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Die Schreckensvideothek des Dr. Phibes - Filmforen.de

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Die Schreckensvideothek des Dr. Phibes


40 Antworten in diesem Thema

#1 Phibes

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Geschrieben 06. Januar 2006, 17:54

Coming Soon

#2 Phibes

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Geschrieben 06. Januar 2006, 19:22

Die Rache der Wikinger (Gli Invasori)

Italien 1961

Regie: Mario Bava

Premiere-Ausstrahlung

Im 10. Jahrhundert werden die Brüder Erik (Giorgio Ardisson) und Eron (Cameron Mitchell) Zeuge des Mordes an ihren Eltern, als ihre Wikinger-Siedlung von Engländern angegriffen wird. Die beiden Jungen überleben, werden jedoch getrennt. Während Erik in der Obhut der Königsfamilie Englands aufwächst, bleibt Eron allein zurück. Beiden Brüdern gelingt es in ihrer jeweiligen Heimat hohe Posten zu erringen. Jahre später kommt es, wie es kommen muss. Bei dem Kampf um die Macht Englands stehen sich beide Brüder im Kampf gegenüber, ohne von der Identität des jeweils anderen zu ahnen.

Wie zu erwarten, verleiht Bava auch diesem Wikinger-Spektakel all die visuelle Pracht, die man aus seinen Horrorfilmen gewohnt ist. Einige Einstellungen sind so wunderbar, dass man sich am liebsten Stills davon an die Wand hängen würde, wie etwa die unterirdische Kultstätte der Wikinger mit dem gewaltigen Baum, Alice Kessler in ihrem leuchtend roten Hochzeitsgewand oder der Thronsaal der Engländer, den Bava mit eleganten Kamerabewegungen abfährt...

All dem hat natürlich die eigentliche Handlung nicht viel entgegen zusetzen. Die Story scheint auch hier vor allem als Aufhänger für die spektakulären Tableaus zu dienen. Trotzdem gelingt es Bava keine Langweile aufkommen zu lassen. Die Actionszenen sind gekonnt inszeniert und für ihre Zeit auch nicht gerade zimperlich, was den Umgang mit Gewalt angeht (wobei die deutsche Fassung ja wohl auch gut acht Minuten hat einbüßen müssen). Großartige Leistungen werden den Darstellern nicht abverlangt, aber Mitchell ist durchaus Charakterkopf genug, um den Film zu tragen. Was man von dem blassen Ardisson ja eher nicht behaupten kann. Er hat schon alleine aufgrund seiner Frisur keine Chance gegen den guten alten Cameron. Die Kessler-Zwillinge sind zwar nur mäßige Schauspielerinnen und dürften vor allem aus dekorativen Zwecken engagiert worden sein, aber mir ist ihre Anwesenheit nicht sonderlich auf den Keks gegangen, was mich wiederum sehr überrascht hat. Andrea Checchi scheint sichtlich Spaß an seiner Rolle als Bösewicht gehabt zu haben und wird dafür von Bava mit einer spektakulären Todesszene belohnt. Und Francoise Christophe als Königen Alice (BARBAR! BARBAR!) ist auch nicht übel.

Für mich ist dieser Film durchaus gleichwertig mit Bavas Horrorproduktionen und ich hoffe wirklich, dass dieser feine Film in Deutschland auch noch eine hochwertige DVD-Veröffentlichung erfährt. Jedenfalls hat dieser Streifen mich dazu bewogen, die DVD von Ein Handvoll blanker Messer jetzt doch noch auf meine Einkaufsliste zu setzen.

So, das war Numero Uno. Ich hoffe man verzeiht mir den etwas ungelenken Stil und die (noch) karge Gestaltung, aber es ist ja nur die Premiere.

#3 Phibes

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Geschrieben 06. Januar 2006, 21:24

Gehetzt (You Only Live Once)

USA 1937

Regie: Fritz Lang

Eingefügtes Bild

Fritz Langs zweiter Film in Hollywood nach Fury ist ein gelungenes, wenn auch in manchen Teilen etwas angestaubtes Drama.

Henry Fonda spielt den ehemaligen Sträfling Eddie Taylor, der versucht wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Als er jedoch seinen Job als Fahrer in einer Spedition aufgrund einer Lappalie wieder verliert, ist das nur der Anfang eine Reihe von Katastrophen. Er gerät fälschlicherweise in den Verdacht, an einem Raubüberfall beteiligt gewesen zu sein, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Eddie wird zum Tode verurteilt. Kurz bevor das Urteil vollstreckt werden kann, wird seine Unschuld bewiesen. Doch Eddie ist bereits geflüchtet und hat in einem Anfall von Panik einen befreundeten Gefängnispfarrer (William Gargan) erschossen. Mit seiner Frau Joan (Sylvia Sidney) begibt er sich auf eine Flucht durch die USA.

Lang hat diese Story sorgfältig und in einigen Szenen visuell bestechend umgesetzt. Er griff hier auf Mittel zurück, die Lang bereits während seiner Stummfilmperiode in Deutschland etabliert hat. Speziell meine ich hier die Suchscheinwerfer, denen Fonda auf seiner Flucht entweichen muss. Ähnliche Szenen gibt es beispielsweise bereits in Metropolis und finden sich in variierter Form sogar noch in Langs letzten Mabuse-Film.

Inhaltlich hat der Film über die Jahre ein wenig gelitten. So ist Fondas Zögern seiner Frau den Verlust der Arbeitsplatzes zu beichten, nur um ihr nicht sagen zu müssen, dass das versprochene Eigenheim nun doch nicht gekauft werden kann, etwas unverständlich. Vor allem da Sydneys Charakter doch als sehr verständnisvolle und patente Person dargestellt wird. Das die beiden auf der Flucht vor der Übermacht der Polizei, auch noch quasi nebenbei noch ein Kind fabrizieren, war für mich dann doch etwas zuviel der Outlaw-Romantik. Allerdings punktet Lang (bzw. seine Drehbuchautoren Gene Towne und C. Graham Baker) dann aber auch wieder mit einer recht pessimistischen Schilderung der Gesellschaft. Fondas Boss ist ein Tyrann, der ihn wegen einer Nichtigkeit entlässt und der ihn herzlos abweist, als er versucht den Job wieder zubekommen. Später, als Fonda und Sidney eine Tankstelle überfallen um Benzin zu erhalten, klauen die Angestellten selber die Einnahmen aus der Kasse. Zudem ist Lang im Bezug auf das Ende recht konsequent.

Die genannten Schwächen können durchaus als zweitrangig erachtet werden und sind wohl auch verzeihlich, berücksichtigt man die Entstehungszeit des Films. Dem Unterhaltungswert schaden sie jedenfalls nicht. Beim Anschauen des Films ist mir übrigens wieder bewusst geworden, was für eine lange Karriere doch die Sidney hatte und mit welch interessanten Regisseuren sie zu tun hatte (Lang, Hitchcock, Cohen, Burton etc.). Meinem besten Kumpel hat der Film übrigens gut gefallen. Obwohl er sich nicht sonderlich für Film interessiert, hat er doch dank Streifen wie diesen, einen Geschmack an Hollywoods Golden Age entwickelt. Und das ist ja schon etwas.

#4 Phibes

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Geschrieben 07. Januar 2006, 19:25

Fedora

BRD/Frk. 1978

Regie: Billy Wilder



Mit Fedora liefert Wilder quasi eine überarbeitete Version seines Klassikers Sunset Boulevard ab, die aber zu keinem Zeitpunkt die Qualität des Vorgängers erreicht. Was aber nicht bedeuten soll, dass Fedora ein schlechter Film ist, ich mochte dieses Alterswerk sogar gerne.

Basierend auf einer Story des Ex-Schauspielers Tom Tryon (er schrieb u. a. den Bestseller „The Other“, der 1972 von Robert Mulligan verfilmt wurde), erzählt der Film von dem glücklosen Hollywoodproduzenten Barry Detweiler (hervorragend: William Holden), der nach Griechenland reist, um die dort isoliert lebende Hollywooddiva Fedora (Marthe Keller) zu einem Filmprojekt zu überreden. Zwar gelingt es Detweiler trotz Schwierigkeiten zu der immer noch jugendlich aussehenden Schauspielerin durchzudringen, doch alle Bemühungen Detweilers werden von Fedoras bizarren „Hofstaat“ (Frances Sternhagen, José Ferrer, Hildegard Knef) zunichte gemacht. Kurz darauf erfährt Detweiler von Fedoras Selbstmord. Auf der pompösen Totenfeier in Paris erfährt er schließlich ihr schreckliches Geheimnis.

Während Sunset Boulevard ein zynischer Abgesang auf die Zeiten des Stummfilms ist, so scheint es, als würde Fedora den gleichen Zweck für die Ära des Studiosystems erfüllen. Zugleich spürt man an diesem Film auch Wilders eigene Bitterkeit. Er merkte wohl, dass seine Zeit zu Ende geht und so lässt er auch in einer Szene Holden von den jungen Männern mit den Bärten sprechen, die nun das Zepter in Hollywood in den Händen halten und Leute wie ihn (Detweiler) aus dem Rennen drängen. Ein Verweis auf die Vertreter des New Hollywood a la Lucas und Spielberg? Ist wohl stark anzunehmen.

Fedora muss ohne den morbiden Pomp eines Sunset Boulevard auskommen und erinnert in einigen Szenen leider auch eher an eine TV-Produktion. Nichtsdestotrotz gelingen Wilder trotzdem gelegentlich gute Momente, wie etwa die Szenen, die in dem verlassenen Sanatorium von Mad Scientist José Ferrer spielen oder die Rückblende, in der Detweilers und Fedoras erste Begegnung gezeigt wird. Für den mit einem ungarischen Akzent sprechenden Regisseur (gespielt von Ferdy Mayne) in dieser Szene, diente übrigens Michael Curtiz als Vorlage. Untermalt wird das Ganze von der Musik Miklos Rozsas, einem der damals letzten tätigen Hollywoodkomponisten der alten Garde und der für Wilder bereits legendäre Filmmusiken für dessen Double Indemnity und The Lost Weekend schrieb. Die Qualität dieser Arbeiten aus den 40ern erreicht dieses Spätwerk zwar nicht, aber trotzdem findet Rozsa die richtigen Klänge für diesen Totentanz. Seine Karriere näherte sich dem Ende. Schon in den 60ern reduzierte er seine Filmarbeit und verließ, ebenso wie Bernard Herrmann, Hollywood in Richtung London, nachdem klassische symphonische Scores nicht mehr gefragt waren. Insofern dürfte die Stimmung des Films, der seinigen sehr nahe gekommen sein.

Die Produktion stand von Anfang an unter keinem guten Stern. So wollte Wilder ursprünglich Faye Dunaway als Fedora und Marlene Dietrich in der Rolle der Gräfin haben, bekam aber beide nicht. Die Dietrich empfahl stattdessen ihre Freundin Hildegard Knef, die auch durchaus zu überzeugen weiß. Das gleiche gilt auch für Ferrer, Sternhagen und Mario Adorf als schmieriger Hotelbesitzer. Marthe Keller ist eine ordentliche Schauspielerin, aber ihr fehlt ein wenig der Glamour, der für die Rolle notwendig gewesen wäre. Hier wären vielleicht die Dunaway oder eine Vanesssa Redgrave (die bereits in dem leider selten gezeigten Isadora sich für solch eine Rolle empfohlen hat) passender gewesen. Ein Fehler machte Wilder meiner Meinung nach mit der Verpflichtung von Michael York, der sich hier selber spielt und das noch nicht einmal sonderlich gut. Er ist zu blass um Kellers glühende Liebe für ihn glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Über die Jahre habe ich immer wieder miese Kritiken über den Film gelesen, aber jetzt, nachdem ich ihn gesehen habe, muss ich sagen, dass er doch recht ansehnlich geraten ist und ich bin wirklich überrascht, dass es keine deutsche DVD gibt (ist überhaupt eine erhältlich?).

Er würde perfekt in einen Themenabend über die grausigen Seiten des alten Hollywood passen. Weitere Filme wären dann Wilders eigener Sunset Boulevard, The Day of the Locust, Whatever Happened to Baby Jane? und Curtis Harringtons wunderbarer What's the Matter with Helen?.

#5 Phibes

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Geschrieben 08. Januar 2006, 19:47

Der Mann im Netz (The Man in the Net)

USA 1959

Regie: Michael Curtiz

John Hamilton (Alan Ladd) gibt seine lukrativen Job in New York auf und zieht mit seiner Frau Linda (Carolyn Jones) in ein kleines ländliches Städtchen, um sich dort als Maler selbst zu verwirklichen. Linda, die ohnehin eine wankelmütiges Gemüt besitzt, ist damit überhaupt nicht einverstanden und trinkt wie ein Loch. Als John eines Tages von einer kleinen Reise zurückkehrt, ist Linda verschwunden. Die Stadt-Bevölkerung vermutet, dass er dafür verantwortlich ist und prompt formiert sich ein Lynchmob. Mit der Hilfe von einigen Kindern gelingt es John jedoch, seine Unschuld zu beweisen und den wahren Täter zu überführen.

Kein großer, aber ein handwerklich solider und unterhaltsamer später Film Noir von dem versierten Handwerker Michael Curtiz. Die Szenen mit den Kindern verleihen dem Film einen eigenartigen Reiz, zumal es vermieden wird, die Gören allzu niedlich darzustellen, etwas was in US-Produktionen der 50er durchaus nicht selbstverständlich war. Auch wenn die Story dadurch nicht unbedingt an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die unterhaltsamsten Szenen sind übrigens die zwischen Ladd und Carolyn Jones, da Ladd ja eher wegen seines, sagen wir mal, sehr zurückgenommenen Spiels bekannt war und Jones dagegen äußerst exaltiert zu Werke ging. Schade, dass sie bald aus dem Film verschwindet, ich hätte gerne weiter diesen bizarren Ehezwist verfolgt. Weitere Pluspunkte gibt es für John F. Seitz´ stimmungsvolle Kameraarbeit und die exzellente Filmmusik von Hans J. Salter. Minuspunkte für das biedere und simple Happy End.

#6 Phibes

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Geschrieben 08. Januar 2006, 21:39

Blut an den Lippen (Les Lévres rouges)

Belgien/It./Frk./BRD 1971

Regie: Harry Kümel

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Ein wunderbar bizarrer Film. Definitiv in meinen Top Ten.

Ein jungvermähltes Paar (John Karlen und Danielle Ouimet) verbringen die Flitterwochen in einem belgischen Seebad zur Wintersaison. Die einzigen weiteren Gäste sind die geheimnisvolle Gräfin Bathory (die leider viel zu früh verstorbene Delphine Seyrig) und ihre Sekretärin (Andrea Rau). Die beiden entpuppen sich bald als Vampire, die es auf die Braut abgesehen haben. Doch die junge Frau muss auch erkennen, dass ihr Ehemann in Wirklichkeit ein Sadist ist, so dass es ihr nicht allzu schwer fällt sich für eine Seite zu entscheiden.

Ich liebe diesen Film! Sein traumartiger Rhythmus, die spektakulären Köstume (a la Dietrich) der Seyrig, der elegante Sportwagen der Vampire (trotz der Front: Kein BMW sondern ein seltener Bristol 401), welcher für einen der spektakulärsten Autounfälle der Filmgeschichte sorgt oder die beklemmende Atmosphäre von Brügge und dem plüschig-morbiden Seebad. Dazu noch feine Bildkompositionen zwischen Poesie und Pulp – einfach toll.

Für die passende musikalische Untermalung sorgte der ebenfalls jung gestorbene Francois De Roubaix. Als Titelthema wählte er eine Art Walzer der, arrangiert für E-Gitarre und Synth, eine dekadent-düstere Atmosphäre etabliert. Das Thema wird später auch noch für akustische Instrumente variiert. Hinzu kommen dissonante Perkussioneffekte für Schockszenen und sogar ein kleiner Chor (Chor ist vielleicht schon übertrieben, ich denke es dürften höchstens 4 Sänger bei den Aufnahmen zugegen gewesen sein). Heraus kommt ein Score der mehr die pulpy Aspekte der Story betont und der mit seiner eigenwilligen Art gut mit den Bildern korrespondiert. Leider hat Kümel die Wirkung der Musik durch abrupte Schnitte gemindert. Traurigerweise gibt es heutzutage nur das Thema auf diversen De-Roubaix-Samplern. Auch in der Welt des Vinyls sieht es nicht besser aus. Es gab mal eine Single mit dem Thema und der Musik zu der Dünensequenz und angeblich soll es auch eine LP geben, aber ich konnte keine Infos über diese Platte finden.

Ich kann diesem Film jedem, der einen Hang zum Bizarren hat, nur wärmstens empfehlen.

PS: Art Direction by Francoise Hardy!!

#7 Phibes

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Geschrieben 10. Januar 2006, 20:16

Der unsichtbare Dritte (North by Northwest)

USA 1959

Regie: Alfred Hitchcock

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Der unbescholtene Roger Tornhill (Cary Grant) wird aufgrund eines Täuschungsmanövers des amerikanischen Geheimdienstes irrtümlich für einen Agenten gehalten und quer durch die USA gejagt.

Das soll es mal mit der Inhaltsbeschreibung gewesen sein, die meisten von euch werden den Film bereits ohnehin gesehen haben. Der Thriller zählt bis heute zu Hitchcocks unterhaltsamsten Werken, bei dem mich immer wieder überrascht, wie explizit die sexuellen Anspielungen ausgefallen sind. Eigentlich kann man überhaupt nicht mehr von Andeutungen sprechen (siehe die legendäre Schlusseinstellung).

Auch wenn man nur relativ wenige Filme von Hitchcock kennt, fällt einem schnell auf, wie sehr sich bei ihm die Motive wiederholen. Züge als Ort des Geschehens gab es bereits bei Eine Dame verschwindet, Der Fremde im Zug oder Im Schatten des Zweifels, die Story eines Unschuldigen auf der Flucht, der einer Verschwörung auf die Spur kommt, in Die 39 Stufen und Saboteure (quasi eine frühere Version von North by Northwest). Das ihm dabei immer wieder bemerkenswerte Filme gelangen, ist ein Beleg für Hitchcocks Qualitäten als Regisseur.

Darstellerisch gibt es nichts zu bemängeln. Grant ist gewohnt elegant, Eva Marie Saint angenehm sexy, James Mason weltmännisch böse und Jessie Royce Landis gibt (wie schon in Über den Dächern von Nizza) eine herrlich exzentrische Mutter.

Auch zeigt der Film, weshalb Hitchcock und Bernard Herrmann bis heute als eines der besten Regisseur/Komponisten-Gespanne gelten. Für North by Northwest schrieb Herrmann einen seiner berühmtesten Scores. Das Hauptthema (erstmalig zu hören während der von Saul Bass gestalteten Titelsequenz) ist ein Fandango mit einem geradezu unerbittlichen Rhythmus, ebenso unerbittlich wie die Verfolger Tornhills. Für die Beziehung zwischen Saint und Grant komponierte er ein herrliches Liebesthema, welches weit davon entfernt ist sentimental zu klingen und mit seinem geisterhaft klingenden Streichern eher das Geheimnis von Eve Kendall betont. Das ganze Thema hat etwas zögerliches, soll als könnte die eigentliche Melodie nicht ausgespielt werden, bevor Grant die Wahrheit über Saint erfahren hat. Herrmann hat dem Thema zu dem noch einen Rhythmus verpasst, der dem von vorbeifahrenden Waggons ähnelt, da dieses Thema (Conversation Piece) quasi nur im Zug gespielt wird. Um zu überprüfen wie genau Herrmann komponiert hat, dem empfehle ich, noch einmal die Szene anzuschauen in der Grant in das Haus von Mason einbricht. Perfekt.

Da North by Northwest bei MGM entstanden ist, haben die Master Tapes in hervorragenden Zustand überlebt (MGM hat ein großartiges Archiv, dass Aufnahmen beherbergt, die bis in die 30er Jahre zurückreichen) und wurden vor einigen Jahren von Rhino/Turner auf CD veröffentlicht.

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#8 Phibes

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Geschrieben 22. Januar 2006, 18:46

Die Royal Tenenbaums (The Royal Tenenbaums)

USA 2001

Regie: Mark Mothersbaugh

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Da diesen Film inzwischen jeder gesehen hat, verzichte ich auf eine Inhaltsangabe (ist ja ohnehin öde).

Bemerkenswert finde ich, wie es Anderson und Owen Wilson schaffen, ihren bizarren Charakteren wirkliches Leben einzuhauchen und es somit vermeiden, dass die Figuren zu simplen Gimmicks verkommen (so wie es zum Beispiel in Jonas Akerlunds unausstehlichen Spun geschehen ist). Natürlich ist dies auch ein Verdienst, der bis in die Nebenrollen exzellent agierenden Darsteller. Selbst Ben Stiller und Owen Wilson gelingt es gut sich im Zaum zu halten, aber man sollte auch speziell die Leistungen von Seymour Cassell und Kumar Pallana (als Pagoda) würdigen, die in ihren eher kleinen Rollen wirklich zu glänzen verstehen.

Ich denke, ich muss den Film noch häufiger sehen, um wirklich alle Details herauszufinden. Alleine die wunderbare Ausstattung bietet immer wieder klasse Gags, wie etwa die schrägen Gemälde in Eli Cashs Wohnzimmer. Überhaupt ist Anderson, wie auch Quentin Tarantino, ein Regisseur, der sich mit seinen Filmen quasi eine Art Parallelwelt geschaffen hat, die sein Werk unverwechselbar macht.

Ein Lob auch an Anderson für sein ausgewogenes musikalisches Konzept. So gibt es eine Menge an sehr sorgfältig ausgesuchten Songs, gleichzeitig lässt Anderson aber Mark Mothersbaugh auch genug Raum, damit dessen Originalscore sich entfalten kann. Der Komponist dankte es ihm und liefert einen der schönsten und originellsten Scores der letzten Jahre ab, der mit seiner Verwendung von Cembalo und kleinen Chor Akzente setzt. Damit hebt sich die Musik wohltuend von dem biederen Comedy-Einheitsbrei eines John Debney oder Randy Edelman ab. Das bei Hollywood Records erschienene Soundtrack-Album enthält gut 15 Minuten von Mothersbaughs Musik.

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Vielleicht werde ich nach einer weiteren Sichtung des Films noch einmal einen besseren Text abliefern, der The Royal Tenenbaums gerechter wird.

#9 Phibes

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Geschrieben 23. Januar 2006, 21:47

Mercenario – Der Gefürchtete (Il Mercenario)

Italien/Spanien 1968

Regie: Sergio Corbucci

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Im revolutionären Mexiko wird ein kleiner Landarbeiter (Tony Musante) durch die Hilfe eines polnischen Söldners (Franco Nero) zum gefeierten Revolutionär, bevor ihn der eigene Größenwahnsinn fast das Leben kostet.

Ein großartiger Italowestern, rasant inszeniert und voll von bizarren Details. Unter anderem beinhaltet der Film wohl die merkwürdigste Erklärung des Begriffes „Revolution“ (muss man gesehen haben!). Es fällt auf, dass Corbucci, wie auch Sergio Leone, eher weniger an der historischen Wirklichkeit interessiert war und vielmehr ein romantisches Bild der Revolutionszeit zeichnete, dass aber natürlich nicht frei ist von moralischen Grauzonen und exzessiver Gewalt.

Zudem kann der Regisseur auf ein großartiges Ensemble von Darstellern zurückgreifen. Musante als bauernschlauer Desperado und Neros gebildeter Europäer liefern sich ein wunderbares Schauspielduell (wobei angemerkt sein soll, dass mir Musantes Synchronstimme überhaupt nicht zugesagt hat), ebenso überzeugt Giovanna Ralli als Love Interest. Aber die beste Darstellung liefert Jack Palance als sadistischer homosexueller Killer mit Religionstick. Schade nur, dass er eigentlich nur am Anfang und Ende des Films präsent ist.

Die Musik von Ennio Morricone und Bruno Nicolai ist wieder ein exzellentes Beispiel für das Talent dieser beiden Komponisten. Wie oft bei ihrer Zusammenarbeit kann man übrigens nicht erkennen, was nun speziell von Nicolai bzw. von Morricone stammt. Der Score beginnt mit einer dissonanten Einführung um dann in das mitreißende, von mexikanischen Klangkolorit geprägt Hauptthema überzugehen. Bemerkenswert sind auch die Themen für Nero bzw. Palance. Kowalskis Thema wird wie oft bei Morricone und Nicolai gepfiffen, wobei die Melodie hier einen völlig unerwartete andere Richtung einschlägt und damit durchaus auf die Unberechenbarkeit von Kowalskis Charakter angespielt werden könnte. Für den Killer Curly gibt es ein düsteres Thema, dass bisweilen auch mit den Klängen einer Orgel variiert wird, um so Curlys verquere Art des Glaubens zu charakterisieren.

GDM hat die Musik 2002 mit verbesserten Sound auf CD herausgebracht.

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#10 Phibes

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Geschrieben 25. Januar 2006, 20:50

Klute

USA 1971

Regie: Alan J. Pakula

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Der Polizist John Klute (Donald Sutherland) quittiert den Dienst um sich in New York auf die Suche nach einem verschwundenen Freund zu machen. Dafür braucht er die Hilfe des Callgirls Bree Daniels (Jane Fonda), die bereits ins Visier eines Killers geraten ist, der auch für das Verschwinden von Klutes Bekannten verantwortlich sein könnte.

Einer DER Filme der 70er Jahre. Ein hervorragendes Beispiel für das Paranoia-Kino jener Zeit, auch wenn politische Bezüge hier noch ausgespart werden.

Fonda gibt vermutlich die bester Darstellung ihrer Karriere als die widersprüchliche Bree, die ihren Kunden alle ihre Wünsche erfüllt und problemlos in alle Rollen schlüpft, welch von ihr erwartet werden. Doch merkwürdigerweise kann sie ihre Vorzüge nur in diesem Beruf ausüben, ihre Versuche als Model und Schauspielerin einen Job zu finden scheitern dagegen alle kläglich. Sutherland bietet einen gleichwertigen Gegenpart und die Szenen ihrer zögerlichen Liebesbeziehung zählen zu den besten des Films. Der Killer gehört übrigens IMO zu den erschreckendsten Filmcharakteren der 70er, vor allem dank des zurückhaltenden Spiels des Darstellers.

Gordon Willis´ Kameraarbeit ist phänomenal, eine derart beklemmende Darstellung einer Großstadthölle findet sich sonst nur selten im Film.

Und dann gibt es dann noch Michael Smalls brillante Filmmusik, die zu den wichtigsten Filmscores der 70er zählt, denn hiermit führte Small seinen berühmten „Sound of Paranoia“ ein, den er in Filmen wie The Parallax View oder Marahton Man noch verfeinern sollte. Für Klute schrieb er ein geradezu minimalistisches Thema für den Killer, dominiert (so klingt es jedenfalls) von Piano und Vibraphone. Diese Melodie wird u. a. für Klute und Brees Ermittlungen verwendet, wird der Mörder selber aktiv so fügt Small dem noch unheimlichen Frauengesang hinzu. In einer Szene spielt Bree für einen Kunden eine Societylady, die diesen mit erotischen Geschichten unterhält. Hierfür komponierte Small einen walzerähnlichen, etwas nostalgisches Stück, dass nur dort vorkommt. Schließlich gibt es noch ein verhalten bluesiges Liebesthema für Saxophon. Es ist etwas überraschend, dass dieser Score niemals auf CD erschienen ist. Und selbst die LP ist extrem rar. Warner hat nie ein Album herausgebracht, erst 1977 erschien eine halboffizielle Scheibe (von Small selbst produziert), die auf 500 Stück limitiert war und heutzutage dementsprechend teuer ist. Harkit hat eine CD angekündigt, die aber anscheinend niemals erschienen ist. Allerdings hätte es sich dabei ohnehin nur um einen LP-Rip gehandelt. Die Chancen stehen aber ziemlich gut, dass FSM sich nun dieser Sache annehmen wird.

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#11 Phibes

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Geschrieben 28. Januar 2006, 17:22

Abrechnung in San Francisco (Gli Esecutori)

Italien 1976

Regie: Maurizio Lucidi

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Als der alternde Gangsterboss Salvatore Francesco (Ivo Garrani) beschuldigt wird, Rauschgift in die USA eingeschmuggelt zu haben, beauftragt er seinen Neffen, den Anwalt Ulysses (Roger Moore), die wahren Schuldigen zu finden. Zusammen mit seinem Kumpel Charly (Stacy Keach) macht er sich auf die Suche und stößt dabei auf unschöne Geheimnisse aus seiner eigenen Vergangenheit.

Lucidis Film gehört mit Sicherheit nicht zu den Highlights italienischen Actionkinos, obwohl ich seinen Unterhaltungswert nicht in Frage stellen will, zumal er zumindest mit einer fein inszenierten Verfolgungsjagd aufwarten kann. Vor Gewalt zuckt Lucidi nicht zurück, da wird auch dem guten Fausto Tozzi mal ein Äuglein weggeschossen.

Darstellerisch pendelt sich das Ganze im Durchschnitt ein, wobei gerade Keach mit seinen prolligen Sprüchen und asozialen Verhalten einiges rausreißt (synchronisiert wurde er übrigens von Harald Juhnke). Ein echtes Highlight ist die Szene, in der Keach den Wagen von einigen Kleingangstern zu Bruch fährt. Moore ist dagegen halt Moore, aber er hat leider mit dem Manko zu kämpfen, dass er als Halbitaliener nun wahrlich nicht taugt. Etwas Gefühl bringen Ivo Garrani und Ettore Manni als ehemalige Freunde aus Kindertagen ein, die nun auf verschiedenen Seiten der Moral stehen: Als Gangster und Bischof. Aber ihre Beziehung wird niemals vertieft, wie überhaupt der ganze Filme seine Story ebenso oberflächlich, wie unglaubwürdig und umständlich erzählt. Die Charaktere bleiben Pappfiguren, deren Schicksal man gleichgültig gegenüber steht. Auch die Regie bleibt letztendlich farblos.

Trotzdem ist für einen kurzweiligen Abend gesorgt und sei es nur wegen Keach und der Atmosphäre, die Filme aus den 70ern halt so mit sich bringen.

Einen ähnlich unfertigen Eindruck wie der Film hinterlässt auch die Musik von Luis Bacalov. So gelingen dem späteren Oscar-Preisträger durchaus gelungene Stücke, wie etwa das Orgel-Solo für den Main Title oder ein kinderliedhaftes Thema für die Rückblenden, dass nicht zuletzt wegen des kindlichen Singsangs auch locker aus dem Oeuvre eines Ennio Morricone oder Bruno Nicolai stammen könnte. Auch das angefunkte Motiv für Charly weiß mit seinem Panflöteneinsatz (?) zu gefallen. Aber dem Score fehlt einen übergeordneter Gedanke, der all diese unterschiedlichen Momente vereinigt. Alles wirkt ein wenig beliebig.

Mag sein, dass die Musik auf CD besser wirkt, aber bisher ist dieser Score noch nicht auf CD erschienen. Einzig auf dem in Japan erschienen Sampler „Bacalov Fantastico“ findet sich ein Stück und zwar „Lilla“, dabei handelt sich um das Thema für die Flashbacks.

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#12 Phibes

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Geschrieben 29. Januar 2006, 17:13

Kampf auf der Todesinsel (Iguana)

USA/Schweiz/Italien/Spanien 1988

Regie: Monte Hellman

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Der Seemann Oberlus (Everett McGill), der seit seiner Geburt entstellt ist, wird von seinen Mitmenschen nur gequält und gemieden. Nach einer weiteren Demütigung flüchtet er auf eine einsame Insel. Dort schwört er der Menschheit Rache und errichtet auf der Insel ein Schreckensregime.

Mit diesem merkwürdigen Drama kehrte Hollywood-Außenseiter Monte Hellman nach gut 10 Jahren auf die große Leinwand zurück. Sein 1967 entstandener The Shooting wird ja gerne als erster existentialistischer Western bezeichnet, ebenso wie Two-Lane Blacktop, die gleiche Bedeutung als Road Movie zukommen soll. Somit bietet sich natürlich an, auch Iguana danach zu analysieren. Unglücklicherweise bin ich dafür wohl die falsche Person, denn ein halbes Jahr Existentialismus in der Schule reicht wohl kaum aus, um richtige Schlüsse zu ziehen.

Der Film ist jedenfalls eine recht interessante Angelegenheit. Wie immer macht es Hellman seinem Publikum nicht leicht, nicht nur da der Film bisweilen recht unbeholfen wirkt (nachträgliche Schnitte? Die Cannes-Version war 97 Minuten lang), sondern auch, da er dem Publikum echte Identifikationsfiguren verweigert. Oberlus Zorn ist zwar angesichts der Grausamkeiten, die ihm angetan wurden, verständlich, seine Brutalität gegenüber seinen Gefangenen macht dies aber nicht entschuldbar. Gleichzeitig blitzen aber bei ihm auch wieder Momente der Menschlichkeit auf. Auch die anderen Charaktere lassen sich nur schwer einordnen. Da ist zum Beispiel Oberlus´ Gegenspieler Gamboa (gespielt von Fabio Testi), der, obwohl eigentlich ein Mistkerl, nach seiner Gefangennahme durchaus aus menschliche Züge zeigt und welcher der einzige ist, der den Mut hat, sich gegen Oberlus zu wehren. Der gebildete Schiffsschreiber Dominic (Joseph Culp) glaubt sich Oberlus moralisch und intellektuell überlegen und enthauptet dann doch seinen Mitgefangenen, um nicht selber zu sterben (in einer der besten Szenen des Films). Als einzig gleichwertig erscheint Maru Valdivielso als Carmen, die sich auf eigenartige Weise mit Oberlus verbunden fühlt. Sie wird schließlich von ihm schwanger und sorgt damit für eines der traurigsten und ungewöhnlichsten Filmenden der 80er Jahre.

Ebenso sparsam und karg, wie die Insel in diesem Film ist auch die Musik von Franco Campanino. Es gibt eigentlich kaum Score, abgesehen von der Titelmusik, die von worlosen Frauengesang (ähnelt afrikanischen oder haitianischen Gesängen) bestritten wird, der wohl auf die Abstammung Oberlus (jedenfalls gehört er dem Voodoo-Glauben an) anspielt. Ansonsten dominieren Solis von Cello und Gitarre, insgesamt vielleicht nicht mehr als 4 Minuten, der Film benötigt aber auch keinen Score, um zu funktionieren. Aufgrund der wenigen Musik verwundert es auch nicht, dass nichts davon jemals auf CD oder LP greifbar war.


Schlussendlich wird dieser Film es wohl nicht auf meine Top-100-Liste schaffen, dazu gibt es leider auch ein paar Längen. Aber er ist es wert das man sich mit ihm beschäftigt, wobei ich glaube, dass mehr als eine Sichtung notwendig ist, bis er sich dem Zuschauer wirklich erschließt. Insofern ist dieser kurze Text wohl nicht wirklich dazu angetan, Hellmans Arbeit gerecht zu werden.

#13 Phibes

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Geschrieben 01. Februar 2006, 19:57

Barbarella

Frk./It. 1967

Regie: Roger Vadim

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In ferner Zukunft wird die Agentin Barbarella (Jane Fonda) damit beauftragt, auf einem unbekannten Planeten nach einem verschwundenen Wissenschaftler zu suchen. Dort gerät sie in allerlei amouröse und gefährliche Abenteuer.

Vadims Verfilmung von Jean-Claude Forests Comic ist ein nettes Stück Sixties-Memorabilia , dass vor allem durch seine liebevolle Ausstattung unterhält, aber die sexuelle Komponente nur ziemlich bieder und albern behandelt und somit bisweilen doch eher verkrampft wirkt. Einzig Anita Pallenberg als Schwarze Königin bringt etwas abgründigere Momente in das Ganze. Insgesamt ist der Film aber doch eine amüsante Kuriosität mit allerlei Stars jener Zeit.

Für die Musik zeichnen Bob Crewe und Charles Fox verantwortlich, wobei bekannt ist, dass Michel Magne dem damals noch recht unerfahrenen Fox unter die Arme gegriffen hat. Die Songs von The Glitterhouse sind nett, wenn auch nicht weltbewegend, der eigentliche Score kann dagegen schon mehr überzeugen. Vor allem das Stück für die Szene in der Barbarella und der Engel Pygar (John Phillip Law) von den Raumschiffen der Königin angegriffen werden, überzeugt mit tollen Einsätzen der Bleckbläser. Eine CD mit dem alten Albumprogramm (+ Radiospots) erschien 2002 bei Harkit. Als Grundlage diente dafür jedoch eine alte LP. Die Vinylversion wurde inzwischen auch wieder aufgelegt.

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#14 Phibes

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Geschrieben 03. Februar 2006, 20:57

Malastrana - Das Todessyndrom (Malastrana)

It./BRD/Jugoslawien 1971

Regie: Aldo Lado

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Als die Freundin (Barbara Bach) des Journalisten Gregory Moore (Jean Sorel) plötzlich spurlos in Prag verschwindet, macht er sich auf die Suche nach dem Mädchen und kommt einer ungeheuren Verschwörung auf die Spur.

Das Erstlingswerk von Regisseur Aldo Lado ist ein äußerst effektiv inszenierter aber auch extrem pessimistischer Thriller. Lado zieht die Spannungskurve dezent an, bis er in den letzten 20 Minuten den schieren Terror zelebriert. Beunruhigend auch, wie das Schicksal Bachs quasi nebenbei dem Zuschauer offenbart wird. Obwohl man ähnliches erwartet hat, kommt dies doch letztendlich einem Schlag in die Magengegend gleich. Durch die durch Paranoia und Hoffnungslosigkeit geprägte Stimmung ist der Streifen sicherlich auch nicht als leichte wohl aber als lohnende Kost zu bezeichnen. Ich freue mich jedenfalls schon auf die DVD (die Vox-Fassung war übrigens geschnitten. Dies schien sich jedoch v. a. auf Dialogzeilen im ersten Drittel des Films zu beziehen).

Ein nicht geringen Anteil am Gelingen des Films hat wohl auch Ennio Morricones ausgesprochen unheimliche musikalische Untermalung. Das Titelstück beginnt mit dem Rhythmus eines schlagenden Herzens, später folgen (für Morricone typische) Vokaleffekte wie weibliches Gestöhne und Gewisper, bevor gegen Ende unruhige Streicher einsetzen. Der Score spiegelt die ausweglose Stimmung der Story exakt wieder. Selbst das Liebesthema für Sorel und Bach wirkt kaum optimistisch. Lado und Morricone arbeiteten auch später noch oft zusammen, u. a. bei The Child und dem wunderbar bekloppten Kampf um die 5. Galaxis.

Dagored hat 2004 eine leicht verlängerte Fassung des Scores unter dem Alternativtitel La Corta Notte Delle Bambole Di Vetro veröffentlicht.

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#15 Phibes

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Geschrieben 04. Februar 2006, 19:12

Spuk im Schloss (The Cat and the Canary)

USA 1927

Regie: Paul Leni

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20 Jahre nach dem Tod des exzentrischen Cyrus West treffen seine Verwandten auf seinem düsteren Anwesen ein, um dort zu erfahren, wer sein immenses Erbe antreten wird. Die Glückliche ist die junge Annabelle (Laura LaPlante), vorrausgesetzt, dass sie nicht verrückt ist. Als der Familienanwalt verschwindet und zudem anscheinend ein Killer das Anwesen durchstreift, wird es schwierig die Zurechnungsfähigkeit vor den Verwandten aufrechtzuerhalten.

John Willards erfolgreiches Bühnenstück diente als Vorlage für Paul Lenis Hollywooddebüt. Dank seines visuellen Einfallsreichtums und der Kunst des Kameramanns Gilbert Warrentons unterhält der Film, trotz der formelhaften Vorlage, prächtig. Wohl nicht umsonst zählt der Film zu den Meisterwerken der Haunted-House-Spoofs, obwohl ich bisher leider noch nicht viel andere Filme aus diesem Subgenre gesehen habe. Daher verlasse ich mich einfach auf die Stimmen diverser Kritiker. Schön auch, dass Leni es vermeidet, dass Comedy-Element überzustrapazieren. Natürlich gibt es auch hier die hypernervösen älteren Damen und grimassenschneidende Nebenfiguren, aber gerade Creighton Hale als der unscheinbare Held hält sich vornehm zurück und Laura LaPlante ist eine angenehm tatkräftige Heldin.

Kein Text von mir, ohne auf die Musik einzugehen. Gerade heutzutage ist das ja oftmals eine Plage mit neuen Stummfilmscores, da die entsprechenden Komponisten nicht selten die Filme nur als Folie ansehen, auf der sie ihre eigene Kreativität ausbreiten können, jedoch dabei vergessen, dass auch bei Stummfilmen sich die Musik dem Film unterzuordnen hat. Dabei können dann solche Ärgernisse wie Henning Lohners Musik für Wienes Orlacs Hände herauskommen. Neil Brands Arbeit für The Cat and the Canary folgt glücklicherweise nicht dieser Arbeitsweise. Sein nostalgischer Score bedient sich sowohl Stillismen klassischer Horrorfilmmusik, Jazz der 20er Jahre, es sind aber auch Anklänge an John Addisons Sleuth auszumachen. Zudem verwendet Brand geschickt drei der populärsten Instrumente des Schreckens: Orgel, Cembalo und Theremin, letzteres dient zur Charakterisierung des Killers. Sehr schade, dass es diese Musik nicht auf CD gibt. Statt eines Covers daher der Link zu Neil Brands Homepage.

#16 Phibes

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Geschrieben 08. Februar 2006, 20:33

Der Tod kommt auf leisen Sohlen (Murder by Contract)

USA 1958

Regie: Irving Lerner

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Der junge Claude (Vince Edwards) hat keinen größeren Wunsch, als sich ein bestimmtes Haus zu kaufen. Da er in seinem niedrig bezahlten Job Jahrzehnte braucht um das Geld zusammenzukommen, heuert er als Killer beim Mob an (warum auch nicht?). Eiskalt übt er sein Geschäft aus (ohne jedoch eine Schusswaffe zu benutzen) und ist dabei sehr erfolgreich, bis ihn ein neuer Auftrag fast verzweifeln lässt.

Hu, dass ist eine richtige kleine Perle des späten Film Noir, die ich auf Premiere erwischt habe . Ein geradezu schwarzhumoriges Porträt eines Killers, dass bisweilen sogar eine geradezu surreale Note erhält, wenn Claude etwa zwei kleinen Gangstern (hervorragend gespielt von Phillip Pine und Herschel Bernardi) seine krude Lebensphilosophie offenbart oder sie mit seiner unerschütterlichen Ruhe aus der Fassung bringt. Auf wirkliche Sympathieträger verzichtet der Film, eher sind alle Charaktere in einer moralischen Grauzone angesiedelt. Lerner inszeniert geschickt um das minimale Budget herum und kann sich zudem auf die Hilfe von Topkameramann Lucien Ballard verlassen, der zu dem reduzierten Stil die passenden Bilder liefert.

Interessant ist der Score von Perry Botkin Jr. (sein erster), den dieser größtenteils nur für Sologitarre komponiert hat. Insgesamt wirkt die Musik wie eine bedeutend besser funktionierende und jazzigere Version von Anton Karas´ berühmter Zithermusik für The Third Man. Botkin startete danach eine solide Karriere als Filmkomponist und schrieb unter anderem die Musik zu Filmen wie R. P. M. oder Going South, bevor er sich Anfang der 90er aus Hollywood zurückzog, um sich mehr seinem Interesse für elektronische Musik zu widmen.

Die Musik zu Murder by Contract war nie in irgendeiner Form auf LP oder CD erhältlich. Dies gilt für fast alle Scores dieses Komponisten.

#17 Phibes

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Geschrieben 10. Februar 2006, 21:19

Der eiskalte Engel (Le samourai)

Frk./It. 1967

Regie: Jean-Pierre Melville

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Der Killer Jeff Costello wird bei einem seiner Aufträge von einigen Zeugen gesehen. Zwar wird Costello verhaftet, doch letztendlich muss die Polizei ihn mangels Beweise laufen lassen. Doch nun gilt er in der Unterwelt als Gefahr und soll eliminiert werden.

Ein merkwürdig reizvoller Film, der mit der Zeit eine geradezu hypnotische Wirkung entwickelt. Melville zeichnet ein Paris, dass zwar durchaus in der Realität verwurzelt ist, aber trotzdem leicht davon variiert. Eher eine Version der Stadt, die sich im Kopf des Lesers, während der Lektüre eines Harboiled- oder einer Pulp-Novel entwickelt. Alle Schauplätze in diesem Film sind entweder extrem „stripped down“ (wie etwa Jeffs Apartment) oder auf eine elegante Art stilisiert (der Nachtclub, in dem der Killer seinen letzten Auftrag erfüllt). Dies bezieht sich ebenso auf die Charaktere, die man vielleicht eher als Typen bezeichnen kann. Delon und Cathy Rosier sind schon fast als Archetypen des Killers bzw. der Femme Fatale zu verstehen. Am meisten Entfaltung genießt noch Francois Periers Kommissar (der übrigens eine fabelhafte Vorstellung liefert). Interessanterweise nimmt der Film auch etwas von der Paranoia-Welle der 70er vorweg, gerade gegen Ende, wenn unzählige getarnte Polizisten Delon durch die Stadt verfolgen und sich dabei eines komplizierten Ortungssystems bedienen.

Francois De Roubaix liefert für das Geschehen die passende sparsame Musikuntermalung. Bisweilen nahezu minimalistisch ist seine für ein kleines Ensemble komponierte Musik, die trotz ihrer Kürze einer der wichtigsten Bestandteile des Films ist. Es ist überraschend, dass dieser Score erst seit Dezember 2005 komplett zu haben ist. Er befindet sich, zusammen mit einer integralen Fassung von Les Avventuriers, auf einer CD von Universal France.

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#18 Phibes

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Geschrieben 13. Februar 2006, 21:02

In der Stille der Nacht (Still of the Night)

USA 1982

Regie: Robert Benton

Als ein Patient des Psychiaters Sam Rice (Roy Scheider) ermordet wird, versucht er den Täter zu ermitteln. Während seiner Untersuchungen verliebt er sich in Brooke (Meryl Streep), der Ex-Geliebten des Opfers, die unglücklicherweise im Verdacht steht, den Mord begangen zu haben.

Ein im positiven Sinne altmodischer Thriller, in dem die Darsteller durch ihr reduziertes Spiel überzeugen. Benton inszeniert in einem geruhsamen Stil, der allerdings den Film bisweilen fast zum Stillstand bringt, aber dem Regisseur gelingen genug stimmungsvolle Momenten (darunter eine wirklich unheimliche Traumsequenz), die den Streifen gut um die Runden bringen. Der Titel ist übrigens Programm, denn auf dem Soundtrack dominiert vor allem die Stille. Fast alle Schlüsselszenen kommen ohne Musik aus, was den Film aber durchaus nicht schadet. Der extrem sparsame Score stammt von einem Komponisten, den man sonst eigentlich nicht mit diesem Genre in Verbindung bringt: John Kander. Kander gelangte vor allem durch seine Broadwaymusicals wie Cabaret oder Chicago zu Weltruhm, die er in Zusammenarbeit mit dem inzwischen verstorbenen Texter Fred Ebb komponierte. Und in der Tat klingt das hübsche Hauptthema, dass zum ersten Mal während des Titelvorspanns zu hören ist, wie ein Song, bei dem der Text vergessen wurde. Der restliche Score, der es vielleicht gerademal auf 15 Minuten bringt, besteht größtenteils aus Variationen dieses Themas. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb trotz des prominenten Komponisten niemals ein Soundtrackalbum erschienen ist.

#19 Phibes

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Geschrieben 14. Februar 2006, 22:12

Fahrt zu Hölle ihr Halunken (Gli Specialisti)

Frk./It./Dtl. 1969

Regie: Sergio Corbucci

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Der Revolverheld Brad (Johnny Hallyday) kehrt in seine Heimatstadt zurück, um mehr über den Tod seines Bruders zu erfahren. Durch den Bandit El Diabolo (Mario Adorf) erfährt er, dass eine Gruppe einflussreicher Bürger für das Ableben von Brads Bruder verantwortlich ist.

Schade, dieser Western ist eine kleine Enttäuschung, erreicht er doch nicht die Qualität anderer Genreausflüge von Corbucci. So hat der Film zwischendurch immer wieder kleine Durchhänger. Auch in visueller Hinsicht hinkt der Film zum Beispiel Il Mercenario oder Il Grande Silenzio hinterher, da Dario di Palmas Kameraführung recht uninspiriert ist. Schlimmer ist jedoch, dass Hauptdarsteller Hallyday das Charisma und Talent eines Franco Nero oder Tomas Millian fehlen und er nur ein müder Ersatz für Corbuccis vorherige Antihelden ist. Trotzdem hat der Film immer noch genug gute Ideen um passabel zu unterhalten. Vor allem die Atmosphäre der total korrupten Stadt, in der sowohl das Establishment als auch die Vertreter der Gegenkultur (jipp, hier gibt es bereits Gammler und Hippies) moralisch verkommen sind, ist gut gelungen. Darstellerisch ragen vor allem Adorf, Gastone Moschin als zögerlicher Sheriff und Francoise Fabian als Hallydays betrügerische Schwägerin heraus.

Diesmal musste Corbucci auch auf einen seiner wichtigsten Mitstreiter verzichten. Statt Ennio Morricone war diesmal Angelo Francesco Lavagnino für die Musik verantwortlich. Der war zwar eigentlich ein talentierter Komponist, aber bei Gli Specialisti hat er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das Hauptthema für Gitarre ist blass und der Rest des sparsam instrumentierten Scores verkommt zumeist zu reinem Hintergrundgeklimper, dass zwar dem Film nicht schadet, ihm aber auch in keiner Weise hilft. Eine CD mit dem Score, auf der sich auch Francesco De Masis Quindici Forche Per Un Assassino befindet, erschien 1995 bei Beat Records.

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#20 Phibes

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Geschrieben 16. Februar 2006, 19:34

Engelsgesicht (Angel Face)

USA 1952

Regie: Otto Preminger

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Die verwöhnte Diane Tremayne (Jean Simmons) verliebt sich in den Krankenwagenfahrer Frank (Robert Mitchum). Um ihn für sich zu gewinnen, ist sie sogar bereit über Leichen zu gehen.

Premingers Film zählt für mich zu meinen persönlichen Lieblingsfilmen des Film Noir. Das mag natürlich auch daran liegen, dass Simmons zu meinen favorisierten Darstellerin jener Zeit zählt, aber schlussendlich ist der Streifen einfach auch verdammt gut ist ;) . Dazu tragen auch die starken Frauencharaktere, die auf alle ihre Weise den Männern überlegen sind. Gerade Mona Freeman überzeugt als treue Mary, die zwar Simmons´ Spiel durchschaut und trotzdem nichts dagegen tun kann, dass ihr Frank ausgespannt wird. Bemerkenswert ist auch Herbert Marshall als Dianes freundlicher aber willensschwacher Vater.

Harry Stradling Jr. sorgt für die starke Kameraarbeit, die vor allem gegen Ende, als Diane einsam durch die leere Villa geistert, begeistern kann. In dieser Szene hat auch Dimitri Tiomkins Score seinen Höhepunkt, wenn ein geisterhafter Chor den langsamen Zusammenbruch der Mörderin begleitet. Überhaupt zählt die Musik zu Tiomkins Höhepunkten in diesem Genre, da er sich hier auch das Overscoring verkneift, für das er zuweilen zu Recht kritisiert wurde. Fein ist auch das dunkel-romantische Hauptthema, dass Dianes Wahnsinn bereits andeutet und von ihr auch mehrmals auf dem Klavier gespielt wird. Jammerschade, dass hiervon niemals etwas auf Tonträger erhältlich war. Die Originalaufnahmen dürften bereits lange verloren sein, da das komplette Musikarchiv der RKO nicht mehr existiert. Und eine Neuaufnahme dürfte auch unwahrscheinlich sein. Aber immerhin gibt es ja die DVD.

#21 Phibes

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Geschrieben 19. Februar 2006, 18:46

Spetters

NL 1980

Regie: Paul Verhoeven

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Rien (Hans von Tongeren), Eeef (Toon Agterberg) und Hans (Maarten Spanjer) sind begeisterte Motorcrossfahrer. Als sie auf einer Veranstaltung die junge Fientje (Renée Soutendijk) treffen, verlieben sich alle drei in sie, nicht ahnend, dass diese Begegnung ihr Leben dramatisch verändern wird.

Unterhaltsames prä-Hollywoodwerk von Verhoeven, dass eigentlich schon alle Zutaten eines typischen Verhoeven-Films präsentiert, besonders aber wieder mal ein recht unbefangener Umgang mit dem Thema Sex und Kritik an der Kirche. Berühmt-berüchtigt ist die Vergewaltigungsszene, in der Agterberg äußerst zurückhaltend zu seinem Outing gezwungen wird. Wieder ein Beleg für Verhoevens eigenartige Sichtweise. Die einzelnen Charaktere sind wenig glaubwürdig und ihre Konflikte bisweilen arg over the top, aber das ist kein Hindernis für ordentliche Unterhaltung. Im Gegenteil, ich mag den Film weitaus lieber als viele von Verhoevens Hollywoodprojekten. Ein besonderes Lob gilt Renée Soutendijk, die überzeugend die Unterschichtsschickse spielt, der jedes Mittel recht ist, um ihrem Milieu zu entfliehen. Auch Jost Vacanos Kameraarbeit ist speziell in den Großstadtszenen äußerst atmosphärisch.

Die einfach gestrickte aber stimmige Filmmusik stammt von Ton Scherpenzeel, der diese in einem dem Rockidiom nahestehenden Stil komponiert hat. Müsste ich Vergleiche ziehen, würde mir spontan Barry De Vorzons The Warriors einfallen. Das simple Hauptthema ist jedenfalls ziemlich eingängig. Eine eigene LP oder CD gab es nie, aber Phillips veröffentlichte damals eine Single, jedoch ist mir nichts über deren Inhalt bekannt.

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#22 Phibes

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Geschrieben 21. Februar 2006, 19:41

Mein Name ist Gator (Gator)

USA 1976

Regie: Burt Reynolds

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Der Schwarzbrenner Gator (Reynolds) soll für die Regierung seinen alten Kumpel Bama McCall (Jerry Reed), der als Politiker Karriere gemacht hat, der Korruption überführen. Da Gator ansonsten eine Haftstrafe droht, nimmt er den Auftrag widerwillig an. Doch bald muss er feststellen, das McCall tatsächlich ein Drecksschwein vor dem Herrn ist.

Da ich in letzter Zeit eine Interesse für 70s-Actionflicks entwickelt habe, dachte ich mir, diesem Reynolds-Alleingang mal wieder eine Chance zu geben. Leider entpuppt sich der Film als eine arg unausgegorene Geschichte, bei dem sich die Macher nicht entscheiden konnten eine Parodie oder einen (zumindest größtenteils seriösen) Thriller zu drehen. Trotz der Hilfe von Hal Needham wirken auch die Actionszenen uninspiriert, so verpufft z. Bsp. die Wirkung der Bootsverfolgungsjagd durch die Sümpfe total. Immerhin bleibt der Film dank der überzeichneten Südstaatenatmophäre und einigen sleazigen Charakteren leidlich unterhaltsam. William A. Frakers Bilder sind gewohnt atmosphärisch und Charles Bernsteins angefunkter Bluegrass-Score ist auch ordentlich. Eine Doppel-CD mit Bernsteins Musik für einige UA-Actionfilme der 70er (Mr. Majestyk, White Lightning) wäre ganz nett. Vielleicht erbarmt sich mal ein Label. Gator gab es von UA-Records sogar auf LP.

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#23 Phibes

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Geschrieben 26. Februar 2006, 19:21

Der Mann mit dem Glasauge

BRD 1969

Regie: Alfred Vohrer

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In London werden mehrere Mitglieder der Unterwelt von einem geheimnisvollen Messerwerfer getötet. Die Ermittlungen führen Inspektor Perkins (Horst Tappert) zu der Tanzgruppe der Las Vegas Girls...

Ein durchaus unterhaltsamer, später Wallace-Krimi, auch wenn es wohl eher an den Unzulänglichkeiten des Films liegt, dass man nicht hinweg schlummert. Nett an dem Film ist, dass man hier Tappert und Fritz Wepper in prä-Derrick-Tagen bestaunen darf. Tapperts Perkins ist allerdings ungleich dynamischer als Derrick und darf auch mal für Rabatz sorgen, ist aber ansonsten ein Unsympath vor dem Herren. Stefan Behrens darf den komischen Sidekick geben und wirkt wie eine Mischung aus Eddi Arent und Ilja Richter, also ziemlich unappetitlich. Wepper ist noch nicht im Polizeidienst und begeistert als drogensüchtiger Adliger. Weiterhin gibt es noch drei hübsche Damen in Nebenrollen zu sehen: Eva Strömberg, Christiane Krüger und eine blutjunge Iris Berben.

Außerdem passt sich die Reihe dem neuen Zeitgeist an und präsentiert nun mehr nacktes Fleisch und Blut, sowie einige saublöde (aber gerade deshalb amüsante) sexuelle Anspielungen auf unterstem Niveau. Sonst bleibt jedoch alles weiterhin so miefig und kleinbürgerlich, wie man es seit jeher von den Wallace-Filmen gewohnt ist. Zumindest ist der Messerwerfer eine recht beeindruckende Gestalt.

Peter Thomas´ Bigbandscore dudelt unbekümmert vor sich hin und ist genau so wenig ambitioniert wie Vohrers Regie. Wer trotzdem davon etwas auf CD haben möchte, dem sei das Doppelalbum Peter Thomas – Film Musik von Polydor empfohlen, auf dem sich 6:32 Min. aus dem Score befinden.

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#24 Phibes

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Geschrieben 03. März 2006, 20:34

Das Labor des Grauens – The Freakmaker (The Mutations)

GB 1974

Regie: Jack Cardiff

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Professor Nolter (Donald Pleasence) ist von der Idee besessen eine Kreuzung zwischen Mensch, Tier und Pflanze zu schaffen. Die unfreiwilligen Versuchskaninchen besorgt ihm der furchtbar entstellte Lynch (Tom Baker), da ihm der Professor in Aussicht stellt, sein lädiertes Äußeres wieder gerade zu rücken. Praktischerweise ist Lynch auch noch Besitzer einer Jahrmarkts-Freakshow, in der die misslungenen Kreationen Nolters ausgestellt werden.

Ein haarsträubender Mix aus absolut bekloppten, geklauten und durchaus ernsthafteren Momenten. Zu den bekloppten Elementen zählt zum einen Pleasences haarsträubende Pseudo-Wissenschaft, seine teilweise surrealen Schöpfungen (Tony der Venusfallenmann ist nicht übel gemacht und zählt sicherlich zu sonderbarsten Monstern der Filmgeschichte), die quiekenden Kaninchen, die an Nolters fleischfressende Pflanze verfüttert werden oder auch der unglaublich schlecht gestylte Brad Harris (der einen Uni-Professor spielt und das Chaos auch mitproduziert hat), dessen Brille und Outfit Augenkrebs herausfordern. Kommen wir zu dem Geklauten: Die Szenen mit den Mitgliedern von Lynchs Sideshow-Attraktion sind ziemlich dreist aus Tod Brownings Freaks entlehnt. Komplett mit Versionen der legendären „Einer-von-uns-Sequenz“ (die in einer Simpsons-Folge übrigens wunderbar parodiert wurde) und dem Finale. Für die überraschend gefühlvollen Momente sorgt Tom Baker, der sich trotz des merkwürdigen Drehbuchs mächtig ins Zeug legt und seiner monströsen Figur auch menschliche Seiten einverleibt. Besonders deutlich wird dies, als er eine Prostituierte (Lisa Collings) nur dafür bezahlt, damit sie zu ihm sagt, dass sie ihn liebe.

Jack Cardiffs Regie ist solide und es gelingen ihm einige spannende Sequenzen. Seine Erfahrung als Kameramann sorgt auch dafür, dass der Film hübsch anzusehen ist, auch wenn hier Paul Beeson den Job hinter der Kamera übernommen hat.

Fein ist auch die Musikuntermalung von Basil Kirchin. Kirchin stammt aus der britischen Jazz-Szene und entwickelte im Laufe der Zeit einen ganz eigenen exzentrischen Stil, der sich vor allem in einigen Experimentalalben niederschlägt. Aus einem dieser Alben, nämlich World Within Worlds, verwendet Kirchin große Teile speziell für die Titel- und Schlusssequenzen sowie einigen Zeitrafferszenen. Hört man diese sphärische Musik zum ersten Mal zusammen mit den Bildern des Vorspanns, so meint man, dass einem eher etwas wie The Hellstrom Chronicle oder Phase IV erwartet, als die wilde Mad-Scientist-Variante die dann darauf folgt. Hübsch verstörend ist auch das Stück für die End Titles. Ein Ausflug Richtung Musique Concrete mit allerlei übereinander gelegten menschlichen Stimmen (wohl von den autistischen Kindern, deren Laute Kirchin für das Worlds-Projekt aufzeichnete). Das Originalmaterial, welches Kirchin für den Film komponierte, ist auch nicht übel. Jazzig-dissonante Klänge und schrille Streichereinsätze dominieren hier.

World Within Worlds erschien seinerzeit bei Columbia-Records, hat aber im Gegensatz zu einigen anderen Kirchin-Scheiben, noch kein CD-Reissue erlebt. Der Originalscore von The Mutations ist nie erschienen.

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#25 Phibes

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Geschrieben 05. März 2006, 19:29

Die Zwangsjacke (Strait-Jacket)

USA 1964

Regie: William Castle

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Nach dem Axtmord an ihrem Ehemann und dessen Geliebter wandert Lucy Hardin (Joan Crawford) für 20 Jahre in die Psychiatrie. Ihre Tochter (Diane Baker) wächst derweil bei Verwandten auf. Als Lucy schließlich entlassen wird und sie zu ihrer Familie zurückkehrt, rollen alsbald die Köpfe auf der heimatlichen Farm.

Angeblich soll Crawford den Film gehasst haben, obwohl sie sich Mitspracherecht in fast allen Belangen gesichert hat. Trotzdem liefert die zum fröhlichen Overacting neigende Crawford eine unterhaltsame Darbietung, ebenso wie Diane Baker als ihre Filmtochter (die Anne Helm ersetzte). Robert Blochs Skript ist nicht frei von Dummheiten (wie etwa der von Baker gesprochene Prolog zeigt, in dem alleine die Beschreibung ihrer Mutter ein echter Brüller ist), aber atmet kräftig Pulp-Charme. Castles Regie ist solide und bisweilen gelingen ihm sogar Nägelkauerszenen, wie der Mord an dem von George Kennedy gespielten schmierigen Landarbeiter bezeugt.

Die Musik von Van Alexander ist extrem unterhaltsam. Sein Background als Bandleader ist in dem mit Bigband-Elementen angereicherten Score spürbar. Für die Horrorelemente der Story plündert Alexander das Effektearsenal ausgiebig. Ob Vibraphone, elektronische Klangeffekte oder das gute alte Theremin: Alexander lässt keinen Zweifel daran, dass der Wahnsinn auf der Farm regiert. Selbst die im Genre so beliebte Spieluhrmelodie fehlt nicht. Ein wunderbarer Score, vom Stil her vielleicht am ehesten mit Frank DeVols Hush, Hush...Sweet Charlotte vergleichbar, der wohl nie eine CD-Veröffentlichung erfahren wird.

#26 Phibes

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Geschrieben 11. März 2006, 18:56

Der Coup (Le Casse)

Frk./It. 1971

Regie : Henri Verneuil

Der Meisterdieb Azad (Jean-Paul Belmondo) stiehlt kostbare Edelsteine aus einer Athener Villa. Ihm kommt der Polizist Zacharias (Omar Sharif) auf die Spur, der es ebenfalls auf die Steine abgesehen hat.

Definitiv einer der Besten von Belmondos Actionthrillern, soweit ich zumindest bisher beurteilen kann. Der von Verneuil souverän inszenierte Film, hält sich nicht lange mit dem Diebstahl auf (der aber spannend in Szene gesetzt wird), sondern konzentriert sich vor allem auf das Katz-und-Maus-Spiel von Belmondo und Sharif. Belmondo ist gewohnt unterhaltsam, bestreitet die bisweilen spektakulären Stunts selbst und spart auch nicht mit Selbstironie. Besonders hübsch ist sein etwas perplexer Gesichtsausdruck angesichts einer Stripshow in einem Athener Nachtclub. Ebenfalls hervorragend ist Omar Sharif als gieriger kleiner Kommissar, dessen Machtgebahren sich schnell in feiges Duckmäusertum wandelt, sobald er in Bedrängnis gerät. Nicht zu vergessen, dass der Streifen zudem über eine der spektakulärsten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte verfügt.

Die Nebenrollen sind mit Robert Hossein, Renato Salvatori, Nicole Calfan und Dyan Cannon interessant besetzt. Obwohl ich sonst kein großer Freund von Cannon bin, so muss ich doch zugeben, dass sie in diesem Falle passend besetzt ist

Die Musik stammt von Verneuils bevorzugtem Komponisten Ennio Morricone. Der liefert zwar nicht einen seiner besten Scores ab, aber er passt perfekt und wertet den Film noch einmal zusätzlich auf. Und das eingängige Hauptthema nistet sich ohnehin wieder mal frech im Hirn ein. Playtime hat die Musik, zusammen mit Morricones Score zu Verneuils Peur sur la ville, auf CD veröffentlicht.

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#27 Phibes

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Geschrieben 12. März 2006, 19:01

Django

It./Sp. 1966

Regie: Sergio Corbucci

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Ein Mann mit einem Sarg im Schlepptau, der ihm zum Transport eines Maschinengewehrs dient… Was rede ich, den Film müsste inzwischen jeder gesehen haben.

Django ist wohl nicht nur Corbuccis bekanntester Western sondern, neben Il Grande Silenzio, womöglich auch sein unangenehmster. Dies liegt weniger an der großzügigen Gewaltdarstellung, sondern vielmehr an der häufigen Unmittelbarkeit der Gewalt und der selbst für Italowestern herben Kaltblütigkeit, in der diese ausgeführt wird. Besonders deutlich wird das in einer Szene, in der einer der Spitzel des verbrecherischen Major Jackson in die Hände der gegnerischen Mexikaner fällt und diesem ein Ohr abgeschnitten wird bevor er mit einer Kugel im Rücken elendig krepiert. Dagegen ist Django alias Franco Nero nicht der Antiheld, den man erwarten würde. Vielmehr tritt er fast noch als eine moralische Instanz, zwischen all den Duckmäusern und Verbrechern, auf. Das ihm auch eine tragische Vergangenheit vom Drehbuch angedichtet wird, fällt schon fast etwas störend aus. Das zu diesem Zeitpunkt womöglich etwas strapazierte Bild des namenlosen Fremden hätte hier letztendlich doch ein wenig besser gepasst und hätte mit den unheimlich-surrealen Einstellungen von der bizarren Hängebrücke und der Stadt mit ihren verdreckten Straßen besser korrespondiert. Erwähnenswert ist die merkwürdige Dramaturgie, die dem Film zugrunde liegt. Der Mittelteil, in dem Django mit den Mexikanern ein Fort überfällt, hat eher etwas von der Leichtigkeit späterer Filme wie Il Mercenario, danach aber wechselt Corbucci wieder zu düsteren Symbolik des Anfangsteils.
Enzo Barboni findet für diese düstere Mär die richtigen Bilder, die bisweilen dem Horrorgenre näher stehen als dem Western.

Luis Bacalov komponierte die harsche Filmmusik, eine Art „sonic landscape“, die den düsteren Landschaften des Films entspricht. Hoffnung verheißt nur das Django-Thema, dass im Vorspann in Form eines Songs (gesungen von Roberto Fia) eingeführt wird, im Verlauf der Handlung aber oft nur in bruchstückhafter Form hervortritt. Jackson und Rodriguez (beziehungsweise ihre Banden) erhalten ebenfalls eigene Themen, wobei das von Rodriguez natürlich angemessen mexikanisch klingt. Das unten angegebene Cover gehört zu der CD von Sony Classical, die mit gut 55 Minuten die längste Fassung des Scores bietet.

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#28 Phibes

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Geschrieben 16. März 2006, 20:02

Konga

GB 1961

Regie: John Lemont

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Nach einigen Monaten kehrt der verschollen geglaubte Wissenschaftler Dr. Charles Decker (Michael Gough) aus Afrika zurück. In seinem Gepäck befindet sich nicht nur der Schimpanse Konga, sondern auch eine Formel mit der das Wachstum von Lebewesen beschleunigt werden kann. Der leicht wahnsinnige Decker verwandelt den unter seiner Kontrolle stehenden Affen in ein tonnenförmiges Monster und benutzt ihn als Mordinstrument gegen jene, die ihm im Weg stehen.

Sehr unterhaltsamer Wahnsinn aus der Rumpelkammer von Herman Cohen, der auch für den damals berüchtigten Horrors of the Black Museum verantwortlich zeichnet. Michael Gough gab dort schon eine wenig subtile Darbietung als Bösewicht, aber diese übertrifft er hier mit seiner Performance als sadistischer, fröhlich keifender Decker problemlos. Es ist in solchen Filmen immer hübsch zu sehen, dass die verrückten Gelehrten ihre Erfindung/Entdeckung oftmals erst als Segen für die Menschheit anpreisen nur um sie quasi im gleichen Moment für ihre eigenen niedrigen Ziele zu missbrauchen. In diesem Falle um etwa Konkurrenz aus dem Weg zu räumen, oder eine dödeldumme Tittenmaus für sich zu gewinnen. Gegen Ende darf Konga dann noch zu einem wahren Giganten heranwachsen, der statt Fay Wray dann Gough in seiner Klaue hält und durch London stampft, dabei aber kaum Zerstörungen anrichtet, da diese vermutlich das Budget gesprengt hätten.

In einer Nebenrolle spielt der heute vergessene Sänger Jess Conrad den zutiefst unsympathischen Freund der drallen Claire Gordon (aka Deckers Love-Interest), wobei es überraschend ist, dass das Drehbuch ihm den Heldenpart verweigert. In der Tat konzentriert sich der Film nur auf Gough und seine eifersüchtige Assistentin (gespielt von Margo Johns), während der Rest der Besetzung bis zum Ende eigentlich nicht weiß, worum es eigentlich geht. Der immer gern gesehene George Pastell ist einer kleinen Rolle als eines von Kongas Opfern zu sehen.

Der Komponist Gerard Schurmann (ein in der britischen Musikszene angesehener Komponist, der auch die Musik zu Horrors of the Black Museum schrieb), war von dem ganzen Irrsinn anscheinend unbeeindruckt und liefert einen wirklich fantastischen, modernistischen Score mit einem wunderbaren Thema für den Affen ab, der auch einem ambitioniteren Projekt gut zu Gesicht gestanden hätte. Meines Erachtens eine der besten Filmmusiken, die zu dieser Zeit für ein britisches B-Movie entstanden. Auf dem inzwischen vergriffenen und seltenen Sampler Horrors of the Black Museum: Gerard Schurmann Music for Films 1956 – 1984 von Cloud Nine Records befinden sich ca. 8 Minuten der Originalaufnahmen. Dagegen dürfte das Album Horror! von Silva Screen recht einfach zu finden sein. Dies enthält neueingespielte Themen und Suiten aus diversen britischen Horrorfilmen der 50er und 60er, darunter der Main Title aus Konga und etwas Musik aus Horrors of the Black Museum.

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#29 Phibes

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Geschrieben 30. März 2006, 19:31

Hellboy

USA 2004

Regie: Guillermo Del Toro

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Gegen Ende des 2. Weltkrieges versuchen die Nazis mit Hilfe des Okkultisten Rasputin (Karel Roden) einen Dämon aus der Hölle zu beschwören, mit dem sie den Krieg doch noch zu gewinnen hoffen. Doch ein Sonderkommando der amerikanischen Streitkräfte verhindert dies. Trotzdem schafft es ein kleiner Teufel auf die Erde zu gelangen. 60 Jahre später kämpft die auf den Namen Hellboy (Ron Perlman) getaufte Kreatur auf Seite der USA gegen finstere Mächte. Aber auch Rasputin kehrt zurück, der mit Hilfe von Hellboy, dass Ende der Welt herbeiführen will.

Del Toros Adaption des Comics von Mike Mignola gehört durchaus zu den besseren Verfilmungen aus dem Bereich der neunten Kunst und das obwohl der Regisseur bisweilen keinen zufriedenstellenden Mittelweg zwischen seinem eigenen eher „europäischen“ Stil und den des Blockbusterkinos Hollywoods findet. Großen Spaß macht die Verbindung von geschichtlichen Ereignissen und Figuren mit Motiven aus der unheimlichen Literatur (speziell Lovecraft) und die Verwendung von fast schon archetypischen Klischees (die blonde Nazibraut, tentakelbewährte Gottheiten, Fischmenschen) verleiht dem Film einen gewissen Pulp-Charme. Mit der Figur des untoten Nazi-Zombies Kroenen (Ladislas Berav) hält auch ein recht verstörender Charakter Einzug in den Film. Lobenswert ist auch, dass Del Toro sich nicht ausschließlich auf CGI-Effekte verlässt und in einigen Szenen aufwendigen und überzeugenden Animatronics das Feld überlässt. Die eher unbekannte Darstellerriege kann überzeugen, auch wenn Perlmans Charakter etwas darunter leidet, dass er allzu oft Kalauer über die Lippen bringen muss und Karel Roden als Rasputin letztendlich zu blass bleibt. Enttäuschend ist auch der finale Showdown und allzu oft gelingt es den Machern nicht, dass nicht sonderlich hohe Budget des Films zu kaschieren. Prag ist einfach ein ziemlich lasches Stand-In für New York. Aber Del Toro nimmt seinen Job ernst und inszeniert rasant über die erwähnten Schwachpunkte hinweg, so das ich der bereits beschlossenen Fortsetzung durchaus positiv entgegen sehe.

Überzeugend ist auch Marco Beltramis Filmmusik. Beltrami ist seit dem unterhaltsamen Mimic Del Toros ständiger Komponist für dessen Hollywoodproduktionen. Mit Hellboy betritt er zwar kein neues Terrain, aber der Score bietet einige gute Ideen, die ihn zu einem der Besten des Jahrgangs O4 machen. Für das übernatürliche Element verwendet Beltrami beispielsweise das gute alte Theremin, dass hier jedoch ungewöhnlich zurückhaltend eingesetzt wird. Das Thema für Kroenen hat seinen Ursprung in einem (natürlich in Deutsch vorgetragenen) Opern-Duetts, dass dieser zur Beruhigung auf seinem Grammophon spielt (nur einer der vielen morbiden Momente im Film), bei Bedarf aber auch als orchestrale Variante im eigentlichen Score erscheint. Varese veröffentlichte einen 45-minütige CD mit der Musik, wobei jedoch die ersten Pressungen anscheinend einen Fabrikationsfehler aufweisen. Bei Bedarf also eher bei Colosseum (Deutschlandvertrieb Varese) nachfragen und dort bestellen.

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#30 Phibes

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Geschrieben 08. April 2006, 19:29

Die Nacht der lebenden Toten (Night of the Living Dead)

USA 1968

Regie: George A. Romero

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In diesem Falle halte ich es für überflüssig eine Inhaltsangabe oder gar großartige Anmerkungen meinerseits anzubringen. Also mache ich es kurz und möchte nur meine Bewunderung für Romeros Handhabe des geringen Budgets, Duane Jones'Darstellung und der gekonnten Verwendung von Musik aus der Konserve äußern. Durch die geschickte Auswahl und Verbindung der unterschiedlichen Stücke (u. a. von dem verdienten Library-Lieferanten William Loose) entsteht zumindest eine glaubhafte Illusion eines Originalscores. Der Cue für die Titelsequenz mit dem wunderbar unheimlichen Novachord-Einsatz halte ich sogar für eine der beklemmendsten Titelmusiken im Horrorfilmgenre. Die einzelnen Stücke schwanken vom Stil her zwischen 50s-Monsterfilmmusik (womit unfreiwilligerweise auch die Verwandtschaft von Night of the Living Dead mit Exploitationkino der 50er unterstrichen wird) und durchaus eher modernistischen Klängen, die zumindest ein vage Ähnlichkeit mit den Arbeiten von Hollywoods 12-Ton-Pionier Leonard Rosenman aufweisen. Die, neben der Eingangssequenz , im Film vielleicht am wirkungsvollsten musikalisch untermalte Szene, ist jene, in der Jones beginnt das Haus zu verbarrikadieren. Plötzlich erklingt eine Solo-Vokalise (vielleicht auch ein elektronischer generierter Effekt, hundertprozentig kann ich es nicht heraushören), die diesem doch ansonsten eher prosaischen Moment geradezu eine dunkel-poetische Atmosphäre verleiht.

Es ist schade, dass es wohl aufgrund von Rechtsstreitigkeiten immer noch nicht zu einer CD-Version der alten Varesé-LP gekommen ist.

PS: An den teuren Molotto: Meine Suche nach den wirklichen Urhebern der einzelnen Stücke habe ich noch nicht aufgegeben.

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