Ein kurzer Überblick darüber, was ich vom Osterprogramm (einschließlich Karfreitag) im Fernsehen mitgenommen habe:
Henri 4
Heinrich Mann hat das Leben des französichen Königs Henri IV., der im Verlauf seines Lebens insgesamt fünfmal (!) die Konfession wechselte, wobei seine letzte Konversion zugleich die wichtigste war, in einem zweiteiligen Roman von insgesamt 1500 Seiten Länge dargestellt. Dabei hat Mann zum einen ein komplexes Porträt vom Charakter Henris und seiner Zeit gezeichnet; sein Roman hat aber noch eine zweite Ebene, die auf die (damalige) Gegenwart verweist: so erinnert der Terror der Katholischen Liga im ersten Teil des Romans durchaus gewollt an den nationalsozialistischen Terror, und gegen Ende des zweiten Bandes entwirft Mann die Vision eines friedlich vereinten Europas.
Die Verfilmung eines so vielschichtigen und umfassenden Werkes kann eigentlich gar nicht gutgehen. Insofern ist es wenig überraschend, daß Henri 4 als Literaturverfilmung nicht überzeugt: von der Komplexität und den verschiedenen Ebenen der Vorlage ist im Film nicht mehr viel übriggeblieben, und deutlich mehr als für die Anstrengungen des Königs, sein Land zu einen und zugleich die rechtliche Stellung der Hugenotten zu verbessern, interessiert sich der Film für Henris Bettgeschichten, die bei Mann zwar auch vorkommen, die aber im Roman bei weitem nicht so viel Gewicht haben wie im Film. Es ist wohl gut, daß Heinrich Mann diesen Film nicht mitansehen mußte.
Aber selbst wenn man jeden Gedanken an die Buchvorlage ausblendet, ist Henri 4 immer noch Lichtjahre von einem gelungenen Film entfernt. Jo Baier ist an sich ein Fernsehregisseur, und das sieht man seinem Film auch deutlich an, und gelegentliche Kamerafuchteleien können kein Gefühl von großem Kino erzeugen, sondern entlaven die biedere Fernsehbildästhetik nur um so deutlicher. Der Schnitt wiederum hat mich ebensowenig überzeugt wie die Darsteller, die teilweise aus der Royal Overacting Company zu stammen scheinen, und die Sexszenen stellen selbst für diesen Film bemerkenswerte Tiefpunkte dar. Die letzte Stunde des Films ist zwar etwas erträglicher ausgefallen als die vorangegangenen, ändert aber auch nichts mehr am totalen künstlerischen Fehlschlag. Ein furchterregend schlechter Film.
Der Brief für den König
ist dagegen eine schöne Adaption des berühmten Jugend- und Abenteuerromans von Tonke Dragt. Der junge Tiuri wird ausgerechnet in der Nacht, die seinem Ritterschlag vorausgehen soll, von einem Fremden dringend um Hilfe gebeten und erhält den Auftrag, dem König des Nachbarlandes eines wichtigen Brief zu übergeben - was aber mit vielfachen Gefahren verbunden ist. Der Film kommt zwar nicht so ganz an das Buch heran, aber gerade nach der Erfahrung vom Vortag freute mich das makellose filmische Handwerk, das ihn auszeichnet, noch mehr als dies normalerweise schon der Fall gewesen wäre.
Avatar
Eigentlich mag ich Filme, die Real- und Animationsfilm miteinander kombinieren, nicht besonders, und ich meine mich zu erinnern, daß dies der Hauptgrund dafür war, daß ich Avatar im Kino ignoriert habe. Daran gewöhnte ich mich allerdings recht bald, was sicherlich auch an der mehr als nur bemerkenswerten technischen Qualität der Animationsszenen liegt, die durchaus als bahnbrechend bezeichnet werden können.
Trotzdem dauerte es doch sehr lange, bis der Film wirklich mein Interesse geweckt hatte: Avatar steckt sowohl inhaltlich als auch visuell voller typischer Cameron-Motive, die Cameron aber in seinen früheren Filmen auch schon mal interessanter gestaltet hat. Letztlich erinnert Camerons Science-Fiction-Ökomärchen stark an die Pocahontas-Geschichte, aber auch an Der Wüstenplanet und manche Western wie etwa Der mit dem Wolf tanzt, und was er mit vielen dieser Geschichten gemeinsam hat, ist auch, daß erst ein Repräsentant der in der Geschichte agierenden Großmacht kommen muß, um den Freiheitskampf der Ureinwohner anzuführen. Das ist dann doch bedauerlich, weil das doch so ziemlich die konservativste Perspektive ist, aus der man eine solche Geschichte erzählen kann, und wirklich geweitet wird der Blick (des Zuschauers) auf diese Weise wohl kaum. Letztlich also ein technisch perfekter Film mit einem recht simplen und konventionell gestrickten Plot. Ähnliches könnte man zwar über einen Film wie Abyss auch sagen, der hat mir aber trotzdem besser gefallen. Der kommerziell erfolgreichste Cameron-Film ist also, zumindet meiner Meinung, ganz bestimmt nicht der beste.
Henri 4
Heinrich Mann hat das Leben des französichen Königs Henri IV., der im Verlauf seines Lebens insgesamt fünfmal (!) die Konfession wechselte, wobei seine letzte Konversion zugleich die wichtigste war, in einem zweiteiligen Roman von insgesamt 1500 Seiten Länge dargestellt. Dabei hat Mann zum einen ein komplexes Porträt vom Charakter Henris und seiner Zeit gezeichnet; sein Roman hat aber noch eine zweite Ebene, die auf die (damalige) Gegenwart verweist: so erinnert der Terror der Katholischen Liga im ersten Teil des Romans durchaus gewollt an den nationalsozialistischen Terror, und gegen Ende des zweiten Bandes entwirft Mann die Vision eines friedlich vereinten Europas.
Die Verfilmung eines so vielschichtigen und umfassenden Werkes kann eigentlich gar nicht gutgehen. Insofern ist es wenig überraschend, daß Henri 4 als Literaturverfilmung nicht überzeugt: von der Komplexität und den verschiedenen Ebenen der Vorlage ist im Film nicht mehr viel übriggeblieben, und deutlich mehr als für die Anstrengungen des Königs, sein Land zu einen und zugleich die rechtliche Stellung der Hugenotten zu verbessern, interessiert sich der Film für Henris Bettgeschichten, die bei Mann zwar auch vorkommen, die aber im Roman bei weitem nicht so viel Gewicht haben wie im Film. Es ist wohl gut, daß Heinrich Mann diesen Film nicht mitansehen mußte.
Aber selbst wenn man jeden Gedanken an die Buchvorlage ausblendet, ist Henri 4 immer noch Lichtjahre von einem gelungenen Film entfernt. Jo Baier ist an sich ein Fernsehregisseur, und das sieht man seinem Film auch deutlich an, und gelegentliche Kamerafuchteleien können kein Gefühl von großem Kino erzeugen, sondern entlaven die biedere Fernsehbildästhetik nur um so deutlicher. Der Schnitt wiederum hat mich ebensowenig überzeugt wie die Darsteller, die teilweise aus der Royal Overacting Company zu stammen scheinen, und die Sexszenen stellen selbst für diesen Film bemerkenswerte Tiefpunkte dar. Die letzte Stunde des Films ist zwar etwas erträglicher ausgefallen als die vorangegangenen, ändert aber auch nichts mehr am totalen künstlerischen Fehlschlag. Ein furchterregend schlechter Film.
Der Brief für den König
ist dagegen eine schöne Adaption des berühmten Jugend- und Abenteuerromans von Tonke Dragt. Der junge Tiuri wird ausgerechnet in der Nacht, die seinem Ritterschlag vorausgehen soll, von einem Fremden dringend um Hilfe gebeten und erhält den Auftrag, dem König des Nachbarlandes eines wichtigen Brief zu übergeben - was aber mit vielfachen Gefahren verbunden ist. Der Film kommt zwar nicht so ganz an das Buch heran, aber gerade nach der Erfahrung vom Vortag freute mich das makellose filmische Handwerk, das ihn auszeichnet, noch mehr als dies normalerweise schon der Fall gewesen wäre.
Avatar
Eigentlich mag ich Filme, die Real- und Animationsfilm miteinander kombinieren, nicht besonders, und ich meine mich zu erinnern, daß dies der Hauptgrund dafür war, daß ich Avatar im Kino ignoriert habe. Daran gewöhnte ich mich allerdings recht bald, was sicherlich auch an der mehr als nur bemerkenswerten technischen Qualität der Animationsszenen liegt, die durchaus als bahnbrechend bezeichnet werden können.
Trotzdem dauerte es doch sehr lange, bis der Film wirklich mein Interesse geweckt hatte: Avatar steckt sowohl inhaltlich als auch visuell voller typischer Cameron-Motive, die Cameron aber in seinen früheren Filmen auch schon mal interessanter gestaltet hat. Letztlich erinnert Camerons Science-Fiction-Ökomärchen stark an die Pocahontas-Geschichte, aber auch an Der Wüstenplanet und manche Western wie etwa Der mit dem Wolf tanzt, und was er mit vielen dieser Geschichten gemeinsam hat, ist auch, daß erst ein Repräsentant der in der Geschichte agierenden Großmacht kommen muß, um den Freiheitskampf der Ureinwohner anzuführen. Das ist dann doch bedauerlich, weil das doch so ziemlich die konservativste Perspektive ist, aus der man eine solche Geschichte erzählen kann, und wirklich geweitet wird der Blick (des Zuschauers) auf diese Weise wohl kaum. Letztlich also ein technisch perfekter Film mit einem recht simplen und konventionell gestrickten Plot. Ähnliches könnte man zwar über einen Film wie Abyss auch sagen, der hat mir aber trotzdem besser gefallen. Der kommerziell erfolgreichste Cameron-Film ist also, zumindet meiner Meinung, ganz bestimmt nicht der beste.
@Avatar
Ich musste am frühen Morgen im Kurzkommentar auch Abbitte leisten.