllosen Zeitbezüge aufgefallen, die zugleich liberale und militärverniedlichende Haltung in Kopplung mit dem Gedankengut der Beatgeneration und dazu noch, wie sehr "Jungle Book" vor allem von seinen Songs lebt. Trotz der großartigen Originalfassungen derselben ist die Synchronisation mustergültig.
Insgesamt wohl mein liebster Zeichentrickfilm, aus oben genannten Gründen.

10/10

#602 Funxton

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Geschrieben 13. Januar 2007, 12:15

"No Mozart... no Picasso."

The Boys From Brazil ~ UK/USA 1978
Directed By: Franklin J. Schaffner


Der im paraguayischen Exil lebende KZ-Arzt Mengele (Gregory Peck) setzt zusammen mit einer Gruppe von Alt- und Neonazis einen irren Plan in die Tat um: Rund um die Welt setzt er selbstgezüchtete Hitlerklone in "geeigneten" Familien aus, die von ihrem Glück natürlich nichts wissen, und besorgt sogar noch die korrekten sozialen Parameter aus der Diktatorenbiographie - u.a. lässt er die Adoptivväter mit 65 Jahren ums Leben kommen. Der Nazijäger Lieberman (Laurence Olivier) bekommt Wind von den Aktionen der Fanatiker und macht sich daran, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Endlich gibt es Schaffners seltsam-faszinierende Naziphantasie auch hierzulande ungekürzt auf DVD. Die mir bislang bekannte Fassung war die um rund 30 Minuten gekürzte, in der - mir unverständlich - wesentliche Handlungselemente fehlten. Ganze Auftritte von Schauspielern, darunter die von Denholm Elliott und Wolfgang Preiss, waren der Schere zum Opfer gefallen, zusammen mit einer Ballsequenz, auf der Mengele zuerst einen Donauwalzer tanzt und danach einem Kumpanen (Walter Gotell) an die Kehle geht, sowie diversen Einstellungen der Dobermann-Attacke am Schluss.
"Boys" trägt viel galligen Humor in sich, etwa in jenen Szenen, in dennen die identischen 14-jährigen Mini-Hitler sich ihren Ersatzeltern und anderen Erwachsenen gegenüber als arrogante kleine Arschlöcher aufspielen. Passend dazu auch Pecks famose, genussvoll-diabolische Interpretation. Offenbar war es ihm ein großes Bedürfnis, nach seinen zahllosen Rollen als amerikanischer Saubermann einmal eine richtige Inkarnation des Bösen darstellen zu dürfen. Neben den erwähnten gibt es noch weitere feine Nebenrollen, unter anderem besetzt von Michael Gough und Bruno Ganz. Witzig auch der junge Sky Dumont, der, noch mit braunem Haupthaar, einen jungen Nazisohn namens Hessen gibt, der einen Mordauftrag mittels seiner Verführungskünste erfüllt.
Vor allem aber ist der Film, trotz einer verhältnismäßig biederen Inszenierung, äußerst spannend anzuschauen und innerhalb der Filmlandschaft der späten 70er ein kleines Unikat.

8/10

#603 Funxton

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Geschrieben 14. Januar 2007, 10:36

"You never gave me a chance." - "You're too good to give a chance to."

El Dorado ~ USA 1966
Directed By: Howard Hawks


Als der Großrancher Bart Jason (Edward Asner) den Gunslinger Cole Thornton (John Wayne) engagieren will, um gegen seinen Konkurrenten MacDonald (R.G. Armstrong) vorzugehen, teilt Coles alter Kumpel J.P. Harrah (Robert Mitchum), Sheriff des Städtchens El Dorado, Cole mit, auf wessen Seite man sich zu schlagen habe, nämlich auf die der MacDonalds. Kurz darauf komt es zu einem tragischen Unfall, der Cole erstmal für ein paar Monate aus der Stadt treibt. Nachdem er den jungen Messerwerfer Mississippi (James Caan) kennengelernt hat, kehrt Cole abermals nach El Dorado zurück. Aus J.P. ist inzwischen ein heilloser Säufer geworden, der von allen verlacht wird. In Jasons Diensten steht derweil der brillante Revolverheld McLeod (Christopher George), mittels dessen Hilfe die MacDonalds endgültig vertieben werden sollen. Ein letzter großer Kampf steht bevor.

"El Dorado" ist nichts anderes als ein inoffizielles Remake von Hawks' wohl schönstem Film, "Rio Bravo". Abermals mit John Wayne in der Hauptrolle, wurde lediglich das Story-Grundgerüst etwas umgekrempelt, die Hauptcharaktere sind allesamt wieder vertreten. Kleine Unterschiede bestehen lediglich in Detailmodifikationen. Der Sheriff - großartig interpretiert von Mitchum - ist nunmehr der Säufer, der jugendliche Held ist als Schütze eine Null und der großväterliche Charakter - Arthur Hunnicut - ist weniger Nervensäge als zuvor. Die herrlich-bizarre musikalische Einlage mit Ricky Nelson und Dean Martin entfällt. Insgesamt ist "El Dorado" ein wenig heiterer und wesentlich abgeklärter geraten als das Original. Der Film ist eine mustergültige Routinearbeit, entstanden unter sämtlicher Beteiligung von Menschen, die ihr jeweiliges Fach gar nicht besser verstehen könnten. Das altbekannte, offene Geheimnis, liegt, wie immer bei Hawks, darin, dass nicht der Plot von Interesse ist, sondern die Charaktere. Leigh Bracketts Drehbuch glänzt gerade so, weil es zahlreiche scheinbar unwichtige Dialoge enthält, die die Gechichte kein bisschen vorantreiben und die ob ihrer vermeintlichen Belanglosigkeit in dieser Form in kaum einem anderen Western zu finden sind. Die Helden piesacken sich unentwegt mit irgendwelchen Spitzen und Sarkasmen, dass es eine helle Freude ist. Die lange Szene, in der Mitchum gewalt-entgiftet wird, und die aus der analogen, eher tragischen Situation um Dean Martin in "Rio Bravo" ein Stück Vollblutkomik macht, zählt zu den witzigsten Szenen, die je einen Western bereicherten.
Dennoch ist zwischen den Zeilen auch ein bisschen Bitterkeit zu vernehmen. Die Helden sind allesamt versehrt an Leib und Seele: Thornton hat die Tötung eines Unschuldigen auf dem Gewissen und wird durch eine Kugel am Rückgrat geplagt, die ihn zum zeitweiligen Krüppel macht, Harrah ist Alkoholiker auf Entzug und hat eine Schusswunde im Bein. Der alte Bull, ehemaliger Kavalleriehornist, trägt offenbar eine Kriegsneurose mit sich herum und Mississippi schließlich hat einen väterlichen Freund durch einen feigen Mord verloren, seine Rache mittlerweile gehabt und kein Lebensziel mehr. Dennoch gibt es kaum ein schlagkräftigeres Quartett in der Westerngeschichte.
Gäbe es "Rio Bravo" nicht, "El Dorado" wäre in jeder Hinsicht perfekt.

9/10

#604 Funxton

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Geschrieben 14. Januar 2007, 14:51

Zitat entfällt.

Buon Funerale, Amigos! ... Paga Sartana (Sartana - Noch warm und schon Sand drauf) ~ I/E 1970
Directed By: Giuliano Carnimeo


Sartana (Gianni Garko) steht einer jungen Erbin (Daniela Giordano) bei, die ein windiger Bankier (Antonio Vilar) und ein chinesischer Casinobesitzer (George Wang) um das Land ihres ermordeten Onkels (Attilio Dottesio), auf dem angeblichen Goldvorkommen lagern, bringen wollen.

Schlitzohr Sartana, die Minipistole im Jacket und stets hervorragend gekleidet mit Weste und roter Krawatte ein etwas geckenhafter Westernheld, kommt nur äußerst selten in Verlegenheiten. Immer ganz Herr der Lage und Meister im Umgang mit sämtlichen Waffen (darunter seinem messerscharfen Pokerblatt), ist vor allem sein loses Mundwerk nicht zu verachten. Rainer Brandt, selbst als Garkos deutsche Stimme am Start, verwandelt den Film in ein unvergleichliches Sprüchefeuerwerk, das selbst für dessen Verhältnisse tost wie ein Frühlingsgewitter. Es gibt schätzungsweise vier oder fünf Dialogzeilen, die ansatzweise einer "normalen" Verbalkommunikation gleichkommen. Besonders der Protagonist sondert keine zwei Worte ab, die nicht dem völligen Blödsinn entstammen. Absolute Oberkante. Als Genrebeitrag ist dieser "Sartana" gehobenes Mittelmaß, mehr als inszeniert cooles Italo-Amüsement darf man rein äußerlich nicht erwarten. Schmackhafte Zutaten: Ein schöner Plagiatsscore von Bruno Nicolai und Kamerazooms from hell.

6/10

#605 Funxton

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Geschrieben 14. Januar 2007, 18:55

"A beautiful sentiment!"

The Quiet Man (Der Sieger) ~ USA 1952
Directed By: John Ford


Der Boxer Sean Thornton (John Wayne) kommt aus den USA zurück in seine irische Heimat. Nachdem er, ohne es zu wollen, einen Gegner im Ring getötet hat, sucht er Abgeschiedenheit. Bald verliebt er sich in die störrische Mary Kate Danaher (Maureen O'Hara), deren noch störrischerer Bruder Red (Victor McLaglen) sie aber nicht mit Sean verheiraten will. Als die Dorfbewohner eine kleine Inszenierung für das unglückliche Paar vom Stapel lassen, lässt Red sich umstimmen, kommt aber just am Hochzeitstag dahinter. Daraufhin verweigert er seiner Schwester die traditionelle Mitgift. Diese besteht enttäuscht darauf, dass Sean dafür sorgt, Red umzustimmen, was jedoch nur mit etwas körperlicher Nachhilfe möglich wäre. Sean aber will nicht mehr kämpfen.

In seinem irischen Heimatfilm löst Ford alle Probleme nach klassisch-männlicher Art: Eine zünftige Prügelei und ein anschließendes Besäufnis regeln auch härteste Konflikte. Und wenn das Eheweib nicht pariert oder bockig ist, muss man es eben dementsprechend zähmen und zäumen. Diese etwas tradierten Rollenmodelle gehören bei Ford einfach dazu und schmälern das Vergnügen an seiner herzerfrischenden, bunten romantic comedy nur wenig.
Wayne und O'Hara als stures Traumpaar lassen das Filmmaterial im zweiten von mehreren gemeinsamen Auftritten auch nach über 50 Jahren noch lauschiger knistern als sämtliche Nachfolger aus aktueller Fabrikation.
Wenn man das innige Bedürfnis verspürt, die Welt für zwei Stunden geradezurücken, ist "The Quiet Man" jedenfalls ein vergnügliches Mittel dazu.

8/10

#606 Funxton

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Geschrieben 15. Januar 2007, 06:09

"Ha-ha. Obviously, you're at your honeymoon!"

Drums Along The Mohawk (Trommeln am Mohawk) ~ USA 1939
Directed By: John Ford


Vor dem Hintergrund des Unabhängigkeitskrieges zieht Gil Martin (Henry Fonda) mit seiner frisch Angetrauten Lana (Claudette Colbert) in eine kleine Blockhütte mitten im Grenzgebiet des Mohawk River nördlich von New York. Bald wird ihr Heim, kurz nach der Urbarmachung des umgebenden Landes, von kriegerischen Indianern niedergebrannt. Diese wurden ihrerseits von dem üblen englischen Schurken Caldwell (John Carradine) aufgehetzt. Unterstützung erfahren Gil und Lana in der nun folgenden, schweren Zeit von den Bewohnern eines nahen Forts.

Fords formal betrachtet meisterlicher früher Farbfilm wird leider häufig unterschlagen. Dabei ist er einer seiner schönsten. Eindrucksvoll ist bei "Drums" zu sehen, wie sehr Technicolor im Frühstadium noch als Stilmittel, als zusätzlicher Hauptdarsteller gar, eingesetzt wurde.
Anders als in späteren, kritischeren Werken, singt Ford hier allerdings noch (was ihm bis heute als berechtigter Vorwurf angekreidet werden kann) ein schwer patriotisches Loblied auf den amerikanischen Pioniergeist, der sich durch viele Entbehrungen und vereinigte Kräfte am Ende als siegreich erwies. Etwas naiv wirkt das - mit Verlaub - schon. Da sich der Film aber ansonsten durch eine ungeheure Brillanz auszeichnet, sei es in der Schauspielführung, der Dramaturgie, den Actionszenen oder dem Timing insgesamt, kann man Ford diese sehr blumige Art der Geschichtsschreibung nachsehen, zumal in Anbetracht der Entstehungszeit. Schade nur, dass Carradine mit seiner Augenklappe nicht mehr Platz in der Geschichte eingeräumt wurde.

9/10

#607 Funxton

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Geschrieben 15. Januar 2007, 21:39

"Your pants are open."

The Exterminator ~ USA 1980
Directed By: James Glickenhaus


Nach ihrer gemeinsamen Zeit in Vietnam arbeiten John (Robert Ginty) und Michael (Steve James) für einen Lebensmittel-Spediteur. Michael hat John einst das Leben gerettet und setzt sich eines Tages erfolgreich gegen ein paar Punks zur Wehr, die sich an einer Fuhre Bierdosen vergreifen. Nicht jedoch, ohne bitter dafür zu bezahlen: Ihm wird das Genick gebrochen, so dass er vollständig gelähmt an einer Beatmungsmaschine hängt. John dreht durch und wird zum Selbstjustizler, zunächst in eigener Sache, bald jedoch als vielbeachteter Medienheld. Der emsige Polizist Dalton (Christopher George) kommt John bald gefährlich nahe.

Glickenhaus, der große auteur des Actionfilms der Achtziger. Seinen unverkennbaren Stil, der sich vor allem in detailliert gefilmten Pyroexzessen ausdrückt, bringt er bereits in diesem noch recht frühen Werk zur Geltung. In New York, das so viele Independentfilmer - gerade zu dieser Zeit - zu Höchstleistungen anspornte (ich denke da primär an Ferrara, Hennenlotter und Lustig) siedelt er seinen überdeutlich an "Death Wish" und "Taxi Driver" angelehnten Rohdiamanten an. Zu den härtesten und schwärzesten Beiträgen des Vigilantenfilms würde ich "The Exterminator" zählen. Das beginnt schon mit der Vietnam-Exposition, die geradewegs wirkt wie in der Hölle gefilmt. Zurück in New York schlägt sich Glickenhaus gar nicht groß mit Nebensächlichkeiten herum. Es kommt, wie es kommen muss. Und beansprucht keine drei Minuten Erzählzeit nach vollzogener Missetat an seinem Freund, da hält John Eastland bereits dem ersten thug den Flammenwerfer unter die Nase. Einem ausgeprägten Faible für Unappetitlichkeiten, die dem Film seinen recht berüchtigten Ruf (ich erinnere mich noch an die alten VHS-Tage, da war das immer ein ganz heißes Eisen) eintragen sollten, wird ohne Umschweife stattgegeben. Legendär der überdimensionale Fleischwolf, über den dann auch so hübsch in den Abendnachrichten berichtet wird.
Steve James ist ja immer ohne Tadel und Christopher George - keine 60 geworden - erweist sich einmal mehr als einer der sympathischsten Männer für grobe Einsätze. Erstaunlich aber vor allem Robert Ginty. Der Mann sieht mit seiner Turnschuh-Physiognomie ja wie alles aus, nur nicht wie jemand, den man sich als führende Persönlichkeit für B-Ballerei vorstellen sollte. Hier jedenfalls haben wir so etwas wie seine Initialisierung.
Ich finde den Film trotz aller Widrig- und Widerlichkeiten noch immer super.

8/10

#608 Funxton

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Geschrieben 17. Januar 2007, 14:35

"I don't like crime."

Homicidal (Mörderisch) ~ USA 1961
Directed By: William Castle


Eine attraktive Blondine (Jean Arless) beheht einen perfekt eingefädelten Mord an einem Friedensrichter (James Westerfield), quält, ohne, dass es öffentlich würde, eine gelähmte und stumme alte Dame (Eugenie Leontovich), als deren Pflegerin sie in einem Herrenhaus arbeitet und scheint auch sonst nicht ganz frisch unterm Pony zu sein. Ein junges Paar (Glenn Corbett, Patricia Breslin) macht sich Gedanken und auf die Suche nach der Wahrheit.

Castle in Bestform, diesmal ganz ohne übernatürliche Dreingaben. Er präsentiert sich gleich mehrfach höchstpersönlich dem Publikum: Gleich zu Beginn des Films, am Ende, mit der eindringlichen Bitte, die Pointe für sich zu behalten, und kurz vorm Showdown als begleitender Kommentar zu einer Minutenuhr, die auf dem Bild läuft. Man habe immer weniger Zeit, das Kino zu verlassen. Und schließlich: "Now, you have to stay!" Absolut marvelös! Zum Film selbst ist anzumerken, dass er, nachdem man zahlreiche ähnlich gelagerte Reißer (die auch noch größenteils später entstanden sind) gesehen hat, sein großes Geheimnis nicht lange verbergen kann. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn trotz seiner manchmal plüschigen Darreichungsform ist "Homicidal" mitunter ein echter Nervenfetzer und sollte jedem Freund klassischen Spannungskinos fernab des Hochglanz eines Hitchcock unbedingt ans Herz gelegt werden.
Hiermit geschehen.

8/10

#609 Funxton

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Geschrieben 17. Januar 2007, 17:43

"I'm no poet. I'm a drunk. And enjoying it."

Storie Di Ordinaria Follia (Ganz normal verrückt) ~ I/F 1981
Directed By: Marco Ferreri

Einige biographische Stationen des Undergroundpoeten Charles Serking (Ben Gazzara), der zwischen der Liebe zu einer Borderliner-Hure (Ornella Muti), dem 'drohenden' Durchbruch als Literat und delirösen Zuständen sein Leben genießt.

Verhältnismäßig früh wurde Ferreri als Filmautor auf Bukowski aufmerksam und nahm sich diverser Kurzgeschichten aus dessen Feder an, um sie in ein sehr gediegenes filmisches Szenario zu übertragen. Überwiegen in der ersten Hälfte seines Films noch groteske Situationen, Verrücktheiten und der Humor, den man aus den buk'schen Storys gewöhnt ist, muss die zweite Hälfte leider einer eher melodramatischen Stimmung weichen, die sich in gewisser Weise anmaßt, Bukowski und seinen gewählten Lebensweg abzuurteilen. Es gibt zwar immer wieder echte Momente, wie den in der Autorenwerkstatt, in der Serking auf den Schreibtisch steigt und mit Bierdosen wirft, insgesamt aber verrennt sich der Film ein wenig zu sehr im Bedrückenden. Ben Gazzara kann neben Mickey Rourke und Matt Dillon durchaus bestehen - wenn er auch zu gepflegt und irgendwie zu flink wirkt, um das Wesen Bukowskis glaubwürdig zu präsentieren.
Ein guter Film, sicher, aber nicht so gut wie spätere Leinwand-Inkarnationen des dirty old man.

7/10

#610 Funxton

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Geschrieben 18. Januar 2007, 19:47

"Well, I guess I'll call you Jack Cass."

Young Mr. Lincoln (Der junge Mr. Lincoln) ~ USA 1939
Directed By: John Ford


Einer seiner ersten Fälle eröffnet dem jungen Rechtsanwalt Abraham Lincoln (Henry Fonda) die Verteidigung zweier Brüder (Richard Cromwell, Eddie Quillan), die beide wegen ein und desselben Totschlags vor Gericht stehen. Mit Witz und Spontaneität bringt der idealistische Advokat kurz vor dem verheerenden Ende der Verhandlung eine entscheidende Wendung hervor.

Seine frühe, kleine Americana ist wieder ganz der Regisseur selbst: Um eine der Persönlichkeiten, die den Traum der freiheitlichen Ordnung (oder geordneter Freiheit) symbolisieren, dreht sich Fords Courtroom-Drama. Der große, helle Stern ist dabei ganz klar Fonda, der mit einem sagenhaften Make-Up tatsächlich wie ein junges, noch bartloses Abbild Lincolns ausschaut. Fonda spielt so, wie es seine Stärke war: Ruhig, besonnen, distinguiert und über alle Maßen persönlichkeitsstark. Kein Augenblick, auch nicht im Angesicht von persönlichem Verlust, in dem Lincoln zu wanken droht, keine Schicksalsböe, die ihm den Boden entreißt. Ob beim volksbelustigenden Baumstammspalten, bei der Verhinderung eines Lynchmords oder einer drohenden Massenschlägerei: Der Mann behält seinen kühlen Kopf.
Wenn es einen Regisseur gab, der diese uramerikanische, pseudobiographische Episode mit dem gebührenden Raffinement zu verschnüren wusste, dann war es Ford. Auch dieses Werk bringt er mit all seinem inszenatorischen Können zum Glänzen, mag man ihm auch mit der gebührenden Kritik gegenüberstehen.

8/10

#611 Funxton

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Geschrieben 20. Januar 2007, 20:03

"That's your problem, partner!"

The War Wagon (Die Gewaltigen) ~ USA 1967
Directed By: Burt Kennedy


Nachdem Taw Jackson (John Wayne) aus dem Gefängnis entlassen wurde und in seine heimatlichen Gefilde zurückkehrt, muss er feststellen, dass sich einiges verändert hat: Der schurkische Goldsucher Pierce (Bruce Cabot) hat sich Taws Ranch bemächtigt und kontrolliert die gesamte Stadt. Um Jackson loszuwerden, will Pierce den Gunslinger Lomax (Kirk Douglas) engagieren, doch Jackson kommt ihm zuvor: Er spannt Lomax für seinen Plan ein, einen Goldtransport von Pierce abzufangen. Doch Pierce hat einen gepanzerten Wagen mit Maschinengewehrvorrichtung zur Verfügung.

Sowas nennt man wohl einen "Edelwestern" - mit zwei sympathischen alternden Stars an vorderster Front, Dimitri Tiomkin als Kompositeur und einem Regisseur, der sich dem Genre mit Leib und Seele verschrieben hat, geht erwartungsgemäß wenig schief. Wenn Douglas und Wayne als Vollprofis aufeinanderprallen, kommt es zu manch knisternd-humorvollem Dialog und das sind dann auch, neben dem Caper-Showdown selbstverständlich, die stärksten Szenen des Films. Der versoffene, jugendliche Sidekick (Robert Walker) ist wenig überzeugend, und vor allem fehlt es "The War Wagon" an etwas Entscheidendem: Einem ordentlich psychologisierten Bösewicht. Cabot mag ja ganz nett sein, aber als glaubwürdiger Widerpart zu einem solch dynamischen Duo tritt er niemals als echte Bedrohung auf.
Als kurzweiliger Qualitätswestern wie viele Spätwerke Dukes durchweg zu gebrauchen, zu einem wirklichen Klassikerstatus reicht es aber nicht.
Zur deutschen Synchronfassung ist noch anzumerken, dass Arnold Marquis, der ab den späten 60ern fast immer als Waynes deutsche Stimme zum Einsatz kam, auch als Stammsprecher von Kirk Douglas tätig war und für "The War Wagon" dann auch letzterem zugeteilt wurde. An sich kein Problem, denn Wolfgang Lukschy oder Heinz Engelmann kamen Dukes Originalorgan durchaus nahe. Doch Wayne wird von Hans Hamacher gesprochen, wahrscheinlich die unpassendste Besetzung, die für ihn jemals herangezogen wurde.

7/10

#612 Funxton

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Geschrieben 21. Januar 2007, 10:30

"There's no law west of Chicago ... and west of Dodge City no God!"

Dodge City (Der Herr des Wilden Westens) ~ USA 1939
Directed By: Michael Curtiz


Der Ex-Konföderiertenkämpfer und Treckführer Wade Hatton (Errol Flynn) kommt nach Dodge City. Es regieren Mord, Betrug und Lynchjustiz. Das Sagen hat der üble Jeff Surrett (Bruce Cabot), dem jedes Mittel recht ist, um an Macht und Einfluss zu gewinnen. Irgendwann hat Hatton "genug gesehen", lässt sich zum Sheriff machen und räumt den Saustall ordentlich auf.

Flynns erster Western, wie immer in Zusammenarbeit mit der ganzen bewährten Warner-Truppe. Ebenso wie die vorhergehenden swashbuckler birst auch "Dodge City" nahezu vor geballten Schauwerten; alles, was man sich in einem City-Western nur wünschen kann, kommt auch zum Einsatz. Legendär vor allem die riesige Saloon-Schlägerei, die prägend für das ganze Genre ist und bei dem sämtliches Mobiliar zu Bruch geht. Der Anlass: Ein Gesangsduell zwischen ehemaligen Nord- und Südstaatlern, das nicht lange ohne Handgreiflichkeiten auskommt. Curtiz erprobt hier sozusagen seine spätere, ebenso bekannte und wunderprächtige "Casablanca"-Szene im "Rick's".
1939 war das entscheidende Jahr für den Western, denn hier verließ das Genre seine B-Herkunft. Drei große, jeweils unterschiedlich angelegte und doch allesamt herrliche Studiowestern (RKO's "Stagecoach", Fox' "Jesse James" und eben "Dodge City") trugen der großen Pferdeoper nachhaltige Lorbeerkränze ein. Zwei der Filme kamen in wunderschönem 3-Strip-Technicolor, für diese Zeit ebenfalls noch keine Selbstverständlichkeit. "Dodge City" ist einer davon und in seiner unbeschwerten Abenteuerlust nach wie vor ein prachtvolles Vergnügen.

9/10

#613 Funxton

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Geschrieben 21. Januar 2007, 17:55

"The second life isn't like the first one, is it?" - "Sometimes it's even better."

Elektra - Director's Cut ~ USA 2005
Directed By: Rob Bowman


Nachdem sie wieder zum Leben erweckt wurde, lässt sich Elektra Natchios (Jennifer Garner) von dem amerikanischen Sensei Stick (Terence Stamp) weiter ausbilden und arbeitet fortan als Auftragskillerin. Als sie Vater (Goran Visnjic) und Tochter Miller (Kirsten Prout) töten soll, hinter denen aus schleierhaften Gründen auch eine Yakuza-Sektion, die "Hand", her ist, bekommt sie Skrupel und hilft den beiden gegen ihre Verfolger.

Hat mir wesentlich besser gefallen als beim ersten Mal, auch wenn man nicht gerade behaupten kann, dass der D.C. eine von Grundauf modifizierte Version darstellt. Vielmehr war die gedämpfte Erwartungshaltung und die entspannteren äußeren Bedingungen hilfreich. Mit "Daredevil", dessen Spin-Off "Elektra" ja bekanntlich ist und den ich für eine fast durchweg gelungene Comic-Verfilmung halte, kann Bowmans Miniepos zwar nicht mithalten, aber es zollt der Figur den gebührenden Respekt und sieht in jeder Beziehung hervorragend aus.
Elektra, von Frank Miller während seines "Daredevil"-Runs in den frühen 80ern erschaffen, erfreut sich gleichbleibend großer Beliebtheit. Nachdem sie in der Serie - wie im Film - von Bullseye ermordet wird (die "Hand" sorgt daraufhin für ihre Wiederbelebung in eigener Sache, was DD jedoch verhindert) tritt sie erst Jahre später, im wiederum von Miller getexteten "Elektra Assassin" wieder auf, dem ersten gemalten Superheldencomic (Bill Sinkiewicz). Diese Ereignisse dichtet der Film etwas um, kann dabei aber halbwegs passabel erläutern, warum Elektra wieder unter den Lebenden weilt (was ja "Daredevil" bereits am Ende andeutete) und wie ihre Wesensänderung zu Stande kommt. Auch die Fantasyelemente sind recht nett eingesetzt und unterstreichen die Comic-Herkunft des Ganzen.
Verwunderlich ist es allerdings kaum, dass "Elektra" bös floppte, er wirkt in seiner betonten Lässigkeit sehr abzielend auf die Schnittmenge aus Film- und Comicfreunden und konnte selbst in dieser engmaschigen Publikumsschicht nur Wenige begeistern. Mir jedenfalls gefällt er mittlerweile ganz gut und ich würde mich sogar über ein Sequel freuen, am liebsten natürlich eines, in dem Elektra und DD wieder aufeinandertreffen.

7/10

#614 Funxton

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Geschrieben 22. Januar 2007, 21:54

"Take my throne! My kingdom! England!"

The Private Lives Of Elizabeth And Essex (Günstling einer Königin) ~ USA 1939
Directed By: Michael Curtiz


Zwistigkeiten und Säuseleien zwischen Elizabeth I (Bette Davis) und dem populären, aber international raufsüchtigen Earl Of Essex (Errol Flynn), die zwischen Liebe und Machthunger umherpendeln, führen schließlich zu einer unglücklichen Königin und einem um einen Kopf kürzeren Edelmann.

Eine Vollständigkeitsveranstaltung. Zum Ende einer jeden Flynn/Curtiz - Retrospektive schiebe ich alle Jahre wieder auch dieses schwülstige Ding hinterher, das von den liebgewonnen Attributen der in den letzten Tagen gesehenen Klassiker nur wenige vorweisen kann. Zwar kann man auch hier getrost von einer vorzüglichen Farbdramaturgie sprechen, Ausstattung und Kostümierung des verfilmten Bühnenstücks sind so prächtig, wie von den Warners dieser Tage gewohnt. Stab und Besetzung entsprechen weitgehend ebenfalls dem bewährten Personal. Allein das Sujet bedingt das große Gähnen: Ränkespiele und Liebesleid unter Blaublütigen - als Bestandteile eines feisten Historienepos ist dagegen nichts einzuwenden; hier aber kommt man ausschließlich in deren Genuss. Zwar keimt immer wieder die Hoffnung auf, dass man doch noch das Vergnügen hat, den guten Flynn mit dem Säbel rasseln oder die Muskete spannen zu sehen, doch weit gefehlt: Eine kurze Zwischensequenz, die die königliche Armee bei einem Scharmützel in Irland zeigt, bleibt aktionsfrei und endet ratzfatz wieder. Tja, und dann Bette Davis: Zweifelsohne eine tadellose Aktrice, darf man auch ihre Leistung als Königin mit rasierten Augenbrauen als kleinen Geniestreich bezeichnen - doch was ist sie schon als kaltes, rotbedeckeltes Brett gegen eine warmherzige Olivia de Havilland, die hier in einer Minirolle verheizt wird? Immerhin springt ein sagenhaft junger Vincent Price mit Strumpfhosen und stolz geschwellter Silberbrust zwischen den spektakulären Hass- und Liebesbekundungen herum. Jener ist ja ein stets gern gesehener Gast auf der heimischen Glotze und ein kleiner Trost obendrein.
Finalmente: Auch beim nächsten Mal wird der "krönende" Abschluss um die schmalste Rotzbremse des Studiospektakels (dann hoffentlich erweitert um ein paar Neuzugänge) wieder um den enthaupteten Errol kreisen. Sei's drum.

6/10

#615 Funxton

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Geschrieben 24. Januar 2007, 06:11

"Whose tongue is that?"

The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning ~ USA 2006
Directed By: Jonathan Liebesman


The world according to Leatherface (Andrew Bryniarski): Wie die texanische Familie Hewitt sich dem Kannibalentum zuwendet, mitsamt diverser Erläuterungen zu Details, die aus dem 03'er-Remake bekannt sind. Darunter etwa die Erklärung dazu, warum ein Spinner wie Hoyt (R. Lee Ermey) überhaupt Sheriff werden konnte. Leatherfaces große Liebe, die Kettensäge, seine erste selbstgenähte Maske und Onkel Montys (Terrence Evans) appe Beine: Hier erfährt man den blutigen Rest, nicht, ohne dass ein paar Teenies verwurstet würden.

Ich kann mir vorstellen, dass Bays (und dass dies ein Michael-Bay-Film ist, ist bitteschön klarer als Gulaschsuppe) Prequel eine nachwachsende Generation von Horrorfilmfreunden durchaus nachhaltig beeindrucken könnte. Wie es bei sämtlichen härteren Genrevertretern der nouvelle vague d'horreur der Fall ist, erfahren Dreck, Blut und Abscheulichkeiten eine vermeintlich absolut unpassende Ästhetik. Vielleicht liegt darin sogar ein gewisser Reiz. Fest steht, dass für den Nachfolger des ersten Bay-Massakers die Gekröse-Schraube nochmal mächtig angezogen wurde, seit Hoopers eigenem Sequel von 86 hat Bubba Sawyer, Verzeihung, Thomas Hewitt, jedenfalls nicht mehr so gewütet mit der Motorsäge. Wobei sich ein Vergleich mit demselben ansonsten verbittet.
Ich empfand den neuen alten "TCM" als zweischneidiges Schwert: Wo bei Hooper dem Rezipientenkopf der größtmögliche Spielraum gelassen wurde, konnte ich mich hier nur noch erdrückt sehen angesichts der fotorealistischen Zeigefreudigkeit. Die Vietnam-Anleihen und die Rockerepisode sind hilflos bis peinlich und nehmen dem ansonsten ziemlich wuchtigen Film eine gute Portion Wind aus den Segeln. Überhaupt ist der Weg hin zur totalen Offensichtlichkeit und weg vom Subtilen, vom Diffizilen, eigentlich ein großes Eigentor. Vorausgesetzt jedenfalls, man ist mit den Mechanismen und deren Transparenz hinreichend vertraut. Das kann ja manchmal auch ein Fluch sein.

6/10

#616 Funxton

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Geschrieben 24. Januar 2007, 15:37

"You wouldn't realize."

The Hidden ~ USA 1987
Directed By: Jack Sholder


Ein extraterrestrischer Anarcho-Gangster ist auf der Erde unterwegs. Für seine Touren durch L.A. nutzt er irdische Wirte, in deren Körper er Banken ausraubt, Ferraris mitgehen lässt oder einfach nur folgenschwer durch die Gegend ballert. Der konfuse, ermittelnde Polizist Beck (Michael Nouri) erhält bald Unterstützung durch den FBI-Mann Gallagher (Kyle MacLachlan), der aber selbst nicht ganz koscher zu sein scheint.

Ein überaus erfreuliches Wiedersehen. Schon lange stand mir mal wieder der Sinn nach diesem Genrebastard, der seine Alienstory mehr oder weniger nur als Vorwand benutzt, um gescheites Actionhandwerk durch einen ungewohnten Plot aufzupeppen. Kann man sich wunderbar drauf anlassen, so frech und schwarzhumorig kamen zur Entstehungszeit des Films nur wenige Konkurrenzwerke daher.
Die Story um das (wirtssuchende) Alien, das von einer höchst irdischen Polizei gejagt wird, ist nunmehr zwar mindestens ebenso altbekannt wie das interstellare Buddy-Gespann, wurde aber selten so grenzgenial umgesetzt wie hier. Zu etlichen Seitenhieben auf die materiell-hohlen Achtziger reicht es dabei ebenso, wie zum Abschuss auf den Sunshine-State. So ist "The Hidden" vor allen Dingen eines: Urkomisch. Bemerkenswert noch der seltsame, aber absolut rührende Schluss.

8/10

#617 Funxton

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Geschrieben 27. Januar 2007, 20:27

Zitat entfällt.

Die Xue Shuang Xiong (The Killer) ~ HK 1989
Directed By: John Woo


Der Profikiller Jeffrey (Chow Yun-Fat) blendet bei der Erfüllung eines Auftrags die Nachtclubsängerin Jennie (Sally Yeh) mit dem Mündungsfeuer seiner Waffe. Verzweifelt über sein Verschulden, will Jeffey dem Mädchen, in das er sich verliebt, eine rettende Augenoperation finanzieren. Um das Geld aufzubringen, muss er noch einen letzten Mord begehen. Dabei heftet sich der Polizist Li (Danny Lee) an Jeffreys Fersen. Dessen Auftraggeber weigert sich zudem, Jeffrey zu bezahlen und schickt ihm Dutzende von Attentätern auf den Hals.

Woos Bester. Quintessenziell, wie er hier alle seine bekannten Stärken ausspielt, Todesballette und Kitschgeschichten um Freundschaft, Schuld und Sühne. Letztere sind beinahe nebensächlich und wirken eher wie recht programmatische Dreingaben rund um die shoot-outs, welche sicher zu den rasantesten gehören, die je in einem Film zu sehen waren. Das bittere Ende kann schließlich noch ein wenig emotional involvieren, aber die Story um das blinde Mädchen und den traurigen Mörder reißt einen nicht eben vom Hocker. Interessant ist einzig und allein die Tatsache, dass selbst diese Schwäche gar nicht als solche wahrgenommen werden muss. Man kann sich auch einfach von der tosenden Wucht der Actionszenen mitreißen lassen und sich an beidhändig feuernden Gangstern, spritzendem Blut und wichtigem SloMo-Sterben erfreuen, an dem also, was ein zünftiger Woo einem bieten sollte. Nach wie vor ein grandioser Film und ein Schlüsselwerk des Genres ohnehin.

10/10

#618 Funxton

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Geschrieben 28. Januar 2007, 09:00

"You got your stool pigeon."

Fort Apache, The Bronx ~ USA 1981
Directed By: Daniel Petrie


Die Officers Murphy (Paul Newman) und Corelli (Ken Wahl) schieben Streifendienst für das 41. Revier, genannt "Fort Apache". Ihren ironischen Nebentitel bezieht die Polizeistation aus ihrer örtlichen Lage inmitten der South Bronx, umgeben von Elend, Armut, Verbrechen und Existenznot. Außerdem dient das 41., wie ein Officer berichtet, manchem Bürger als Zuflucht und Unterschlupf. Nachdem zwei Kollegen auf offener Straße hingerichtet wurden, schickt sich ein neuer Captain (Edward Asner) an, den Laden auf Vordermann zu bringen. Doch zahlreiche andere Probleme machen Murphy neben dem alltäglichen Irrsinn auf den Straßen noch mehr zu schaffen: Seine neue Freundin (Rachel Ticotin) ist heroinsüchtig, er beobachtet zwei Kollegen (Danny Aiello, Clifford David) dabei, wie sie während eines Krawalls einen unschuldigen puertoricanischen Jugendlichen vom Dach eines Mietshauses werfen und kann sich im Zwiespalt zwischen Verrätertum und Gesetz nicht entscheiden, wie er sich verhalten soll.

Weniger eine stringente Geschichte erzählend, porträtiert "Fort Apache" ein paar Tage im Leben eines New Yorker Polizisten, von Paul Newman absolut phantastisch interpretiert. Der Doppelmord am Anfang, bei dem man das Gefühl hat, auf eine komplexe Korruptionsgeschichte Marke Lumet eingestimmt zu werden, erweist sich lediglich als kleines Mosaiksteinchen innerhalb eines großen Tableaus, das weniger an genreüblichen Themen interessiert ist, sondern vielmehr an den unhaltbaren Lebensumständen mitten in einer amerikanischen Großstadt und der tapferen, aber hilflosen Reaktion der Ordnungshüter darauf. Bestechlichkeit und Berufsverachtung spielen hier kaum noch eine Rolle. "Jeder lässt sich hier ein Bisschen schmieren, wollen Sie das etwa ändern?" bekommt Captain Connolly bei seinem Dienstantritt zugespien und damit hat sich's auch. Vielmehr interessiert der Überlebenskampf der Polizisten, die, zahlenmäßig unterlegen, kaum Schnitte haben gegen Bürgeraufstände und Gewaltakte. Wie eine kleine Enklave mitten im Feindesgebiet. "Fort Apache" eben.

9/10

#619 Funxton

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Geschrieben 28. Januar 2007, 09:16

"This ain't a game no more."

The Zero Boys ~ USA 1986
Directed By: Nico Mastorakis


Die "Zero Boys" (Daniel Hirsch, Tom Shell, Jared Moses), ein Trio unschlagbarer Gotcha-Spezialisten, gehen zusammen mit drei Mädels (Kelli Maroney, Nicole Rio, Crystal Carson) auf einen Wochenendtrip in die Wälder Südkaliforniens. Dort stoßen sie gegen Abend auf eine nur scheinbar verlassene Hütte, mit deren Bewohnern (u.a. Joe Estevez) sie bald unangenehme Bekanntschaft schließen: Es handelt sich dabei nämlich genau um die Art von Hinterwäldler, auf die man in einer solchen Situation lieber nicht treffen würde ...

B-Action mets Backwood-Slasher. Das schon um 86 oft aufgewärmte Konzept der degenerierten Tröpfe aus dem tiefen Busch dient dem routinierten Billigfilmer Mastorakis dazu, sein Trüppchen von Ballerspielhelden einer realen Gefahr auszusetzen. Glücklicherweise hat man ein paar echte Automatikwaffen im Jeep und kann sich gegen Armbrust und Machete noch halbwegs gut zur Wehr setzen.
Im Mittelteil, als die Hillbillys dazu übergehen, Katz und Maus mit den Städtern zu spielen, ist das Ganze sogar kurzfristig recht spannend, gegen Ende präsentiert sich das üblichen Gerenne durch Wald und Flur dann aber als zusehends ermüdend. Bezeichnend, wie (zumindest gelegentlich) vor 20 Jahren noch auf reine Atmosphäre und nicht auf graphische Gewaltakte in einem derartigen Film gesetzt wurde. Solides, günstiges Entertainment für Liebhaber.

5/10

#620 Funxton

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Geschrieben 28. Januar 2007, 09:30

"My darling, be my bloody valentine."

My Bloody Valentine (Blutiger Valentinstag) ~ CAN 1981
Directed By: George Mihalka


Das kleine Minenstädtchen Valentine Bluffs in Neu-England birgt eine schreckliche Vergangenheit: Vor zwanzig Jahren wurden just während einer Valentinsfeier drei Arbeiter verschüttet. Nur einer (Pete Cowper) konnte gerettet werden - und nahm nach einem Aufenthalt in einer Nervenklinik blutige Rache an den unaufmerksamen Kleinstädtern, mit der abschließenden Warnung, bei einer erneuten Valentinsfeier zurückzukehren. Zwei Jahrzehnte später traut man sich wieder und bald finden sich die ersten, übel zugerichteten Leichen und menschliche Herzen in herzförmigen Pralinenschachteln.

Traditioneller Slasher der frühen Periode, in dem noch ein zünftig maskierter, schwer atmender (und arbeitender) Mordgesell' sein blutiges Handwerk verrichtet. In diesem Fall sprechen wir vom "Miner", der mit Atemschutzmaske und Spitzhacke zu Werke geht. "My Bloody Valentine" ist weniger "speziell" als die zuvor gesichteten "Zero Boys", kann aber mit einer sauberen Atmosphäre, einem zivilen Maß Aufgeregtheit und drei, vier blutigen Einstellungen rundum neben den anderen Klassikern der alten Schlitzertage bestehen. Dass das Grundgerüst des Plots kaum Nobelpreis-verdächtig ist (und die Demaskierung am Schluss noch umso weniger) soll zwar nicht verschwiegen werden, aber das erwartet jawohl auch niemand.
Angeblich soll im Fernen Osten noch irgendwo eine Unrated-Fassung herumschwirren, die ich mir auch gern mal zu Gemüte führen täte.

6/10

#621 Funxton

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Geschrieben 28. Januar 2007, 14:51

"Watch the skies!"

The Thing From Another World (Das Ding aus einer anderen Welt) ~ USA 1951
Directed By: Christian Nyby/Howard Hawks


Über der Arktis geht eine fliegende Untertasse herunter. Militärs und Wissenschaftler eilen aus zur Erforschung des Ufos, aber eine Thermit-Explosion, die das Ding aus dem Eis befreien soll, sorgt nur für dessen komplette Zerstörung. Übrig bleibt ein mannshohes Lebewesen (James Arness) in einem Eisblock. Der Fanatismus Dr. Carringtons (Robert Cornthwaite) ist geweckt: Alsbald findet er heraus, dass die Kreatur nichts anderes ist, als eine humanoide Pflanze, die sich von Blut ernährt. Carrington will den Weltraum-Vampir um jeden Zweck am Leben erhalten, doch das Wesen läuft Amok.

"The Thing" ist einer der frühesten Vertreter der Paranoia-Science-Fiction-Welle, die in den 50ern schönste Blüten trieb. Zwar wurde als Regisseur der RKO-Produktion Hawks' Cutter Nyby angegeben, doch es gilt als gesichert, dass der Meister selbst über seinen Produzentenstatus hinaus federführend am Set war. Tatsächlich sind dem Film viele Merkmale eines typischen Hawks-Films anzusehen. Trotz der relativ düsteren, gruseligen Geschichte bleibt eine humorige Note, die insbesondere durch des Zuschauers Stellvertreter, den genervten Reporter Scott (Douglas Spencer) personifiziert wird, stets präsent. So sagt "The Thing" auch weniger über die Angst vor kommunistischer Infiltration aus, als vielmehr über den holzköpfigen US-Pioniergeist: Der tapfere Captain Hendry ist ein trinkfester Rationalist, der zudem bei Frauen was los hat. Eine Führungspersönlichkeit, die im Angesicht höchster Gefahr besonnen bleibt und den Tag rettet. Sein eigentlicher Widersacher ist nicht das Ding (das sich seine überragende Intelligenz - schließlich ist es in der Lage, Raumschiffe für interstellare Flüge zu bauen und zu fliegen - kaum anmerken lässt, stattdessen grunzt und knurrt es, einen überdimensionalen Knüppel in der Hand, wie weiland Karloff als Frankenstein-Monster), sondern der starrsinnige Wissenschaftler Carrington, welcher mit Pelzmütze und Spitzbart auch gut nach Sibirien passen würde und der mit seinem Wissensdurst und Forschungsdrang die ganze Menschheit gefährdet. Diese unmissverständlich formulierte Aussage ist in all ihrem tumben Konservativismus Militär-Glorifizierung par excellence.
Was nach so langer Zeit bleibt, ist ein handwerklich passgenaues Zeitbild von unschätzbarem Wert, ein großer Unterhaltungsfilm und trotz aller Fehler eine Zier des Genres.

9/10

#622 Funxton

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Geschrieben 28. Januar 2007, 21:35

"Just because some kid smacks into your wife on the turnpike doesn't make it a crime to be 17 years old."

The Blob ~ USA 1958
Directed By: Irvin S. Yeaworth


Ein Meteorit geht in der Nähe einer amerikanischen Kleinstadt zu Boden. Darin findet sich eine gallertartige Masse, die sich prompt dem ersten Rentner an die Hand schmeißt, der bei der Absturzstelle aufkreuzt. Bald ist klar: Das außerirdische Wesen ernährt sich von organischem Gewebe. Die beiden Teens Steve (Steve McQueen) und Jane (Aneta Corsaut) haben nicht nur alle Hände voll damit zu tun, ihre argwöhnischen Mitbewohner davon zu überzeugen, dass ein Monster die Gegend unsicher macht, sondern auch ein Allheilmittel gegen das menschenverschlingende Ungeheuer zu finden.

Und das wäre dann die Teen-Autokino-Variante des Invasionsfilms: Ein Riesenhaufen Erdbeerkonfitüre auf der Jagd nach Menschenfleisch. Im Jahre 3 nach James Dean fehlt auch eine überdeutliche Prise Jugendthematik nicht, wobei hier einerseits das Selbstvertrauen der Rock'n Roll-youth gestärkt wird und andererseits der Elterngeneration (sofern sie sich seinerzeit überhaupt in diese Drive-In-Mär verirrt haben sollte) versichert wird: The kids are alright. Mit McQueen, einem Lieblingsschwiegersohn, dessen Rebellion sich darin erschöpft, mal kurz den Rückwärtsgang einzulegen und danach vor einem Ordnungshüter zu kuschen. Von Promiskuität oder Alkoholmissbrauch weit und breit nichts zu sehen ("Du bist das erste Mädchen, mit dem ich hier draußen bin. Ehrlich!") und selbst die zunächst delinquent anmutenden Kumpels erweisen sich in der Stunde der Not als heldenhaft.
Toll der Technicoloreinsatz. Die Farben leuchten so quietschbunt, dass man meint, die Röhre explodiert. Der Blob landet im Eismeer. Und der kleine Hund überlebt. Amerika, du hast es besser.

8/10

#623 Funxton

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Geschrieben 28. Januar 2007, 22:07

"We're better known by our single name, that makes anyone afraid ..."

Inferno (Horror Infernal) ~ I 1980
Directed By: Dario Argento


Mark Elliott (Leigh McCloskey), der in Rom am Musik-Konservatorium studiert, erhält einen Brief von seiner Schwester Rose (Irene Miracle) aus New York. Diese ist anscheinend dem Geheimnis der "3 Mütter" und ihrer Behausungen auf die Spur gekommen. Mark reist nach Haus und muss bald feststellen, dass jeder, der auch nur mit diesem okkulten Thema in Berührung kommt, eines raschen und blutigen Todes stirbt.

Mein Lieblings-Argento. Sicher liegt es an der tatkräftigen Unterstützung von Vater und Sohn Bava, die Argentos surrealistische Visionen mit herrlichen set decors, knalligen Farben und Bildmontagen ein Gesicht verliehen. Ich finde es immer wieder unglaublich entspannend, mich auf die 105 Minuten Alchemisten-Zauber einzulassen. Seltsamerweise ist die Beziehung zwischen "Inferno" und mir stets eine sehr intime gewesen, denn ich habe den Film bisher immer allein gesehen. Trotz der vermeintlich aufregenden Geschichte und der unübersehbaren Zugehörigkeit zum Horror-Genre kann man sich in Romano Albanis Bilder, die mal mit Verdi, mal mit Emerson unterlegt sind, fallen lassen wie in einen weichen Flokati. Nach eigenem Bekunden Argentos sollte dies ein Film über "Alchemie und Architektur" werden (ich würde zur Vervollständigung noch "Abstieg" hinzufügen), und tatsächlich: Das prunkvoll an- und ausgeleuchtete Haus, dass der Architekt Varelli Mater Tenebrarum, der Mutter der Dunkelheit, in Manhattan hingesetzt hat, ist mit all seinen Geheimnissen (die ich Daria Nicolodi sofort abnehme) eine Augenweide. Nur das Ende, in dem Mark endlich der Hausinhaberin gegenübersteht, lässt einen kurz aufschrecken.
Die "Drei-Mütter"-Trilogie wird ja bald vollständig sein. Hoffen wir um Argentos Willen, dass ihm eine allzu große Blamage erspart bleibt.

10/10

#624 Funxton

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Geschrieben 01. Februar 2007, 16:25

Zitat entfällt.

Il Colosso Di Rodi (Der Koloss von Rhodos) ~ I/E/F 1961
Directed By: Sergio Leone


Der griechische Feldherr Darios (Rory Calhoun) ist zu Gast im neutralen Rhodos, wo man sich mit einer gigantischen hohlen Statue, einem Abbild des Gottes Apollo, das als ausgeklügeltes Defensivbollwerk in der Hafeneinfahrt steht, vor Feinden zu schützen weiß. Dementsprechend feist und großspurig herrscht Xerxes (Roberto Carmadiel) über seine nicht durchweg zufriedenen Untertanen. Politische Ränke lauern überall: Die Rebellen unter Führung Peliokles' (Georges Marchal) wollen Xerxes stürzen, dessen Minister Thar (Conbrado San Martin) plant, sich mit den Phöniziern zu verbünden, um seinen König zu entthronen. Eine vierte Partei agiert aus dem Verborgenen. Darios gerät zwischen die Fronten und schlägt sich auf die Seite der Aufrührer.

Leones erste nominelle Regiearbeit ist einer der aufwändigeren Sandalenfilme aus mediterraner Fertigung, entbehrt jedoch nicht der üblichen Kitschzutaten, die diese Sparte vorsätzlicher Geschichtsverfälschung so auszuzeichnen pflegte: Leichtgeschürzte Bodybuilder allerorten, sonnengegerbt und eingeölt, schwelgerische Gelage in Thronsälen, schwanenhalsige Damen in edlem Tuch, naive Diskussionen um das Gleichgewicht der Macht. In dem Punkt, dass soviel sündig-verwerfliche Ideen nur von einer gigantischen Naturkatastrophe hinfortgespült werden können, gleicht "Il Colosso" dem kurz zuvor entstandenen "Gli Ultimi Giorni Di Pompei" - und nicht nur darin: Auch sonst sind der behäbige Aktionismus und das weithin gepflegte Erscheinungsbild beiden Filmen gleich. Dennoch ist "Il Colosso" ein klein wenig besser geraten, denn gewisse Momente, wie die Circus-Szenen, wecken Erinnerungen an die wirklich großen Hollywood-Vorbilder Marke "Quo Vadis", denen zwar ebenfalls ein leicht muffiger Geruch zu Eigen war, die aber zumindest mit formidablen Weltstars zu punkten wussten. Rory Calhoun war da eher der Typ amerikanische B-Größe, den Leone sich zu Anfangszeiten stets vor die Linse holte. Eastwood sollte diese kurze Tradition ja dann verkehren. Leone scheint übrigens ein Freund von Martersequenzen gewesen zu sein: Seine Säuretröpfchen lassen da schon so Manches erahnen.

6/10

#625 Funxton

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Geschrieben 01. Februar 2007, 19:45

"New York? Been there once. Stinks of fish."

Johnny Guitar ~ USA 1954
Directed By: Nicholas Ray


Vienna (Joan Crawford) hat sich durch harte Arbeit ein kleines Casino in New Mexico aufgebaut, mit dem sie sich spätestens den großen Erfolg verspricht, wenn die Eisenbahn durch das Gebiet führt. Ihre bittere Rivalin Emma Small (Mercedes McCambridge) versucht indes mit allen Mitteln, Vienna zu vertreiben oder gleich an den Galgen zu bringen. Dabei wird Emma unterstützt von den Ranchern der Gegend, die sich vor allem vor dem anstehenden Zustrom neuer Siedler fürchten.
Hoffnung verspricht sich Vienna durch die Einstellung ihres früheren Lovers Johnny (Sterling Hayden), wortkarg und ein nervöser und gefürchteter Meisterschütze. Als dritte im Bunde sorgt die Outlawbande um Dancin' Kid (Scott Brady) für Aufruhr.

Ein großer Exot unter den Western der 50er, aus vielerlei Gründen. Ray und sein Autor Philip Yordan schufen sowohl ein kritisches Bild vorgeschobener amerikanischer Heimeligkeit, hinter der sich in Wahrheit übelste gesellschaftliche Charakterzüge verbergen, als auch ein verklausuliertes, bitteres Zeitporträt mit scharfem Blick auf McCarthys Hexenjagd. Eine legendäre Episode erzählt, wie der ultrarechte Ward Bond seine Rolle als verachtenswerter, selbstjustizelnder Milizenchef persönlich als hochsympathisch empfand, sie voller Inbrunst spielte und dem Film damit ein zusätzliches Protektorat verschaffte. Formal von beeindruckender Schönheit und Präzision könnte "Johnny Guitar" auch als Westernversion von "Casablanca" bezeichnet werden; vordergründig Kitsch, bei genauerem Hinsehen aber ein Werk von Weltformat. Als letzter Republic-Film aufgenommen in Trucolor, das bisweilen unnatürlich wirkende, aber strahlend schöne Farbkompositionen ermöglichte, leuchten Crawfords Lippen in einem Rot, das diese Bezeichnung wirklich verdient. Überhaupt gehört der Film ganz ihr, der ehrfurchtgebietenden, kantigen Matriarchin, die sich angeblich auch offscreen mit ihrer Antagonistin schwer in den sprichwörtlichen Haaren gelegen haben soll.
Ein kleines Hoch noch auf Ernest Borgnine. Einfach so, weil er's verdient.

10/10

#626 Funxton

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Geschrieben 03. Februar 2007, 20:50

"Wenn da Bier drin wär' ..."

Siegfried & das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen ~ BRD/USA 1971
Directed By: Adrian Hoven/David F. Friedman


Siegrfied von Xanten (Raimund Harmstorf) vögelt sich von Worms nach Island und wieder zurück. Dabei fällt er fast einer Intrige des einäugigen und eifersüchtigen Hagen (Fred Coplan) zum Opfer, wäre da nicht seine Gattin Kriemhild (Sybil Danning).

"Sagenhaft" ist in diesem Falle wirklich das Stichwort. Herrschaftszeiten. Vor einem eigentlich völlig unpassenden (aber trotzdem supertollen) Krautrock-Soundtrack mit Mittelaltereinlagen filmt Adrian Hoven eine hektische Bumsszene nach der anderen, wobei Harmstorf sich mit stolz geschwillter Brust und roter Gesichtsbehaarung als der Sexprotz schlechthin darstellt.
Sybil Danning mit 22 ist bildhübsch und überragt die meisten anderen Damen, die ihre Möpse fast durchweg freiliegend durch die Gegend tragen, was das nette Erscheinungsbild angeht doch ziemlich eindeutig. Leider setzt die Story erst nach Siegfrieds Aneignung des Zwergenschatzes ein. Schade - ein zünftiger Drachenkampf oder besagte Szene im Zwergenreich wären bestimmt nett geworden. Der einzige Spezialeffekt ist jetzt eine Feuersbrunst vor Brunhilds Schloss, die für sich schon der Brüller schlechthin ist. Im Gegensatz zur richtigen Nibelungen-Sage überlebt Siegfried auch Hagens feigen Anschlag im Wald. Eigentlich eine gute Voraussetzung für "Siegfried 2 - Die Nibelungen treiben's jetzt noch toller", der aber unglücklicherweise nie das Licht der Welt erblickt hat.

5/10

#627 Funxton

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Geschrieben 03. Februar 2007, 21:11

"How boring!"

The Mark Of Zorro (Im Zeichen des Zorro) ~ USA 1940
Directed By: Rouben Mamoulian


Der gewandte Fecht- und Reitkünstler Don Diego (Tyrone Power) ist an einer spanischen Kadettenakademie, als er erfährt, dass zu Hause in Los Angeles etwas nicht in Ordnung ist. Sofort nimmt er eine Schiffspassage - und findet, daheim angekommen, heraus, dass sein Vater als Alkalde abgesetzt wurde. An dessen Stelle ist der raffgierige Don Quintero (J. Edward Bromberg) getreten, der das letzte an Steuern aus dem darbenden Volk herauspresst. Diego erfasst die Situation sofort, gibt sich vordergründig als eitler Geck aus und bringt als geheimnisvoller, maskierter Bandit Zorro den neuen Alkalden und seine Polizei unter Vorsitz des kampfsüchtigen Captain Pasquale (Basil Rathbone) mächtig ins Schwitzen.

Ein wunderschöner, höchst vergnüglicher Mantel- und Degenfilm, der durch die Bank prächtig und mit Witz, Herz und Verstand zu unterhalten versteht. Es gibt wirklich rein gar nichts zu bemängeln: Von den Kostümen über die feine Ausstattung, das Timing der Actionszenen und den wohldosierten Humor bis hin zu den erstklassigen Darbietungen der Schauspieler ist alles perfekt. Power und Rathbone liefern sich eines der rasantesten Fechtduelle der ganzen Filmgeschichte, dass man wirklich ins Schwitzen gerät und immer versucht ist, einen Stuntman zu erheischen. Dabei sind die Bösewichte noch nicht einmal richtig böse, sondern eher humorvoll gezeichnet. Die leichte, schwebende Atmosphäre des Films schlug sich wohl auch auf die Dreharbeiten nieder: Es gibt zahlreiche Anekdötchen darum, wie sich Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent (Darryl F. Zanuck) gegenseitig einen Streich nach dem anderen spielten.
"Mark Of Zorro" demonstriert jedenfalls eine Art des Filmemachens, der man mit Fug und Recht sehr hinterhertrauern kann.

10/10

#628 Funxton

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Geschrieben 04. Februar 2007, 10:21

"Waste everything, except time!"

When Worlds Collide (Der jüngste Tag) ~ USA 1951
Directed By: Rudolph Maté


Einige Astronomen stellen fest, dass der Erde noch runde neun Monate bleiben, bis sie mit einem neu entdeckten Planeten, der durch das All jagt, kollidieren wird. Dr. Henderson (Larry Keating) arbeitet daher fieberhaft an der Konstruktion eines Raumschiffs, denn ein zweiter Planet, der den anderen umkreist, könnte möglicherweise lebensfreundliche Bedingungen aufweisen und einigen wenigen Menschen Zuflucht gewähren.

"When Worlds Collide" ist einer der Einläuter der für das Sci-Fi-Genre elementaren 50er Jahre. Er wird meist, ebenso wie der ebenfalls bei Paramount entstandene "War Of The Worlds", als Film von George Pal bezeichnet, dabei war selbiger in beiden Fällen "lediglich" als Produzent für die Projekte tätig. Erstaunlich ist, dass eine apokalyptische Stimmung, wie sie eine Endzeitgeschichte gewöhnlich begleitet, sich par tout nicht einstellt; vielmehr nimmt man im Kern die äußerst kurzweilige Story um die Evakuierung einiger weniger wahr und lässt sich kaum in das Geschehen involvieren. Zu erklären dürfte dies anhand der weithin fehlenden Psychologisierung der Protagonisten sein, die bestenfalls durch Opferbereitschaft, eine schnell geklärte Eifersuchtsepisode und Egoismus, also eher elementare humane Eigenschaften, augenfällig wird. Potenziell interessante Fragen, wie die nach der Berechtigung einer Selektion Überlebender oder jene danach, wie die Welt auf den bevorstehenden Untergang reagiert, bleiben an der Oberfläche. Ist aber auch gleich, denn als phantastischer Film mit wegweisenden Effektszenen bleibt "When Worlds Collide" ohnedies sehenswert.

8/10

#629 Funxton

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Geschrieben 04. Februar 2007, 14:44

"Be yourself. Be yourself, come on. Goddammit, be yourself!"

A Woman Under The Influence (Eine Frau unter Einfluss) ~ USA 1974
Directed By: John Cassavetes


Mabel (Gena Rowlands) verliert die Kontrolle über ihren Alltag, über ihr Handeln, sich selbst. Ihr Mann Nick (Peter Falk), ein Vorarbeiter, steht der psychischen Entwicklung seiner Frau hilf- und ratlos gegenüber. Seine Reaktionen erschöpfen sich zumeist in Jähzorn. Als Mabel schließlich droht, jegliche rationelle Anknüpfpunkte einzubüßen, lässt Nick sie in eine Anstalt einweisen. Den Alltag um sich und seine drei Kinder bewältigt Nick mehr schlecht als recht. Als Mabel nach mehr als einem halben Jahr entlassen wird, erwartet Nick eine Generalüberholung seiner Frau. Doch diese kann sie ihm (noch) nicht bieten.

Eine der unmittelbarsten und intensivsten Filmerfahrungen, der man sich aussetzen kann. Cassavetes' ungeschöntes Porträt einer Familie, die wegen eines Ausfalls einfach nicht mehr zureichend "funktioniert", ist wohl für jeden, der irgendwann einmal ähnliche Erfahrungen gemacht hat, besonders schwer zu schlucken. Rowlands' und Falks Spiel sind fast schon widerwärtig intensiv und saugen den fiebernden Rezipienten in Kombination mit der vollkommen distanzlosen Inszenierung mitten hinein in die Szenarien. Trotz der (subjektiv nicht wahrnehmbaren) Länge des Films beschränkt sich Cassavetes auf fünf, sechs Szenen, in denen alles gesagt wird, was es zu sagen gibt. Es spricht noch für den Autoren und sein Werk, wie sehr es manchem, mehr oder minder erfolgreich, bedurfte, daran herumzuanalysieren: Nicht wenige glauben, in Rowlands Porträt einer psychisch gestörten Frau das Bild eines gescheiterten Lebensentwurfs wider gesellschaftliche Konformität zu erkennen. Sich ganz einfach auf den Realismus, die Alltäglichkeit des Präsentierten einzulassen, ist offenbar nicht jedem möglich.
Ein Werk von immens hohem Rang, wenn auch unsere nächste Begegnung lange auf sich warten lassen wird.

10/10

#630 Funxton

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Geschrieben 04. Februar 2007, 21:01

"Another adventure like this and you're fired!"

Around The World In 80 Days (In 80 Tagen um die Welt) ~ USA 1956
Directed By: Michael Anderson


Der exzentrische Londoner Phileas Fogg (David Niven) wettet sein komplettes Privatvermögen darauf, dass er es schafft, die Erde in 80 Tagen zu umrunden. Zusammen mit seinem soeben eingestellten Diener Passepartout (Cantinflas) meistert er die wildesten Widrigkeiten, befreit eine dem Tode geweihte Maharani (Shirley MacLaine) und setzt einen übereifrigen Detektiv vom Yard (Robert Newton) matt.

Einer jener Filme, mit denen man mich zu jeder Tages- und Nachtzeit ködern kann, einfach, weil er so herrlich unbeschwert ist. An Opulenz kaum zu überbieten, strahlt und leuchtet Andersons Verne-Verfilmung in jeder Einstellung, selbst der Himmel über dem viktorianischen England ist stets sonnig. Dazu kommen dann noch die wohl erlesenste mir bekannte Cameo-Schar, Victor Youngs herrliche Musik und die unverfrorene Ausgelassenheit, mit der an jeder Ecke noch irgendeine Cantinflas-Zirkusnummer eingeflochten wird. Ich merke schon, ich wiederhole mich in den letzten Tagen, aber auch hier gilt: Kann einfach nichts Nachteiliges darüber sagen.

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