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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

CITIZEN KANE (Orson Welles/USA 1941)



"I don't think there's one word that can describe a man's life..."

Citizen Kane ~ USA 1941
Directed By: Orson Welles

Der Wochenschau-Reporter Jerry Thompson (William Alland) soll anlässlich des Todes von Amerikas großem Zeitungsmogul Charles Foster Kane (Orson Welles) herausfinden, was dessen letztes, auf dem Sterbebett gesprochenes Wort "Rosebud" für eine Bedeutung haben mag. Thompson interviewt Kanes noch lebende Weggefährten, seinen Bankier (Everett Sloane), seinen besten Freund (Joseph Cotten) und seine Ex-Frau (Dorothy Comingore). Dabei findet er manches an Mosaikteilchen über jenen mysteriösen Menschen heraus - nur die Bedeutung jenes einen Wortes bleibt ihm und der Welt bis zum Schluss verborgen.

Seltsame äußere Umstände bewirken oft, dass man längst auswendig gekannt geglaubte Filme urplötzlich in einem ganz anderen Licht sieht. "Citizen Kane", dem sein gewaltiger Ruf zwangsläufig vorauseilt und mir auch damals schon geläufig war, habe ich erstmals irgendwann in den frühen Neunzigern gesehen und nicht begriffen. Mir war schleierhaft, worin die angeblich ungeheuren Qualitäten liegen sollten, die offenbar jeder außer mir in diesem scheinbar so aktionsarmen und tempolosen Film zu finden glaubte und ich schob das alles auf eine von wenigen initiierte, hysterisch aufgenommene Massensuggestion. In den Folgejahren habe ich Welles' Film dann noch sehr oft gesehen, von einer zunehmend abgenudelten Videocassette, um, analog zu Lektüre und Filmbildung doch noch zu verstehen, was die Faszination dieses Werks ausmacht. Gut, die Parallelen zur Realität sowie die technisch fortschrittlichen Aspekte sind ja offensichtlich, ebenso der geschmackvolle Stil, dessen sich Welles befleißigt. Mehr sprang mir aber nie wirklich über. Es folgte eine wohl zehnjährige, jeweils zu gleichen Teilen bewusste und unbewusste Pause, die ich gestern Abend unversehens, gebeutelt von mehr oder weniger urplötzlich auftretendem Lumbago einerseits und starken Schmerzmitteln andererseits unterbrach. Plötzlich erstrahlt mir "Citizen Kane" nun in einem neuen, unbekannten Licht, erstmals habe ich den Eindruck, tatsächlich zur Seele des Films durchgedrungen zu sein und ihm im Wechselzug den Weg zu meiner Seele freigeräumt zu haben. Vermutlich muss man zuallererst mal trainiert sein, um ihn wirklich umfassend und befreit vom Ballast störender Außenfaktoren erschöpfend rezipieren zu können. Jetzt endlich jedenfalls konnte ich dieses wahrlich hochgepriesene Meisterwerk mitsamt all seinen Facetten wahrnehmen und finde mich nachhaltig illuminiert von seiner rundum monumentalen Gestalt. Insofern muss ich meinen angeknacksten Lenden wohl noch dankbar sein, fühle ich mich doch geradezu frisch beflügelt von der unverbrauchten Brillanz, Eleganz und Genialität dieser erhabenen Americana. Ab jetzt: Jedes Jahr mindestens einmal.

10*/10

Americana New York Journalismus Biopic Orson Welles



Filmtagebuch von...

Funxton

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