Rache und Selbstjustiz waren eher Themen in den B-Ecken der Videotheken oder in asiatischen Filmen zu Hause. Wir unserem Lande und unserer Kultur sind damit erzogen worden, dass sich so etwas nicht gehört, während man es in anderen kulturellen Kreisen damit oftmals nicht so genau nimmt, bzw. gar ein fester Teil ist. FSK und BPjM hatten es auch sehr einfach, solchen Filmen ihr Siegel des Jugendgefahr aufzudrücken.
Doch macht sich in den letzten paar Jahren eine Tendenz bemerkbar, die manche ratlos erscheinen lässt. Rache scheint schick im Mainstream-Kino. Quentin Tarantino macht den privaten Feldzug zur Kunst. Seine Heldin in KILL BILL richtet im Namen des Verständnisses und Sympathie des Publikums ein unheilvolles Gemetzel an. Die drei Damen aus DEATH PROOF handeln auch nicht wirklich aus Notwehr - und bekommen dafür Szenenapplaus.
DER Kinoheld aller Kinohelden - Mr. James Bond - rettet nicht mehr die Welt vor Superbösewichten, sondern rechnet selbstgerecht und kompromisslos mit den Mördern seiner Geliebten ab - ab 12 freigegeben.
Oscar-Preisträger Denzel Washington ist der MAN ON FIRE, Oscar-Preisträgerin Jodie Foster handelt aus Eigennütz und wird dafür noch als BRAVE ONE gefeiert, der PUNISHER erlebt eine starbesetzte Hollywood-Wiederauferstehung.
Das soll jetzt nicht als moralische Entrüstung verstanden werden, sondern als Beobachtung die in meinen Augen Stoff für Diskussionen bietet. Verfällt die westliche Kultur post-9/11 wieder in eine längst überwundene "Auge-um-Auge"-Mentalität oder wollen uns die Filme etwas existentielles aussagen? Oder sind sie doch stumpfe Blutrache-Propaganda?
Bearbeitet von Cine-Phil, 03. März 2009, 23:55.