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This is not an exit

optical illusions

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Huozhe


„Dad, a table has four corners. If you chop off one corner, how many are left?“

Fugui hat als Sohn eines chinesischen Großgrundbesitzers kein schlechtes Leben. Seine Tage sind geprägt von Alkohl und Glücksspiel. Über diese Freizeitbeschäftigungen vergisst er sogar seine Frau und sein Kind, bis er eines Tages sein gesamtes Vermögen verspielt hat und vor dem Nichts steht. Er muss das ehrwürdige Anwesen der Familie räumen, seine Frau verlässt ihn und er muss von nun an sein Leben als Puppenspieler verdingen.

Die oben angerissene Story bildet nur den Auftakt für einen Ritt durch drei Jahrzehnte chinesische Geschichte. Zhang Yimou begleitet seinen Protagonisten und dessen Familie durch Bürgerkrieg, Kulturrevolution und den „großen Sprung nach vorne“. Der politische Kontext und historische Hintergrund wird dabei bewusst angeschnitten, bleibt aber das, was er für die Menschen im täglichen Kampf ums Überleben darstellt: Rahmenbedingung. Er bestimmt das Leben zwar wie nichts anderes, die Gedanken der Menschen jedoch kreisen um profanere Dinge: wird meine Tochter jemals heiraten? Werden wir den Krieg überleben? oder schlicht und ergreifend: Werden wir heute etwas zu essen haben?

Zhang Yimou verfilmt mit seinem 1994 in Cannes ausgezeichneten Werk „Leben!“ das gleichnamige Buch von Yu Hua. Beide Werke – sowohl Text, als auch Film – waren ursprünglich in China verboten. Obwohl sich der Film weitestgehend an die literarische Vorlage hält, erfuhr er nicht unwesentliche Änderungen. Teilweise rein dramaturgischer Natur – wenn der „gefallene“ Fugui seinen Lebensunterhalt als Schatten-Puppenspieler statt als Bauer verdienen muss – teilweise „politischer“ Natur (Spoiler: bspw. Der Tod des Sohnes und der der Ehefrau).
Alles in allem wirkt „Leben!“ - gerade im Vergleich mit dem Buch – weniger kritisch oder politisch. Zhang Yimou inszeniert seinen Film vielmehr als „Spiel des Lebens“, in dem die Figuren von einem Schicksalsschlag in den nächsten taumeln. Wo im Buch die spärlichen Momente des Glücks nur unheilvolle Boten der nächsten Katastrophe sind, so scheint es hier wirkliche Hoffnung zu geben: Auf ein besseres Leben und auf die Zukunft.


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The Pink Panther


„Where is my Surété-Scotland-Yard-type mackintosh?“

Mit "Operation Petticoat" (1959) wurde er berühmt. Mit „Breakfast at Tiffany's“ (1961) machte er Audrey Hepburn zur Stilikone der 60er. Unvergessen – zumindest bei mir – wurde Blake Edwards aber mit der „The Pink Panther“-Reihe. Den Auftakt, und gleichzeitig Startschuss für die denkwürdige Zusammenarbeit zwischen Blake Edawards und Peter Sellers bildet gleichnamiger Film aus dem Jahre 1963.

Das Phantom, Paris' berüchtigter Meisterdieb, will den Pink Panther haben. Einen riesigen Diamanten in Besitz der schönen Prinzessin Dala. Inspektor Clouseau wiederum will das Phantom dingfest machen - seit bereits 15 Jahren ist er hinter ihm her, und nun endlich glaubt er ihm im Ski-Resort Cortina dicht auf den Fersen zu sein.

Die chillige 60er Jahre Cocktailparty- und winterliche Kamin-Atmosphäre ist das erste, was mir bei diesem Film immer wieder ins Auge sticht: Der extreme „low paced speed“ zeichnet diese Komödie aus, der – aus heutiger Sicht - bei mir zu oft gefährlich nahe an Langeweile vorbeischrammt. Schade auch, dass die Figur Clouseau, und damit Peter Sellers, in „seinem“ ersten Film nur eine Nebenrolle spielt. Die naiv chaotischen, tollpatschigen Seiten des Characters zeigen sich in „The Pink Panther“ noch nicht in ihrer ganzen Pracht.


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My sassy girl (2008)


„I wish you a story with a happy ending… and the wisdom to look for it.“

Sieben Jahre hat es gedauert bis Hollywood den Korea-Blockbuster „Yeopgijeogin geunyeo“ (My sassy girl) durch den Remake-Fleischwolf gedreht hat. Das Original ist für mich persönlich die beste RomCom aus Korea und so hat das Remake natürlich von vornherein einen schweren Stand…

„College-Student Charlie ist wohlerzogen, schüchtern und voller Ideale. Sein Leben hat er bereits für mehrere Jahrzehnte genauestens vorausgeplant. Überraschungen sind für ihn ebenso selten an der Tagesordnung wie eine Freundin in Aussicht. Als er an der U-Bahn-Station ein Mädchen beobachtet, das sich offenbar das Leben nehmen will, greift Charlie beherzt ein, nicht ahnend, dass er damit sein durchorganisiertes Leben dramatisch verändert.“

Soviel die „offizielle Inhaltsangabe“ des Films. Regisseur Yann Samuell hat Original-Script und Story fast 1:1 übernommen – leider allerdings auch in einen Film mit 90 Minuten Laufzeit gepresst. So gestaucht wirkt die Geschichte lieblos zusammengeschustert, die Motivation der Charaktere bleibt im Dunkeln – ihre Liebe zueinander gekünstelt. Genauso konform und „Standard“ wie die Lauflänge ist die Atmosphäre, die sich an Meg Ryan und Julia Roberts Filmen orientiert. Die Komödie wird zur seichten Massenware, der es an Herz und Esprit mangelt – Fatal beim Genre des RomCom. Dass die Darsteller darüber hinaus extrem mies sind und regelrecht deplatziert wirken hilft da auch nicht unbedingt weiter. Das wunderbare Oszillieren zwischen Komik und Tragik ist bei ihnen ebenso wenig zu finden wie ein differenziertes Mienenspiel.

Man soll ja bei Remakes nicht zu sehr auf das Original schielen. Bei der 1:1 Inszenierung nicht einfach – und so ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich Einstellungen vergleiche, bei denen die US-Version bis ins Detail scheitert. Bleibt als Resümee festzuhalten: Für mich fehlt beim Remake alles, aber auch wirklich alles was das Original ausgemacht hat. Als eigenständiges Werk ist „My sassy girl (2008)“ einfach nur langweilig, uninspiriert und plump.


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Machete


"god has mercy.... I don't"

Robert Rodriguez verfilmt mit „Machete“ den Fake Trailer aus dem 2007 erschienenen Grindhouse-Film „Planet Terror“. Und auch hier wandelt er wieder auf B-Movie und Exploitation Pfaden...

Machete ist ganz unten und hat nichts mehr zu verlieren. Als Cop hat er den mexikanischen Drogenbossen das Leben schwer gemacht und dies mit einem hohen Preis bezahlt - Der Drogenkönig Torrez hat seine Frau und beinahe auch ihn selbst getötet. Jetzt – mittlerweile kein Cop mehr, sondern Tagelöhner im texanischen Grenzgebiet erpresst ihn der korrupte und skrupellose Geschäftsmann Booth, den rassistischen Senator McLaughlin zu ermorden...

„Machete schreibt keine SMS“, Machete bekommt die Frauen und Machete schwört auf – na was wohl – Macheten. Ergo gibt es abgeschnittene Köpfe, durchstochene Körper und andere sleazige Sachen bei Machete bereits in den ersten Szenen reichlich. Doch trotz der abgefuckten Charaktere und der expliziten, comichaft übertriebenen Gewaltdarstellung bleibt Machete zahm. Wenig nackte Haut, polierte Einstellungen und straighter Plot: So dreckig und gemein, wie es der Trailer vorgibt zu sein, und die ersten Minuten suggerieren ist der komplette Film dann leider doch nicht geworden.

Somit erreicht Machete dann auch nicht die Qualitäten von oldschool-Exploitation sondern erinnert eher an Filme a la Braindead. Skurrile Ideen und spaßiger Splatter, auf Dauer jedoch ein wenig langweilig. Mal abwarten, was „Hobo with a Shotgun“ so zu bieten hat.


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Invasion of the Body Snatchers


„Well why not a space flower? Why do we always expect metal ships?“

Filme, die „Body Snatchers“, oder eine Variation davon im Titel tragen gibt es wie Sand am Meer. Philip Kaufmans Version „Invasion of the Body Snatchers“ aus dem Jahre 1978 ist wohl einer der prominentesten Vertreter.

Eines morgens, von einem Tag auf den anderen verhalten sich etliche Menschen plötzlich sehr seltsam – so als wären sie nicht mehr sie selbst. Dr. Bennell – Inspektor bei der Gesundheitsbehörde – und seiner Assistentin Elizabeth kommt das alles sehr komisch vor. Doch mit was sie es hier wirklich zu tun haben, können Sie nicht einmal erahnen...
Der Film lässt sehr vieles sehr lange im Dunklen und verharrt in vagen Andeutungen. Dabei kann er mich gerade mit dieser Taktik und der gemächlichen Inszenierung überzeugen - und so fühle ich mich nicht nur bei der Thematik ein wenig an „They live“ erinnert. Aber auch „Invasion of the Body Snatchers“ driftet leider im letzten drittel für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in Richtung „alles nochmal schön erklären“. Was Anfangs schön nebulös blieb, wird nun explizit gezeigt. Zum Glück kann mich das Ende dann wieder ein wenig versöhnlich stimmen.


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Paris


„Watch other people live. Wonder who they are, where they go?. They become hereoes in my little stories.“

Der Tänzer Pierre ist herzkrank und nur eine Transplantation kann sein Leben retten. Während er darauf wartet zieht er sich immer mehr zurück. Er versteckt sich in seiner Wohnung und meidet soziale Kontakte. Stattdessen schaut er aus dem Fenster und beobachtet die Menschen. Ein verliebter Uniprofessor, ein Architekt, eine Verkäuferin, ein illegaler Einwanderer der Postkarten in die Heimat schreibt und noch viele mehr habe ihren Auftritt…

Die Handlung dieses Films widerzugeben ist nicht einfach. Es gibt zu viele Handlungsstränge, viele Ideen und viele Hauptpersonen. Doch der einzig wahre Protagnist – der Titel läßt es erahnen – ist die Stadt Paris. Cédric Klapisch zeichnet mit „Paris“ aber mitnichten ein Porträt seiner Heimatstadt. All die kleinen Epsioden aus dem Leben der Einwohner sind alltäglich und könnten genau so in jeder anderen europäischen Stadt ebenfalls stattfinden. Was bleibt ist ein locker-flockig leichter „Sommerfilm“ der vor sich hinplätschert – ohne Anfang und ohne Ende…
Was bei mir aber noch länger in den Ohren blieb ist der Song im Abspann – „Wax Tailor – Seize the day“.


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Antropophagus


Antropophagus - oder in der englischen Version – Maneater gehört, obwohl der Titel anderes suggeriert, nicht zum Genre des klassischen Kannibalenfilms. D'Amato tischt statt einer Schlachtplatte eher einen unerwarteten Eintopf aus Horror und Spannung auf. Er siedelt seinen wohl berühmtesten Beitrag zum Genre nicht, wie üblich, im Dschungel bei menschenfressenden Ureinwohnern an, sondern auf einer Insel in der Ägäis. Eine Gruppe Urlauber kommt auf diese Insel, mit der Absicht die Sonne zu genießen. Sie finden das Küstendorf allerdings verlassen vor - nur ab und an taucht eine gespenstische Frau auf, die nichts Gutes verheißt...
D'Amato hebt den Film mit dieser Verlagerung des Settings in die „zivilisierte Welt“ aus der Ethno-Ecke und dem Kontext des Mondos heraus. Und mit der Location verschiebt sich auch die Gewichtung der Inhalte. Auf die ersten Gore-Szenen muss man lange warten und auch die Idee den „Man-Eater“ im POV (Schade, dass er diese Idee nicht bis zum Ende durchhält und wir statt dessen einen lethargischen langen Lulatsch zu sehen bekommen) zu zeigen kannte ich bis dato eher aus Thrillern. So spielt also D'Amato lustig mit meinen Erwartungen und lässt seinen „Slasher“ dabei abwechselnd nach Jaws und Eis am Stil aussehen. Langsam und ganz gemächlich baut er Spannung auf, angereichert mit wohlplatzierten Schreck-Effekten. - Nur ganz am Schluss geht’s dann doch noch mal richtig zur Sache.


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11’09”01 – September 11


Aus aktuellem Anlass – geschrieben am 21.09.2003.

Die Faulen werden geschlachtet,
die Welt wird fleißig.
Die Häßlichen werden geschlachtet,
die Welt wird schön.
Die Narren werden geschlachtet.
die Welt wird weise.
Die Kranken werden geschlachtet,
die Welt wird gesund.
Die Alten werden geschlachtet,
die Welt wird jung.
Die Traurigen werden geschlachtet,
die Welt wird lustig.
Die Feinde werden geschlachtet,
die Welt wird freundlich.
Die Bösen werden geschlachtet,
die Welt wird gut.

Die Maßnahmen
(Erich Fried)

„Vor 2 Jahren sah die Welt ungläubig, wie absichtlich zwei Flugzeuge in die New Yorker Zwillingstürme krachten. In wenigen Minuten zerbrach Amerikas Traum der Unverwundbarkeit in einen Haufen von deformierten und brennenden Trümmern. Eine unheimliche Dunkelheit ließ sich über der Stadt nieder. Als aus dem Chaos Menschen hervortraten, waren sie mit Staub bedeckt und sahen aus wie etwas aus der entfernten, wilden Vergangenheit.“(1) Schnell waren die Schuldigen ausgemacht, die „Achse des Bösen“ musste vernichtet werden, und noch heute „wird der Jahrestag von der herrschenden Klasse in den USA zynisch missbraucht, um ihre kriegerischen Absichten zu rechtfertigen.“(1) Mit wenigen prägnanten Worten bringt Erich Fried in vorangestelltem Gedicht die Fehleinschätzungen nach dem 11.09.2001 auf den Punkt. Er bringt hiermit die Illusion, das Böse lasse sich aus der Welt ausmerzen in drastischer Weise zum Ausdruck…

[...]

An das Ende meiner Betrachtungen stelle ich die Episode von Alejandro Gonzalez Inarritu aus Mexiko – Einfach weil dieser Teil des Films am kontroversesten diskutiert wurde, und weil er mir nach näherer Betrachtung immer besser gefällt. Ich weiß noch, dass ich mich damals im Kino ganz besonders auf seine Interpretation der Ereignisse gefreut habe – wieder einmal ob der großen Erwartungen, die durch Amores perros gesetzt wurden.
Als ich dann die Episode sah, war ich ein wenig enttäuscht. Und es stimmt: Cinematographisch oder cineastisch (ui, aber ich versuche erst gar nicht diesen Begriff zu definieren) ist er nicht bemerkenswert. Das wird ihm zumindest vorgeworfen. Genauso wie man immer wieder Stimmen hört, die sagen, der Beitrag sei fürchterlich, man dachte die Filmrolle sei gerissen oder man habe während der Episode „abgeschaltet“ und nur gehofft, das es bald mit dem „richtigen“ Film weitergeht. Und zumindest eins kann man mit Sicherheit sagen: Gewöhnungsbedürftig ist der Film.
Inarritu verweigert sich vehement der Bilderflut, schwimmt nicht mit im Einheitsbrei der kollektiven Erinnerung. Er lässt den Zuschauer ganz alleine im dunkeln Kinosaal, alleine mit einer dunklen Leinwand. Nichts als Schwarz. Das Stimmengewirr im Hintergrund, die Soundkulisse schwillt langsam an, wird immer lauter, wuseliger, undurchschaubarer. Am Höhepunkt des akustischen Tohuwabohus flackert kurz ein einzelnes Bild auf. Nur für den Bruchteil einer Sekunde wird die schwarze Wand durchbrochen, wird der Rezipient geblendet vom grellen Licht der Realität. Das Bild welches uns aufschrecken lässt, ist das eines Menschen, der sich im Angesicht des Todes lieber aus dem Fenster stürzt, als in den Flammen umzukommen. Und obwohl man diese Bilder schon oft gesehen hat, erschrickt man wieder. Doch der Regisseur lässt einem keine Zeit, sich an irgendwelche Bilder zu klammern, sich festzuhalten. Die Leinwand wird genauso schnell, wie sie hell wurde, wieder tiefschwarz. Man selbst ist wieder alleine. Alleine mit der schwarzen Leinwand, alleine mit den Geräuschen, alleine mit seinen Gedanken. Erinnerung braucht keine Bilder – die bekannten Töne, Nachrichtenfetzen, die letzten Telefonate der Todgeweihten reichen, um die dazugehörigen Bilder ins Gedächtnis zu rufen. Leise Kritik an den Medien ? Bloßstellung der Medienmacht ? Wir sehen nur das, was wir sehen sollen, nur das was wir sehen wollen ? Kriege in Somalia, der Nahost-Konflikt, verhungernde Menschen – Alltag, nichts besonderes mehr, der Stoff aus dem die täglichen Nachrichten sind. Doch der 11. September 2001 sollte uns im Gedächtnis bleiben. Weil wir direkt betroffen waren, weil es nicht nur ein Anschlag auf Amerika war, sondern einer auf die „zivilisierte Welt“ ? Das wurde uns zumindest eingetrichtert. Oder einfach nur, weil die Medien es so wollten ? Ich muss zugeben, als am Anfang das erste Bild der in die Tiefe stürzenden Menschen aufflackerte, kamen auch mir kurz die damaligen Medienbilder ins Gedächtnis. Doch zurück im dunklen Nichts erinnerte ich mich daran, wie ich den Tag erlebte. Wie ich von dem Unglück erfuhr. Was ich tat und was ich dachte…. Später, wenn die Frequenz der eingeblendeten Bilder zunimmt, die Bilder stakkatohaft auf den Zuschauer einhämmern, verblasst langsam die individuelle Erinnerung. – Gewinnen wieder die Bilder der Medien die Oberhand, die Bilder, die bereits Gemeingut geworden sind. Die Bilder, die untrennbar mit dem Geschehen verknüpft sind.
Am Ende plötzliche Stille. Aus dem Schwarz wird ein grelles, helles weiß. Musik setzt ein – wie Balsam für unsere geschundenen Ohren. Und schließlich, genauso ruhig wie der Film angefangen hat, endet er. Lässt nur wenige Worte zurück auf der leeren Leinwand: „Does God’s light guide us or blind us?“ – Und hier will ich den Regisseur ausnahmsweise mal nicht das letzte Wort haben lassen. Auf einer zweiten Ebene könnte man nämlich ergänzen: „Does the media guide us or blind us?“

[...]

Doch ganz egal, ob die einzelnen Episoden nun fantastisch, durchschnittlich oder weniger gut sind. Das Gesamtkonzept, die Idee alleine ist bemerkenswert. 11 Minuten, 11 Sekunden und 11 Bilder – 11 Regisseuren aus unterschiedlichen Kulturen kommentieren und reflektieren aktuelles Zeitgeschehen. Das eigentliche Geschehen des 11. September tritt in den Hintergrund, wichtiger scheint individuelles Erleben, Kritik und Denkanstöße. Und diese sind oft kritisch und anti-amerikanisch. Kein Wunder, dass der Film in Amerika keinen Verleih gefunden hat, und nicht angelaufen ist, „with the pretext of avoiding Americans from experiencing another traumatizing shock wave.“ (4)
Und auch die Tatsache, dass dieser Film nach monatelangem Retuschieren der Ereignisse – man denke nur an Spider Man – die erste ernsthafte Annäherung an das brisante Thema war spricht für ihn.
11’09’’01 ist großes Kino, „ein Schlag ins Gesicht Hollywoods und ein Triumph der freien Kinematographie“ (5), oder um einfach die Süddeutsche Zeitung zu zitieren: „Mit 11’09’’01 findet das Weltkino zu unerwarteter Größe zurück. Das politische Kino – es lebt. Es produziert Bilder und Ideen von großer Kraft, es findet zu einer neuen Klarheit der Sprache, und es kann wieder etwas bedeuten.“ Am Schluss lasse ich noch einmal einen Regisseur zu Wort kommen und schließe mit den Worten aus Sean Penns Beitrag: „I wish you could have seen this.”

Gekürzt. Komplett hier nachzulesen


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Enter the Void


„Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz.“ (William Faulkner)

Schon mit seinem ersten Langfilm galt Caspar Noé als „Menschenfeind“. Diesen Ruf schien er mit „Irreversible“ noch lauter und vehementer in die Welt schreien zu wollen: Missbrauch, Misshandlung und Vergewaltigung – die Albträume, die er in seinen Filmen thematisiert sind nichts für das Nachmittagsprogramm, keine „schönen“ und vor allen Dingen keine leicht verdaulichen Themen. Auch mit seinem neusten Streich „Enter the void“ bleibt Noé definitiv kontrovers – aber ich wage zu sagen, dass diesmal weniger der Inhalt als vielmehr die Form für diese Kontroverse sorgen wird.

Oscar wohnt in Tokio. Seine einzige Beschäftigung, so scheint es, ist das Konsumieren, oder das Dealen von Drogen. „Mit seiner Schwester Linda, die in einem Nachtclub als Stripperin arbeitet, verbindet ihn eine enge und schicksalhafte Beziehung: Seit ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, haben sich die beiden geschworen, immer zusammen zu bleiben, was immer auch passieren möge.“ Und dieses Versprechen nimmt Oscar sehr ernst – selbst über seinen Tod hinaus. Er wird beim Dealen von der Polizei erschossen und schwebt seitdem als Geist über die Stadt, um über seine Schwester zu wachen. „Sein Blick auf die Stadt ist aber eine verzerrte, albtraumhafte Vision, in der sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusehends vermischen.“ (1)

Noé erzählt die Geschichte aus der subjektiven Perspektive Oscars. Robert Montgomerys „Lady in the Lake“ und Prodigy's „Smack my Bitch Up“ standen wohl Pate für diese Umsetzung. Und auch sonst ist es mit der oft gelobten „innovativen Machart“ nicht weit her. Die unbändige Kraft, die gehetzte Stimmung, die im grandiosen Vorspann noch zu spüren ist, ist nur in den ersten 30 Minuten präsent. Danach schimmert sie nur selten durch das titelgebende „Leere“. Ein Film als Zelluloid-gewordener Drogentrip. Ein hypnotischer Trip durch das neondurchflutete nächtliche Tokio. Halluzinogen und visuell beeindruckend, aber zugleich auch nichtsagend und banal. Ein „Nichts“ auf fast drei Stunden gestreckt, das irgendwann nur noch repetitiv und prätentiös ist. Ermüdend und nervig. - Style over Substance. Einzig bemerkenswert ist der Mut Noés einen Experimentalfilm à la Kenneth Anger mit Pronographie (vielleicht das repetitivste Genre überhaupt!) und Mainstream zu verquicken.


(1) Wikipedia


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The Wild Women of Wongo (1958)


„Savage in battle... primitive in love... prehistoric beauties live by the code of the jungle! “

Fell-Bikini-Filme – Teil 1

Mutter Natur herself mimt in diesem B-Movie den Off-Erzähler und berichtet von einem Experiment, das sie zu ihrer – und unser aller – Belustigung auf einer einsamen Insel durchgeführt hat: Auf der einen Seite der Insel lebt der Stamm der hässlichen Männer, mit ihren hübschen Frauen. Auf der anderen Seite wohnen die hübschen Männer – sie haben die ganzen hässlichen Frauen abbekommen. Als die Affenmenschen vor der Türe stehen und die harmonische Stimmung gefährden, schicken die schönen Männer einen Gesandten zu den hässlichen um einen „Verteidigungspakt“ zu schließen... Der Krokodilgott spielt noch eine entscheidende Rolle, eine durchgeknallte Königin redet mit ihrer Hand und führt Tänze auf, die wirken wie auf einem psychedelischen Drogen-Trip. Und ein Papagei kommentiert das ganze Elend auch noch unentwegt.

Das klingt alles ziemlich abgefahren und kommt extrem cheesy daher. Darüber hinaus war James L. Wolcott's Regiedebüt „The Wild Women Of Wongo“ die Endstation für viele, viele untalentierte Darsteller. Fast durch die Bank haben diese nie wieder in einem anderen Film mitgespielt :P . Schade eigentlich, denn nicht nur die schauspielerischen Leistungen, auch die Kulissen, die Musik, Kamera.. eigentlich alles an diesem Film ist so unglaublich schlecht, dass es mir schon wieder Spaß gemacht hat das anzuschauen. Eine Trash-Perle aus den 50ern, die mich darin bestärkt in Zukunft mehr Fell-Bikini-Filme zu sehen.





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