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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände

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Kraut und Rüben


An dieser Stelle einige Impressionen zu Filmsichtungen der letzen Tage - kurz, knapp und subjektiv dargestellt


Fallen Angels (Wong Kar Wai)

Eine Episode: Kool Killer. Zusammen mit Partnerin (bereitet vor, räumt nachher auf) ein eingespieltes Team. Hongkong bei Nacht und Regen. Verfallene Spelunken. Schnelle Schnitte, slow down.The City never sleeps, Trip-hop. Das gesamte 90er Musikclipästhetikarsenal. Eine Zweite Episode: Guerilla-Kapitalist auf Geschäftsreise. Stumm. Das Treffen der Verlorenen. Blondie. Beiläufiges Aufeinandertreffen.

The Masque of the Red Death (Roger Corman)

Schleimige Samtstimme im Farbrausch im Perspektivenrausch. Tanz auf dem Vulkan. Die Dekadenz sieht sich mächtig, muss aber die Segel streichen. Verbrannte Erde, das Ende vom Anfang her klar. Deliverance is at hand. Vincent Price als Prospero - genial, aber es gibt bessere Poe-Exploitationen.

Immer nie am Meer (Antonin Swoboda)

Backwoods gefangen (Stermann, Grissemann) in ehemaliger Präsidenten (UN-Botschafter) Limousine. Sekt und Heringsalat. Müder Kalauer und geschliffener Wortwitz. Jugend forscht grausam.

Città Violenta (Sergio Sollima)

Berufskiller (Bronson) mehrfach verraten (Ireland) - ebenso der Syndikatsboss (Savalas) und der schmierige Rechtsanwalt. Groteske Verfolgungsjagt auf den Bahamas. New Orleans / Mississippi Lokalkolorit. Fetziger Morricone Soundtrack. Fatalistischer Showdown. Zoomlinse fast wie bei Franco. Ansonsten auch recht trashig.

3 Days of the Condor (Sydney Pollack)

Mal eben kurz Mittagessen über den Hinterausgang holen gegangen (Redford), schon liegen die Kollegen der literarischen Gesellschaft im eigenen Blut. Tarnorganisation der Geheimdienste, We read everything. Paranoia. Flucht vor der eigenen Organisation, Geheimdienst im Geheimdienst. Stoiker (von Sydow), bemalt in der knapp bemessenen Freizeit schon gerne einmal Zinnsoldaten. Von der Atmosphäre her so stark wie French Connection.

Kraut und Rüben Filmischer Raum Killer


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Yakuza Graveyard


Yakuza no Hakaba: Kuchinashi no Hana
やくざの墓場 くちなしの花

FUKASAKU Kinji, J 1976

Ein heruntergekommener Polizist gerät zwischen die Fronten zweier rivalisierender westjapanischer Gangstersyndikate. Die Verstrickungen und Korruption der Clans ist weitreichend, auch die Osaker Polizei ist bis in höchste Kreise involviert. Bald wird klar, dass sie sich auf die Seite einer Gruppe stellen, und öffentlichkeitswirksam nur die andere Gruppe bekämpfen. Kuroiwa (Watari Tetsuya), der kaputte Polizist, nähert sich jedoch nach und nach, nicht zuletzt durch die Bekanntschaft mit der Halbkoreanerin Keiko (Kaji Meiko), an die andere Seite an. Alle Beteiligten werden in einen Strudel rivalisierender Gewalt und wechselnder Allianzen hineingezogen. Schließlich verstrickt sich der unkonventionelle Polizist immer mehr in die Unterwelt, ergreift schließlich entgültig für die unterlegene Gruppe Partei, zieht seine Konsequenzen und begeht einen radikalen Schritt, der auch sein Ende bedeutet.

Neben den für Fukasaku typischen Stilelementen (hyperverwackelte handheld Kamera, freeze frame) gerät in diesem Film, neben der Korruption und den Machenschaften höchster Polizeikreise, ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt zum tragen: Das Verhältnis der japanischen Behörden zur Minderheit der Koreaner. Während sich die offizielle Ordnungsmacht auf die Seite des japanischen Syndikats stellt, gelten die Sympathien des abweichlerischen Polizisten zusehends des unterlegenen, von einem gebürtigen Koreaner geleiteten Syndikats. Und auch wenn es ein Konflikt ist der im Untergrund abläuft, kann dieses Verhältnis doch als ein gesamtgesellschaftliches Statement gesehen werden. Der sich immer weiter leerende Saal der Konferenzen im Polizeipräsidium kennzeichnend für die Verstrickungen...

Anders gelagert als etwa bei dem wesentlich bekannteren Battles without Honor and Humanity, das die Machenschaften der Yakuza aus der Perspektive des Nachkriegsjapan beleuchtet, geht es hier eben stärker um einen in Japan (scheinbar immer noch) problematischen ethnischen Konflikt zwischen der Mehrheitsbevölkerung und der koreanischen Minderheit. Vielleicht sollte man diesen Aspekt bei Fukasaku aber auch nicht überbewerten, letztlich ist Yakuza no Hakaba eben auch ein Vertreter jeder Gattung japanischer jitsuroku Gangsterfilme, wie sie etwa von der Toei produziert wurden, die einen besonderen Realismus / dokumentarischen Stil zu verfolgen vorgeben. Wieviel davon inhaltlich, wieviel rein gestalterisch zu verbuchen ist, das ist wohl die Frage.

Fukasaku Watari Tetsuya Kaji Meiko Koreaner in Japan Yakuza freeze-frame


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Caché


Michael HANEKE, F/Ö/D/I 2005

Eine Pariser Bobo-Familie - Vater (Daniel Auteuil) Moderator einer Literatursendung im TV, Mutter (Juliette Binoche, großartig) Verlegerin, der Sohn auf einer guten Schule - erhält seltsame Videobotschaften, die ein unbekannter ihnen zukommen lässt. Darauf zu sehen sind zunächst nur Außenaufnahmen ihres Hauses von einer Seitenstraße aus gefilmt. Später bekommen sie dann Videos, die offenbar nur jemand gemacht haben kann, der das Privatleben des Moderators gut kennt. Die Inhalte der Tapes werden im wahrsten Sinne des Wortes immer expliziter; ein Verdacht, wer dahinterstecken könnte, führt zu einer Außeinandersetzung mit der Vergangenheit des Moderators, seiner Kindheit. Neben dem privaten gibt es auch einen starken politischen Aspekt, der kolonialen Vergangenheit Frankreichs. Eine latente Atmosphäre von Bedrohung, Verdächtigungen und verdrängter Schuld führt in eine Katastrophe.

Der Film beginnt mit einer langen Einstellung vom Haus der Familie in guter Wohngegend. Wie die Filmsprache hier funktioniert wird schon sehr bald deutlich, als bald eben exakt diese Einstellung sich als der Inhalt der ersten Videobotschaft des Unbekannten offenbart. Der Clou des ganzen liegt in dieser bewussten Nichtunterscheidbarkeit der Bilder, wie sie dem Zuseher präsentiert werden. Dieses Spiel wird in unterschiedlichen Aspekten weitergesponnen. Erst im Nachhinein werden die VHS-Bilder (Nostalgie...) mit einem leichten "Flimmern" gekennzeichnet - allerdings sehr sparsam und ohne jede Effekthascherei. Überhaupt kommt dieser Film ganz ohne grelle Effekte -auch und vor allem ohne Filmmusik - aus, und das, obwohl er in einigen Sequenzen fast schon an guten J-Horror, Stichwort Kursosawa Kiyoshi, erinnert. Mit David Lynch wird Haneke ja auch gerne immer wieder verglichen, dieser Film macht es leicht, hier Parallelen zu ziehen.

Das Faszinierende und der eigentümliche Sog, den der Film entwickelt, ist eben die Art und Weise der Präsentation der Bilder - Filmrealität, TV-Sendungen, Traumsequenzen/Erinnerungen und eben die besagten Videobotschften - sie alle werden in den gleichen nüchternen, einfachen Bildern präsentiert. Die Thematik "Film im Film" erreicht hier eine ganz andere Qualität, als man sie sonst kennt. Im Grunde ist es eine Untersuchung, wie filmische Bilder funktionieren. Dabei wird jedoch nichts erklärt, sondern einfach nur gezeigt (wie wohl in jedem guten Film wenig bis gar nichts "erklärt" werden sollte). Ein Film, der es mit einfachsten Mitteln schafft, eine permantente Atmosphäre von Irritation und Entfremdung, Schock und Misstrauen aufzubauen. Eine starke, beklemmende Filmerfahrung.

Bild Film im Film Schuld Kolonialismus Haneke Binoche Auteuil


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Tōkyō Ken (Tokyo Fist) - TSUKAMOTO Shin'ya, J 1995


Die Geschichte eines Versicherungsvertreters, einer Bürokauffrau (seine Frau) und eines fanatischen Boxers. Scheinbar zufällig gerät der zwar erfolgreiche, aber gelangweilte Vertreter in die eigentümliche Welt des Ringkampfs, als er für einen Kollegen einen kleinen Botendienst übernimmt. Als sein alter Schulkamerad, eben der Boxfanatiker, bei ihm Zuhause auftaucht, und alte Wunden einer tragischen Geschichte aus der Vergangenheit aufreißen, werden alle drei in einen eigentümlichen Strudel von immer exzessiverer Selbst- und Fremdschindung hineingezogen, der scheinbar mühelos immer weitere Eskalationsschritte nach sich zieht.

Eigentümliche Farbästhetik - graublaue Hochhäuser, Mietskasernen, verwinkelte Gassen und Stadtautobahnen wechseln mit sepiafarbenen Sequenzen, oft wechseln die Schauplätze zwischen diesen beiden Tönen. Verwinkelte Innenräume auch; die Wohnung des Paares, seltsam ausgeleuchtet, kein Blick von drinnen nach draußen. Auch keine großartige Aussicht aus der heruntergekommenen Bude des Boxers oder dem zwielichtigen Boxclub. Der Ablauf der Bilder der Stadt, der Gebäude und Straßen, der Anonymität, durchaus noch in der Tradition von Tetsuo, unterbrochen durch eine zumindest ansatzweise logische Handlungsfolge der drei Protagonisten. Hier keine Transformation Mensch in Maschine, dafür extremste Deformationen des Fleisches. Diese steigern sich immer mehr in ihre wahnhaften Schmerzfantasien,der Kampf der Boxer gegeneinander, der Kampf der Partner, der Kampf schließlich jeder gegen jeden, immer weiter und extatischer, am meisten gegen das jeweilige Selbst.

Doch bleibt die Handlung fragmentarisch, die Schicksale der Protagonisten eigentümlich ungreifbar. Der eigentliche Protagonist - die Stadt und die anonymen Abläufe in ihr, die Autokolonnen, die Pendler in den U-Bahnen, die leere Weite der Betonwüsten. Zusammengehalten dies alles durch bewährte Techniken, 90er Jahre Videoclip, Expressionismus, Manga-ultraviolence. Innenräume und Außenräume, sie bleiben einerseits scheinbar strikt getrennt. Ebenso Innenleben und Außenleben der handelnden Personen. Andererseits die wahnhaften Eruptionen als Ausruck des inneren Kampfes - gegen die Stadt, die Gesellschaft, das eigene Ich? Tokyo Fist ist als "japanischer Fight Club" beschrieben worden. Das könnte es auf einer möglichen Ebene treffen, so wie Dangan Runner das "japanische Lola rennt" sein mag. Ein Zwischenschritt für Tsukamoto, in Nightmare Detective etwa werden die Gewichtungen zwischen formaler und inhaltlicher Ebene wieder anders ausfallen.

Tsukamoto Stadt Boxer Schmerz Anonymität


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Pat Garrett and Billy the Kid - Sam PECKINPAH, USA 1973


Ein Spätwestern, der seine Geschichte (Realität und Fiktion gemischt) vom Ende her erzählt: Pat Garrett (James Coburn), Sheriff von Lincoln County, wird von einem Weggefährten Billy the Kids (Kris Kristofferson) erschossen, den dieser Jahre zuvor, "im Namen des Gesetzes", aber ohne wirkliches Interesse, aufgespürt und zur Strecke gebracht hat. Alles zuvor ist eine seltsame Mischung aus Begegnungen zweier einstiger Weggefährten, beide - Garrett und Billy - kennen beide "Seiten" des Gesetztes. Beide, und neben ihnen auch alle anderen Protagonisten (Deputies, Großgrundbesitzer und ihre Schergen, Bartender, Farmer und kleine Ganoven) bewegen sich fatalistisch in ihren Rollen, so als sei vieles, wenn nicht alles, so doch das Allermeiste schon irgendwie vorgezeichent und unabänderlich.

Fast teilnahmslos werden hier am laufenden Band Menschen in typischer Peckinpah-Manier (und doch wieder ganz anders als in The Wild Bunch) erschossen, alle ergeben sich scheinbar ihrem Schicksal. Selbst Kinder und ehrbare Bürger stehen etwa vollkommen ungerührt am Stadplatz, als Billy aus dem Gefängnis ausbricht und dabei eine Blutspur (nicht seine letzte) hinterlässt. Daneben und dazwischen immer wieder Schießübungen auf Whiskyflaschen und Truthähne, langsame Ritte durch karge Landschaften (inklusive Sonnenuntergangsröte und Wasserspiegelungen wirklich schön kinematographiert). Zwischen den beiden Hauptrotagonisten die ambivalente Rolle des Rinderbarons Chisum. Zusammengehalten das Ganze vielleicht durch die Musik Bob Dylans, der auch in der Rolle des nicht weniger ambivalenten Messerschleifers Alias zu sehen ist. Peckinpah selbst hat gegen Ende einen kleinen Auftritt.

Wohl ein Spätwestern im besten Sinne, ein Film, der weder mit Mitteln des klassischen Westerns, noch mit den überhöhten Eskapaden des Italowesterns zu realisieren gewesen wäre. Und doch ganz anders als etwa die Regiearbeiten Clint Eastwoods zu der Thematik des Abgesangs auf eine klare Trennung zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht. Welche es aber wohl zu keinem Zeitpunkt, trotzt der Idealisierung des Genres, wirklich gegeben hat.

Spätwestern Peckinpah Coburn Kristofferson Bob Dyan Fatalismus


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Nevada Pass - Tom GRIES, USA 1975


Ein Trupp Armeeangehöriger ist, zusammen mit einigen Zivilisten und dem mutmaßlichen Schwerverbrecher Deakin (Charles Bronson), durch die Rocky Mountains zu einem abgelegenen Fort unterwegs, in dem angeblich eine Seuche ausgebrochen ist. Während der Fahrt kommt es zu seltsamen Zwischenfällen und Morden an den Zuginsassen.

Schließlich stellt sich heraus, dass es bei der Fracht gar nicht um Hilfsgüter für die (als Vorwand benutzte) Seuche geht, sondern um die Vorbereitung für den Diebstahl und Schmuggel von Edelmetallen, welche eine Bande von Outlaws zusammen mit einer Gruppe Indianer durchzuführen gedenkt. Dem vermeintlichen Mörder Deakin, in Wahrheit Geheimagent, gelingt es den Fall zu lösen und die Bösewichter zur Strecke zu bringen.

Seltsam unentschieden pendelt diese Verfilmung eines Romans von Alistair MacLean (von ihm stammt auch das Drehbuch) zwischen Schneewestern und Mord im Orientexpress-Variation. Für einen Schneewestern allerdings gibt es schlicht und einfach zu wenig Schnee (außer gegen Ende der Geschichte), für eine klassische Detektivgeschichte à la Hercule Poirot mangelt es an Atmosphäre, die trotz geschickter Konstruktion des Plots irgendwie nicht aufkommen will.

Auch hätte der Film durchaus entweder durchgängig einiges mehr an klassischer Western-Action bieten können, oder sich wirklich auf die Krimihandlung konzentrieren können. Als großes Plus ist auf jeden Fall die Ungewissheit zu bewerten, in der man als Zuseher eine Stunde lang gehalten wird, bis sich die Dinge allmählich aufklären. Allein die Blicke, welche die Zugbesatzung und die Armeeangehörigen ständig austauschen, deuten darauf hin, dass irgend etwas Seltsames im Gange ist.

Als inhaltlichen Minuspunkt könnte man die nicht einmal stereotype, sonder fast schon als unsinnig zu bezeichnende Rolle der Indianer als Komplizen der Edelmetallräuber sehen. Es gibt so gut wie keine differenzierte Darstellung, sie sind einfach ein Haufen Wilder auf Pferden. Die Story hätte also problemlos auch ohne sie funktioniert. Von einem Spätwestern hätte man sich in dieser Hinsicht eine ausgewogenere Darstellung erwartet. Insgesamt also eine zwiespältige Sache, aber keinesfalls schlecht. Vielleicht ist man aber auch nur ein bisschen verwöhnt, wenn "Bronson" und "Schnee" in einem Satz genannt werden und man automatisch an Death Hunt (Yukon) denken muss.

Western Krimi Zugfahrt Schnee Bronson


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Du rififi chez les hommes - Jules DASSIN, F 1955


So, nach langer Zeit wieder mal ein Filmtagebucheintrag :)

Ein minutiös geplanter Coup - ein Juwelengeschäft in Paris soll erleichtert werden - wird von einer Italo-französischen Bande perfekt ausgeführt. Leider kommt ihnen, aufgrund interner Inkompetenzen, eine rivalisierende Gruppe in die Quere, was ein happy-end unmöglich macht.

Dassins Film gilt als einer der klassischen "Heist-movies". Die zentrale Sequenz, eine feinsäubelich geplante Aktion, von der über dem Juwelier gelegenen Wohnung den Coup auszuführen, wobei jeder der Beteiligten seine spezifische Rolle spielt, sucht filmgeschichtlch wohl seinesgleichen. Mit wenig bis kaum Dialog ausgestattet, wissen eigentlich alle Beteiligten, was zu tun ist. Trotzdem gelingt es nicht, den Coup erfolgreich durchzuziehen. Das Schicksal nimmt gewissermaßen seinen Lauf...

Dassin selbst (Das Drehbuch wurde übrigens, trotzt des schön französisch klingenden Namens des Regisseurs, vom Englischen ins Französische übersetzt) mimt einen der italienischen Panzerknacker. In seiner Rolle sieht er einem schnurrbartigen Vincent Price zum verwechseln ähnlich! Doch dies nur nebenbei... Vielfache filmgeschichtliche Verweise tun sich auf (auf so ziemlich jedem Niveau, hossa).

An dieser Stelle zu nennen: der nur ein Jahr danach gedrehte Meine Tante, deine Tante von Carl Boese. Wohl eine Parodie im besten Sinn des Wortes. Einer jener Klamotten, die bis vor 10, 20 Jahren gerne im öffentlichen Rundfunk gezeigt wurden. Georg Thomalla! Theo Lingen!! Hans Moser!!! Bei Theo Lingen gab es schon rund ein Viertel Jahrhundert früher (!) eine ähnliche Sequenz, und zwar in Fritz Langs Testament des Doktor Mabuse (1933). Rein inhaltlich natürlich vollkommen anders gelagert.

Genrespezifisch relevanter jedenfalls gestalten sich die Querverweise zum französischen Film! Schon zu Melvilles Bob le flambeur (Drei Uhr nachts, ebenfalls ein Jahr nach Rififi) zeigt sich ein deutlicher Einfluß, sowohl filmästhetisch als auch handlungstechnisch. Howard Vernon in einer seiner typischen Rollen mit wenig Dialog, aber dies nur nebenbei...

Der Sache die Krone auf setzt jedenfalls Melvilles unsterbliches Meisterwerk Le cercle rouge (1970). Im Grunde eine perfekte hommage (fast gar schon ein Remake, wären nicht die zusätzlichen Handlungselemente) von Rififi. Tatsächlich kommt einem der Tatort des Coups in beiden Filmen verdächtig ähnlich vor... Natürlich, es ist in beiden Fällen der Place Vendôme in Paris... Moment... es ist sogar DASSELBE HAUS, indem der Heist vonstatten geht! Eine der schönsten Zitate der Filgeschichte, kann man meinen!

Und dann gibt es ja noch den Film Place Vendôme von Nicole Garcia (1998), zu dem an dieser Stelle aufgrund akuter Unkenntnis garnichts gesagt werden kann. Wird aber bei Gelegenheit nachgeholt.

Dassin Melville heist Diamanten


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"Ein neuer Zugang wird eröffnet"


Schubladen werden aus den Verankerungen gerissen.

Alte Zöpfe abgeschnitten - neue Ideen gewinnen Raum.

Raum und Zeit des Films, Zeiträume im Film, akademische Kategorien?

Wie gewinnt Neues Raum!

Der frische Blick - Phänomenologie

Erstheit, Zweitheit, Drittheit

Listen der Besten - Bestenlisten

Ich liste, also bin ich - falsch

Wider die Listen!

Das filmische Bild - Die Blätter im Frühsommer

Bild Phänomenologie


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Ein neuer Zugang


Das Projekt 100 "bester" Filme wird in der ursprünglich angedachten Form nicht realisiert. Es bringt einfach nichts, ein Riesenprojekt aus akutem Zeitmangel und fehlender Inspiration ewig vor sich her zu schieben.

Die Liste der 100 Filme bleibt dessen ungeachtet bestehen, eben als eine mögliche Bestenliste von vielen.

Ein neuer, thematischer Zugang wird eröffnet.


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100 beste Filme


Es scheint mir an der Zeit, endlich mein lang geplantes Projekt in die Tat umzusetzen. 100 beste Filme sollen an dieser Stelle nach und nach besprochen werden. "Beste" Filme deswegen, weil dies hier weder der Versuch einer Aufstellung eines Filmkanons ist, und ebenso nicht die simple subjektive Auflistung von "Lieblingsfilmen" sein soll. Stattdessen soll es um eine Auswahl an Filmen gehen, die auf je ihre Weise besonders, speziell, eigen, anders sind. Darunter werden sich sowohl Filme finden, die jederzeit Eingang in den hohen Kanon der Filmwissenschaft finden werden; aber eben auch solche, die weit davon entfernt sind, jemals derartig gewürdigt zu werden.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Auswahl soll solche Filme beinhalten, die in ihrer Singularität jeweils einzigartig sind, die (aus meiner Sicht der Dinge) etwas zeigen, erzählen, darstellen, was so und nicht anders gezeigt/erzählt/dargestellt werden kann. Ich hoffe, dieses Projekt in den nächsten 1-2 Jahren hier präsentieren zu können. Dies als mein bescheidener Beitrag zu einer lobenswerten Diskussion, die man hier auf Filmforen findet, wo es eben (hauptsächlich) um solche Filme geht, die irgendwie "anders" sind.

Lange habe ich mir, als ersten Schritt des Projekts, eine definitive Liste von 100 Filmen überlegt. Lange beherrschte auch die Frage: Soll man die 100 Filme nun festlegen oder nicht? die Anfangsphase des Projekts. Nun habe ich mich dafür entschieden, eine solch vorläufig-definitive Liste vorzulegen. Das ist im übrigen der einzige Formalismus, ansonsten gab es keine Beschränkung hinsichtlich Genre, Herkunft, Schauspielern usw. Wie schon gesagt handelt es sich weder um einen Kanon noch um eine Auflistung von sogenannten "Lieblingsfilmen". Beides erscheint mir ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, da es eben immer noch mehr gibt, das in solch starren Bestenlisten nicht berücksichtigt werden kann.

Die Liste ist im übrigen chronologisch aufgebaut. Die Folge der Besprechungen ist noch nicht klar; alles hat seine Zeit.