The Critic sagte am 09.02.2009, 16:30:
Praxisphilosoph sagte am 09.02.2009, 16:22:
The Critic sagte am 09.02.2009, 13:57:
Will gar nicht weiter darauf eingehen, daß Priscilla natürlich nichts über transsexuelle Lebensentwürfe verdichten kann, weil er nicht primär über Transsexualität erzählt, und ergo Hedwig ebenbürtig ist. Wundere mich aber gerade über die Kürze des Eintrages zu Lady Vengeance. Keine moralische Entrüstung? Seltsam. Mal in der Stufenfolge meines Ekelfaktors: Die Einbindung der Eltern ist ein grauenvolles Plotelement. Deren Darstellung widerwärtig. Die Einbindung der Zuschauer - wozu? Das stilistische Mittel der Kindervideos - unter aller Kanone. Das könnte ich vielleicht noch alles verkraften. Aber wo bei mir dann das Verständnis vollkommen aussetzt, ist die Sanktionierung der Tat, die durch den Zuschauer mitgetragen werden soll, durch eine anschließende Veredelung der Täterin.
Jetzt lasse ich einmal die Ideologiekritik weg und schon wird mit dem Finger darauf gezeigt.

Nein, du hast völlig recht. Der Film versucht sich als Höhepunkt der Widerwärtigkeit an einer "Veredelung" von Selbstjustiz und bedient damit äußerst reaktionäre Denkmuster. Bezüglich den anderen Punkten würde ich dir ebenfalls zustimmen. Mein kurzer und letztendlich schwacher FT-Eintrag ist den Umständen geschuldet: Zeitmangel und vor allem Unkonzentriertheit durch lebensweltliche Veränderungen. Die sind jetzt so gut wie abgeschlossen. Hinzu kam aus den genannten Umständen eine akute Unlust/Kraftlosigkeit, mich mit diesem Mist ernsthaft auseinanderzusetzten.
Du brauchst Dich doch nicht für den Eintrag zu rechtfertigen.

War nur so verwundert, daß dieser Punkt gerade bei Dir nicht zur Sprache kommt. Bei anderen bin ich es schon gewohnt, daß man hier die Oberfläche sieht und sofort von Meisterwerkmeisterwerk schwärmt.
Nein, ein Meisterwerk ist der nicht. (Ist ja für mich eh kein Film - jedenfalls als Komplettpaket.) Aber ist Chan-wooks Vengeance-Trilogie eh
erst einmal nichts anderes als ideologische verbrämte Zurschaustellung von Selbstjustiz...? Mit diesem Vorwissen weiß man ja grundsätzlich, was einen erwartet (oder falls man sich das überhaupt antun will). Interessanter finde ich es dann eher schon, stets auf die Rache-Konzepte zu schauen, die die Filme im einzelnen entwickeln. Und bei der
Lady ist die Rache ein ästhetischer und sozialer Akt. Er muss stilvoll sein und mit Absprache der vom Täter Betroffenen stattfinden.
Oldboy hingegen ist ein asozialer und explosiver Rächer. Ich finde es nämlich irgendwie geschenkt, zu bemerken, dass Filme, die Selbstjustiz darstellen, ideologisch zwielichtig und im Inneren eben demokratiefeindlich und irrational sind. Ja, das sind sie eben. So findet man keinen Zugang zu den Filmen. Obwohl in
Lady Vengeance ja auch die Demokratisierung von Selbstjustiz dargestellt wird, zwar in einem kleinen Kreis (und deswegen bleibt es demokratiefeindlich in staatlicher Hinsicht), aber immerhin, ich empfand es als interessante Dialektik.