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The Cronicles of D.C.L. - Reloaded

Immer noch uninteressante Gedanken rund ums Thema Kino, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer




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Interstellar...



...ist, wenn man denjenigen, die klugscheißen und zeigen wollen, wie ach so besehen sie in der Filmgeschichte sind, glauben schenken darf, nicht "2001 - Odyssee in Space". Stimmt, ist er doch wesentlich stringenter, kurzweiliger und spannender als Kubricks Meisterwerk, dass seit zig Jahren niemand mehr ein zweites Mal in Gänze geschaut hat, das aber wie der "Godfather" (Gangsterfilm), das "Texas Chainsaw Massacre" (Horror) und die Zucker-Abrahams-Zucker-Komödien u.v.a. immer dann aus der Mottenkiste geholt wird, wenn KritikerInnen eigentlich schreiben wollen, dass sie den Film schlicht nicht gut finden, aber meinen, ihn noch durch unfaire und/oder unpassende Vergleiche zusätzlich schlechtreden zu müssen. Erstaunlicherweise ist eines der Hauptopfer dieses Trend immer wieder Christopher Nolan, dessen Arbeit ich von ganz toll ("Dark Knight") über gut ("Inception") über mich gar nicht ansprechend ("The Prestige") von Film zu Film sehr unterschiedlich bewerten würde und deshalb weit davon entfernt bin, ein Fan zu sein, bei dem mir aber nie so ganz einleuchtet, mit welcher Vehemenz viele meinen, klarstellen zu müssen, dass sie alle seine Tricks durchschaut haben und er ein "Blender" ist (als gäbe es irgendjemand unter den Filmschaffenden, bei welchem das streng genommen anders wäre). Die Arthouse-Fans heulen heute noch in ihr Godard-Schnuffeltuch, dass sich die gemeinen Kinoaffinen mehr über Leos Kreisel als über Revolutionstheorien in "Weekend" unterhalten, statt sich zu freuen, dass hier einer mit sturem Eigensinn sein Ding durchzieht, was natürlich manche mit großer Kunst verwechseln könnten. Und nein, klar, Nolan ist auf der anderen Seite auch kein Spielberg, der eigentlich in vielerlei Hinsicht viel angreifbarer wäre, der aber ein begnadeter Geschichtenerzähler ist. Was dabei gerne übersehen wird, ist, dass sich inmitten Nolans fragmentarischem Erzählstil, der mir zuletzt bei "Dark Knight Rises" tierisch auf den Keks ging, immer wieder kleine Parabeln verstecken, die in der Schlichtheit ihrer Inszenierung eine Größe und Virtuosität besitzen, die ich persönlich umwerfend finde. Und ich finde es beinahe komisch, dass ausgerechnet Nolan, dem so viele häufig eine "sterile" Optik vorwerfen, durch seinen Konsequenten Einsatz von echten Dingen, wo echte Dinge den Computer ersetzen können, dem Weltraum auf der Leinwand das wiedergibt, was ihm spätestens seit Lucas "Star Wars"-Schändungstrilogie genommen worden war: das Dreckige, Unperfekte, Kalte, nicht Glattgerenderte. Wo "Gravity" eine Achterbahnfahrt war, ist das hier der Flugsimulator. Wo bei ersterem dank des Genies des Duos Cuaron/Lubezki jedes Bild durchkomponiert war, ist hier eine Explosion nicht dafür da, schön auszusehen, sondern um zu zerstören. Der Bilderfetischist in mir weiß ersteres zu schätzen, der "Wrath of Khan"-Fan, der ich auch bin und der seit Jahren davon hofft, den Weltraum wieder so zu FÜHLEN, wie er im eigenen, unwissenden Hirnkasterl herumspukt, ist sehr dankbar für diese sehr erwachsene, schnickschnacklose Optik. Und ja, am Ende verlässt sich Nolan schon sehr darauf, dass seine Darsteller diese Geschichte, die mancher ablehnen mag, die ich in ihrem erfrischenden Optimismus aber toll finde, zu einem befriedigenden Schluss bringen. Aber meine Fresse, da ist doch nicht irgendwer am Werk, sondern die wunderbare Jessica Chastain und ein Matthew McConaughey auf seinem absoluten Leistungshoch! Ganz ehrlich: wer die Szene mit den Familienvideos und seiner Reaktion gesehen hat und davon irgendetwas nicht großartig fand, sollte gezwungen werden, einen ganzen Tag lang die Sandrede von Anakyn Skywalker aus Episode II in der Endlosschleife sehen zu müssen. Ganz großes Kino, wie überhaupt dieser Film ganz großes Kino ist, nur eben auf Nolans Art und Weise, die nicht gefallen muss, die aber eine ganz klare Handschrift trägt, die mir persönlich, wenn er weiß, was er erzählen will und die richtigen Spielenden um sich versammelt, ausgesprochen gut gefällt. Viele Regisseure haben wir nicht mehr, die so etwas können, und wenn ich auch den Teufel tun werde, mir Ridley Scotts weißgewaschenen "Exodus"-Scheißdreck anzusehen und mir Terence Malick gesinnungstechnisch auch immer suspekter wird, so sehr werde ich sie bis zuletzt für "Prometheus" und den "Tree of Life" verteidigen, weil großes Kino immer einen Platz in meinem Herzen haben wird (ich glaube, ich habe nun oft genug "großes Kino" geschrieben...). Und, um diesen etwas verworrenen Unsinnstext mit einem geschickten Verweis auf seinen Anfang noch zu einem befriedigendem Ende zu bringen: viele von denen, die hier den Kubrick rausgeholt haben, wären heutzutage die ersten, die, wäre er erst gestern angelaufen, nicht eher ruhen würden, bis sie ihn in Grund und Boden getwittert und geblogt hätten.

D.C.L.




Zitat

Stimmt, ist er doch wesentlich stringenter, kurzweiliger und spannender als Kubricks Meisterwerk, dass seit zig Jahren niemand mehr ein zweites Mal in Gänze geschaut hat
Also ich hab 2001 innerhalb der letzten 20 Jahre ca. 5 x gesehen.

Mit den ewigen Vergleichen und zwar im hiesigen Feuilleton sowohl als auch in den Blogs, hast Du allerdings schon Recht. Das nervt und ist auch ein wenig unangebracht.
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