

#1
Geschrieben 03. Juli 2012, 13:42
(2) Falls sich eine Diskussion aus einem solchen Urteil entwickeln sollte, behalten sich die Moderatoren das Recht vor, diese in einen eigenen Thread abzuspalten.
(3) Jeden Monatsanfang wird ein neuer Kurzkommentar-Thread mit dem Thementitel "Kurzkommentare [Monat] [Jahr]" erstellt. Jedes Mitglied darf dies machen, soweit es noch nicht geschehen ist. Wichtig ist dabei nur, diesen Text immer als ersten Beitrag einzufügen!
(4) Hier ist das Archiv der bisherigen Kurzkommentare.
#2
Geschrieben 03. Juli 2012, 14:26
(Brian De Palma)
Ist sehr lange her, dass ich den Film von De Palma das letzte Mal gesehen habe. Irgendwie hab ich ihn immer als einen von De Palmas besten Filmen in Erinnerung gehabt. So ganz kann ich das nach der zweiten Sichtung nicht mehr nachvollziehen

Großartige Kameraführung und Lichtgestaltung sowie tolle Plansequenzen, sicher. Aber die Story wirkte recht unausgegoren und dennoch ist dies im Grunde ein unheimlich tragischer Film.
8/10
Peur sur la Ville
(Henri Verneuil)
Großartiges französisches Action Kino der 70er.
Ein wahrer Klassiker mit einer immer noch atemberaubenden Verfolgungsjagd durch Paris, die so manches Effekt Kino von heute in den Schatten stellt.
9/10
A Good Year
(Ridley Scott)
Urgs, eine Aneinanderreihung übler Klischees. Ganz furchtbar wie hier in dieser Leuterungsgeschichte mit dem Holzhammer gearbeitet wird. Die Komik hat bei mir nur zu müdem Augenrollen geführt. Allein die Rückblenden mit Albert Finney und Freddie Highmore sind noch nett anzusehen.
4/10
Mrs. Henderson presents
(Stephen Frears)
Schöner britischer Frears Film mit einer grandiosen Judi Dench und einem nicht minder grandiosem Bob Hoskins.
Überhaupt ist dies ein ganz typischer Frears Film, der es vermag eine brisante Story sehr charmant und würdevoll umzusetzen.
Toll !
8/10
Source Code
(Duncan Jones)
Nee, Mr. Jones, das war nix !
Die Story flacht bei 85 Minuten Laufzeit viel zu schnell ab, so dass ich extrem Mühe hatte bei dieser futuristischen "Murmeltier" Variante überhaupt meine Augen offen zu halten.
Das Ende hat dem ganzen dann noch die Krone aufgesetzt. Absolut unschlüssig und auch irgendwie dämlich.
Aus einer an sich interessanten Idee leider nix rausgeholt.
5/10
Ehi Amico... C'es Sabata, hai chiuso!
(Gianfranco Parolini)
Lee van Cleef im ersten "Sabata" Streifen ist ziemlich gut anzuschauen. Auch wenn er hier im Prinzip genau die Figur des "Mortimer" aus den "Leone" Filmen wiedergibt, weiß dies doch rundum zu unterhalten.
Solide und handwerklich sehr gute Italowestern Kost !
7/10
#3
Geschrieben 04. Juli 2012, 02:52
Da ich mich gerade mehr im amerikanischen Western befinde und ich seit Ewigkeiten mal wieder einen Italo-Western gesehen habe, ist mir hier so deutlich wie nie sonst aufgefallen, wie albern, lächerlich und absurd der Italowestern ist und sich eigentlich nur zum Auslachen eignet. Nachdem ich den Turn dann hinbekommen hatte, konnte ich mich wieder in die Stilmittel der Operette und des Comics fallen lassen, die den Italo-Western so bestimmen und so besonders machen (können). Fulci versucht einen eigenen Stil zu finden, schafft dies in den besten Momenten des Filmes auch, aber verliert sich in einem zu konventionellen Finale dann doch im Üblichen. Seinen Wunsch sexuelle Prägungsmetaphern in den Film einzuarbeiten begrüße ich natürlich, sowie die Absenz des Weiblichen in dessen Vernichtung kulminieren zu lassen und die Mutterfigur als Totem, den Vater aber als kastriert, sowie die Brüderhorde als homosexuell-destruktiv darzustellen. Doch dann bitte etwas mehr Konsequenz.
DIE HALUNKEN
Herr Gott im Himmel und alle Heiligen dazu! Der einzige Film Dario Argentos, der nicht dem phantastischen Film oder dem Giallo zuzuordnen ist und was für ein Hammer. Jedoch, es ist bestimmt nicht falsch, ein bisschen Fellini, ein bisschen Pasolini und ein bisschen Leone zu kombinieren. Im Sinne Baudrillards schafft Argento hier ein Simulacrum, welches seine Vorbilder zwar benennen kann, aber trotzdem nicht weniger ängstigt in seiner Perfektion. Eine Perfektion, die leider - im Endeffekt zumindest - leer bleibt. So überwältigend nahezu diese Historienposse auch gewesen sein mag.
URBAN JUSTICE - BLINDE RACHE
Bei diesem DTV-Seagal-Kracher wäre mehr drin gewesen. Trotzdem auch bei mehrfacher Betrachtung faszinierend in seinem reduktionistischen Bestreben Rache als konzises Handeln mit jeder Menge Kollateralschaden abzubilden, den man vermeiden könnte, würde man die zu Beginn erwähnte Agenda "Ich töte nur den Schuldigen am Tod meines Sohnes" einhalten.
KALTE WUT
Breit angelegter Rape-and-Revenge-Martial-Arts-Thriller mit Chuck Norris, der im typischen Design einer MGM-Produktion der späten '70er, frühen '80er Jahre pompös daherkommt und sich durch die Ökonomie seiner heute anachronistisch, weil nüchtern-brachial wirkenden Härten sukzessive zu steigern weiß.
AMERICAN FIGHTER II - DER AUFTRAG
Lief auch bei der ca. 45. Betrachtung ab wie ein Uhrwerk.
FRIGHT NIGHT (2011)
Dieses auf einer kleinen und feinen Vorlage basierende Remake ist so innovativ wie ein James Bond mit Schießkugelschreiber.
ASYLUM
Schon etwas über die Zeit seiender Brit-Horror, der trotzdem durch die angelsächsische Nüchternheit des Bildaufbaus binnen weniger Sekunden den größten Schwachsinn unheimlich werden lässt und so jeder Zeit den Riss in der Wirklichkeit erfahrbar macht.
HORROR HOUSE - HOUSE III
Angelsächsischer Horror von der anderen Seite. Die parapsychologische Ebene transzendenter Existenzwelten wird durch Elektrizität erklärt, welche zwischen der paranormalen Welt und den Naturgesetzen der Physik den Brückenschlag liefert, um einen Serienkiller, der auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde, auf eben jener Brücke zurückkehren zu lassen, um den Polizisten, der ihn schnappte, zu terrorisieren. Interpretationstechnisch einer der Höhepunkte postmodernen Horrors.
I LOVE YOU PHILLIP MORRIS
Wenn das ein Zeichen für heutige Freiheit im amerikanischen Massenkino sein soll, dann "Gute Nacht". Die Steifheit der Akteure, das Flüchten in die Grimassen und ewig gleichen Standardkomiksituationen eines früheren Komikgenies, ein die stolz vorgetragenen Ideen nicht ausarbeitendes Drehbuch, eine unschlüssige Regie und ein Klischeeberg von anno dazumal runden diesen wohl größten Fehlschlag eines Versuches ab, den ich in diesem Jahr gesehen habe.
IMMER ÄRGER MIT HARRY
Genial, bewundernswert, märchenhaft, einmalig.
DER SENKRECHTSTARTER
Am Boden, am Boden vor Lachen. Genau die richtige Entlastung für einen angespannten Geist.
ZWEI RITTEN ZUSAMMEN
Gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten interessant (Ford hasste den Film) und der eindrucksvollste Beweis dafür, dass diejenigen, die in diesem Film (so wie in allen Filmen Fords) Ablehnung oder Feindlichkeit den Indianern gegenüber sehen, nichts, aber auch wirklich rein gar nichts von Ford verstanden haben und nur das ewig gleiche Gesülze einer fehlgeleiteten und wertkonservativen Arschloch-Kritik weiterbeten, welche den Diskurs um den größten und einflussreichsten Filmregisseur, den es je gab, vergiftet hat.
GREMLINS - KLEINE MONSTER
Leider eine Kindheitserinnerung, die mir heute nur noch hohl und seelenlos erscheint. Zu viel Perfektion im Versuch der B-Film-Hommage.
DER MANN, DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS
!!!
NEVADA-PASS
Schönes Western-Serial im Gewand des Spätwesterns.
VIELE GESICHTER HAT DER TOD - STREET GANG
Hatte mich zu sehr vorbereitet auf diesen Terrorkracher. Konnte dadurch nicht die krasse Wirkung entfalten, die möglich gewesen wäre. Trotzdem schon lange kein so rohes Stück Kino mehr gesehen.
HONOR & GLORY
Godfrey Hos Martial-Arts-Kracher hat nicht nur Chancen auf die Gurke des Jahres, sondern ich fordere hiermit, dass mit diesem Film der Cineclub reaktiviert wird. Am besten gleich im Doppelpack mit THE BOOGEY MAN II. Godfrey Ho hat übrigens, was aus medientheoretischer Sicht sehr interessant ist, von diesem Film zwei verschiedene Fassungen erstellt. Eine mit eher caucasischen Darstellern und eine mit eher asiatischen. Dabei hat er das Material munter zusammengeschnitten, dass es sich um ein und denselben Film handeln soll, aber zwei völlig unterschiedliche Filme dabei herausgekommen sind.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#4
Geschrieben 04. Juli 2012, 04:04
@asylum: fuuuck. lief auf rbb, un ich hab's verpasst. na mal sehen, wird schon auf irgend einem dritten wieder auftauchen. bin gespannt.
@harry. und verdammt schön aussehend
@Streetgang: Ha! Fast mein Lieblingsroughie. Hatte damals, als ich die Beschlagnahmeliste pflichtgemäß durchkonjugierte, ja so etwas anderes erwartet. Sehr sexy.
@Honor & Glory: Mußte mich von Gaschler belehren lassen, daß manche in Hongkongs Filmindustrie, die ja eine verdammt rassistische ist, die gute Cynthia als "ugly fat bitch" titulierten. Ich dagegen sagen: Tolle Hupen, gewinnendes Wesen.
#5
Geschrieben 04. Juli 2012, 11:12
hoolio21 sagte am 04. Juli 2012, 04:04:
Ja, eine tolle Fotografie. Schade, dass Hitchcock nachher ins Studio ausweichen musste.
hoolio21 sagte am 04. Juli 2012, 04:04:
War meine Erstbetrachtung und ich hatte auch was völlig anderes erwartet. Mehr eine Art Bikerfilm.
hoolio21 sagte am 04. Juli 2012, 04:04:
Finde ich gemein, denn mir ist sie eigentlich auch ziemlich sympathisch. Aber so schlimm wird's in Hongkong für sie wohl nicht gewesen sein, bei den unzähligen Filmen, die sie dort gemacht hat.
"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#6
Geschrieben 04. Juli 2012, 17:04
Der Außenseiter sagte am 04. Juli 2012, 02:52:
Gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten interessant (Ford hasste den Film) und der eindrucksvollste Beweis dafür, dass diejenigen, die in diesem Film (so wie in allen Filmen Fords) Ablehnung oder Feindlichkeit den Indianern gegenüber sehen, nichts, aber auch wirklich rein gar nichts von Ford verstanden haben und nur das ewig gleiche Gesülze einer fehlgeleiteten und wertkonservativen Arschloch-Kritik weiterbeten, welche den Diskurs um den größten und einflussreichsten Filmregisseur, den es je gab, vergiftet hat.
Schön auf den Punkt gebracht! War selbst lange Zeit diesem einseitigen Bild Fords aufgesessen. Was zugegebenermaßen auch deutlich einfacher fällt, als den intesiven Blick in das Wesen Fords und somit das Herzen Amerikas zu riskieren.
Interessante Lektüre dazu: http://www.amazon.de...41416113&sr=8-6
Aufmerksam darauf geworden durch einen Artikel in der FAZ: http://www.faz.net/a...en-1999015.html
#7
Geschrieben 04. Juli 2012, 21:14



#8
Geschrieben 05. Juli 2012, 04:46
#9
Geschrieben 05. Juli 2012, 10:04
"Foahrscheine in Oasch eine". Nein, ich bin nicht in der analen Phase steckengeblieben, es handelt sich hierbei um ein Filmzitat, gesprochen von der Hauptfigur. Einem versoffenen, vor sich hinschimpfenden Zettelpoeten( Paulus Manker als Urgewalt), der im Vollrausch von zwei arschlochhaften Yuppies(ganz groß: August Diehl) vorm wiener Westbahnhof aufgelesen wird, und vorm Bahnhof in Znaim ausgesetzt wird. (du der wird glauben der Bahnhof ist geschrumpft).
Ein traumhaft schöner Film über, ja über was eigentlich? Wahrscheinlich über Erlösung, oder wenigstens unserer Sehnsucht danach. Glawogger ist für seine Dokumentarfilme bekannt, ich finde, dass seine Spielfilme großartig sind, aber nicht jene Anerkennung bekommen, die ihnen zusteht.. Und die Foahrscheine, die gehören in Oasch eine.
Casablanca SW OmdU Warner Bros Regie:Michael Curtiz
Eigentlich eine vollkommen schwachsinnige Geschichte, ein drittklassiges Melodram an dem alles
so falsch ist, wie die Studiokulissen, und die schauderhaften Rückwandprojektionen. Trotzdem funktioniert
dieser Film nach wie vor, und es ist ein ungebrochen großes Vergnügen, ihn anzuschauen. Und erst die
Bergman

Casablanca ist ein zeitloser Klassiker der zu einem Teil unserer Populärkultur wurde, ein Paradebeispiel
für die das klassische Hollywood-Studiokino. Aber ich verstehe, dass Curtiz nicht zum "Auteur" geadelt wurde,
und kenne viele Filme aus dieser Zeit die viel besser sind, wenn ich da etwa an Hitchcocks Notorious, eben=
fals mit der Bergman denke.
Aber uns bleibt immer noch Paris
Bearbeitet von Antoine Doinel, 05. Juli 2012, 10:34.
#10
Geschrieben 05. Juli 2012, 13:01
SEEKING JUSTICE - die Prämisse gefällt: Die rohe Gewalt dringt ins gutbürgerliches Leben eines Ehepaars ein, das Shakespeare liest, Schach spielt und musiziert. January Jones wird kurz nach ihrem Hochzeitstag auf offener Straße vergewaltigt. Der Ehemann will natürlich "Gerechtigkeit", klar. Da kommt ein glatzköpfiger Guy Pearce um die Ecke, der Mitglied einer "offiziellen" Vigilantengruppe ist, die für saubere Straßen sorgt. Im Affekt tritt Cage der Organisation bei, was er natürlich spätestens dann bereut, als er selbst zur Waffe greifen muss ... Donaldsons Thriller gerät aber leider recht schnell in allzu gewöhnliche Bahnen, die gesamte Auflösung könnte generischer kaum sein, auch wenn es den ganzen Film über interessant bleibt, wie er die amerikanische Rechte bedient, die ihren Glauben an den Staat und die Gerechtigkeit schon längst verloren hat - erst recht in einer Gewalthochburg wie New Orleans. Am Ende wird eines am deutlichsten: Lerne schießen und trage eine Waffe, auch wenn dein Mann keine im Haus haben will - er wird dir irgendwann sein Leben verdanken, denn du hast schließlich doch gelernt wie man schießt - und damit seine Familie verteidigt.
#11
Geschrieben 05. Juli 2012, 13:51
Settembrini sagte am 05. Juli 2012, 04:46:
Dann stammt diese Besprechung also nicht von dir, Settembrini?


@Antoine Doinel: Von "Casablanca" behaupte ich auch nach der 20. Sichtung, dieser Film sei derart unmöglich zusammengeschustert, dass er einfach nicht funktionieren könne. Aber spätestens ab hier kullern die Tränen runter:
#12
Geschrieben 05. Juli 2012, 19:04
#13
Geschrieben 06. Juli 2012, 12:50
#14
Geschrieben 06. Juli 2012, 18:16
Schischa sagte am 04. Juli 2012, 17:04:
Interessante Lektüre dazu: http://www.amazon.de...41416113&sr=8-6
Aufmerksam darauf geworden durch einen Artikel in der FAZ: http://www.faz.net/a...en-1999015.html
Vielen Dank!

Ich bin ja auch so einer gewesen, der diesem falschen Ford-Bild aufgesessen ist. Genau wie Hitchcock musste ich ihn mir von der Pieke auf erarbeiten, weil man im allgemeinen Diskurs (meine jetzt keine Facharbeiten wie die, die Du verlinkt hast) über diese Regisseure doch zumeist nur oberflächliches zu lesen bekommt. Vor allem bei ZWEI RITTEN ZUSAMMEN bin ich doch lang hingeschlagen wie komplex Ford die Indianer zeichnet, fernab von jeglichem "Edler Wilder"-Mumpitz oder freundlichem Naturmenschen, den uns die Hippiegeneration in den Arsch geblasen hat. Allein wie er das Scheitern dieser Kultur am weißen Mann durch deren Stolz abbildet. Überleben kann der Indianer, der sich durch den Kapitalismus korrumpieren lässt. Der, der noch an seine Tradition und seine Ehre glaubt, hat keine Chance. Erschütternd in der Szene, wo Woody Strode (von dessen nackten Körper Ford förmlich besessen war) herausgeputzt als Krieger mit riesigem Federschmuck von Stewart mit einer lässigen Handbewegung verächtlich abgeknallt wird. Strode tritt aus dem Dunkeln gerade hervor, sein Messer blitzt im Lagerfeuer und er geht gerade auf Stewart zu (keinerlei heimtückisches Anschleichen) und Stewart zieht einfach den Revolver und knallt ihn ab. Durch einen Schnitt auf Stewarts feuernden Revolver und einer Einstellungslänge von unter einer Sekunde arbeitet Ford mit geschicktem Understatement diesen ungleichen Kampf heraus und schafft gleichzeitig eine Metapher für den ungleichen Kampf der Weißen gegen die Indianer überhaupt. Vom inzwischen Handel mit den Weißen treibenden Häuptling wird das Ehrenprinzip, dem Strode anhängt, auch nur mit Spott bedacht. Er hat seine Traditionen vergessen. Vor allem auch bemerkenswert, dass sich die Indianer für die Weißen gar nicht interessieren, während die weißen Siedler in ihrer Hysterie alles auch nur indianisch Scheinende vernichten wollen. Die weißen Siedler sind wohl so ziemlich die unsympathischsten, ja schon fast widerlichsten Figuren, die Ford je in einem seiner Filme gezeigt hat. Ach, ich komme nur wieder ins Schwärmen und Schwafeln.
Danke für die Links.

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
#15
Geschrieben 07. Juli 2012, 10:41
Also ich finde, dass deine Kritik zu Melancholia durchaus angemessen ist.
@Zodiac
Ein schönes Beispiel für die emotionale Wucht von Casablanca. Ich denke, dass der Film uns Zuschauer emotional überrumpelt und so den Schwachsinn der Handlung übertüncht.
Sowohl Casablanca als auch Slumming habe ich im "Kino unter Sternen" (www.kinountersternen.at)
am wr. Karlsplatz gesehen.
Gestern besuchten wir ein anderes Freiluftkino, das "Kino wie noch nie" im wr. Augarten.
(www.kinowienochnie.at) Dort spielte es
"Viridiana" OmdU Luis Bunuel
Ich habe schon viel über diesen Klassiker gehört, aber ihn noch nie zuvor gesehen. Sicherlich ein sehr böser Film,
vielleicht einer der bösesten Filme, die ich kenne. Ein toller Film, aber keine Liebe auf den ersten Blick(wie Belle
du Jour) vielleicht, weil er gar so böse ist.
Bearbeitet von Antoine Doinel, 07. Juli 2012, 10:46.
#16
Geschrieben 07. Juli 2012, 14:28
#17
Geschrieben 07. Juli 2012, 14:57
Antoine Doinel sagte am 07. Juli 2012, 10:41:
Ich habe schon viel über diesen Klassiker gehört, aber ihn noch nie zuvor gesehen. Sicherlich ein sehr böser Film,
vielleicht einer der bösesten Filme, die ich kenne. Ein toller Film, aber keine Liebe auf den ersten Blick (wie Belle
du Jour) vielleicht, weil er gar so böse ist.
Ich weiß nicht, ob böse das richtige Wort dafür ist. Eigentlich doch nur, wenn man Anhänger eines metaphysischen Idealismus eurozentristischer Prägung, vulgo Christentum, ist. Ich würde ihn eher als pointierten Realismus bezeichnen. Das Versagen der Ideale vor der Realität ist nichtsdestotrotz ein emotionaler Tritt in den Unterleib.
#18
Geschrieben 07. Juli 2012, 15:56
Der Außenseiter sagte am 04. Juli 2012, 02:52:
Da ich mich gerade mehr im amerikanischen Western befinde und ich seit Ewigkeiten mal wieder einen Italo-Western gesehen habe, ist mir hier so deutlich wie nie sonst aufgefallen, wie albern, lächerlich und absurd der Italowestern ist und sich eigentlich nur zum Auslachen eignet. Nachdem ich den Turn dann hinbekommen hatte, konnte ich mich wieder in die Stilmittel der Operette und des Comics fallen lassen, die den Italo-Western so bestimmen und so besonders machen (können).

#21
Geschrieben 07. Juli 2012, 16:57
The Critic sagte am 07. Juli 2012, 16:43:
Ich dagegen bin ganz zufrieden.
Zitat
Ich weiß. Aber immerhin konntest du dich auf diesem entfalten.
(und Bunuel auch)
#22
Geschrieben 07. Juli 2012, 17:04
Achso: ... und Min-a Shin ist zu schön, um wahr zu sein.

#23
Geschrieben 07. Juli 2012, 19:18
hoolio21 sagte am 07. Juli 2012, 16:57:
(und Bunuel auch)
Kein Wunder, Bunuel hat eine Jesuitenschule überstanden und ich den Cordhütchensozialismus. Das härtet ab und macht immun gegenüber den fahlen Verlockungen der Religionen. Und auch Kant und Adorno sind auf diesem Boden gediehen.
#24
Geschrieben 08. Juli 2012, 06:19
Antoine, der Eintrag im Filmtagebuch ist ja nicht schlecht, mehr aber auch nicht - das kann ich eigentlich besser, soll heißen: umfassender, mehr in die Tiefe gehend. Oder zumindest konnte ich das früher mal besser...
"Viridiana" finde ich übrigens großartig, formal wie inhaltlich, und dann sind so viele Bunuel-Motive darin vereint, daß man m.E. durchaus von einem Schlüsselwerk sprechen kann.
#25
Geschrieben 08. Juli 2012, 07:15
The Critic sagte am 07. Juli 2012, 19:18:
Und ich habe mich nur konfirmieren lassen wegen der Kohle. Danach waren mein erster eigener Videorecorder und ein größerer Fernseher fürs Kinderzimmer drin. Darauf ein dreifach Hosianna.
#26
Geschrieben 08. Juli 2012, 07:35
Funxton sagte am 08. Juli 2012, 07:15:
Im Sinne von "Ach, Herr, hilf doch!"? Sag,bereuest du den Videorecorder und den grösseren Fernseher, die dich vom tieferen Sinn des Daseins abgelenkt und das Nachdenken über die Ewigkeit unterbunden haben, mein Sohn? Siehe, es ist fünf vor Zwölf, aber nicht zu spät für eine Umkehr. Ich, dein Herr, werde dich aufnehmen in meine Arme, wenn du bereust und dir von jetzt an nur noch Bibelpornos aus den 50er Jahren anschaust.


Das war übrigens eine Kurzbesprechung des Films, den ich mir gestern aus unerfindlichen Gründen mal wieder angetan habe.

#27
Geschrieben 08. Juli 2012, 08:51
Ich dachte immer, "Hosianna" heißt soviel wie "Juchhu, da kommt einer!", aber ich bin eben bloß ein dummer kleiner Heide

#28
Geschrieben 08. Juli 2012, 11:29
Cover plus Vorspann sind so vielversprechend. Doch eine lose verknüpfte Szenefolge ist noch kein dufter Film. Ich frage mich, warum ich von James Glickenhaus mehr erwartet hatte. Ich kenne doch gar nichts sonst von ihm.
Millions
Nichts gegen die frohe Weihnachtsbotschaft. Mußte dennoch eher an Malcolm In The Middle denken, so übertrieben, wie die ganze Entwicklung präsentiert wird. Nur da war keine Ironie, nur die gütige Hand des Schicksals. Diese ganze Ästhetik der Farbintensivierung ging mir übrigens auch schon bei Slumdog Millionaire auf die Knäcke. Imho sollte Scheiße wie Scheiße aussehen und nicht wie Bonbons.
Funhouse
Ich möchte den Film eigentlich mehr lieben, aber er hat eben doch nur den Charme einer alten Geisterbahn. Er wird mehr lächelnd als furchteinflößend erinnert. Grund dafür ist auch der Sohn, der so unreal wirkt wie die Frankensteinmaske, die er trägt.
Zombie Flesh Eaters 2
Halbgar ist hier kein Nachteil. Der Doktor, der nur mit Mühe seinen Dialog erinnern kann und deshalb immer nur Satzbröckchen im Stakkato rauswürgt, ist ne Wucht. Und natürlich der fliegende Zombieschädel aus dem Kühlschrank, der überhaupt keinen Sinn ergibt. Oder vielleicht doch - immerhin soll der Film angeblich auf den Philippinen spielen.
The Skin I Live In
Jedes der Elemente ist nicht schlecht, dennoch ergänzen sie sich für mich nicht. Vielleicht habe ich nicht genug darüber nachgedacht, aber was gibt der Komplex der unbekannten Brüder zum Beispiel dem Film? Oder die Tatsache, daß der Schönheitschirurg eine widerstandsfähigere Haut entwickeln will. Dennoch ein starker Themenunterbau, der die Implikationen der veränderten Selbstwahrnehmung des Homo sapiens sapiens bearbeitet. Der Film wird noch wachsen.
The House That Cried Murder
Interessante Kleinproduktion. Das titelgebende Haus an sich ist schon gruselig in einer nicht-klassischen Weise. Wie schade, daß die einzige DVD von Televista zu kontraststark ist, so daß alles in einer schwarzen Suppe verschwimmt. Schaut sich das keiner an, bevor die DVDs gefertigt werden?
Humanoids From The Deep
Ja, rip off. So what. Unterhaltsamer Genremix. Cormans detaillierte Regieanweisung für Barbara Peeters war "Sie vergewaltigen die Frauen und töten die Männer." Aha. War schon verwundert, daß Frau Peeters so einen männlichen Blick hat. Könnte ja sein, hat schließlich auch Bury Me An Angel gedreht. Mußte dann aber lernen, daß ein Mann die Vergewaltigungsszenen nachdrehen mußte, weil das nicht explizit genug war. Persönliche Lieblingsfigur - Miss Salmon.
Special Effects
Larry Cohen und seine Lieblingsstadt - a neverending story. Man sieht, wohin er mit dem Film gehen will, aber irgendwie wankt er zu ataktisch auf das Ziel zu. Imho kommt ihm auch sein Standardthema - die durch die Moderne bedrohte Kleinfamilie - in die Quere. Fast ist man geneigt zu sagen, ein schwächerer Cohenfilm, doch Halt! Es ist ja der Film von Inspektor Delroy.
The Cassandra Crossing
Ich kann nicht glauben, daß ich den Film nie im Fernsehen sah. Der wäre doch das, was sich Programmanstalten wünschen. Aufregend, ohne explizit zu sein, starke Charaktere, historischer Hintergrund. Naja, und ein paar Längen, besonders zentriert um Sophia Lorens mächtige Beißerchen. Glaubwürdigkeitsabzüge gibt es für den rasanten Verlauf der Infektion, aber man darf so was schon mal für die Kunst beschleunigen. Am besten hat mir neben dem Ende das Psychoduell Lancaster-Thulin gefallen.
La Grande Bouffe
Wirkt wie eine unfaschistische Variante von Saló. Die delikaten Arrangements von Fauchon werden derartig mit Impotenz und Gier aufgeladen, daß man den Ekel nur schwer unterdrücken kann. Die Huren wirken als einzige Figuren normal in dem dekadenten Treiben.
#29
Geschrieben 08. Juli 2012, 11:37
#30
Geschrieben 08. Juli 2012, 12:06
Bereits mit der ersten Szene macht Hitchcock sein Prinzip der Konnexion deutlich. Im Alltag vorkommende, harmlose Situationen, Detailelemente, die in der absoluten Verdichtung eines Tuschs kulminieren und innerhalb der musikalischen Struktur durch ein crescendo angekündigt werden. Das Zusammenfallen von Tusch und Schrei. Der Schrei nur entsteht, weil Verwicklungen dort hin führen, die das an sich Unbedrohliche bedrohlich werden lassen. Den Dingen einen anderen Sinn zusprechen. Die Komplexität und der konnotierte Sinn der Realität eine neue Realität formt, mit neuen Konnotationen, welche die eigentliche Wahrnehmung für den Rezipienten darstellt. Ein metaphysischer Konstruktivismus (Lacans Überlegungen dazu sind m.E. übrigens eine interessante Möglichkeit einen metaphysischen Idealismus zumindest partiell und mit Vorsicht wieder ins Boot zu holen) aus den Elementen des Film, eine Art "Wirklichkeitslenkung" durch den Regisseur, der uns durch das Abbilden eines physikalischen Raumes das Erleben einer nichtgezeigten vernetzten Welt aus Bedrohung, Schuld, Gefahr, schlicht vor- und unbewussten Ängsten erfahrbar macht. Selten hat Hitchcock einen deutlicheren Zusammenhang hergestellt, dass wir durch Schuld auch Verantwortung haben, dass das System keinen Schutz bietet, egal wie klar die Fakten auf dem Tisch liegen und das eine Dyade in Form eines Mann-Frau-Paares trotz bestehender Inkongruenzen versuchen kann innerhalb der "Zweitrealität" zu wirken. Köstlich mit dem letzten Gag verbindend auf den Punkt gebracht, wenn das Ehepaar seinen Sohn aus den Händen der Entführer nach allerlei Widrigkeiten befreien konnte, die geladenen Gäste, schlafend inzwischen, noch im Hause sind und das längere Wegbleiben nur damit kommentiert wird, man hätte eben noch den Jungen abholen müssen.
NINJA, DIE KILLERMASCHINE
Ein Rundauge erlernt die japanische Kunst des Tötens und wird damit zu Held und Massenmörder. Ein Schlitzauge ist der Böse und versucht ihn in seinem Held sein zu stoppen. Kann manches, wenn auch nicht alles.
DIE RÜCKKEHR DER NINJA
Ein Schlitzauge beherrscht die japanische Kunst des Tötens und wird damit zum Held und Massenmörder. Ein Rundauge ist der Bösewicht und versucht ihn in seinem Held sein zu stoppen. Kann (fast) alles.
DIE HERRSCHAFT DER NINJA
Eine rundäugige Aerobic-Lehrerin wird vom Geist eines bösen schlitzäugigen Ninjas in Besitz genommen und beherrscht dadurch die japanische Kunst des Tötens. Ein Schlitzauge ist der Gutewicht und versucht sie in ihrem Schurke sein zu stoppen. Kann fast gar nichts.
DIE HAFENKNEIPE VON TAHITI
Nach WK2 hat sich eine kleine polynesische Insel zu einer Art Kommune entwickelt. Polynesier, Japaner, Chinesen, Amerikaner, Australier und andere leben ein Leben im Paradies. Die Angst vor Rassismus und Intoleranz, wiedergespiegelt durch eine bostoner Suffragette, lässt sie eine Charade veranstalten. Doch die junge Frau verzeiht, dass ihr Vater ein Hurenbock war, der lieber Mischlinge gezeugt hat und erkennt, dass man in dieser Traumwelt glücklich sein kann, wenn man die böse zivilisierte Welt hinter sich lässt. John Ford wollte es mal entspannter machen und man merkt, wie schwer es ihm fällt, eine harmlose Komödie zu drehen. Zu sehr ist sein Drang erkennbar, auch aus diesem Stoff etwas Ernsthaftes zu machen. So verbindet sich der kafkaesk-absurde Humor seiner Komödien-Meisterwerke TABAKSTRASSE und SO EIN PECHVOGEL mit einem etwas bemühtem Rührstück.
NINJA TERMINATOR

DIE SCHLÜMPFE

SAW VI

SAW VII - VOLLENDUNG / SAW 3D

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."
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