Gelungene King-Verfilmung von Frank Darabont. Den Special Effects sieht man das niedrige Budget leider deutlich an. Da trifft es sich gut, dass die religiösen Fanatiker um Mrs. Carmody sich zunehmend als größere Bedrohung erweisen als die Außerirdischen. Das Ende ist ein gewaltiger Schlag in die Magengrube und wahrscheinlich das fieseste, das ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe. Nicht nur, dass es den vermeintlichen Helden als größten Verlierer dastehen lässt, erfüllt es in gewisser Weise auch Mrs. Carmodys Prophezeiung. Die eigentliche Heldin ist somit die Frau, die sich anfangs alleine in den Nebel wagte, um ihre Kinder zu retten.
Frank Darabont Stephen King
Frank Darabont Stephen King
Besonders lustig fand ich dabei, dass jede dieser stereotypen Figuren im Filmverlauf genau eine Charakterwandlung erfährt, bzw. dass das Wesen jeder Figur genau einmal ins Gegenteil gekippt wird:
*Natürlich* wird der nerdige Einkaufstütenpacker zum Pistolen-Helden mutieren. Und *freilich* wird der vom Tankwart gepiesackte Familienpapa dem Tankwart auf die Fresse geben und ihm heimzahlen, nachdem sich rausstellt, dass er Recht behalten hat. Etc. pp. Eine m. E. sehr billige und nach kurzer Zeit absolut vorhersagbare Vorgehensweise. Mal ehrlich: Gut ausgeschriebene Figuren sehen anders aus.
Besonders ärgerlich fand ich, dass die im Supermarkt verschanzten und sich irgendwann gegenseitig bekriegenden King'schen Pappkammeraden eine überkandidelte Kleinstadt-Posse aufführen, die wirklich lachhaft ist. (Ja, ich weiß, was hier ausgesagt werden soll: in Extremsituationen wird der Mensch zur Bestie / Irgendwann ist nicht mehr das Monster im Nebel der größte Feind des Menschen, sondern der Mensch selbst wird zu seinem eigenen größten Feind -- ändert meiner Meinung nach aber nichts daran, dass die King'schen Pappkameraden im Supermarkt eine überkandidelt geschriebene, inszenierte und gespielte Kleinstadt-Posse aufführen, dass ich mir an den Kopf packte, als ich das Kasperle-Theater sah.
SPOILER
Wirklich dummdreist und zum Kotzen fand ich aber den kollektiven Selbstmord im Auto am Ende. Das war psychologisch nicht fundiert. Warum sich vor lauter Hoffnungslosigkeit erschießen, wenn gerade kein Monster das Auto angreift und nirgendwo Gefahr ersichtlich ist? Und dass alle vier erwachsenen Autoinsassen gleichzeitig (!) den Wunsch nach Selbstmord haben und niemand widerspricht/zurückschreckt, ist Unsinn. Die Leute diskutieren ja nicht einmal, ob sie noch andere Chancen und Optionen haben!
Und nichts anderes ist dieses Ende meines Erachtens: Deible, höchst bedenkliche Dramatikdrückerei des bloßen Selbstzwecks wegen. "Unausweichliche Tragik", die nicht unausweichlich, sondern behauptet ist.
Nun, was spricht aus meiner Sicht für den Film? Die gute Kameraarbeit, die mysteriöse Ausgangssituation und ein paar beängstigende Einzelszenen, wo Leute aus dem Supermarkt hinaus treten in den Nebel, in ihm verschwinden und wir nicht wissen, was mit ihnen passiert. Das fand ich noch spannend und mysteriös. Aber zu dem Zeitpunkt, wo man das erste Mal das Monster aus dem Nebel sieht, beraubt sich "The Mist" seiner Mysterien und der Rest ist in meinen Augen langweilig. Die Produzenten und Autoren hätten den Zuschauer ruhig noch länger im Umklaren lassen können. Wäre bestimmt spannender als die Kleinstadt-Posse im Supermarkt.