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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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RUN OF THE ARROW (Samuel Fuller/USA 1957)



"I got no stomach for politics."

Run Of The Arrow (Hölle der tausend Martern) ~ USA 1957
Directed By: Samuel Fuller

Der Konförderierten-Private O'Meara (Rod Steiger) erlangt traurige Berühmtheit als der die letzte Kugel des Bürgerkriegs abfeuernde Soldat von Appomatox. Sein Opfer Lieutenant Driscoll (Ralph Meeker) überlebt den Anschlag jedoch schwer verletzt und wird von O'Meara eigens zum nächsten Lazarett gebracht. Schwer frustriert über Lees Kapitulation dreht O'Meara seiner Heimat den Rücken und zieht als Abenteurer gen Westen, wo er dem alten, vormals als Scout beschäftigten Ogalala-Sioux Walking Coyote (Jay C. Flippen) begegnet, der zu seinem Volk zurückkehren möchte. Als O'Meara und Walking Coyote schließlich dem Sioux Crazy Wolf (H.M. Wynant) begegnen, wird ihr Leben der Prüfung des "Laufs des Pfeils" überantwortet: Das Opfer bekommt eine Pfeilschusslänge Vorsprung und muss dann barfuß vor seinen Häschern fliehen. Wird es erreicht, obliegt sein Leben den Verfolgern. Walking Coyote überlebt die Prüfung nicht, O'Meara wird von der Indianerin Yellow Moccasin (Sarita Montiel) in Obhut genommen. Als erster die Prüfung überlebender Mann wünscht sich O'Meara als Yellow Moccasins Gatte in den Stamm der Sioux aufgenommen zu werden, was ihm der kluge Häuptling Blue Buffalo (Charles Bronson) gewährt. Bald darauf zieht eine Kavallerieabteilung durch das Land, der auch der mittlerweile genesene Lieutenant Driscoll angehört und von der O'Meara sich als Scout anheuern lässt. Als dieser nach dem Tode des Kommandanten (Brian Keith) ranghöchster Offizier des Bataillons wird, begeht er einige folgenschwere militärische Fehler, die einen Krieg mit Blue Buffalo heraufbeschwören. O'Meara muss sich nunmehr für eine Seite entscheiden.

Für einen der schönsten und wichtigsten Western seiner Dekade ist es eine Schande, dass Fullers Meisterwerk "Run Of The Arrow" bis heute keine adäquate Veröffentlichung erfahren hat. Die kürzlich bei uns erschienene DVD jedenfalls macht ihm alles andere als seine verdiente Ehre und auch sonst gibt es weltweit bislang keine ernsthafte Alternative. Man kann nur hoffen, dass sich irgendwann ein renommiertes Label wie Criterion oder Eureka dieses großartigen Films annimmt und ihm ein gebührliches Release spendiert.
"Run Of The Arrow" ist ein Film über Lektionen und Identitätssuche, über Schuld, Sühne und charakterliche Borniertheit. Die das komplette Werk durchziehende Unkonventionalität beginnt bereits mit der Wahl des Protagonisten: Der zu einer strahlenden Heldenfigur sowieso wenig taugliche, weil im klassischen Sinne hässliche Rod Steiger spielt mit der ihm eigenen professionellen Brillanz einen unverbesserlichen, intellektuell schlicht gestrickten Kommisskopf, der große Mühe hat, die Zeichen der Zeit anzuerkennen, geschweige denn zu akzeptieren, und der mit seiner nach dem Krieg übrigbleibenden Missgunst gegenüber der nationalen Situation nicht fertig wird. Seine zuletzt abgefeuerte Kugel, mit der er jenen (instinktiv zu Recht) verhassten Nordstaaten-Offizier verwundete, behält er als eine Art Tailsman, der am Ende dann doch noch, als Akt der Gnade freilich, seiner ursprünglichen Determination zugeführt werden kann.
Dann ist da die Annäherung zwischen Weiß und Rot. Da wir es mit einem Fuller-Film zu tun haben, kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass "schmalzige Romantik", wie der Regisseur sie vermutlich im thematisch ähnlich gestrickten "Broken Arrow" von Delmer Daves ausgemacht haben wird, großräumig zu umschiffen ist; ein Maximum an narrativen Wendlungen wird in ein relatives Minimum an Erzählzeit gepresst. Dennoch wirkt sein Film niemals gehetzt, bleibt im Gegenteil stets vollends schlüssig, konzentriert und pointiert. Und trotz jener oberflächlich ausbleibenden Emotionalität gibt es herzzereißende Szenen: Ein Kavalleriesoldat bezahlt die Rettung eines stummen Indianerkindes (Billy Miller) aus Treibsand mit dem eigenen Leben; für O'Meara ein Anlass, seine misanthropische Haltung gegenüber den verhassten Nordstaatlern vielleicht doch noch einmal zu überdenken. Ebenso wie die sich behutsam aufbauende Freundschaft zu dem Regimentskommandaten Clark (Keith), der als ebenso geduldiger wie deutlich intellektuellerer Diskussionspartner dem sturen O'Meara einige neue Perspektiven zu eröffnen weiß. "Run Of The Arrow" feiert auch die Individualität. Ihm geht es nicht um Nationen, Stämme, Rassen oder verfeindete Armeen, sondern um Menschen; er reduziert das Wesen der Zwischenmenschlichkeit sozusagen auf seinen kleinsten gemeinsamen Nenner. Darüberhinaus wartet seine Inszenierung mit immens unbequemem Naturalismus auf. Unter anderem dürfte "Run Of The Arrow" einen der ersten Kopfschüsse in Großaufnahme zeigen - ein regelrechter visual shock.

10/10

Samuel Fuller Indianer Sezessionskrieg Kavallerie Militär



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Funxton

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