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Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden




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AMERICAN GANGSTER (Ridley Scott, 2007)



Nun versucht sich Ridley Scott also auch am Gangsterfilm und bedient sich dabei derart schamlos bei den Größen des Genres, dass einem die Spucke wegbleibt. Ein bisschen French Connection hier, eine Prise Heat da, und natürlich zeigt man sich auch von Goodfellas, The Godfather und Scarface beeinflusst. Was aber alle genannten Filme auszeichnet, fehlt American Gangster: eine mitreißende Geschichte, ein authentischer Einblick in die Welt des Verbrechens und interessante Charaktere, die den Zuschauer emotional binden. Nichts davon findet sich bei Scotts Opus. Es ist weder Fisch noch Fleisch, es fehlt die klare Linie. Obwohl man Frank Lucas und Richie Roberts mehr als 2 ½ Stunden lang begleitet, erfährt man nicht viel Wesentliches über sie. Die detaillierte Charakterzeichnung ist Scotts Ding nicht – seine alte Schwäche, die sich wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das wäre nun nicht weiter schlimm, wenn American Gangster sich als actionorientierter Gangsterfilm verstehen würde. Da könnte man vielleicht über die ein oder andere inhaltliche Schwäche hinwegsehen. Stattdessen legt Scott seinen Film als Charakterstudie an, und da schmerzen die vorgenannten Unzulänglichkeiten doch sehr. Von der Tiefe und Klasse eines Heat ist er jedenfalls meilenweit entfernt. Erschwerend hinzu kommt die unglückliche Wahl Denzel Washingtons für die Rolle des Frank Lucas, die ich ihm einfach nicht abnehme. Davon abgesehen warte ich immer noch darauf, dass Washington mal einen richtig guten Film macht.

Doch nicht alles an American Gangster ist schlecht. Die Bilder sind beeindruckend, es gibt einige durchaus gelungene Szenen und Russell Crowe gefällt in der Rolle des (stellenweise etwas überzeichneten) ehrlichen Polizisten, der dadurch zum Außenseiter wird, dass er den zufälligen Fund von einer Million Dollar ordnungsgemäß abliefert, statt sich ein schönes Leben zu machen. In seiner Gesamtheit aber ist Scotts erster Versuch im Bereich des Gangsterfilms weder originell noch emotional packend. Ein oberflächliches, schön anzusehendes Stück Hollywood von der Stange, das keine neuen Impulse geben kann.

Ridley Scott



Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
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