18 Antworten in diesem Thema

[Phibes]

Das Label Wah Wah Records veröffentlicht demnächst die Musik zu dem Film Agilok & Blubbo. Komponiert und eingespielt wurde die Musik von der Gruppe The Inner Space, deren Mitglieder Irmin Schmidt, Holger Czukay, Michael Karoli und Jaki Liebezeit kurz danach The Can gründeten.

Zwei 2 Tracks des Scores sind bereits auf einer raren Vogue-Single veröffentlicht. Das neuen Album enthält nun aber eine vollständige Fassung, inklusive zwei Bonustracks: Memographie und Hexapussy von Irmin Schmidt. Außerdem gibt es noch ein gut bestücktes Booklet obendrauf.

Das Album ist sowohl auf LP (limitiert) und CD erhältlich.

[Nemo]

Phibes sagte am 08.04.2009, 23:06:

Das Label Wah Wah Records veröffentlicht demnächst die Musik zu dem Film Agilok & Blubbo. Komponiert und eingespielt wurde die Musik von der Gruppe The Inner Space, deren Mitglieder Irmin Schmidt, Holger Czukay, Michael Karoli und Jaki Liebezeit kurz danach The Can gründeten.

Zwei 2 Tracks des Scores sind bereits auf einer raren Vogue-Single veröffentlicht. Das neuen Album enthält nun aber eine vollständige Fassung, inklusive zwei Bonustracks: Memographie und Hexapussy von Irmin Schmidt. Außerdem gibt es noch ein gut bestücktes Booklet obendrauf.

Das Album ist sowohl auf LP (limitiert) und CD erhältlich.

Was für eine Nachricht!
Da müssen wir gut aufpassen, wann das genau passiert.
Mit vollem Überschwang: Herzlichen Dang!

[Phibes]

Freut mich, dass es dich freut!

Ich denke, die CD/LP wird in den nächsten zwei Wochen erscheinen. Bei Moviegrooves ist sie bereits gelistet, aber noch nicht auf der Homepage von Wah-Wah-Records.

Von dem Film und der Musik habe ich zuvor noch nie etwas gehört. Der Streifen gehört wohl zu den vergessenen Werken des deutschen Nachkriegskinos.

[Nemo]

Entschuldige, dass ich Dich in meine Freude gleich so einbezogen habe.

Ich habe inzwischen zu dem Label und zum Veröffentlichungsdatum einiges herausgefunden (die haben sogar das aufwendige Osmose-Album mit auffaltbarem Pyramidencover wiederveröffentlicht ).

Die Single "Agilok & Blubbo" habe ich schon gehört. Es handelt sich um die Ursprungsbesetzung, bei der noch David Johnson an der Querflöte zu hören ist. Damals nannten sie sich noch The Inner Space (später hieß dann das Studio so), wie ja auch bei der Kamasutra-Single, Musik zu einem anderen vergessenen Film.

Bearbeitet von Nemo, 23. September 2009, 17:30.

[Phibes]

Nemo sagte am 10.04.2009, 01:05:

Entschuldige, dass ich Dich in meine Freude gleich so einbezogen habe.

Nein, darüber habe ich mich sehr gefreut.

Kannst du noch etwas zu dem Osmose-Album erzählen?

[Nemo]

Es gibt zwei LPs von Annexus Quam: "Beziehungen" und "Osmose". Beide sind ursprünglich auf dem Ohr-Label erschienen. Die haben teilweise ausgefallene Cover fertigen lassen (siehe Embryo/Opal oder Walter Wegmüller/Tarot - mit Kartenset). Im Falle von "Osmose", der neunten Ohr-Platte, lassen sich aus der Oberfläche Dreiecke herauslösen und zu einer Pyramide zusammenfalten. Zugleich sind die einzelnen Teile sehr schön gestaltet (Coverbild: gil) und ergeben erst im aufgebauten Zustand das Gesamtbild. Es handelt sich bei den von der Coverfläche nun in den Raum ragenden Motiven um Assoziationen, die dem Kollektiv Annexus Quam kamen, wenn sie ihre Musik hörten.
Sieht doch sehr gut aus, was man von Wah Wah Records da für 30 Euro anbietet:



Ich habe noch keine Live-Aufnahmen von denen gesehen, auf der Coverrückseite wird jedoch vermerkt, dass die in ihr Musikgeschehen Farblichteffekte, Geräusche und Filme einbezogen haben. Das Cover von "Beziehungen" ist wenig spektakulär, eine Illustration von Peter Geitner:



Ähnlich opulent kommen im Krautrock eigentlich nur noch Zweistein daher. Die haben damals ein von außen silberfarbenes Dreifach-Album gemacht, in dessen Mitte ein runder Spiegel eingelassen ist. Man kann das Cover nun mit etwas eingeknickten Seiten vor sich stellen und den herausgelösten Spiegel nach Anweisung so positionieren, dass die Bilder der linken und der rechten Innenseite verschmelzen (Gestaltung: witt). Und dann: Musik an!

Bearbeitet von Nemo, 24. März 2011, 20:14.

[Phibes]

Sieht in der Tat prächtig aus. Das ist natürlich ein weiterer Minuspunkt für die CD, dass es solche Cover nicht mehr gibt. Ich würde mal gerne das Tarot von Embryo sehen.

[Nemo]

Phibes sagte am 10.04.2009, 13:44:

Sieht in der Tat prächtig aus. Das ist natürlich ein weiterer Minuspunkt für die CD, dass es solche Cover nicht mehr gibt. Ich würde mal gerne das Tarot von Embryo sehen.

Nee, die von Embryo heißt "Opal" und ist deren erste LP-Veröffentlichung.
Ein Bild des Malers Walter Wegmüller kann man zunächst auf dem Cover der LP "Seven Up" finden, einer LP, die der flüchtende Timothy Leary mit u.a. Mitgliedern von Ashra Tempel aufgenommen hat. Insgesamt hatten sich wohl 12 Leute im Berner Studio versammelt. Es folgen weitere Treffen/Aufnahmen mit Kaisers Entdeckungen in den Schweizer Bergen: Mystiker, Heiler, Rutengänger, Wahrsager usw. (siehe Sergius Golowin, ebenfalls Eigenillustrationen). In diesen Zusammenhang gehört auch Walter Wegmüller. Er hatte Texte zu allen 22 Großen Arkana des Tarot geschrieben und in fünf Jahren ein 78-teiliges Tarotspiel gemalt. Das wurde in der Box "Tarot" zusammengebracht und musikalisch umgesetzt und gehört streng genommen schon in die Post-Ohr-Geschichte. Das Tarotspiel ist in vielen Auflagen ohne die beiden LPs erschienen.





In solchen Bögen lag das Kartenspiel den beiden LPs bei.

[Nemo]

Nachbemerkungen:
Ich habe eigentlich gedacht, dass das Material auf irgendeinem Wege von einem der Can-Mitglieder stammt. So sind die frühen Prehistoric Future-Aufnahmen ja auch nicht auf dem Spoon-Label erschienen und stammten doch aus Czukays Privatarchiv. Hier liegen die Rechte jedoch bei Hans Wewerka. Deshalb konnten das die findigen Leute von Wah Wah Records aufspüren und mit der Unterstützung von Joachim Reuter (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) rausbringen. Gepresst wurde übrigens in Tschechien.
Zeitlich ist das Material wohl noch vor den Kassettenaufnahmen von Pascal Bussy und denen von "Delay 68" einzuordnen. Damals wurde mit mehreren Sängern probiert. Und die Aufnahmen sind noch vor denen mit Manni Löhe gemacht worden. Bei "Agilok & Blubbo" singen Irmin Schmidt und die Darstellerin Rosy Rosy (Rosemarie Heinikel => Woyzeck, Schlangenei, Der amerikanische Freund). Malcolm Mooney tritt beim unmittelbar folgenden Soundtrack-Projekt hinzu: "Kamasutra".
Die Aufnahmen haben ein ausgewogenes Stereoklangbild und sind auf 180g schwerem Vinyl gepresst worden. Großartiger Soundtrack. Alles da: Spontankomposition, exotisches Instrumentarium, hypnotische Rhythmusrituale, Schmidtsche Gesang im Suzuki-Stil... Definitiv ein Soundtrack des Jahres 2009!

[Nemo]

Muss mich korrigieren: "Prehistoric Future" kam im Juni 1968, "Agilok & Blubbo" dann im Oktober 1968.

[Phibes]

Gab es eigentlich noch mehr Krautrockvertreter, abgesehen von Can und ihrem Zirkel, die in den 60er und 70er Jahren für Filmmusik verpflichtet wurden?

Mir fällt spontan nur Popol Vuh ein, aber kann man die dort noch einordnen?

[Nemo]

Phibes sagte am 01.05.2009, 21:12:

Gab es eigentlich noch mehr Krautrockvertreter, abgesehen von Can und ihrem Zirkel, die in den 60er und 70er Jahren für Filmmusik verpflichtet wurden?

Mir fällt spontan nur Popol Vuh ein, aber kann man die dort noch einordnen?

Doch, die würde ich da schon einordnen. Und das fängt mit Herzog auch sehr zeitig an.
Mir fallen jetzt noch Ash Ra Tempel/Agitation Free ein. Auch in Berlin gab es ja um Thomas Kessler und das Berliner Elektronik Beat Studio eine Art Netzwerk. Über Tangerine Dream und deren Mitglieder oder/und Michael Hoenig führen bekannte Wege nach Hollywood. Von Ash Ra Tempel gibt es den Soundtrack zu "Le berceau de cristal" (1975) von Philippe Garrel. Die Verbindung läuft da über Lutz Ulbrich, der zu der Zeit ein Verhältnis mit Nico hatte und über diese Zeit ein paar unbedeutende Sätze in dem Dokumentarfilm "Nico Icon" spricht. Auch von Klaus Schulze gibt es ab Mitte der 70er Jahre elektronische Filmmusik, Dauner fing an über Kunstkopfproduktionen auch fürs Fernsehen zu schreiben. Es gibt "Notwehr" mit Diether Krebs und der Musik von Guru Guru. Rolf Zacher war mal Sänger bei Amon Düül. Eberhard Schoener (Bali-Agúng usw.) fällt im weitesten Sinne ebenfalls in diesen Zusammenhang.

[Phibes]

Nemo sagte am 02.05.2009, 01:03:

Phibes sagte am 01.05.2009, 21:12:

Gab es eigentlich noch mehr Krautrockvertreter, abgesehen von Can und ihrem Zirkel, die in den 60er und 70er Jahren für Filmmusik verpflichtet wurden?

Mir fällt spontan nur Popol Vuh ein, aber kann man die dort noch einordnen?

Doch, die würde ich da schon einordnen. Und das fängt mit Herzog auch sehr zeitig an.
Mir fallen jetzt noch Ash Ra Tempel/Agitation Free ein. Auch in Berlin gab es ja um Thomas Kessler und das Berliner Elektronik Beat Studio eine Art Netzwerk. Über Tangerine Dream und deren Mitglieder oder/und Michael Hoenig führen bekannte Wege nach Hollywood. Von Ash Ra Tempel gibt es den Soundtrack zu "Le berceau de cristal" (1975) von Philippe Garrel. Die Verbindung läuft da über Lutz Ulbrich, der zu der Zeit ein Verhältnis mit Nico hatte und über diese Zeit ein paar unbedeutende Sätze in dem Dokumentarfilm "Nico Icon" spricht. Auch von Klaus Schulze gibt es ab Mitte der 70er Jahre elektronische Filmmusik, Dauner fing an über Kunstkopfproduktionen auch fürs Fernsehen zu schreiben. Es gibt "Notwehr" mit Diether Krebs und der Musik von Guru Guru. Rolf Zacher war mal Sänger bei Amon Düül. Eberhard Schoener (Bali-Agúng usw.) fällt im weitesten Sinne ebenfalls in diesen Zusammenhang.

Klar, Tangerine Dream (da Paramount seine Archive öffnet, dürfte es vermutlich in Zukunft auch eine Veröffentlichung von The Keep geben) und Schulze waren natürlich häufig für den Film tätig. Mann hat Dream mindestens zweimal verpflichtet und Schulze taucht auf dem Soundtrack von Manhunter auf.

Garrel hat sich wohl gerne ungewöhnliche Komponisten für seine Filme ausgesucht. Für eines seiner späteren Werke hat er Jean-Claude Vanier verpflichtet.

[Nemo]

Es gibt hier einige kurze Bemerkungen von Tran Anh Hung zur Can-Musik in Norwegian Wood. Hab gerade gelesen, dass Haruomi Hosono einen Cameo-Auftritt als Plattenhändler hat.

[Phibes]

Nemo, ich habe letzte Woche auf Sky Nostalgie tatsächlich Cream - Schwabing Report mit der Musik von Can (ein Song auf dem Soundtracks-Album) und einem nackten Rolf Zacher gesehen. Ich würde sagen, neben dem Song gibt es vielleicht noch 2 - 3 weitere Themen, die teilweise improvisiert klingen.

[Nemo]

War also nicht so viel, oder? Ich finde ja nach wie vor, dass Ein großer graublauer Vogel den lohnenswertesten Soundtrack hat. Da gibt es noch unbekannte Musik von Can zu entdecken und das ist ästhetisch noch mal eine ganz neue Welt. Der Soundtrack ist ja nicht nur ein Improvisationsdestillat, das ragt auch in das Sounddesign des Films hinein (musikalische Funkwellen, Flugzeugmotoren usw.). Da müssen einfach unglaubliche Dinge abgelaufen sein zw. der Meyerhofer und dem Schmidt. Und dann bekommt der Film keinen Verleih... Was für ein Sumpf in Bayern (damals). Da ist die Rede zum Bayerischen Filmpreis (ca. 10 Jahre später) von Thomas Brasch noch mal ganz lustig, aber auch hier.

[Phibes]

Nemo sagte am 25. März 2011, 12:28:

War also nicht so viel, oder? Ich finde ja nach wie vor, dass Ein großer graublauer Vogel den lohnenswertesten Soundtrack hat. Da gibt es noch unbekannte Musik von Can zu entdecken und das ist ästhetisch noch mal eine ganz neue Welt. Der Soundtrack ist ja nicht nur ein Improvisationsdestillat, das ragt auch in das Sounddesign des Films hinein (musikalische Funkwellen, Flugzeugmotoren usw.). Da müssen einfach unglaubliche Dinge abgelaufen sein zw. der Meyerhofer und dem Schmidt. Und dann bekommt der Film keinen Verleih... Was für ein Sumpf in Bayern (damals). Da ist die Rede zum Bayerischen Filmpreis (ca. 10 Jahre später) von Thomas Brasch noch mal ganz lustig, aber auch hier.

Also ich würde sagen, eine vollständige Veröffentlichung des Cream-Scores würde sich nicht unbedingt lohnen. Den grau-blauen Vogel würde ich ja echt gerne mal sehen. Alleine die Besetzung liest sich schon gut. Was ist denn damals da passiert?

[Nemo]

Schamoni hat keinen deutschen Verleih gefunden, der Koproduzent hat Pleite gemacht und sein internationaler Vertrieb hat sich zurückgezogen. Schamonis Produktionsfirma TS-Film war in München ansässig. Für einen derartigen Film gab es damals keine Strukturen.

[Phibes]

Nemo sagte am 26. März 2011, 11:25:

Schamoni hat keinen deutschen Verleih gefunden, der Koproduzent hat Pleite gemacht und sein internationaler Vertrieb hat sich zurückgezogen. Schamonis Produktionsfirma TS-Film war in München ansässig. Für einen derartigen Film gab es damals keine Strukturen.

Und somit gehörte der zu jenen Filmen jenseits von CCC-Filmkunst und Neuen Deutschen Film, die dem Vergessen anheim gefallen sind. Dieses Schicksal haben ja einige Filme mit Can-Musik gemein. Mich würde zum Beispiel auch Mädchen mit Gewalt von Roger Fritz interessieren.