Es ging anfangs ja vor allem darum, Geld zu verdienen. Dabei waren die Kontakte, die eigentlich nur Irmin Schmidt hatte, wichtig. Die anderen Gruppenmitglieder konnten sich irgendwann mal auf die Aussage einigen, dass der Schmidt eine Menge von Film versteht. Ohne ihn hätte es vermutlich keinen Can-Soundtrack gegeben und so lässt sich auch "Irmin Schmidt und Inner Space Production" auf dem Cover von Kamasutra erklären. Jedenfalls hat nur er die Rohschnittfassungen angeschaut und dann wurde die schon mal beschriebene Vorgehensweise angewendet: S. hat den Film erzählt und dann haben die danach Musik gemacht und seine Vorgaben beachtet. Das kam ja ihrer sonstigen Arbeitsweise entgegen, die aber auch das Problem beinhaltete, dass man unglaublich viel Leerraum/unbrauchbare Musik produzierte. Das ist ja bei Platten mit hohem Improvisationsanteil oft der Fall. (Ich erinnere mich noch an die Aussagen, die Bill Laswell angesichts von
Teo Maceros Miles Davis-Archiven getroffen hat. Und was ist da in den letzten Jahren alles erschienen.) Die Frage, die sich vor allem bei späterem Material stellt, ist ja auch, ob es tatsächlich einen ergänzenden Gewinn gibt. Beim großen graublauen Vogel bin ich unbedingt dafür. Diese Musik halte ich für einen stillen Schatz und sie ist auch so viel mehr als der einzige Song des Films (She brings the rain). Ich wundere mich auch, dass SPOON-Records da so gar nicht aufspringen.
Dieses Problem, ad hoc kein gemeinsam erarbeitetes Konzentrat abliefern zu können/nicht zu komponieren, sich auch von bestimmten Längen nicht trennen zu können, weil sie was darüber erzählen, wie man an einen bestimmten Punkt gekommen ist, hat der Czukay später zu seiner Stärke gemacht. Der hat den Schneidetisch dann zum Instrument gemacht. C. hat sich später in der Herangehensweise auch durch Morricone bestätigt gesehen: "1988/89 traf ich Ennio Morricone in Italien, und er erzählte genau das über die Herstellung von Filmmusik, ähnlich wie wir es erlebt hatten. Er war mit Sergio Leone befreundet. Dieser erzählte ihm, was sein kommender Film beinhalten würde und bat seinen Freund, im Voraus mit der Musikskizzierung anzufangen, bevor noch das erste Bild geschossen war. Das machte einen großen Unterschied zur gängigen Praxis."