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Was sind Exploitation-Filme? - Filmforen.de - Seite 2

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Was sind Exploitation-Filme?


47 Antworten in diesem Thema

#31 Immo

    zombie

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Geschrieben 28. Januar 2006, 10:16

Ein Begriff, der sich in den 90er Jahren im Zuge einer Hinwendung zur Exploitation im akademischen Bereich als Bezeichnung eingebürgert hat, ist der des "Paracinema". Vielleicht wirst Du unter diesem Begriff fündig.

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#32 Groucho Marx

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Geschrieben 28. Januar 2006, 10:18

Ja, so auch in dem von mir genannten Buch.

#33 Hick

    mit extrem hoher Leistungsfähigkeit

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Geschrieben 28. Januar 2006, 11:28

Dass caldo in der einen oder anderen Form in diesem Thread noch auftaucht, dachte ich mir schon.

Buch bestellt. Danke Groucho & caldo. :cheers:

#34 kørken

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Geschrieben 28. Januar 2006, 14:30

Zitat

Und genau da liegt mein Problem. Demnach ist Exploitation ja ein extrem historisch-bedingter Begriff, denn eine "spezifische Integrität eines Gegenstandes oder Themas verletzen" ist ja nur möglich, wenn das Thema bislang anders dargestellt wurde. Als exploitativ muss das also "empfunden" werden - und zwar bei der Rezeption. Wenn die Grenzüberschreitung erst einmal institutionalisiert ist, dann ist sie ja Teil des kinematografischen Gegenstandes.
Historisch-bedingt nur in dem Sinne, dass er ja irgendwann einmal in die Welt gekommen sein muss. Aber es stellt sich doch die Frage, ob der Begriff Exploitation nur der normativen Deutung des Publikums unterliegt - dann aber wäre der Begriff nur für Geschmacks- und Moraldiskussionen zu gebrauchen - oder ob es einen spezifischen Typus von Filmen gibt, der eben der Struktur nach genau nur die Deutung "Exploitation" zulässt. Diese historiographische Herleitung, Exploitation sei immer schon ein subversives Element und damit Teil einer kinematographischen Avantgarde gewesen halte ich dagegen ehrlich gesagt für sehr idealisiert.
Die betreffenden Szenen in FRENZY sind sicherlich sehr gewagt und zerren an den Nerven des zartbesaiteten Publikums, aber deshalb müssen sie doch nicht exploitativ sein. Übrigens gab es deratige Szenen schon früher im Hollywoodkino, man denke nur mal an Aldrichs HUSH, HUSH..SWEET CHARLOTTE. Dagegen ist FRENZY sehr viel später und darüberhinaus in England entstanden, wo sich im kommerziellen Kino schon eine sehr viel rustikalere Darstellung von Gewalt etabliert hatte (siehe etwa WITCHFINDER GENERAL).

#35 Tornhill

    Innocent Bystander

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Geschrieben 28. Januar 2006, 15:18

Immo sagte am 28.01.2006, 10:16:

Ein Begriff, der sich in den 90er Jahren im Zuge einer Hinwendung zur Exploitation im akademischen Bereich als Bezeichnung eingebürgert hat, ist der des "Paracinema". Vielleicht wirst Du unter diesem Begriff fündig.

<{POST_SNAPBACK}>

Kann man diese Aufbrezelung des Begriffs so grob stehen lassen?
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#36 delirio caldo

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Geschrieben 28. Januar 2006, 19:13

maX sagte am 28.01.2006, 12:28:

Dass caldo in der einen oder anderen Form in diesem Thread noch auftaucht, dachte ich mir schon.

<{POST_SNAPBACK}>


:haeh: Muss ich mir darüber jetzt Gedanken machen?

Teste mal "Bold! Daring! Shocking! True!" A History of Exploitation Films, 1919-1959 von Eric Schaefer, erschienen 1999 bei der Duke University Press.

Schaefer weist den Gebrauch des Begriffs "exploitation film" in der Kinobranche zumindest bereits für das Jahr 1933 nach; hier seine Herleitung (S. 4):

Zitat

The term exploitation film is derived from the practice of exploitation, advertising or promotional techniques that went over and above posters, trailers and newspaper ads. Exploitation producers conceded that because their films lacked identifiable stars or the recognition provided by conventional genres, they needed an extra edge to be "put over" with audiences. A kind of carnivalesque ballyhoo became intgegral to their success. During the postwar years, the designation of exploitation film was gradually expanded to include almost any low-budget movie with a topical bent.

Nähert man sich dem Begriff auf einem solchen "historischen" Wege, definiert ihn also gewissermaßen über seine Extension, so stellt er eigentlich kein Problem dar.

Anders sieht es aber bezüglich einer intensionalen Definition aus. Die Frage, wer oder was denn nun von diesen Filmen in welcher Weise "ausgebeutet" wurde, sorgt immer wieder für hitzige Debatten, wie man oben sehen konnte. Unsinnigerweise, wie ich finde, denn es ist relativ offensichtlich, dass "exploitation film" nicht als wohldefinierter Terminus innerhalb einer wissenschaftlichen Theroie auf die Welt gekommen ist. Die umgangssprachliche semantische Unschärfe des Begriffs lässt eine Vielzahl von verschiedenen Ausdeutungen zu, und es gibt keine Autorität, die hier das letze Wort haben kann.
Klassischerweise wird die "exploitation"-Relation filmimmanent im Bezug auf das Thema bzw. den Inhalt verortet, aber warum könnte man sie nicht ebensogut im Hinblick auf das Publikum postulieren (zynische Instrumentalisierung von Publikumsbedürfnissen), oder gar im Hinblick auf die Filmschaffenden (Crew & Schauspieler), die ja in den Niederungen der Kinobranche allzu gerne durch die Kapitalgeber im unmittelbaren marxistischen Sinne um den Mehrwert ihrer Arbeit gebracht wurden. (Im letzteren Fall wäre der Gebrauch des Begriffs "Ausbeutung" wahrscheinlich sogar am ehesten als nichtmetaphorisch zu betrachten...)
Diese (und zahlreiche weitere) Konzepte zu einer inhaltlichen Bestimmung des Begriffs ließen sich konsistent dürchführen, aber es stellt sich für mich eben die Frage, ob man sich - außerhalb der Umgangssprache, d.h. im Kontext eines wie auch immer gearteten diskursiven Unterfangens -, solch problematisches Handgepäck aufladen will...

Und nicht zuletzt sollte man in diesem Zusammenhang evtl. auf den implizit pejorativen Charakter des Begriffs hinweisen - als gäbe es irgendwo ein "moralisch höherwertiges, ausbeutungsfreies" Kino...

P.S.: Hatten wir diese Diskussion nicht vor ein paar Jahren schon mal?

Bearbeitet von delirio caldo, 28. Januar 2006, 19:40.

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#37 kørken

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Geschrieben 28. Januar 2006, 19:34

delirio caldo sagte am 28.01.2006, 19:13:

Und nicht zuletzt sollte man in diesem Zusammenhang evtl. auf den implizit pejorativen Charakter des Begriffs hinweisen - als gäbe es irgendwo ein "moralisch höherwertiges, ausbeutungsfreies" Kino...

<{POST_SNAPBACK}>

Die Moral führst Du aber jetzt hier ein. Bei einer extensiven Analyse würde man den tatsächlich objektiv vorhandenen Gehalt mit anderen Möglichkeiten der filmischen Vertextung kontrastieren um zu einer Aussage bezüglich der Angemessenheit und Stimmigkeit des Gezeigten zu kommen.
Dass man im Alltagsgebrauch diese Genauigkeit der Explikation nicht einhält, sondern abkürzend verfährt ist selbstverständlich.

#38 Hick

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Geschrieben 28. Januar 2006, 19:37

delirio caldo sagte am 28.01.2006, 19:13:

Teste mal "Bold! Daring! Shocking! True!" A History of Exploitation Films, 1919-1959 von Eric Schaefer, erschienen 1999 bei der Duke University Press.

<{POST_SNAPBACK}>

Danke für den Tipp. Hab ich gerade bestellt.

#39 Hick

    mit extrem hoher Leistungsfähigkeit

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Geschrieben 28. Januar 2006, 19:44

korken sagte am 28.01.2006, 14:30:

Diese historiographische Herleitung, Exploitation sei immer schon ein subversives Element und damit Teil einer kinematographischen Avantgarde gewesen halte ich dagegen ehrlich gesagt für sehr idealisiert.
Hmm, ich beobachte gerade die Darstellung von Gewalt und Sexualität ja als Diskurs zwischen Produktion, Rezeption und Zensur und kann aber genau das feststellen. Ein sehr schönes Beispiel für einen Film, der in dieser Hinsicht "seiner Zeit zu weit voraus" war, ist Dmytryks "The Sniper". Diese Art von Darstellung der Täter-Mysogynie findet sich erst bei Fleischers "The Boston Strangler" wieder. Während sich bei Fleischer die Kritik über die authentische Darstellung weitestgehend - positiv - einig ist, ist über Dmytryks Film ein Donnerwetter herein gebrochen. Aber vielleicht dehne ich den Begriff des "Exploitativen" da auch zu sehr.

#40 delirio caldo

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Geschrieben 28. Januar 2006, 21:36

korken sagte am 28.01.2006, 20:34:

Die Moral führst Du aber jetzt hier ein.

Nein, die ist m.E. im Begriff der "Ausbeutung" mit enthalten, und noch nicht mal nur auf einer konnotativen Ebene...

korken sagte am 28.01.2006, 20:34:

Bei einer extensiven Analyse würde man den tatsächlich objektiv vorhandenen Gehalt mit anderen Möglichkeiten der filmischen Vertextung kontrastieren um zu einer Aussage bezüglich der Angemessenheit und Stimmigkeit des Gezeigten zu kommen.
Dass man im Alltagsgebrauch diese Genauigkeit der Explikation nicht einhält, sondern  abkürzend verfährt ist selbstverständlich.
Die Crux an einer extensionalen Definition liegt ja gerade darin, dass sie auf eine Heranziehung von Merkmalen (="Gehalt") zugunsten einer schlichten Aufzählung der Denotata verzichtet. Natürlich operiert man auch bei dem, was ich oben als "historische" Annäherung an den Begriff charakteriesiert habe, zwangsläufig irgendwann mit Merkmalen, aber in diesem Fall werden diese eben anhand eines (als vorgeordnet zu betrachtenden) Filmkorpus herausgearbeitet.
Im Alltagsgebrauch hingegen spielt diese gesamte Unterscheidung überhaupt keine Rolle, da wir uns dort ohnehin nicht auf explizite Definitionen beziehen - oder reden wir gerade vollständig aneinander vorbei?
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#41 kørken

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Geschrieben 28. Januar 2006, 22:03

delirio caldo sagte am 28.01.2006, 21:36:

Nein, die ist m.E. im Begriff der "Ausbeutung" mit enthalten, und noch nicht mal nur auf einer konnotativen Ebene...
Nicht unbedingt, die moralische Wendung hat das Wort eigentlich nur in einem marxistischen Sinne.

Zitat

Die Crux an einer extensionalen Definition liegt ja gerade darin, dass sie auf eine Heranziehung von Merkmalen (="Gehalt") zugunsten einer schlichten Aufzählung der Denotata verzichtet. Natürlich operiert man auch bei dem, was ich oben als "historische" Annäherung an den Begriff charakteriesiert habe, zwangsläufig irgendwann mit Merkmalen, aber in diesem Fall werden diese eben anhand eines (als vorgeordnet zu betrachtenden) Filmkorpus herausgearbeitet.
Mir geht es nicht um eine Definition. Eine Definition ist eine Setzung und kein aus der Erfahrung gewonnener Begriff der etwas erklärt. Die Frage also ist : was erklärt der Begriff Exploitation? Erklärt er überhaupt etwas? Oder ist er so unscharf und normativ besetzt, dass er ausschließlich in Fandiskussionen seine Berechtigung hat?
Wenn Exploitation jedoch als analytischer Begriff tauglich ist, dann doch nur wenn er eine eigenlogische Struktur der Realität bezeichnet, nämlich einem spezifischen modus operandi der Filmproduktion. Und diese eigenlogische Struktur müsste ihren Ausdruck in Werken finden, nämlich den Exploitationfilmen. Warum also sollte dann die Rezeption maßgeblich für den Begriff sein?


Zitat

Im Alltagsgebrauch hingegen spielt diese gesamte Unterscheidung überhaupt keine Rolle, da wir uns dort ohnehin nicht auf explizite Definitionen beziehen - oder reden wir gerade vollständig aneinander vorbei?
Absolute Zustimmung meinerseits. Als Fan wäre das selbstverständlich eine unangemessene Szientifizierung, wenn man dauernd mit der Klärung von Begriffen beschäftigt wäre.

#42 delirio caldo

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Geschrieben 29. Januar 2006, 00:11

korken sagte am 28.01.2006, 23:03:

Nicht unbedingt, die moralische Wendung hat das Wort eigentlich nur in einem marxistischen Sinne.
Hmm, da wäre ich skeptisch. Floskeln wie die von der "Ausbeutung der Frau" oder der "Ausbeutung der dritten Welt" setzen für ihre eindeutige moralische Standortnahme nicht zwangsläufig eine marxistische Mehrwerttheorie voraus.

Eine Explikation des Begriffs "ausbeuten" müßte m.E. ungefähr folgendermaßen "sich etwas zum Nachteil des Gegenübers ungerechtfertigt aneignen" - oder wie würdest du den Begriff paraphrasieren? Und spätestens mit dem Ausdruck "ungerechtfertigt" bewegt man sich zwangsläufig auf dem rutschigen Parkett des Normativen...

korken sagte am 28.01.2006, 23:03:

Mir geht es nicht um eine Definition. Eine Definition ist eine Setzung und kein aus der Erfahrung gewonnener Begriff der etwas erklärt. Die Frage also ist : was erklärt der Begriff Exploitation? Erklärt er überhaupt etwas? Oder ist er so unscharf und normativ besetzt, dass er ausschließlich in Fandiskussionen  seine Berechtigung hat?
Wenn Exploitation jedoch als analytischer Begriff tauglich ist, dann doch nur wenn er eine eigenlogische Struktur der Realität bezeichnet, nämlich einem spezifischen modus operandi der Filmproduktion. Und diese eigenlogische Struktur müsste ihren Ausdruck in Werken finden, nämlich den Exploitationfilmen. Warum also sollte dann die Rezeption maßgeblich für den Begriff sein?
Gegenfrage: Warum sollte nur die Produktion und nicht auch die Rezeption eines Films Teil dieser "Struktur der Realität" sein, beide sind doch gleichermaßen real, d.h. beschreibbar?
Aber was ich oben sagen wollte ist dies: Über solche Fragen kann man sich erst dann sinnvoll unterhalten, wenn man sich auf eine geteilte Definition des Begriffs "Exploitation-Film" beziehen kann. Insofern muß man sich zumindest erst explizit darüber einigen, von welchen Filmen man sprechen will, und dann kann man ihre Merkmale analysieren. Die Filme sind dann aber nicht Exploitation-Filme weil sie diese Merkmale besitzen.
Ich denke, dein Ansatz ist hier zu essentialistisch. Der Exploitationfilm als Gattung begegnet uns nicht "draußen in der Welt", sondern konstituiert sich erst durch unsere Zuschreibungen. Und die Muster dieser Zuschreibungen sind vielfältig, ja, oftmals sogar disparat.
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#43 kørken

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Geschrieben 29. Januar 2006, 00:31

delirio caldo sagte am 29.01.2006, 00:11:

Hmm, da wäre ich skeptisch. Floskeln wie die von der "Ausbeutung der Frau" oder der "Ausbeutung der dritten Welt" setzen für ihre eindeutige moralische Standortnahme nicht zwangsläufig eine marxistische Mehrwerttheorie voraus.
Eine Explikation des Begriffs "ausbeuten" müßte m.E. ungefähr folgendermaßen "sich etwas zum Nachteil des Gegenübers ungerechtfertigt aneignen" - oder wie würdest du den Begriff paraphrasieren? Und spätestens mit dem Ausdruck "ungerechtfertigt" bewegt man sich zwangsläufig auf dem rutschigen Parkett des Normativen...
Ausbeutung kann als Nutzung bzw. auch Ausnutzung paraphrasiert werden. Bei deiner Paraphrase ist ja schon das "ungerechtfertigt" eine konkretistische Hinzunahme. So hätte selbst Marx bei der Ausbeutung des Proletariats nicht von Unrecht gesprochen, eben weil uns Recht und Gerechtigkeit immer nur in ihren normativen Konkretionen begegnen und deshalb Ausbeutung selbstverständlich gerechtfertigt sein kann.

Zitat

Gegenfrage: Warum sollte nur die Produktion und nicht auch die Rezeption eines Films Teil dieser "Struktur der Realität" sein, beide sind doch gleichermaßen real, d.h. beschreibbar?
Aber was ich oben sagen wollte ist dies: Über solche Fragen kann man sich erst dann sinnvoll unterhalten, wenn man sich auf eine geteilte Definition des Begriffs "Exploitation-Film" beziehen kann. Insofern muß man sich zumindest erst explizit darüber einigen, von welchen Filmen man sprechen will, und dann kann man ihre Merkmale analysieren. Die Filme sind dann aber nicht Exploitation-Filme weil sie diese Merkmale besitzen.
Ich denke, dein Ansatz ist hier zu essentialistisch. Der Exploitationfilm als Gattung begegnet uns nicht "draußen in der Welt", sondern konstituiert sich erst durch unsere Zuschreibungen. Und die Muster dieser Zuschreibungen sind vielfältig, ja, oftmals sogar disparat.
Der alte Konstruktivismusstreit. Wenn wir von "Exploitation" sprechen, beziehen wir uns immer schon auf ein Allgemeines, welches schon prädiziert ist, bevor wir uns darüber austauschen. Das kann dann übrigens auch keine Definition sein, sondern es ist ein Begriff der aus einem Gegenstand der erfahrbaren Welt gewonnen wird.
Die Rezeption dieses Gegenstandes ist ja nur eine sekundäre Bildung, nicht die eigentlich fundierende Struktur. Die Rezeption bezieht sich nur darauf, sie bringt die Werke ja schließlich nicht selbst hervor.
Die das Werk formenden Inszenierungsentscheidungen trifft dann nunmal letztlich der Autor, ganz gleich von welchen Mustern er sich dabei leiten lässt, sei es die Orientierung an vergangenen Erfolgen, die Bedienung eines vermuteten Sensationsbedürfnisses oder sei es die Gestaltung eines Kunstwerkes.

#44 Jörgi Ligeti

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Geschrieben 20. Juni 2006, 10:09

Kann man dann die neueren Komödien, bei denen man das Gefühl hat, dass das Drehbuch um die drei Gags, die man schon aus dem Trailer kennt, herum geschrieben wurde, als (Big-Budget) Exploitation bezeichnen? Aufgefallen ist mir das seit "Verrückt nach Mary", aber vielleicht gibts das schon viel länger.
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#45 Der Außenseiter

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Geschrieben 20. Juni 2006, 11:17

Beitrag anzeigenJörgi Ligeti sagte am 20.06.2006, 11:09:

Kann man dann die neueren Komödien, bei denen man das Gefühl hat, dass das Drehbuch um die drei Gags, die man schon aus dem Trailer kennt, herum geschrieben wurde, als (Big-Budget) Exploitation bezeichnen? Aufgefallen ist mir das seit "Verrückt nach Mary", aber vielleicht gibts das schon viel länger.

Ich würde bei so etwas die Produktionsbedingungen nicht außer Acht lassen, wobei das dann auch wieder zu den "Trash/Schlock/Camp"-Debatten führen würde. Trash kommuniziert sich ja afaik über seine jeweilige Rezeptionsästhetik, die im Verlauf der Jahre und Jahrzehnte natürlich Wandlungen unterworfen ist. Insofern können Filme, die noch vor einiger Zeit die Masse angesprochen haben, aus bestimmten Moden heraus (man denke mal an die BMX- oder Skateboardfilme der 1980er) oder aus seriös intendierten (also nicht schon in seiner Produktion als ironisch gedacht) Gründen entstanden sind, von künftigen Generationen völlig miss- bzw. uminterpretiert werden. So geschieht es ja gerne mit Science Fiction- oder Horrorfilmen, die, damals vielleicht absolut im Trend liegend, heutzutage gerne als Trash vermarktet werden.

Ich glaube, dass es da vielen hochbudgetierten Produktionen der heutigen Zeit in 50 Jahren kaum anders gehen wird bzw. jetzt schon so geht. Der Film MATRIX ist ein schönes Beispiel für dieses Form des schnellen Alterns. Komödienformate sind davon natürlich genauso betroffen. Der in den späten 1990ern "allseits beliebte" Fäkalhumor, zu dessen Vertretern man VERRÜCKT NACH MARY (den ich im Übrigen recht unterhaltsam fand) sicherlich zählen kann, gehört aufgrund inflationären Gebrauchs in der Gunst des Publikums schon wieder der Vergangenheit an oder hat vielmehr seinen Zenit überschritten.

Ihn als Exploitation zu bezeichnen wäre für meine Begriffe ein schwieriges Unterfangen, da man aufgrund der postmodernen Selbstreferentialität des Kinos seit den frühen 1990ern im Grunde alles als Exploitation bezeichnen könnte. Schließlich bedient sich das Kino deit den letzten 15 Jahren immer mehr bei sich selbst und erfindet sich dadurch natürlich auch neu. Was dann dabei rauskommt, ist wieder eine andere Frage.

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."


#46 Percy Parker

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Geschrieben 23. Juni 2006, 19:04

Ich finde den Begriff "Exploitationfilm" und auch den Begriff "B-Film" in ihrer ursprüglichen, tatsächlichen Bedeutung immer sehr Zeitgebunden. Ein "B-Film" war ein Film, den die großen Studios billig als zweiten Film eines "Double Features" herstellten. In den 30er bis 50er Jahren enstand ein "Double Feature" in der Regel aus einem teuren "A-Film" mit Stars und eben einem billigen "B-Film". Der Begriff "B-Film" wird ja heute auch für alles mögliche benutzt, wirklich Sinn macht es aber genaugenommen nur bei den oben beschriebenen Filmen (also begrenzt auf die Zeit der 30er bis 50er Jahre).

Analog der Begriff "Exploitationfilm": Im Prinzip könnte man sogar sagen, dass der "Exploitationfilm" den "B-Film" ersetzte. Als die großen Studios in den 50ern ihre Produktion von Filmen stark reduzierten (u.a. weil das Fernsehen immer erfolgreicher wurde), wurde insbesondere auf "B-Filme" verzichtet, weil man gegen das Fernsehen etwas zugkräftiges brauchte: Stars, Farbe, CinemaScope, 3D, etc. Um die Lücke, die der "B-Film" hinterließ bemühten sich von da an kleinere Studios oder Independent-Regisseure. Da man wenig Geld hatte und keine Stars (zumindest zu Anfang) brauchte man irgendwas um Aufmerksamkeit zu erregen. Da gab's verschiedene Möglichkeiten: Man konnte Dinge behandelen, die in den großen Studios noch tabuisiert wurden (Sex, Drogen, etc.). Man konnte sich auch an einen erfolgreichen Filmtrend anhängen. Oder, auch beliebt: Man entwarf ein tolles Poster, das ein echter "Eye Catcher" war und baute dann nachträglich irgendwie den Film herum. Nach dieser Definition gehören dann eben die Andy Warhol-Filme (wobei hier schon der Name Andy Warhol im "exploitativen" Sinne benutzt wurde) genauso dazu, wie Russ Meyer.

Das Ende der Ära des "echten Expoitationfilms" würde in dann tatsächlich auch schon Mitte der 70er verorten, als die Studios mit Filmen wie "Der weiße Hai" und "Star Wars" in ganz ähnlicher Weise vorgingen. Das wurde dann der sogenannte "Blockbuster". Und ich würde auch wirklich sagen, dass "Blockbuster" heute am ehesten die ursprüglichen Kritieren des "Exploitationkinos" erfüllen. Sogar die Taktik so viel Werbung zu machen, dass auch schlechte Filme ihr Geld wenigstens in der Startwoche einspielen, wurde übernommen. Richtig zutreffend ist der Begiff "Exploitationfilm" für mich aber nur in den 50er bis 70er Jahren.

Wichtig finde ich noch, dass die Begriffe "B-Film" und "Exploitationfilm" in ihrer ursprüglichen Bedeutung nichts über die Qualität eines Films aussagen, außer eben, dass er billig hergestellt wurde. Es gibt eine riesige Anzahl an exzellenten "B-Filmen" und auch "Exploitationfilmen". Ja, ich persönlich würde sogar sagen, dass diese beiden Gattungen oft künsterlisch interessanter sind, als der "A-Film", weil hier Regisseure viel mehr Freiheiten hatten (ganz im Sinne des "Auteur"-Begriffs, der von "Cahier des cinema" geprägt wurde), während bei den "großen" Filmen ja immer eine ganze Menge Leute reinreden konnten.

Zu guter Letzt behaupte ich jetzt mal noch ganz frech, dass das gesamte "New Hollywood" der 70er seine Existenz dem "Exploitationkino" verdankt. Wenn man sich ansieht, was Leute wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Peter Bogdanovich, Jack Nicholson, Dennis Hopper am Anfang ihrer Karriere gemacht haben wird das deutlich.

Bearbeitet von Percy Parker, 23. Juni 2006, 19:09.


#47 Der Außenseiter

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Geschrieben 23. Juni 2006, 20:58

Beitrag anzeigenPercy Parker sagte am 23.06.2006, 20:04:

Zu guter Letzt behaupte ich jetzt mal noch ganz frech, dass das gesamte "New Hollywood" der 70er seine Existenz dem "Exploitationkino" verdankt. Wenn man sich ansieht, was Leute wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Peter Bogdanovich, Jack Nicholson, Dennis Hopper am Anfang ihrer Karriere gemacht haben wird das deutlich.

Wobei die "Nouvelle Vague" bei der Beeinflussung auch nicht außer Acht gelassen werden sollte. Ansonsten kann ich mich Dir nur anschließen. :)

"Der Unterschied zwischen dem Kino damals und heute ist, dass man heute die Kackwurst zeigt."


#48 mr_west

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Geschrieben 19. Januar 2007, 10:21

um nochmal auf den eigentlichen begriffsstreit zurueckzukommen, moechte ich anmerken, dass zumindest was das genre der "blaxploitation" angeht, exploitation durchaus ein gegen die filme gerichteter eher konservativ-liberaler politisierter kampfbegriff war.
das scheint mir uebrigens oben implizit mit der debatte zu "moralisch besserem" kino angesprochen worden zu sein. fuer die debatte um blaxploitation gibt es einige neuere literatur, die versucht da wieder einiges gerade zu biegen, und uebrigens - wir sind ja schliesslich auf einem filmboard - auch eine sehenswerte doku von isaac julien...





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