Zum Inhalt wechseln


Camelback Cinema

Tommy The Cats filmische Sternstunden

Foto

James-Bond-Serie #17: GOLDENEYE (Martin Campbell, 1995)


Ein bißchen Bammel hatte ich ja schon vor den Brosnan-Bonds, aber zumindest bei diesem hier erwies sich das als völlig unbegründet. Brosnan passt hervorragend in die Rolle, er orientiert sich stark an Connery, nimmt aber die menschliche Komponente mit, die Dalton ins Spiel brachte, und gibt eine rundum überzeugende Vorstellung. Dazu tragen auch die für Bondverhältnisse erstaunlich guten Dialoge bei, wie z. B. die Unterhaltung zwischen ihm und Sean Bean über die jeweiligen Motive für ihr Handeln. Da pariert Janus Bonds Frage nach dem Warum ganz souverän mit der Gegenfrage, ob die zahlreichen Wodka Martini die Schreie der getöteten Männer übertönen könnten oder die zahlreichen Frauen diejenigen vergessen machten, die Bond nicht retten konnte. Und auch die Unterhaltungen mit M und später am Strand mit Natalya verleihen der Figur James Bond einen Anflug von Tiefe.

Darstellerisch ist alles im grünen Bereich. Judi Dench gefällt mir ausgesprochen gut als M, Sean Bean ist ein Bond ebenbürtiger Gegner und auch Gottfried John kann ein paar Akzente setzen. Ok, Famke Janssen übertreibt etwas mit ihrer Darstellung der durchgeknallten Killerin, aber immerhin sind ihre Szenen recht lustig. Unangenehm fielen mir lediglich Samantha Bond als Moneypenny auf (fürchterlich!), die plötzlich Bonds Avancen kalt zurückweist, wo es doch sonst immer Bond war, der sie verschmähte. Und auch Alan Cumming nervt in der Rolle des typischen Computer-Freaks, aber glücklicherweise wird beiden Personen nicht allzu viel Raum zugestanden. Izabella Scorupco ist zwar keine Frau, die meinen Herzschlag beschleunigen kann, aber sie sieht immerhin nett aus und hat einen lustigen Akzent.

Die Story ist gut und kommt trotz der großen Actioneinlagen nicht zu kurz. Und von letzteren gibt es reichlich. Besonderen Spaß hat mir die Panzerfahrt durch St. Petersburg gemacht, wo Bond kurzerhand ein paar Straßen verbreitert und jede Menge Autos plattwalzt. Zwischendurch hält er kurz inne, um seinen Krawattenknoten zurechtzurücken. :muhaha: Das Finale ist ebenfalls klasse. Und da auch der Humor nicht zu kurz kommt, bietet GoldenEye somit alles, was ich von einem guten Bond erwarte.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #16: LICENCE TO KILL (John Glen, 1989)


Auf Daltons Zweiten war ich besonders gespannt, versprach doch die Story eine nette Abwechslung vom üblichen Schema. Allerdings stellte sich ziemlich schnell heraus, dass Bonds Rachemission sich kaum von seinen sonstigen unterscheidet, denn abgesehen von der Szene, wo M ihm die Lizenz zum Töten entzieht, macht sich dies kaum bemerkbar. Auch in den bisherigen Filmen war Bond ja meist auf sich alleinegestellt und hier bekommt er sogar noch tatkräftige Unterstützung von Q und Pam Bouvier. Und ob er Sanchez jetzt zur Strecke bringen will, weil er einen dienstlichen Auftrag hat oder aus persönlicher Rache, macht letztlich auch keinen großen Unterschied. Was ich sagen will: hätte Bond von M den Auftrag bekommen, Sanchez zu eliminieren, hätte der Film im Prinzip genauso ablaufen können.

In zwei Punkten unterscheidet sich Licence to kill aber doch von den meisten Vorgängern: erstens gibt es relativ wenig Action, LTK ist viel mehr Thriller als Actionfilm. Zweitens schaltet Bond seine Widersacher hier meist nicht selbst aus (wie es eigentlich zu seiner Rachemission passen würde), sondern spielt sie teilweise so geschickt gegeneinander aus, dass sie sich gegenseitig eliminieren. Beides Dinge, die mir sehr gut gefallen haben, wie überhaupt Bond Nr. 16 keinen Deut schlechter ist als sein erstklassiger Vorgänger. Dafür sorgt u. a. Robert Davi, der einen starken und charismatischen Gegenspieler Bonds abgibt und für mich zu den beeindruckendsten Bösewichten der ganzen Serie zählt. Kaum weniger beeindruckend Anthony Zerbe als Milton Krest und ein junger Benicio del Toro, der hier schon andeutet, welch großes Potential in ihm steckt. Der absolute Höhepunkt ist aber das dramatische Finale mit den Tanklastern, das für die vorangegangene Actionarmut mehr als entschädigt. Wirklich schade, dass Dalton nur zwei Bondfilme gemacht hat, denn diese beiden haben mir ganz ausgezeichnet gefallen.

Und jetzt bin ich mal gespannt, wie sich Mr. Brosnan so schlagen wird, denn inzwischen habe ich alle 21 Bonds auf DVD, so dass ich meine Reihe bis zum bitteren (?) Ende durchziehen werde.

James Bond


Foto

HAE ANSEON/The Coast Guard (Kim Ki-duk, 2002)


Dies war jetzt meine sechste Begegnung mit Kim Ki-duk und wenn man ihm eines mit Sicherheit nicht nachsagen kann, dann ist das, er mache lebensbejahende Filme. Seine Figuren sind fast immer seelisch krank oder traumatisiert, häufig auch auf einem Selbstzerstörungstrip. The Coast Guard bildet da keine Ausnahme.

Eine Stärke Kims ist es, dem Zuschauer die Gefühle seiner Figuren ohne viele Worte zu vermitteln, was sicher auch dadurch möglich ist, dass er immer ein glückliches Händchen bei der Wahl seiner Darsteller hat (zumindest in den Filmen, die ich bisher gesehen habe). Und auch wenn The Coast Guard für Kims Verhältnisse beinahe geschwätzig wirkt, sind es doch in erster Linie die Nebendarsteller, die den Großteil der Dialoge sprechen, während die beiden Hauptfiguren (Kang und Mi-yeong) die gesamte Spielzeit über fast nichts sagen. Dass man sich dennoch gut vorstellen kann, was in ihrem Innern vorgeht und man fast so etwas wie Verständnis für ihr absurdes Verhalten aufbringen kann, ist eben dieser Fähigkeit Kims zu verdanken. Beide sind Opfer eines unglücklichen Vorfalls, eines Missverständnisses. Und auch wenn es zunächst bizarr erscheinen mag, dass Kang für die Tötung eines unschuldigen Zivilisten eine offizielle Belobigung erhält, muss man doch sehen, dass er letztlich nur seine Pflicht erfüllt hat und ihm somit aus dienstlich-/militärischer Sicht kein Vorwurf zu machen ist. Die moralische Sichtweise ist natürlich eine andere und der innere Konflikt ist es, an dem Kang letztlich zerbricht. Dabei ist es gleichermaßen faszinierend wie beängstigend zu sehen, wie er immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Was mit eher harmlosen Neckereien beginnt, entwickelt sich zunehmend zu einem tödlichen Spiel und gipfelt in der bizarren Schluss-Szene, in der Kang auf einem öffentlichen Platz mit Gewehr exerziert und einem unbeteiligten Zuschauer sein Bajonett in den Bauch rammt.

The Coast Guard ist ein weiterer außergewöhnlicher Film des südkoreanischen Ausnahmeregisseurs, vor dem ich mit jedem seiner Filme mehr Achtung bekomme.

Kim Ki-duk


Foto

James-Bond-Serie #15: THE LIVING DAYLIGHTS (John Glen, 1987)


Timothy Dalton spielt den Superagenten deutlich ernster und härter als Moore, aber auch menschlicher (als Connery und Moore) und trifft dabei eine Mischung, dir mir ausgesprochen gut gefällt. Auch darüber hinaus gibt es fast nur Gutes zu berichten von Bond Nr. 15.

Die erste Hälfte des Films zählt zum Besten, was die Serie bisher zu bieten hatte. Nach der erstklassigen Pre-Credits-Sequenz setzte man auf eine zunächst klassische Agentenstory, die im späteren Verlauf mit einigen kleineren Plottwists aufwartet, gewürzt mit rasanten Actionszenen, von denen mir die Verfolgungsjagd im Schnee am besten gefallen hat. Es gibt endlich mal wieder ein paar schöne Gadgets von Q und der neue Aston Martin weckte sehnsüchtige Erinnerungen an seinen Vorgänger in Goldinger. Joe Don Baker gibt einen brauchbaren Villain als schmieriger Waffenhändler ab und Jeroen Krabbé sehe ich sowieso gerne.

In der zweiten Hälfte, die überwiegend in Afghanistan spielt, verflacht das Geschehen etwas, aber auch hier gibt es mit der Flugzeug-Sequenz ein echtes Highlight zu vermelden. Der Kampf mit den Mudschaheddin-Horden erinnerte mich etwas an Rambo 3, und irgendwie will dieses Kriegsszenario nicht so recht zu einem Bondfilm passen. Dennoch ein mehr als gelungener Einstand für Dalton.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #14: A VIEW TO A KILL (John Glen, 1985)


Die Abschiedsvorstellungen der Bond-Darsteller haben es ja traditionsgemäß schwer bei den Fans. Konnte ich dies schon bei Diamonds are forever nicht nachvollziehen, ist es mir bei A view to a Kill noch unverständlicher, denn Moores Letzter hat wirklich alles, was einen guten Bond ausmacht. Die Story ist fesselnd, wird spannend erzählt und legt den Schwerpunkt endlich mal wieder auf das Spionage-Element, die Action ist wohldosiert und im Vergleich zu dem stellenweise beinahe albernen Octopussy geht es hier wieder deutlich ernster zur Sache. Es gibt ein paar tolle Verfolgungsjagden (zu Beginn in Paris und später mit dem Feuerwehrauto durch an San Francisco) und ein spektakuläres Finale auf der Golden-Gate-Bridge. Ein besonderes Lob verdient sich Produktionsdesigner Peter Lamont, Zorins Bergwerk ist sicherlich der imposanteste Bühnenbau bisher in einem Bondfilm. Den Titelsong von Duran Duran kann man mögen oder auch nicht – ich bin mit dieser Musik aufgewachsen und mag ihn.

Der größte Pluspunkt aber sind die hervorragenden Darsteller. Christopher Walken mimt den psychopathischen Großindustriellen sehr überzeugend (seine blondierten Haare... naja, Deutsche müssen bei Bond halt blond sein ;)) und hebt sich damit wohltuend von der Schwuchtel aus dem Vorgängerfilm ab. Zudem schafft er es, mit wenigen Gesten und Blicken Zorins Größenwahn glaubwürdig rüberzubringen, ohne der Gefahr des Overactings zu erliegen (ganz groß sein irres Lachen, bevor er am Ende in die Tiefe stürzt). Grace Jones entspricht sicher nicht dem gängigen Schönheitsideal, mir jedoch gefällt sie in dieser Rolle ausgesprochen gut. Von ihrer unheimlichen, dämonischen Ausstrahlung können Langweiler wie Maud Adams (Octopussy) und Konsorten nur träumen und ihre heisere Stimme unterstreicht dies perfekt. Tany Roberts ist zwar langweilig, sieht aber zumindest ganz nett aus, obwohl ihr ständiges Gejammer mir ziemlich auf den Keks ging.

A view to a Kill ist für mich einer der besten Moore-Bonds und ein rundum gelungener Abgang für Sir Roger. Und jetzt freue ich mich auf Timothy Dalton, von dem ich bisher noch gar keinen Film gesehen habe.

James Bond


Foto

NEVER SAY NEVER AGAIN (Irvin Kershner, 1983)


Bevor es mit meiner James-Bond-Reihe weitergeht, schiebe ich noch den inoffiziellen Bond dazwischen, da er nur wenige Monate nach Octopussy ins Kino kam.

In meiner Erinnerung war aus den TV-Sichtungen nur noch die Szene mit dem Domination-Spiel hängengeblieben. Der erneuten Sichtung hatte ich im Vorfeld mit großer Freude entgegengesehen, versprach sie doch ein Wiedersehen mit dem Ur-Bond Sean Connery. Erstaunt war ich, dass Connery von den Gesichtszügen her deutlich älter aussieht als Moore in Octopussy, obwohl Moore 3 Jahre älter ist als. Dafür wirkt Connery körperlich wesentlich fitter, für einen 53-Jährigen ist er ziemlich durchtrainiert. Gut gefallen hat mir die Selbstironie, die Connery an den Tag legt, die Diskussion mit M zu Beginn, sein Kokettieren mit dem Alter. Die Actionszenen sind überwiegend gutgemacht, Highlights waren die Verfolgungsjagd mit dem Motorrad und die sehr dynamisch inszenierte Schlägerei im Trainingsraum, bei der eine Menge zu Bruch geht und die bei mir Erinnerungen an die Prügelei in der Glaserei bei Moonraker weckte. Das Finale hingegen war mir zu unspektakulär, wie überhaupt die Szenen unter Wasser ziemlich schwach sind. Kein Vergleich zu Thunderball. Connerys Sprüche sitzen wie immer. Nicht recht glücklich hingegen bin ich mit der Wahl der Darsteller. Klaus Maria Brandauer wirkt auf mich nicht wie ein Superschurke, sonder eher wie ein Clown, Kim Basinger mochte ich noch nie und an erotischer Ausstrahlung wird sie locker von jeder Bratpfanne übertroffen. Den Vogel schießt aber Rowan Atkinson ab (den ich normalerweise sehr gerne mag), der hier in einer völlig überflüssigen Nebenrolle einfach tierisch nervt. Soll wohl lustig sein, ist es aber nicht. Lediglich Barbara Carrera gefiel mir ausgesprochen gut.

Unter dem Strich ein kurzweiliges Abenteuer auf dem Niveau eines durchschnittlichen Moore-Bonds, aber weit vom Niveau der alten Connery-Bonds entfernt, gar nicht zu reden von Thunderball, der für mich zu den 5 besten Filmen der ganzen Serie zählt. Trotzdem schön, Connery nochmal in der Rolle seines Lebens zu sehen.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #13: OCTOPUSSY (John Glen, 1983)


Die Pre-Credit-Sequenz ist eine der besten der Serie bisher, der Titelsong hingegen unspektakulär. Der eigentliche Film bietet solide Unterhaltung auf gewohntem Niveau, ohne besonders zu glänzen. In Sachen Humor kommt Moore des öfteren der Grenze zum Klamauk gefährlich nah, beispielsweise bei der Verfolgungsjagd zu Beginn oder der Tarzanschrei bei seiner Flucht vor Khan.

Im Vergleich zum Vorgänger fallen die Darsteller merklich ab. Loius Jordan als Kamal Khan wirkte auf mich überhaupt nicht bedrohlich, sondern einfach nur schwul. Wesentlich besser kam da schon sein wortkarger Diener Gobinda rüber, der eindrucksvoll von Kabir Bedi gespielt wird. Steven Berkoff als durchgeknallter russischer General Orlov kann ebenfalls nicht überzeugen, sein Overacting ist stellenweise schon fast peinlich. Maud Adams sieht zwar nicht schlecht aus, ist mir für die Rolle der Octopussy aber zu spröde und lässt die mystische Ausstrahlung vermissen, die man mit einer solchen Figur verbindet. Ein weiterer Kritikpunkt ist die wirre Story, die für mich auch nach der schätzungsweise vierten Sichtung keinen rechten Sinn ergibt. Aber gut, bei einem Bondfilm sieht man darüber großzügig hinweg.

Den vorgenannten Schwächen zum Trotz ist John Glen eine relativ spannende Inszenierung gelungen, die wiederum einige mitreißende Actionsequenzen zu bieten hat. Neben der Pre-Credit-Sequenz sind da vor allem Bonds Flucht aus Khans Palast sowie die Verfolgungsjagd am Anfang mit den dreirädrigen Fahrzeugen zu nennen. Auch das Finale in und auf dem Zug hat mir Spaß gemacht. Octopussy ist sicher nicht Moores bester Bond, aber allemal sehenswert.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #12: FOR YOUR EYES ONLY (John Glen, 1981)


Ohne Zweifel der beste Moore-Bond. Hier stimmt einfach alles. Viele schöne Locations im ständigen Wechsel, toll inszenierte Actionszenen am laufenden Band (stellvertretend sei hier nur die witzige Verfolgungsjagd mit der Ente genannt), eine interessante Story, die sogar mit einem kleinen Plottwist aufwartet und tolle Darsteller. Julian Glover ist zwar nicht als einer der Top-Bösewichte in die Bondhistorie eingegangen - dafür ist sein Part einfach zu klein - die Rolle spielt er dennoch überzeugend. Topol hat ein starkes Charisma und lässt in den gemeinsamen Szenen Moore verblassen und Carole Bouquet ist ein Bondgirl, das nicht nur gut aussieht (Mann, diese Haare...) sondern auch eine starke Ausstrahlung hat und zudem sehr effektiv mit Pfeil und Bogen umgehen kann. Es gibt sehr viele Actionszenen, die im Gegensatz zu einigen anderen Bonds aber nicht völlig over-the-top sind und gerade im Vergleich mit dem Moonraker-Finale beinahe bodenständig wirken. Naja, mit Ausnahme der Eröffnungssequenz zumindest, in der Bond sich auf elegante Art seines alten Widersachers Blofeld entledigt.

Merkwürdig inkonsequent fand ich Bonds Versuch, Melina davon abzuhalten, Kristatos zu töten, wo er doch selbst keinerlei Skrupel hat, wenn es um das finale Ausschalten eines Gegners geht und dies erst kurz vorher wieder demonstriert hat, indem er Locque mitsamt Auto mit einem Fußtritt in den Abgrund befördert hatte. Auf den Schlussgag mit Maggie Thatcher und dem Papagei hätte man ruhig verzichten können, das war billiger Klamauk auf unterstem Niveau. Dies sind aber auch die einzigen negativen Aspekte dieses rundum gelungenen Films und man muss schon sehr kleinlich sein, um sich von diesen Lappalien den Filmgenuss schmälern zu lassen. Ich bin es nicht, daher Daumen nach oben für Bond Nr. 12!

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #11: MOONRAKER (Lewis Gilbert, 1979)


Mit einem leichten Grummeln in der Magengegend legte ich die DVD ein, hatte ich Moonraker doch als schlechtesten Bond überhaupt in Erinnerung. Aber, o Wunder, heute gefiel er mir ziemlich gut, jedenfalls nicht weniger als Live and let die oder The spy who loved me. Die Story ist relativ spannend, die Locations exotisch und schön (Rio, Venedig), der Humor kommt nicht zu kurz (göttlich die Szene, wo sich Jaws und Bond gegenseitig angrinsen) und vor allem ist das Bondgirl (Lois Chiles) dieses Mal mal so richtig nach meinem Geschmack. Eine tolle Frau mit einer starken Präsenz, die anfangs von Bond ständig fertiggemacht wird, ihm am Ende in dem Spaceshuttle aber zeigt, wo der Hammer hängt. Es gibt zudem einige tolle Actionszenen wie die Bootsjagd durch Venedig (nur das Hoovercraft-Ende ist doof) oder die Prügelei in der Glaserei, wo so ziemlich jeder Fetzen Glas zerdeppert wird, der da rumsteht. Ein Hänger zum Schluss ist natürlich der alberne Showdown in der Raumstation. Nachhaltig schaden kann er dem Film nicht mehr, hatten mich doch die ersten 90 Minuten ganz hervorragend unterhalten, aber ein fader Nachgeschmack bleibt schon. Dennoch ein ordentlicher Bond, den ich als viel schlechteren Film in Erinnerung hatte.

James Bond


Foto

RATATOUILLE (Brad Bird, 2007)


Normalerweise gehe ich ja nicht mehr ins Kino, aber einmal im Jahr muss es dann doch sein: immer wenn ein neuer Pixarfilm anläuft. Aufgrund der durchgehend positiven Kritiken waren meine Erwartungen sehr hoch und sie wurden wieder einmal spielend erfüllt. Obwohl meine Tochter eine Menge Spaß hatte, ist Ratatouille kein reiner Kinderfilm. Eigentlich überhaupt kein Kinderfilm, denn ich bezweifle, dass ein Kind in der Lage ist, die zahlreichen Anspielungen und etwas tiefergründigen Gags zu verstehen. Technisch ist das Ganze wieder einmal absolut beeindruckend, alleine der Panoramablick über das nächtliche Paris lässt einen mit offenem Mund im Kinosessel sitzen. Die zahlreichen Actionszenen sind ebenso routiniert inszeniert wie bei Birds erster Arbeit für Pixar (The Incredibles) und überhaupt legt der Film ein überwiegend hohes Tempo vor. Was die Filme Pixars aber in erster Linie auszeichnet, sind die liebevoll und detailliert gestalteten Charaktere und die meist einfache, aber mitreißende Handlung. So auch hier. Der erwachsene Zuschauer freut sich über die zahlreichen Seitenhiebe und den tiefgründigen Humor, die Kleinen genießen einfach die putzig gestalteten Ratten und die rasanten Actionszenen. Mit Ratatouille zeigt Pixar einmal mehr, wie man spannende Unterhaltung für Zuschauer jeden Alters bietet.

Pixar


Foto

James-Bond-Serie #10: THE SPY WHO LOVED ME (Lewis Gilbert, 1977)


Bond Nr. 10 hatte ich als den besten mit Moore in Erinnerung. Die gestrige Sichtung war leider etwas ernüchternd. Eigentlich nur ein guter, solider Bond, aber nichts Herausragendes. Auf der einen Seite gibt es mit Curd Jürgens als Stromberg einen der besten Gegenspieler Bonds der ganzen Serie. Jürgens hat eine geradezu diabolische Ausstrahlung, die jede Szene mit ihm zu einem Genuss werden lässt. Auch sein versenkbares Unterwasserquartier ist eine Wucht. Und natürlich Jaws, eine der originellsten Figuren der Serie. Auf der anderen Seite sind die Actionszenen ziemlich mau, die Verfolgungsjagd mit dem Lotus ist beinahe langweilig (zumal dieser dem Aston Martin aus Goldfinger sowieso nicht das Wasser reichen kann) und auch der große Shoot-Out in dem Dampfer konnte mich nicht vollends begeistern. Hinzu kommt, dass Bonds Gespielin für meinen Geschmack viel zu viel Raum gewährt wird, sie wirkt beinahe wie ein schlechter Sidekick. Wie auch schon beim Vorgänger ist sie zudem alles andere als hübsch, überhaupt sind die Bondgirls in den Moore-Filmen bisher ziemliche Tröten. Die Story bietet auch nichts Neues. In Thunderball wurde ein Kampfjet mit Nuklearwaffen gestohlen, in You only live twice Spaceshuttles, nun also U-Boote. Naja. Sicher kein schlechter Film, ich fühlte mich immer noch gut unterhalten, aber irgendwie hatte ich den besser in Erinnerung.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #9: THE MAN WITH THE GOLDEN GUN (Guy Hamilton, 1974)


Den hier kannte ich bisher gar nicht. Ein untypischer Bond, der doch ziemlich aus der Reihe tanzt und vieles von dem vermissen lässt, was die unmittelbaren Vorgänger ausgezeichnet hat: Moore hält sich mit seinen Sprüchen stark zurück, die Situationskomik beschränkt sich praktisch auf die Szenen mit dem Sheriff (die Idee, ihn dadurch in die Handlung einzubinden, dass er in Thailand Urlaub macht, ist genial!), das Bondgirl (Britt Ekland) ist dieses Mal richtig eklig (um nicht zu sagen häßlich) und Action gibt es nur sehr wenig. Lediglich die hervorragend inszenierte Verfolgungsjagd mit dem Boot durch die Kanäle Bangkoks ist da zu nennen und natürlich der 360°-Sprung mit dem Auto. Überhaupt passiert nicht allzu viel während der zwei Stunden. Zudem fiel mir Moores fehlende Fitness auf, als er in der Karateschule zum Kampf antreten musste. Das wirkte doch alles sehr ungelenk und passte nicht zu dem Bild des durchtrainierten Agenten, das die bisherigen Filme vermittelt haben.

Aber es gibt auch Positives: die Story an sich fand ich recht interessant und leidlich spannend, die Locations sind atemberaubend schön. Christopher Lee ist ein starker und überzeugender Gegenspieler Bonds und hat eine ähnlich große Rolle wie Gert Fröbe in Goldfinger. Folgerichtig sind die gemeinsamen Szenen der beiden zugleich auch die besten des Films. Und auch Hervé Villechaize als Scaramangas Diener Nick Nack hat mir gut gefallen. Der Showdown hingegen ist enttäuschend und bietet das gleiche Szenario wie die Eröffnungssequenz, nur langweiliger.

Vielleicht war ich gestern abend schlecht drauf, aber für mich ist Bond Nr. 9 der bisher schwächste der Reihe, obwohl ich ihn unter dem Strich dennoch recht unterhaltsam fand. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dies ein Film ist, der mit der 2. Sichtung wachsen wird.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #8: LIVE AND LET DIE (Guy Hamilton, 1973)


Moores Debut als James Bond habe ich vor gefühlten 100 Jahren schon mal im Fernsehen gesehen. Nennenswerte Erinnerungen waren keine mehr vorhanden, obwohl mir die ein oder andere Szene bekannt vorkam.

Mir fiel auf, dass Moore im O-Ton wesentlich weniger nervt als synchronisiert. Ich habe die Moore-Bonds noch nie im Original gesehen, daher war diese Erfahrung für mich neu. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass Moore die Rolle ausgesprochen gut ausfüllt, wenn er sie auch etwas anders interpretiert als Connery und dieser nach wie vor der beste James Bond für mich bleibt. Im Gegensatz zu Bond Nr. 6, wo ich ständig dachte, wieviel besser diese oder jene Szene mit Connery statt Lazenby wäre, verschwendete ich hier keinen Gedanken an derartige Überlegungen sondern akzeptierte Moore einfach als neuen Bond-Darsteller (was bleibt mir auch anderes übrig? ;))

Abgesehen vom Wechsel des Haupdarstellers macht Hamilton da weiter, wo er mit Diamonds are forever aufgehört hat, will sagen, der Humor verschafft sich zunehmend Raum in der Bond-Reihe. Moore bringt lockere Sprüche am laufenden Band und der dicke, aufgeblasene Sheriff ist ein echtes Highlight. Die Story ist ziemlich untypisch für Bond, und das nicht nur wegen des Voodoo-Zeugs (das mir nicht sonderlich gefallen hat), denn im Grunde genommen geht es „nur“ um einen größenwahnsinnigen Heroindealer, der den Fehler gemacht hat, ein paar von Bonds Kollegen ermorden zu lassen. Die erste Hälfte des Films bietet sehr wenig Action, aber das wird dann im zweiten Teil nachgeholt. Positiv zu erwähnen sind neben dem guten Titelsong und den wirklich tollen Locations vor allem die irre Verfolgungsjagd mit dem Doppeldeckerbus und die gesamte Sequenz in der Krokodilfarm. Das Bootsrennen ist natürlich auch klasse, aber meiner Meinung nach etwas zu lang geraten.

Insgesamt ein gelungener Einstieg für Roger Moore.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #7: DIAMONDS ARE FOREVER (Guy Hamilton, 1971)


Gerade nach dem schwachen Lazenby (der Darsteller, nicht der Film als solcher!) gestern habe ich Connerys Abschied doch mit einer gehörigen Prise Wehmut gesehen. Ich habe ja nie verstanden und werde es wohl auch nie begreifen, warum Diamonds are forever bei den meisten Bondfans so einen schlechten Ruf hat, denn ich halte Bond Nr. 7 für einen der besten der ganzen Serie. Die Sichtung eben hat das wieder bestätigt. Das fängt schon mit dem phantastischen Titelsong von Shirley Bassey an. Connery ist souverän wie immer, auch hier verstehe ich nicht, warum man immer wieder liest, er würde lustlos spielen. Ist mir bei inzwischen dreimaliger Sichtung noch nicht aufgefallen. Seine Oneliner sitzen besser denn je, und auch sonst kommt der Humor nicht zu kurz. Ob es jetzt die beiden schwulen Killer Mr. Kidd und Mr. Vint sind oder Bond von zwei resoluten Damen (Bambi und Thumper) Prügel bezieht - für den ein oder anderen Lacher ist gesorgt. Wie schon beim Vorgänger tritt auch hier die Action zugunsten der Story etwas in den Hintergrund, bietet aber immer noch genug fürs Auge. Beispielhaft seien die Verfolgungsjagd mit dem Mondmobil in der Wüste, das rasante Autorennen in Las Vegas inklusive der Fahrt auf zwei Rädern durch eine schmale Gasse oder der explosive Showdown auf der Bohrinsel genannt. Langeweile kam bei mir jedenfalls keine Sekunde auf, und irgendwie war ich ein bisschen traurig als der Film aus war, endete doch damit Connerys Bondzeit. :(

Nachdem mich nun das Bondfieber doch ziemlich fest im Griff hat, habe ich mir kurzerhand noch die sieben Moore- und die beiden Daltonbonds besorgt, so dass ich meine James-Bond-Reihe zumindest bis Nr. 16 fortsetzen werde.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #6: ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE (Peter Hunt, 1969)


Nach einer Zwangspause geht es nun endlich weiter mit James Bond, nachdem mir die DVD des 6. Films endlich vorliegt. Auf diesen war ich besonders gespannt, da ich ihn noch nicht kannte und er zudem zu den umstrittensten unter den Bondfilmen zählt. Das größte Problem ist natürlich George Lazenby, der in der Rolle des James Bond so steif und ungelenk wirkt, dass man fast Mitleid mit ihm bekommen könnte. Aber auch sein weiblicher Gegenpart – sprich: seine spätere Frau – ist nicht viel besser. Zwar ist Diana Rigg keine schlechte Schauspielerin, aber anziehend oder gar erotisch ist an der Frau nun wirklich gar nichts. Da fand ich selbst die Tante aus From Russia with Love noch interessanter. Weitaus besser ist da schon Telly Savalas, der eine überzeugende Vorstellung als Blofeld gibt. Und die alten Bekannten M, Q und Miss Moneypenny (Lois Maxwell ist leider vor 3 Tagen verstorben :() sorgen letztlich dafür, dass doch noch das James-Bond-Gefühl aufkommt.

Die beiden Hauptdarsteller sind aber der einzige Schwachpunkt dieses ansonsten sehr unterhaltsamen Films. Im Vergleich zu den Vorgängern wurde die Action etwas zurückgefahren und den Charakteren mehr Platz eingeräumt, auch wenn Bonds Wandlung vom Playboy zum monogamen Ehemann etwas gewöhnungsbedürftig ist. Höhepunkt des Films ist der Angriff der Hubschrauber auf Blofelds Klinik und Bonds Flucht auf Skiern. Besonders beeindruckend wurde dabei der Lawinenabgang in Szene gesetzt. Überhaupt sind die hervorragend inszenierten und wohldosiert eingesetzten Actionszenen der große Pluspunkt des Films.

Oh, einen Makel hätte ich fast vergessen: natürlich ist es kompletter Unsinn, Bond incognito zu Blofeld reisen zu lassen, wo die beiden sich doch im Vorgängerfilm gegenüber standen. Vielleicht ein Gag der Produzenten in Anspielung auf die beiden neuen Darsteller Bonds und Blofelds? Denn Lazenby und Savalas standen sich ja in You only live twice nicht gegenüber... :muhaha:

James Bond


Foto

DELIVERANCE (John Boorman, 1972)


Ja, brat mir einer einen Storch! Da fällt mir neulich im hiesigen Kaufland beim Stöbern im DVD-Wühltisch eine DVD mit dem albernen Titel Beim Sterben ist jeder der Erste für 5,99 in die Finger und ich denke mir, was ist denn das für ein Scheiß? Nie im Leben wäre ich drauf gekommen, dass es sich dabei um Boormans Deliverance handelt, der schon lange auf meiner Watch-Liste steht. Erst durch einen Thread bei cinefacts vor ein paar Tagen wurde mir dies bewusst. Glücklicherweise war gestern noch ein Exemplar der DVD da und so kam ich dann abends endlich in den Genuss, den Film zu sehen. Aber ich frage mich wirklich, warum man so vielen Filmen derart dämliche Titel in Deutschland gibt.

Nun ja, der Film hat jedenfalls meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Unheimlich spannend und in schönen Bildern erzählt, zudem wirkt das Ganze auch recht realistisch. Man kann sich durchaus vorstellen, dass sich die Geschichte so zugetragen haben könnte. Ok, Voights Kletterei an der Felswand ist vielleicht etwas übertrieben, aber ansonsten passt alles. Übrigens erinnerte der Film mich von seiner Machart stark an Walter Hills Southern Comfort und ich bin überzeugt, dass Hill sich hat von Boorman inspirieren lassen. Nach Point Blank ist dies nun schon die zweite Arbeit des Briten, die mir ausgesprochen gut gefallen hat.


Foto

CARS (John Lasseter, 2006)


Meine Tochter wollte den gestern nochmal sehen und da entschloss ich mich kurzerhand mitzugucken - quasi zur Einstimmung auf den nächste Woche anlaufenden Ratatouille.

Was den Film in erster Linie auszeichnet, sind die vielen liebevollen Details, die witzigen Dialoge und skurrilen Figuren. Der alte Militärjeep, der jeden Morgen die amerikanische Flagge in seinem Garten hisst und dazu bei Marschmusik salutiert, sein Nachbar, der 60er-Jahre-VW-Bus-Hippie, der nur mit Bio-Sprit fährt und Jimmi Hendrix hört, der italienische Reifenhändler Luigi, der fanatischer Ferrari-Fan ist oder die alte vergessliche Ford-Oma Lizzie, Witwe des Gründers von Radiator Springs - einfach köstlich! Cars sprüht nur so vor tollen Einfällen und witzigen Ideen. Da gibt es Fliegen, die sich bei genauerem Hinsehen als Mini-VW-Käfer mit Flügelchen entpuppen oder Traktoren-Kühe, die in einem langen Tross auf die Weide getrieben werden und wenn sie erschreckt werden, nach hinten umfallen und alle vier Reifen von sich strecken. Cars ist hier ebenso konsequent wie Monsters Inc.: alles wird in einen Auto-Kosmos eingebettet, bis ins letzte Detail. Abgerundet wird das Ganze schließlich durch eine zwar einfache, aber dennoch mitreißende Story, in der dem arroganten, selbstverliebten Rennauto Lightning McQueen durch einen Zwangsaufenthalt in dem Wüstenkaff Radiator Springs klargemacht wird, dass es neben Autorennen noch andere schöne Dinge im Leben gibt.

Die technische Umsetzung ist wieder einmal atemberaubend. Selbst schwierigste Animationsprozesse wie spritzendes Wasser beim Durchfahren der Regenpfützen oder der sensationelle Wasserfall in den Canyons wurden scheinbar mühelos gemeistert und ließen mich auch dieses Mal wieder mit offenem Mund im Sessel sitzen. Gerade in solchen Szenen zeigt sich, dass Pixar der Konkurrenz meilenweit voraus ist. Zusammen mit Finding Nemo für mich der beste Animationsfilm bisher.

Pixar


Foto

BRINGING OUT THE DEAD (Martin Scorsese, 1999)


Normalerweise hasse ich Nicolas Cage wie die Pest, aber das hier ist natürlich eine Paraderolle für ihn. Ich kann mir wirklich niemanden vorstellen, der Frank Pierce glaubwürdiger verkörpert hätte. Der übliche Dackelblick wird einfach ergänzt um dicke Augenringe und eine wirre Frisur und fertig ist das perfekte Abbild des ruhelosen Rettungssanitäters, der unter Schlafstörungen leidet, von den Geistern seiner verstorbenen Patienten verfolgt wird und in dem ganzen Elend um ihn herum zu ersticken droht. Die nächtlichen Fahrten durch die Straßen New Yorks sind höchst beeindruckend in Szene gesetzt und vermitteln dem Zuschauer durch die unscharfen, überstrahlenden Lichter die an totale Erschöpfung grenzende Übermüdung des Protagonisten.

Über weite Strecken wirkt Bringing out the Dead wie eine Mischung aus Taxi Driver und After Hours. Letzterer deswegen, weil Pierce ähnlich wie Paul durch das nächtliche New York irrt und dabei von einer bizarren Situation in die nächste gerät. Aus Pierces Sichtweise scheinen alle dem Wahnsinn verfallen zu sein, wobei die Vorfälle – und da unterscheiden sich die beiden Filme – einfach nur den Alltag eines Rettungssanitäters wiederspiegeln und nicht wie eine Anhäufung merkwürdiger Zufälle wirken. Dennoch geben sie dem Film einen deutlich surrealen Anstrich, was sich auch in Pierces Drogentrip in der Wohnung des Dealers manifestiert.

Im Gegensatz zu Travis Bickle in Taxi Driver wird Frank Pierce von dem Wunsch getrieben, anderen Menschen zu helfen, Leben zu retten. Saving someone’s life is like falling in love. The best drug in the world sagt er einmal. Die Tatsache, dass er meist nicht mehr helfen kann, ist der Hauptgrund für seine Probleme. Bickle hingegen würden den ganzen „Abschaum“ am liebsten von der Straße spülen. So gesehen sind also die Parallelen zwischen den beiden Filmen nur oberflächlich, in den Motiven der Protagonisten unterscheiden sie sich grundlegend.

Trotz der traurigen Grundstimmung ist Bringing out the Dead aber auch recht lustig, insbesondere die Szene, in der Pierce dem verhinderten Selbstmörder genaue Anweisungen gibt, wie er sich die Pulsadern aufzuschneiden hat, ihm sein Taschenmesser anbietet und ihn dann zusammenscheißt, weil er nicht den Mut dazu hat, brachte mich zum Lachen. Für den ein oder anderen Schmunzler sorgen auch Pierces Kollegen, die mit ihm unterwegs sind, wobei mir vor allem Tom Sizemore gut gefiel. Patricia Arquette sah ganz anders aus als sonst und anfangs habe ich sie nur an ihrer Stimme erkannt. Erst ein Blick auf die Cover-Rückseite der DVD brachte Gewissheit.

Das Ende fand ich etwas flach, die Art und Weise, wie Pierce plötzlich mit dem Geist des Mädchens spricht und Erlösung findet, erinnerte mich stark an Schumachers Flatliners. Dann liegt er in Marys Armen und kann endlich schlafen, während draußen auf den Straßen der Wahnsinn weitergeht.

Martin Scorsese


Foto

James-Bond-Serie #5: YOU ONLY LIVE TWICE (Lewis Gilbert, 1967)


Und noch ein sehr unterhaltsamer Bond, der allerdings das Niveau seiner beiden Vorgänger nicht ganz erreicht. Die Locations sind nicht so spektakulär wie bei Thunderball und auch der Titelsong gefällt mir nicht sonderlich. Das Ninja-Trainingslager und die Hochzeitsszene hätte man für meine Begriffe ruhig weglassen können. Dafür ist das Finale in dem Vulkan das bisher beste der Serie. Richtig Spaß hat mir auch der Luftkampf mit Little Nellie und den Hubschraubern gemacht. Wesentliche Neuerungen gibt es keine, außer vielleicht, dass Blofeld erstmals als No. 1 in Erscheinung tritt. Ansonsten beschränkte man sich darauf, dass Erfolgsrezept der Vorgänger zu kopieren, und damit kann ich prima leben.

Weiter geht's mit James Bond erst wieder, wenn die DVD von On Her Majesty's Secret Service bei mir eintrifft. Ist zwar bestellt, aber noch nicht geliefert.

James Bond


Foto

APOCALYPSE NOW (Francis Ford Coppola, 1979)


The horror... the horror...

Nachdem ich bei der letzten Sichtung die Redux-Fassung gesehen hatte, wählte ich dieses Mal die Kinofassung. Kurioserweise machte DVD Nr. 2 dann mit der Redux-Fassung weiter, obwohl ich auch hier die Kinofassung gewählt hatte (Mastering-Fehler?!?). So kam ich also in den zweifelhaften Genuss, eine Mischung aus Kinofassung (1. Hälfte) und Redux (2. Hälfte) zu sehen. Zum Ausgleich gucke ich dann vielleicht beim nächsten Mal die 1. Hälfte der Redux-Fassung und die 2. Hälfte des Kino-Cuts... ;)

Jedenfalls führte mir mein Missgeschick noch deutlicher als bei der letzten Redux-Sichtung vor Augen, dass die Plantagen-Szene ein Fremdkörper ist und den Filmfluss nicht nur merklich hemmt, sondern vor allem auch die bis dahin vorherrrschende bedrohliche Atmosphäre deutlich abkühlt. Damit keine Zweifel aufkommen: die Szene ist wunderschön fotografiert und toll gespielt, aber sie passt einfach nicht zum Rest des Films. Lustigerweise bezeichnet Coppola im Bonus-Material die Redux-Fassung als eine surreale Version des Kino-Cuts und hier führt er als Beleg insbesondere die Plantagenszene ins Feld. Ich bin genau der gegenteiligen Meinung: die Redux-Fassung mit ihren zahlreichen Ergänzungen hat nicht nur weniger Tempo, sondern wirkt auch bodenständiger. Alles in allem hat mich die gestrige Sichtung in meiner Meinung bestärkt, dass die Kinofassung der Redux-Fassung überlegen ist.

Im Gegensatz zur gängigen Meinung sehe ich Apocalypse Now nicht in erster Linie als Kriegsfilm, sondern vielmehr als Reise in den Wahnsinn - eben wie der Titel der Romanvorlage schon sagt: eine Reise ins Herz der Finsternis. Coppola inszenierte diese Reise wie einen schlechten Drogen-Trip, einen surrealen Fiebertraum, in dem die Grenzen zwischen richtig und falsch, zwischen Vernunft und Wahnsinn immer mehr verschwimmen. Charging a man with murder in this place was like handing out speeding tickets in the Indy 500 sagt Willard und trifft dabei den Nagel auf den Kopf. If that's how Kilgore fought the war I began to wonder what they really had against Kurtz. It wasn't just insanity and murder, there was enough of that to go around for everyone. Natürlich merkt Willard sehr bald, dass die Militärführung Kurtz deshalb töten lassen will, weil er nicht das macht, was sie ihm sagen, weil er sich nicht mehr von ihnen kontrollieren lässt. Der beste Dialog des Films kommt dann kurz vor Schluss, als Kurtz Willard nach seinem Auftrag fragt. They told me that you had gone totally insane, and that your methods were unsound sagt er, worauf Kurtz ihn fragt: Are my methods unsound? - I don't see any method at all entgegnet Willard. Eine Aussage, die nicht nur Kurtz‘ Verhalten beschreibt, sondern den gesamten Vietnamkrieg in sieben Worten charakterisiert.

Ist Apocalypse Now nun der beste Kriegsfilm aller Zeiten? Ich weiß es nicht, aber einer der besten ist er ganz sicher. Wobei ich dem Zusatz „aller Zeiten“ sowieso immer skeptisch gegenüberstehe, denn wer kann schon für sich reklamieren, alle Filme der Zukunft schon heute abschätzen zu können? :doc: Ist Apocalypse Now der einzige wahre Antikriegsfilm, wie hin und wieder behauptet wird? Auf keinen Fall! Diejenigen, die solchen Blödsinn verbreiten, haben wahrscheinlich noch nie Milestones All quiet on the western front gesehen, der hier nur stellvertretend für eine Reihe erstklassiger Kriegsfilme genannt werden soll. Wie auch immer: Apocalypse Now zählt ohne Zweifel zu Coppolas besten Arbeiten und ist ein Film, der mit jeder Sichtung wächst.

Francis Ford Coppola


Foto

James-Bond-Serie #4: THUNDERBALL (Terence Young, 1965)


Ein weiteres Highlight der Serie, bei dem beinahe alles stimmt: ein erstklassiger Titelsong, wohldosierte Action-Sequenzen, exotische Schauplätze und die atemberaubenden Unterwasseraufnahmen. Largos Figur ist ähnlich groß angelegt wie die des Goldfinger, wenn auch Adolfo Celi Gert Fröbe nicht das Wasser reichen kann. Seine Sache macht er trotzdem gut. Die zwei Stunden vergingen wie im Flug.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #3: GOLDFINGER (Guy Hamilton, 1964)


Do you expect me to talk? - No, Mr. Bond. I expect you to die.

Goldfinger führt eine Reihe von richtungsweisenden Neuerungen für die Serie ein. Zum ersten Mal steht James Bond mit Auric Goldfinger ein echter Gegenspieler gegenüber - hervorragend verkörpert von Gert Fröbe. Dr. No tauchte ja erst kurz vor Schluss auf und von Blofeld kriegt man in From Russia With Love nur die Hände zu sehen. Ein Novum auch der mit zahlreichen Gimmicks versehene Aston Martin, der für mich nach wie vor das schönste Bond-Auto ist. Zudem bietet Goldfinger weitaus mehr Action als die beiden Vorgänger, so zum Beispiel eine tolle Verfolgungsjagd in den Schweizer Alpen oder der große Showdown in Fort Knox. Die Story ist natürlich wieder kompletter Schwachsinn, aber das ist ja bei den Bondfilmen eher ein Qualitätsmerkmal als ein Makel. ;) Goldfinger ist in jeder Hinsicht der bisherige Höhepunkt der Serie und seit Jahren mein Lieblingsbond.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #2: FROM RUSSIA WITH LOVE (Terence Young, 1963)


Der zweite Bond braucht ziemlich lange bis er in die Gänge kommt. Die umständliche Erklärung des SPECTRE-Plans zu Beginn ist dramaturgisch ungeschickt platziert. Doch spätestens mit dem Überfall auf das Zigeunerlager nimmt der Film ordentlich Fahrt auf. Das Finale im Orient Express entschädigt dann vollends für den etwas lahmen Einstieg.

James Bond


Foto

James-Bond-Serie #1: DR. NO (Terence Young, 1962)


Auftakt meiner kleinen James-Bond-Reihe. Dr. No ist nicht nur der erste Bond überhaupt, sondern auch der erste, den ich gesehen habe. Das ist jetzt etwa 25 Jahre her und seitdem habe ich ihn viele Male gesehen. Dürfte wahrscheinlich mein meistgesehener Bond sein. Die erste Hälfte des Films gibt ein ordentliches Tempo vor, aber mit der Gefangennahme Bonds verflacht das Geschehen merklich. Der Showdown ist im Vergleich zu den späteren Bonds eher unspektakulär wie überhaupt die letzte halbe Stunde nicht mehr die ganz große Unterhaltung bietet. Die ersten 60 bis 70 Minuten jedoch zählen für mich nach wie vor mit zum Besten, was die Bond-Reihe zu bieten hat. Ein besonderes Lob an dieser Stelle an MGM bzw. Lowry Digital für die ausgezeichnete Bildqualität der Ultimate Edition, die einen vergessen lässt, dass der Film schon 45 Jahre auf dem Buckel hat.

James Bond


Foto

THE LAST WAVE (Peter Weir, 1977)


A dream is a shadow of something real.

Der Anwalt David Burton übernimmt die Verteidigung von fünf Aborigines, die wegen Totschlags angeklagt sind. Durch den Kontakt mit den Eingeborenen erfährt er nach und nach, was es mit den furchteinflößenden Träumen auf sich hat, die ihn seit einiger Zeit quälen.

Von Beginn an entfaltet der Film eine düstere, unheilvolle Stimmung, der man sich nicht entziehen kann. Schon der sintflutartige Regen zu Beginn aus einem wolkenlosen Himmel heraus lässt nichts Gutes ahnen. Ähnlich wie bei dem brillanten Picnic at Hanging Rock baut Weir mit simplen Mitteln eine immense Spannung auf, die den Zuschauer die ständige Bedrohung spüren lässt, ohne sie greifen zu können. Ein entscheidender Faktor ist dabei, dass man als Zuschauer immer auf Augenhöhe mit Burton ist, man hat den gleichen Wissensstand. Als dieser schließlich in der Höhle die Wahrheit erkennt, steht die Apocalypse unmittelbar bevor. Er weiß was geschehen wird, aber er kann es nicht verhindern, genausowenig wie er den Tod seiner Mutter verhindern konnte, obwohl er ihn vorausgesehen hatte. Ihm wurde die Fähigkeit gegeben, drohendes Unheil vorauszusehen, nicht jedoch die Macht, dieses abzuwenden. Diese Erkenntnis lässt ihn am Ende angesichts der heranrollenden Flutwelle am Strand zusammenbrechen.

Ein weiterer höchst beeindruckender Film von Peter Weir, mit dem er den guten Ruf untermauert, den er bei mir genießt. Außer Green Card (der mich nicht sonderlich interessiert) habe ich nun alle seine Filme gesehen.

Peter Weir


Foto

FEARLESS (Peter Weir, 1993)


Weirs elfter Spielfilm fällt in seine Schwächephase Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre, als er – vermutlich desillusioniert vom finanziellen Reinfall des (hervorragenden) The Mosquito Coast – auf einmal anfing, Filme für ein Massenpublikum zu machen. Nachdem er mit dem unsäglichen Dead Poets Society den absoluten Tiefpunkt erreicht hatte, zeigte er sich mit Fearless wieder auf dem Wege der Besserung. Nachdem ich den Film vor einigen Jahren mal im Fernsehen gesehen hatte, folgte nun die Zweitsichtung auf DVD.

Fearless ist ein guter Film, keine Frage. Handwerklich brillant – alleine die Eröffnungssequenz, wo Jeff Bridges wie in Hypnose durch den Busch schreitet, ein Baby auf dem Arm, einen Jungen an der Hand und eine Reihe Erwachsener, die hinter ihm herlaufen – das hat schon Klasse. Bridges spielt wie immer hervorragend. Mit wenigen Worten und einer ausdrucksstarken Mimik gelingt es ihm, dem Zuschauer einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es in seinem Innern aussieht. Gestört haben mich jedoch zwei Dinge: zum Einen die übertrieben große Erleichterung Carlas, als sie begreift, dass sie nicht für den Tod ihres Sohnes verantwortlich ist und ihn auch nicht hätte verhindern können. Natürlich ist diese Erkenntnis eine gewisse Erleichterung. Sie ändert aber nichts daran, dass Carla bei dem Absturz íhr einziges Kind verloren hat. Sie sagt dann zwar noch, dass nichts mehr so sein wird wie früher – dennoch fand ich die geradezu euphorische Stimmung den Tatsachen unangemessen. Darüber hinaus stoße ich mich an der die Figur des Anwalts, die derart überzeichnet ist, dass sie zur Karrikatur verkommt. Sein Gelaber soll wohl lustig sein, mich hat es nur genervt.

Den positiven Gesamteindruck können diese Mängel allerdings nur unwesentlich schmälern. Fearless zählt für mich zwar nicht zu Weirs besten Filmen, aber sehenswert ist er allemal.

Peter Weir


Foto

TARANTULA (Jack Arnold, 1955)


Das letzte Mal vor etwa 20 Jahren gesehen, hatte ich schon einige Bedenken, inwieweit mich der Film heute noch würde beeindrucken können, aber zu meinem Erstaunen funktioniert Tarantula auch anno 2007 noch gut. Das Monster ist zwar reichlich unscharf und hebt sich damit deutlich von der Umgebung ab, sieht aber ansonsten ganz gut aus und wirkt weitaus realistischer als wenn man für die Realisierung Stop-Motion verwendet hätte. Sehr gut gefallen haben mir die Aufnahmen in Professor Deemers Labor, die riesigen Ratten sahen schon sehr echt aus. Die Spieldauer ist leider sehr kurz, vor allem das Ende fällt ziemlich unspektakulär aus. Spannend im eigentlichen Sinne ist Tarantula auch nicht, aber großen Spaß hat er mir trotzdem gemacht.

Wird Zeit, dass ich noch ein paar andere Arnolds aus der Versenkung hole...

Jack Arnold


Foto

SLIVER (Phillip Noyce, 1993)


Get a life!

Objektiv betrachtet gibt es vermutlich nicht viel, was man an Sliver gut finden kann. Die Story ist wirr, das Drehbuch schlecht, die Charaktere bleiben nahezu konturenlos und die Darsteller sind bestenfalls durchschnittlich. Man könnte Seiten füllen mit all den Schwächen, die alleine das Drehbuch aufzuweisen hat.

Und dennoch: ich mag den Film. Ich habe ihn 1993 im Kino gesehen, danach ein- oder zweimal im TV und jetzt auf DVD. Und er gefällt mir immer noch, auch wenn ich selbst nicht so genau weiß warum. Für mich funktioniert die halbgare Mischung aus Thriller und schwüler Erotik einfach – egal wie viele Himbeeren Sliver seinerzeit gewonnen hat. Vielleicht sind es gerade die ganzen Unzulänglichkeiten, die dem Film auch einen gewissen Charme verleihen. Wie auch immer – die 100 Minuten vergingen wie im Flug und ich fühlte mich mal wieder bestens unterhalten.


Foto

THE MAN WHO SHOT LIBERTY VALANCE (John Ford, 1962)


Fords Spätwestern gilt gemeinhin als einer der großen Western-Klassiker, aber diesem Anspruch wird er meiner Meinung nach nicht gerecht. Zu bieder und vorhersehbar ist das Ganze. Bemerkenswert allenfalls wie hier die Legende demontiert wird, ein Thema, das Sergie Leone in den folgenden Jahren - wenn auch aus einer anderen Sichtweise heraus - in seiner Dollar-Trilogie aufgreifen sollte. Stoddards beeindruckende Karriere gründet sich alleine auf den Verdienst, das Städtchen Shinbone von Liberty Valance erlöst zu haben, wobei sich dann am Ende herausstellt, dass er gar nicht derjenige war, der Valance erschossen hat. Doch als der Journalist die Wahrheit erfährt, vernichtet er die Aufzeichnungen und hält lieber an der Legende fest. Genauso wie Fords Western weniger an einer realistischen Darstellung des Westens interessiert waren als vielmehr der Legendenbildung Vorschub leisteten.


Foto

THE FOUNTAIN (Darren Aronofsky, 2006)


The Fountain bietet zwar interessante Ansätze, verliert sich jedoch vor allem zum Ende hin immer mehr in esoterischem Kitsch. Insgesamt zwar nicht schlecht, aber kein Film, den ich nochmal sehen muss.





Filmtagebuch von...

Tommy The Cat
  • Senior-Member
  • PIPPIPPIP
  • 299 Beiträge

Neuste Kommentare

Letzte Besucher

Filmtagebuch durchsuchen