"I did it for love!"
Burke & Hare ~ UK 2010
Directed By: John Landis
Edimburgh, 1827: Die beiden höchst unterschiedlichen Mediziner Dr. Knox (Tom Wilkinson) und Dr. Monro (Tim Curry) konkurrieren um das größte Renommee ihrer Zunft in der Stadt. Hauptbestandteil ihres jeweiligen Ruhm sind anatomische Studien, wozu sie permanent neue Leichen benötigen. Als die beiden Ganoven und Berufsnepper William Burke (Simon Pegg) und William Hare (Andy Serkis) dies spitz bekommen, wittern sie eine veritable Geldquelle. Und tatsächlich: Dr. Knox zeigt sich hocherfreut über ihre "Lieferungen" und ermöglicht Burke und Hare mit seinen Zahlungen ein luxuriöses Leben. Zunächst fallen den Beiden die Leichen noch wie zufällig in den Schoß, als der Nachschub jedoch zu versiegen droht, nehmen Burke und Hare die Sache selbst in die Hand...
John Landis ist für mich stets ein Sorgenkind gewesen. Nachdem er drei seiner Komödien aus den Siebzigern und Achtzigern auf den vorderen Plätzen meiner Lieblingsfilme platzieren und den Rest als kaum minder geschätzte Qualitätsobjekte in meinem Kopf zu verankern wusste, kam irgendwann das große, böse Loch in den Neunzigern. Nach dem immer noch gloriosen "Coming To America" brach Landis ein; man munkelt, dass daran ein langwieriger und zermübender Gerichtsprozess betreffs fahrlässiger Tötung im Zuge des "Twilight Zone"-Projekts nicht ganz unschuldig war. Hierbei waren der Schauspieler Vic Morrow und zwei widerrechtlich am Set anwesende Kinder vom Rotor eines Helikopters enthauptet und hernach Landis mitsamt einem Großteil der am Set anwesenden unter Anklage gestellt worden. Zwar wurde der Komödienmeister freigesprochen, doch seine Filme litten fortan unter einer kritisch höchstens mühevoll zu umreißenden Kraft- und Formlosigkeit. "Beverly Hills Cop III", "Susan's Plan" und "Blues Brothers 2000" sind dafür drei hervorstechende Beispiele. Es folgte eine elfjährige Absenz von der Leinwand-Inszenierung, die nun mit "Burke & Hare" ihr vorläufiges Ende fand. Für Landis und sein Publikum bedeutet dieser Film etwas geflissentlich Unerwartetes, nämlich die Rückkehr zu alter Größe; einen Film, der sich kein bisschen um gegenwärtige Vorgaben schert, sondern formal und atmosphärisch an frühere Großtaten anschließt. Mittels perfekt eingefangenen Lokalkolorits und einer ästhetisch ausgesucht reizvollen Bildsprache erzählt "Burke & Hare" die bereits mehrfach erfolgreich adaptierte Geschichte der West-Port-Morde, allein mit der Neuerung, dass die Titelhelden sich diesmal als zwei überaus liebenswerte Zeitgenossen gezeichnet finden, die lediglich einem etwas unkonventionellen Beruf nachgehen. Besonders Simon Pegg, der sich zum Mäzen einer mittellosen Bühnen-Aktrice (Isla Fisher) aufschwingt muss man einfach ganz doll liebhaben. Hinzu kommen angemessen verrückte, regelrecht tiefschürfende Meditationen und historische Mutmaßungen, die die beiden Protagonisten nachträglich zu Helden des Zeitalters der Aufklärung deklarieren, die Medizin und Kunst um wichtige Schritte nach vorn gebracht haben.
Mit Landis ist also wieder zu rechnen. Das macht mich glücklich.
9/10
John Landis West-Port-Morde Schottland Edinburgh Groteske period piece Historie Serienmord Medizin Aufklärung Burke & Hare
Burke & Hare ~ UK 2010
Directed By: John Landis
Edimburgh, 1827: Die beiden höchst unterschiedlichen Mediziner Dr. Knox (Tom Wilkinson) und Dr. Monro (Tim Curry) konkurrieren um das größte Renommee ihrer Zunft in der Stadt. Hauptbestandteil ihres jeweiligen Ruhm sind anatomische Studien, wozu sie permanent neue Leichen benötigen. Als die beiden Ganoven und Berufsnepper William Burke (Simon Pegg) und William Hare (Andy Serkis) dies spitz bekommen, wittern sie eine veritable Geldquelle. Und tatsächlich: Dr. Knox zeigt sich hocherfreut über ihre "Lieferungen" und ermöglicht Burke und Hare mit seinen Zahlungen ein luxuriöses Leben. Zunächst fallen den Beiden die Leichen noch wie zufällig in den Schoß, als der Nachschub jedoch zu versiegen droht, nehmen Burke und Hare die Sache selbst in die Hand...
John Landis ist für mich stets ein Sorgenkind gewesen. Nachdem er drei seiner Komödien aus den Siebzigern und Achtzigern auf den vorderen Plätzen meiner Lieblingsfilme platzieren und den Rest als kaum minder geschätzte Qualitätsobjekte in meinem Kopf zu verankern wusste, kam irgendwann das große, böse Loch in den Neunzigern. Nach dem immer noch gloriosen "Coming To America" brach Landis ein; man munkelt, dass daran ein langwieriger und zermübender Gerichtsprozess betreffs fahrlässiger Tötung im Zuge des "Twilight Zone"-Projekts nicht ganz unschuldig war. Hierbei waren der Schauspieler Vic Morrow und zwei widerrechtlich am Set anwesende Kinder vom Rotor eines Helikopters enthauptet und hernach Landis mitsamt einem Großteil der am Set anwesenden unter Anklage gestellt worden. Zwar wurde der Komödienmeister freigesprochen, doch seine Filme litten fortan unter einer kritisch höchstens mühevoll zu umreißenden Kraft- und Formlosigkeit. "Beverly Hills Cop III", "Susan's Plan" und "Blues Brothers 2000" sind dafür drei hervorstechende Beispiele. Es folgte eine elfjährige Absenz von der Leinwand-Inszenierung, die nun mit "Burke & Hare" ihr vorläufiges Ende fand. Für Landis und sein Publikum bedeutet dieser Film etwas geflissentlich Unerwartetes, nämlich die Rückkehr zu alter Größe; einen Film, der sich kein bisschen um gegenwärtige Vorgaben schert, sondern formal und atmosphärisch an frühere Großtaten anschließt. Mittels perfekt eingefangenen Lokalkolorits und einer ästhetisch ausgesucht reizvollen Bildsprache erzählt "Burke & Hare" die bereits mehrfach erfolgreich adaptierte Geschichte der West-Port-Morde, allein mit der Neuerung, dass die Titelhelden sich diesmal als zwei überaus liebenswerte Zeitgenossen gezeichnet finden, die lediglich einem etwas unkonventionellen Beruf nachgehen. Besonders Simon Pegg, der sich zum Mäzen einer mittellosen Bühnen-Aktrice (Isla Fisher) aufschwingt muss man einfach ganz doll liebhaben. Hinzu kommen angemessen verrückte, regelrecht tiefschürfende Meditationen und historische Mutmaßungen, die die beiden Protagonisten nachträglich zu Helden des Zeitalters der Aufklärung deklarieren, die Medizin und Kunst um wichtige Schritte nach vorn gebracht haben.
Mit Landis ist also wieder zu rechnen. Das macht mich glücklich.
9/10
John Landis West-Port-Morde Schottland Edinburgh Groteske period piece Historie Serienmord Medizin Aufklärung Burke & Hare