Was sind Exploitation-Filme?
#1
Geschrieben 27. Januar 2006, 16:04
Ihr Gurkendoktores:
http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexiko...ploitation+Film
Taugt die Definition was?
#2
Geschrieben 27. Januar 2006, 16:05
maX sagte am 27.01.2006, 17:04:
http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexiko...ploitation+Film
Taugt die Definition was?
Nicht wirklich.
#3
Geschrieben 27. Januar 2006, 16:09
maX sagte am 27.01.2006, 16:04:
http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexiko...ploitation+Film
Taugt die Definition was?
Mal ganz davon ab, dass Definitionen per se nichts taugen weil sie nichts anderes als Behauptungen sind, ist diese Definition natürlich sehr peinlich weil sie über ihren Gegenstand wirklich nichts sagt.
#4
Geschrieben 27. Januar 2006, 16:15
korken sagte am 27.01.2006, 16:09:
maX sagte am 27.01.2006, 16:04:
http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexiko...ploitation+Film
Taugt die Definition was?
Mal ganz davon ab, dass Definitionen per se nichts taugen weil sie nichts anderes als Behauptungen sind, ist diese Definition natürlich sehr peinlich weil sie über ihren Gegenstand wirklich nichts sagt.
Doch. Sie impliziert, daß Fans von "Exploitation Filmen" primär an der Gewaltdarstellung interessiert seien. (Was natürlich auch stimmt - johoho!) Wichtig wäre mir der Hinweis darauf, daß Exploitationfilme mit großen, um ein Vielfaches teureren Produktionen in Wettstreit treten wollen und eben daraus die Betonung der "marktträchtigen" Elemente resultiert. Wichtig auch, daß die "major productions" den Ball aufgenommen haben und nun ebenfalls Exploitation produzieren...
Bearbeitet von bekay, 11. August 2008, 16:06.
Kommentare zum Tagebuch? Aber ja!!!
"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#5
Geschrieben 27. Januar 2006, 16:18
Cjamango sagte am 27.01.2006, 16:15:
#6
Geschrieben 27. Januar 2006, 16:27
Cjamango sagte am 27.01.2006, 17:15:
korken sagte am 27.01.2006, 16:09:
maX sagte am 27.01.2006, 16:04:
http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexiko...ploitation+Film
Taugt die Definition was?
Mal ganz davon ab, dass Definitionen per se nichts taugen weil sie nichts anderes als Behauptungen sind, ist diese Definition natürlich sehr peinlich weil sie über ihren Gegenstand wirklich nichts sagt.
Doch. Sie impliziert, daß Fans von "Exploitation Filmen" primär an der Gewaltdarstellung interessiert seien. (Was natürlich auch stimmt - johoho!) Wichtig wäre mir der Hinweis darauf, daß Exploitationfilme mit großen, um ein Vielfaches teureren Produktionen in Wettstreit treten wollen und eben daraus die Betonung der "marktträchtigen" Elemente resultiert. Wichtig auch, daß die "major productions" den Ball aufgenommen haben und nun ebenfalls Exploitation produzieren...
Das mit der Rezeptionsseite finde ich, wie korken, auch eher problematisch. Das mit der "Major Exploitation" ist zwar auf erster Ebene schon irgendwie richtig, aber imho sind da doch noch ein paar feine filmhistorische Unterschiede, die solche Versuche noch auf eine andere Ebene hieven. Da müsste man eher zur (in sich ihrerseits wieder sehr differenten und vielfältig bestimmten) Kategorie des postklassischen Kinos greifen. Allerdings findet auch hier eben nicht einfach nur eine Übernahme von Motiven, Strategien und Personal in eine kapitalintensivere Umgebung statt; zu beachten wären auch die ökonomischen Krisen der Majors in den frühen 70er Jahren, die signifikante Umstrukturierung des US-Kinomarktes, die Einbettung der Kinokultur in eine "Erlebniskultur" der Malls und Multiplexe sowie vor allem auch der massive Einstieg "marktfremden" Kapitals in den Filmproduktion in den späten 70er Jahren, der die Blockbuster-Form entschieden mitbedingte.
#7
Geschrieben 28. Januar 2006, 00:41
Als ihr das vorhin kurz angeschnitten habt, ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich noch immer nicht weiß, was der Begriff (eingermaßen genau) beschreiben will. Kann ich dem Artikel trauen? Oder ist da noch was hinzuzufügen?
Und noch mal:
Bearbeitet von El_Kramo, 28. Januar 2006, 00:42.
#8
Geschrieben 28. Januar 2006, 00:42
El_Kramo sagte am 28.01.2006, 01:41:
Als ihr das vorhin kurz angeschnitten habt, ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich noch immer nicht weiß, was der Begriff (eingermaßen genau) beschreiben will. Kann ich dem Artikel trauen? Oder ist da noch was hinzuzufügen?
Und noch mal:
Ich finde, die Definition ist noch schwammiger und unzutreffender als die andere von vorhin
#9
Geschrieben 28. Januar 2006, 00:45
Immo sagte am 28.01.2006, 00:42:
#10
Geschrieben 28. Januar 2006, 00:46
El_Kramo sagte am 28.01.2006, 00:45:
Immo sagte am 28.01.2006, 00:42:
#11
Geschrieben 28. Januar 2006, 00:52
Immo sagte am 28.01.2006, 00:42:
#12
Geschrieben 28. Januar 2006, 00:59
korken sagte am 28.01.2006, 00:52:
Immo sagte am 28.01.2006, 00:42:
#13
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:02
El_Kramo sagte am 28.01.2006, 01:59:
korken sagte am 28.01.2006, 00:52:
Immo sagte am 28.01.2006, 00:42:
Exploitation meint jene Filme, die sich durch eine exploitative Verfahrensweise im Aufgriff bestimmter Thematiken, Sujets und Motive auszeichnen.
#14
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:08
Immo sagte am 28.01.2006, 01:02:
#15
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:14
El_Kramo sagte am 28.01.2006, 02:08:
Immo sagte am 28.01.2006, 01:02:
Man könnte das vielleicht anhand von Pornofilmen begreifbar machen. Für einen "normalen" Film, der Sexualität zwar zum Thema hat, sich aber nicht exploitativ geriert, mag es notwendig sein, den Geschlechtsakt mehr oder weniger explizit im Bild zu repräsentieren; ganz sicher aber ist es bei einem solchen Vorhaben nicht genuin notwendig, ihn eine Viertelstunde im vollen Vollzug und im Close-Up zu präsentieren. Der übliche Pornofilm verhält sich hier exploitativ, indem er den sozusagen "geldwerten" Aspekt seines Inhalts genüßlich ausreizt und damit zB auch in den Paratexten (Filmplakate, Werbetrailer, etc.) hausieren geht.
Von daher würde ich "Exploitation" nicht notgedrungen auf Gewaltszenen kaprizieren, wie das die beiden Definition ein bisschen umständlich versuchen. 70er Rennfahrerfilme, die minutenlang nur schnelle Autos beim Wettrennen zeigen, sind sicherlich genauso Exploitation.
#16
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:16
Zitat
Überhaupt würde ich ja sagen, dass der Exploitationfilm vor allem auch ein Phänomen seiner eigenen Reklame ist (allerdings sind das jetzt schon wieder recht theoretisch-abstrakte Überlegungen, die vielleicht aber anhand des Umstands etwas für sich gewinnen, dass heutige Retro-B-Movie-Hipness sich vornehmlich an den ikonisch-ästhetischen Qualitäten der Reklame und weniger am eigentlichen ästhetischen Material selbst orientiert)
#17
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:22
Kommentare zum Tagebuch? Aber ja!!!
"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#18
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:28
Immo sagte am 28.01.2006, 01:14:
Von daher würde ich "Exploitation" nicht notgedrungen auf Gewaltszenen kaprizieren, wie das die beiden Definition ein bisschen umständlich versuchen. 70er Rennfahrerfilme, die minutenlang nur schnelle Autos beim Wettrennen zeigen, sind sicherlich genauso Exploitation.
Immo sagte am 28.01.2006, 01:16:
Zitat
Überhaupt würde ich ja sagen, dass der Exploitationfilm vor allem auch ein Phänomen seiner eigenen Reklame ist (allerdings sind das jetzt schon wieder recht theoretisch-abstrakte Überlegungen, die vielleicht aber anhand des Umstands etwas für sich gewinnen, dass heutige Retro-B-Movie-Hipness sich vornehmlich an den ikonisch-ästhetischen Qualitäten der Reklame und weniger am eigentlichen ästhetischen Material selbst orientiert)
[edit]Lahmt das Forum nur bei mir gerade so?
Bearbeitet von El_Kramo, 28. Januar 2006, 01:29.
#19
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:42
Ich bin mir von daher nicht ganz sicher, ob es sich hier wirklich um einen primären Konkurrenzkampf handelt oder ob hier nicht gänzlich unterschiedliche Schichten eines in sich differenzierten Marktes adressiert werden sollten (auch vor dem Hintergrund des Aufstiegs von Jugendsubkulturen beispielsweise).
#20
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:48
Kommentare zum Tagebuch? Aber ja!!!
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#21
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:48
Cjamango sagte am 28.01.2006, 01:22:
#22
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:56
El_Kramo sagte am 28.01.2006, 02:28:
Naja, Intentionen stehen ja nun hinter jedem Film - das lässt sich ja ohne weiteres anerkennen. Problematisch wird der Rückgriff auf Intentionen meiner Meinung nach immer nur dann, wenn der Sinn und Zweck von Analyse und Interpretation darauf reduziert wird, "die Intention des Regisseurs" aufzuspüren und diese zum Maßstab für die Gültigkeit oder Relevanz einer Auseinandersetzung mit dem Film erhoben wird (zumal solche, die das einfordern, ohnehin fast immer nur von höchst eigenen Spekulationen ausgehen, wenn sie von den Absichten des Regisseurs erzählen; zumindest ist das verhältnismäßig oft anzutreffen, dass da zwar für sich selbst interpretiert, die eigene Erkenntnis aber - warum auch immer - dem Regisseur in die Schuhe geschoben wird => )
Trotzdem lässt sich ja aber anhand der Gestaltung eines Filmes erkennen, welches (meinethalben ästhetisches) Verhältnis ein Film zu seinem Gegenstand (oder zum profilmisch Gegebenen) pflegt. Auch wenn sich das nicht pauschalisieren lässt, kann man wohl dennoch davon ausgehen, dass ein minutenlang abgefilmter Lulu in einer Mumu sich vor allem an der optischen Ausreizbarkeit dieses Motivs interessiert zeigt und darüber Dramaturgie oder Reflexion des Sujets in den Hintergrund treten lässt. (was den Exploitation Film natürlich auch filmhistorisch interessant macht, gerade als SPiel- und Experimentierfeld mit Form- und Dramaturgieelementen - da wurde zum Teil gehörig Avantgarde betrieben, Turkish Star Wars ist das beste Beispiel ).
Aber davon mal ab: Ich halte diese Kategorie auch für recht problematisch und verwende sie auch eher als "schnellen Begriff", anhand dessen man sich einigermaßen praktisch über einen Gegenstand austauschen kann, ohne dass er für mich allgemeine oder durchdefinierte Gültigkeit besitzt.
#23
Geschrieben 28. Januar 2006, 01:59
korken sagte am 28.01.2006, 01:48:
Cjamango sagte am 28.01.2006, 01:22:
#24
Geschrieben 28. Januar 2006, 02:03
Immo sagte am 28.01.2006, 01:56:
#25
Geschrieben 28. Januar 2006, 02:06
Cjamango sagte am 28.01.2006, 02:48:
Wunderbare Abenteuerwelt des frühen Kinos
So'nen göttlichen Scheiß gab es damals ja tausendfach Ein netter Side-Effect der frühen Wiege der Filmindustrie, die noch reichlich anarchisch war. Dass dieser ungemein wichtige Aspekt von Filmgescichte heutzutage nahezu verschütt ist, liegt dabei nicht nur daran, dass seinerzeit kein Verständnis für Materialpflege und -bewahrung herrschte, sondern auch daran, dass spätere Filmgeschichtsschreibung immer nur vom Telos der eigenen Gegenwart und der Sache der Filmkunst ausging. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Geschichtsschreibung, die nur von den Sprüngen von Meilenstein zu Meilenstein ausgeht, mehr verdeckt und dem (zumindest "papiernen") Zugriff entzieht als dass sie reale historische Verhältnisse nachzeichnet.
#26
Geschrieben 28. Januar 2006, 02:28
Immo sagte am 28.01.2006, 02:06:
Cjamango sagte am 28.01.2006, 02:48:
Wunderbare Abenteuerwelt des frühen Kinos
So'nen göttlichen Scheiß gab es damals ja tausendfach Ein netter Side-Effect der frühen Wiege der Filmindustrie, die noch reichlich anarchisch war. [...]
Bearbeitet von Jodo, 28. Januar 2006, 02:34.
Loblieder und Bauchpinseleien? Bitte hier entlang.<-->Für Kritik und Beschimpfungen folgt bitte diesem link.
"Man sage doch nicht, daß der real existierende Sozialismus für die unauffällige Vorbereitung eines vollkommen andern nichts abwerfe! Auch die Schlange, die man steht, kann zum Baum der Erkenntnis verführen."
Ulrich Sonnemann, Gangarten einer nervösen Natter bei Neumond
#27
Geschrieben 28. Januar 2006, 07:27
korken sagte am 28.01.2006, 01:48:
Cjamango sagte am 28.01.2006, 01:22:
Die Frage ist bei mir anlässlich "Frenzy" entstanden (den ich übrigens viel maßgeblicher für das Phänomen finde als "Exorzist", auch weil er ein Jahr älter ist): Der führt in eine spezifische Ästhetik der Darstellung (und Verknüpfung) von Sexualität und Gewalt in Groß- und Nahaufnahme ins Bild, die es vorher nur außerhalb des "etablierten" Kinos (etwa bei Lewis) gab. Interessant ist dabei, dass die Mord- und Leichenszenen damals nicht so wie heute gewirkt haben: Gerade der erste Mord und der close up (verbunden mit einem "hinweisenden" Orchestertusch) auf das Frauengesicht mit der heraus hängenden Zunge, haben damals großes Entsetzen verursacht (ich hab einige zeitgenössische Kritiken hier, die sich darüber beschweren), wohingegen gerade dieser Effekt heute eher unfreiwillig(?) komisch wirkt. Da scheint also doch ein gewisses Maß an Rezeption mitzubestimmen - speziell, wenn man "Exploitation" als ein Phänomen der Transgression und Avantgarde lesen will.
#28
Geschrieben 28. Januar 2006, 07:34
Immo sagte am 28.01.2006, 01:56:
Eventuell werde ich da ja nicht in einem Lexikon, sondern in einer guten Monografie zum Thema "Exploitationfilm" fündig. Kann mir jemand eine empfehlen? Ich habe das hier: http://www.amazon.de...SIN/0671710974/ - da ist auch ein Exploitation-Kapitel drin, das allerdings vor allem von den Filmen Ed Woods handelt, die mir jetzt so gar nicht in euren oben geführten Diskurs zu passen scheinen.
#29
Geschrieben 28. Januar 2006, 08:05
http://www.amazon.com/gp/reader/1887664246...539#reader-page
Da kannst Du die ersten Seiten anlesen (wozu ich gerade überhaupt keine Lust habe).
(Klaus Theweleit)
"I was always killing myself, but it was always the bystander who died."
(Dennis Nilsen)
#30
Geschrieben 28. Januar 2006, 09:54
Zitat
Bearbeitet von Groucho Marx, 28. Januar 2006, 10:03.
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