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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE LAST SUNSET (Robert Aldrich/USA 1961)



"Hanging is a long time proposition."

The Last Sunset (El Perdido) ~ USA 1961
Directed By: Robert Aldrich


Der von Sheriff Dana Stribling (Rock Hudson) wegen Mordes durch halb Mexiko gejagte Gunslinger Brendan O'Malley (Kirk Douglas) sucht Zuflucht auf der Ranch seiner früheren Freundin Belle (Dorothy Malone). Diese ist mittlerweile mit dem versoffenen Bürgerkriegsveteranan Breckenridge (Joseph Cotten) verheiratet und hat eine fünfzehnjährige Tochter namens Melissa (Carol Lynley). Als Stribling O'Malley einholt, kommt man überein, einen Viehtreck der Breckenridges bis über die texanische Grenze zu begleiten und sich dann dem eigentlichen Konflikt im Duell zu widmen. Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu, nachdem der alte Breckenridge hinterrücks in einer Bar erschossen wird: Belle und Stribling verlieben sich, derweil Melissa O'Malley anhimmelt, der sich von der Schwärmerei des hübschen Teenagers höchst angeregt fühlt. Dann erfährt O'Malley von Belle, dass Melissa tatsächlich seine Tochter ist. Er kann er die Wahrheit kaum ertragen. Und Stribling gibt nicht nach...

Ein Film, dem soviel Unbill widerfahren ist, dass ich durchaus geneigt bin, ihn zum Inbegriff des "verkannten Meisterwerks" zu deklarieren. Am Schlimmsten ist wahrscheinlich, dass Aldrich selbst ihn nach eigenem Bekunden hasste und, einem höhnischen Kommentar gleich, Rock Hudson zum einzigen Menschen zu "küren", der beim Projekt "The Last Sunset" professionelle Arbeit geleistet habe. Der Scriptautor Dalton Trumbo, der damals noch unter der Feme des McCartyismus zu leiden hatte, habe sich, so Aldrich, wesentlich emsiger für den parallel entstandenen "Exodus" von Otto Preminger engagiert und sein Fürsprecher Kirk Douglas sei dementsprechend katastrophal im Film gewesen. Alles Quatsch, sage ich. Das Buch ist voll von hart am Kitsch entlangschrappender, dabei jedoch niemals einfältiger Poesie, die etwa einen Nicholas Ray in höchsten Tönen hätten frohlocken lassen. Gleichfalls traumhaft die Bebilderung von Ernest Laszlo, der die Ruinen alter spanischer Festungen völlig überkontrastiert und seine sonnendurchfluteten Bilder in ganz eigenartigen Farben leuchten lässt. Inhaltlich bringt das sich gegen Ende herauskristallisierende Inzest-Moment natürlich eine mehr als pikante Note mit sich. Wo Kubrick mit seiner erst ein Jahr später entstandenen Nabokov-Adaption Proteststürme schürte, muss die Liebesgeschichte zwischen Brendan O'Malley und seiner minderjährigen Tochter, die von ihm schließlich so bestürzend wie rührend annulliert wird, dem Publikum wie reinstes Schmierentheater vorgekommen sein. Für mich ist dies einer von Aldrichs schönsten Filmen.

9/10

Dalton Trumbo Inzest Robert Aldrich Mexiko Treck



Filmtagebuch von...

Funxton

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