(USA 2003, Quentin Tarantino)

Ich habe einen anderen Film erwartet. Non-Stop Action hieß es, eine einzige Hommage an die HK-Filme der 70er welche keinen Platz für die Tarantino'schen Elemente ließe.
Nun ging der Film in diese Richtung, war aber ein klar zu definierender Tarantino. Ich liebe Tarantino-Filme nur habe ich eben etwas anderes erwartet. Jetzt, da ich etwas Zeit hatte, drüber nachzudenken, kann ich schon etwas besser über den Film schreiben. Ich muss einfach sagen: Der Film ist genial!
Der Anfang rockt gewaltig! Bis sich Uma auf den Weg nach Japan macht, erinnert der Film wohl nur in einer einzigen Szene an die früheren HK-Movies. Der Kampf zwischen Uma und der Schwarzen, sowie deren erste Begegnung sind hommage-technisch genial. Umas Sprüche erinnern wirklich an Kung-Fu-Filme. Auch genial: der schnelle Zoom auf Umas Gesicht bei der ersten Begegnung, die Musik dazu. Einfach weltklasse!
Eine kurze Anime-Sequenz führt O-Ren-Ishii, gespielt von Lucy Liu, ein. Völlig überspitzte Darstellung von Gewalt lassen einen Schmunzeln aber nicht erschrecken, es handelt sich ja auch um einen japanischen Comic.
In Japan also beginnt der Film dann auch japanisch zu werden, sowohl vom Stil als auch größtenteils von der Sprache her. In der Sushi Bar von Sonny Chiba beginnt dieser Filmabschnitt mit japanischen Wortgefechten, die herrlich komisch sind, gefolgt von der Zeremonie der Übergabe des Schwertes.
Die Einführung der Nebencharaktere und der jüngsten Geschichte O-Ren-Ishiis wird dann gezeigt, diesmal real. Nun wird einem klar, dass die Gewalt Darstellung im Comic keinesfalls übertriebener war, nur weil es ein Comic ist. Nein, auch im Film schießen 20 Liter Blut in riesigen Fontänen aus den Wunden. Die nächste Szenenabfolge erinnert absolut an einen japanischen Gangster Film. inkl. der Yakuza-Zusammenkunft. Gewalt, Dialoge und Mimik fügen sich da nahtlos ein.
Dann kommt ja auch schon der Showdown im Teehaus. Dort verwandelt sich der Film in einen Kung-Fu-HK-Film! Ein Superhero, der Gegner in egal welcher Anzahl töten kann ohne dass es ihn groß anstrengt. Einziger Unterschied: Uma Thurman macht es mit einem japanischen Katana. HK-Fight-Film in einem Teehaus. Nur die Gewaltdarstellung bleibt japanisch. Die Kämpfe sind stylisch und schmuddelig zugleich.
Der Schluss verbirgt dann noch einmal einen gewaltigen Schuss schwarzen Humor in einer sehr surrealen Umgebung. Ein Fest für die Augen!
Dann ein kurzes Outro und einen Cliffhanger, welcher 1A ist, und zu Ende ist der Film.
Kamera, Beleuchtung, Erzählstil und Kulissen...alles war perfekt. Quentin Tarantino hat es wirklich drauf. Dazu kommt die Musik, welche mehr als genial ist. Besonders "The lonely sheperd" von Zamfir bleibt einem hängen, wird es zweimal, u.a. am Ende gespielt. Musik im Film wurde komponiert von The RZA, DEM HipHop-Produzenten schlechthin. Manchmal hatte man aber nur den Anschein, als hätte man von Ennio Morricone geklaut. Toll!
Was haben wir also? - Einen Tarantino Film, welcher zwischendurch ab und zu ein paar HK-Elemente einbringt. Ab der Hälfte wird er ein japanischer Yakuza Film mit einem HK-Kung-Fu-Fight-Super-Hero-Showdown. Tiefschwarzer, japanischer Humor. Viele Elemente, die den Film surreal und comichaft wirken lassen, so ist da z.B. die Unsterblichkeit von Thurman, die Gewaltdarstellung, die Krankenhausszene oder das Katana im Flugzeug. Der Film will in keiner Sekunde ernst genommen werden, was schon durch Dialoge, Gewaltdarstellung und Erzählstil sofort klar wird. Deswegen ist es mir ein Rätsel, wie man kritisieren kann, der Film sei zu brutal. Insgesamt eine exzellent inszenierte Fun-Hommage von einem Filmfan für einen Filmfan!
10 von 10