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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 70

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#2071 Funxton

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Geschrieben 03. Dezember 2009, 15:16

"I'm the master and you're the puppet!"

Puppetmaster ~ USA 1989
Directed By: David Schmoeller


Kalifornien, 1939: Kurz vor seinem durch Nazi-Verfolgung erzwungenen Selbstmord versteckt der Puppenmacher und Magier Andre Toulon (William Hickey) seine lebenden Figuren hinter einer Zimmerwand des mondänen Hotels "Bodega Bay". Fünfzig Jahre später finden sich in dem mittlerweile in Privatbesitz befindlichem Haus die Freunde des soeben verstorbenen Neil Gallagher (Jimmie F. Skaggs) ein, allesamt übersinnlich begabte Menschen. Der Traumseher Alex (Paul Le Mat) muss schließlich erkennen, dass Gallagher mitnichten tot, sondern mithilfe von Toulons Zaubersprüchen und seinen Puppen dem Geheimnis des Ewigen Lebens auf der Spur ist...

Einer der wenigen erfolgreichen Filme und späteren Miniklassiker der kleinen familiär organisierten Produktionsfirma Full Moon, der den Grundstein für eine immerhin acht Sequels umfassende Serie legte. Die Legende um den titelgebenden Hexer Toulon wurde dabei später zunehmend vertieft und ausgebeutet, allerdings mit wechselnden Akteuren. William Hickey ist nur in den ersten paar Minuten des Originals zu sehen und danach eigentlich tot zu wähnen. Die weitere inhaltliche Konstruktion von Schmoellers Film ist relativ dämlich und dient letztlich bloß als Aufhänger für die Zurschaustellung der Puppen und ihrer unterschiedlichen Eigenschaften. Die meisten der betreffenden, gemeinhin unterschätzten (genau darin liegt ihre Gefährlichkeit), kleinen Kunstwesen nennen irgendeine ausgefallene Tötungsspezialität ihr Eigen: Blade, der Anführer, hat ein totenkopfähnliches Gesicht und hantiert mit scharfen Messern, Leech Woman kann todbringende Blutegel herauswürgen, Pinhead besitzt mannsgroße Fäuste, mit denen er entsprechend umzugehen weiß, dann gibt es noch Jester, eine Puppe mit einem rotierenden Bohrer auf dem Kopf. Im Normalzustand wirken sie alle recht possierlich, doch wehe, wenn sie losgelassen.

6/10

#2072 Funxton

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Geschrieben 04. Dezember 2009, 13:46

"Goddamn' medical students!"

Terror Train (Monster im Nachtexpress) ~ USA/CAN 1980
Directed By: Roger Spottiswoode


Der Medizinstudent Doc Manley (Hart Bochner) ist berüchtigt für seine ausufernden Partys, die meist mit einem ziemlich makabren Scherz enden. Nachdem vor drei Jahren der ohnehin labile Kenny (Derek MacKinnon) nach einem Techtelmechtel mit einer bereits obduzierten Leiche völlig durchgedreht ist, steht in diesem Jahr eine Sylvester-Party in einem eigens gemieteten Zug inklusive Dampflok an, bei der sogar ein Zauberer (David Copperfield) auftritt. Klingt soweit vielversprechend, nur dass der bereits vergessene Kenny die Schmach von damals noch längst nicht verdaut hat und sich mit finsteren Mordgedanken im Gepäck unter die maskierten Partygäste mischt...

Ihre Lorbeeren als "scream queen" heimste Jamie Lee Curtis durch die zeitnahe Mitwirkung in sechs scary movies ein, vier davon klassische slasher, einer davon "Terror Train". In diesem kreischt die Gute als Medizinstudentin Alana Maxwell am frequentesten, weshalb er auch in besonderem Maße Pate gestanden haben dürfte für Curtis' langjährigen Stempel. Das Szenario wurde interessanterweise gute drei Jahre später nochmals für eine Schlüsselszene in John Landis' Meisterkomödie "Trading Places" aufbereitet, in der Dan Aykroyd, Eddie Murphy, Denholm Elliott und eben die Curtis in jeweils erstklassigen Verkleidungen Paul Gleason austricksen. Jamie Lee Curtis war bei dieser Sylvester-Zugreise von Philadelphia nach New York als fesches Schwedenmädel mit großzügigem Dekolleté vertreten - in "Terror Train" bleibt sie leider vergleichsweise verhalten. Spottiswoodes Film sticht auch sonst nicht großartig heraus unter den übrigen, zeitgenössischen Genrevertretern. Die Story eines gekränkten Psychopathen, der Rache für irgendwelchen mit ihm angestellten Schabernack nimmt, kennzeichnet ja das Grundgerüst fast jeden slasher movies diese Tage. Nur eben die überschaubare Raumtopographie des Zuges sticht hervor, ebenso wie David Copperfields erstaunliche Zaubertricks. Warum der Magier allerdings ausgerechnet dieses Projekt für seine Eigenvermarktung erwählt hat, bleibt wohl sein Geheimnis. Ben Johnson, der etwas traurig zu sein scheint, dass John Ford lange vor ihm verblichen ist, ist noch mit von der Partie. Artgerecht gibt es noch - let's twist again - gleich zwei überraschende Handlungswendungen, von denen aber zumindest die zweite aber von jedem mit halbwegs offenen Augen ziemlich früh entdeckt werden dürfte.

5/10

#2073 Funxton

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Geschrieben 04. Dezember 2009, 14:07

"Dagon needs you!"

Dagon ~ E 2001
Directed By: Stuart Gordon


Das neureiche Pärchen Paul (Ezra Godden) und Bárbara (Raquel Meroño) kreuzt mit seinen Freunden Howard (Brendan Price) und Vicki (Birgit Bofarull) auf einer Yacht vor Galicien, als sie auf ein Riff laufen. Paul und Bárbara wollen Hilfe in dem Küstenörtchen Imboca organisieren, doch kaum dort angekommen, merken beide, dass hier etwas nicht stimmt. Die Dorfkirche ist mit heidnischen Symbolen geschmückt und die paar Leute, die normal aussehen, scheinen allesamt einen an der Waffel zu haben. Zurück an Bord findet Paul weder Howard noch Vicki vor und als er wieder an Land ist, ist auch Bárbara verschwunden. Bald erkennt Paul, was in Imboca los ist: Fast sämtliche Einwohner sind Mensch-/Fisch-Hybriden und huldigen dem Meergott Dagon, einem im Wasser hausenden, riesigen Wesen. Allerdings hat Paul noch eine längst verdrängte, zusätzliche Verbindung mit den Dörflern.

Stuart Gordon ist ein Filmemacher, der selbst aus etwas krude bis leicht gammlig wirkenden Stoffen noch das Beste herausholt und mit seinem ganz persönlichen Stempel versieht. In den Händen irgeneines drittklassigen Horrorfilmers wäre "Dagon" vermutlich kaum diskutabel geraten, Gordon aber, der seine Arbeit wie so oft über filmax in Spanien produzierte und so sehr ökonomisch zu Werke gehen konnte, zaubert aus den Lovecraft-Motiven einen so gewitzten wie spannenden kleinen Genrefilm mit Fantasy-Einschlag. Neben dem Horrorveteran Francisco Rabal, dessen Andenken "Dagon" gewidmet ist, begeistert der Hauptdarsteller Ezra Godden, eine echte Entdeckung: Er wirkt mit seiner Brille wie eine Mixtur aus Harold Lloyd, Cary Grant in "Bringing Up Baby" und einer bravourös gescheiterten Ben-Affleck-Variation und mausert sich vom unbeholfenen Finanzwurm zum waschechten Kämpfer gegen das Böse.
Die Masken der Fischmenschen machen zwar einen recht ordentlichen Eindruck, ein bisschen Herzblut darf man aber schon vergießen angesichts der kostensparenden CGIs. Sonst hätte man sicher auch ein wenig mehr von Dagon itself sehen können. Einen der 'Großen Alten' gab es ja, wohl aus mehrerlei Gründen, in umfassender Detailtreue leider noch nie auf der Leinwand zu bewundern. Dies wäre eine gute Gelegenheit gewesen, besonders, wenn man erst der formidablen übrigen Arbeit von Gordon, seinem Schreiber Dennis Paoli und dem übrigen Team gewahr wird, das "Dagon" wirklich richtig gut ausschauen lässt. Die diversen Lovecraft-Verweise, darunter der hübsche, orangefarbene Miskatonic-Sweater von Godden, erscheinen mir zwar etwas nerdy, ansonsten aber ganz lustig.

7/10

#2074 Funxton

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Geschrieben 05. Dezember 2009, 13:28

"Sag ma', wie alt bist'n du eigentlich?"

Tatort - Das Mädchen auf der Treppe ~ BRD 1982
Directed By: Peter Adam


Die Duisburge Kommissare Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) stehen der siebzehnjährigen Katja (Anja Jaenicke) zur Seite, deren Mutter ermordet worden ist. Die Beamten finden heraus, dass Katjas Mutter in eine Drogenaffäre verwickelt war und offenbar deswegen ihr Leben lassen musste. Katja selbst weiß allerdings auch deutlich mehr als sie preisgibt.

"Das Mädchen auf der Treppe" ist der vierte von insgesamt neunundzwanzig Einsätzen, die Schimanski und Thanner als "Tatort"-Ermittler zeigen, die beiden Kinofilme "Zahn um Zahn" und "Zabou" eingerechnet. Der Fall um die minderjährige Katja, eine Nachbarin von Schimanski, die eines Tages vor seiner wohnung auf der Treppe sitzt und ihn um Hilfe ersucht, darf als repräsentativ für die unikale Atmosphäre der Ruhrpottkrimis gelten: Grauer Herbsthimmel, dampfende Schlote und halbverfallene Zechensiedlungen zeichnen das Bild, dazu gesellt sich für diesen speziellen Film noch ein phantastischer Score von Tangerine Dream, primär ihr flächiger Song "White Eagle". Als böser Drahtzieher im Hintergrund ist der Fassbinder-Leibdarsteller und spätere "Tatort"-Stammhalter Günther Lamprecht zu sehen, der ab 1990 selbst diverse Fälle als Kommissar Markovitz zu lösen hatte und damit eine der schönsten Ermittlerfiguren der gesamten Reihe schaffen sollte.

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Geschrieben 05. Dezember 2009, 13:43

"Thanner, wir haben jetzt 'ne Tochter."

Tatort - Kuscheltiere ~ BRD 1982
Directed By: Hajo Gies


Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) werden über den Fund einer Kindesleiche im Rhein auf einen von Amsterdam aus operierenden Menschenhändlerring aufmerksam, der neben kostspieligen illegalen Adoptionen vornehmlich ostasiatischer Kinder auch Heroin zu vermitteln pflegt. Zusammen mit Hänschen (Chiem van Houweninge) untersucht man die betreffende Agentur vor Ort und greift dabei sogar zu illegalen Methoden. Und ein weiteres Problem macht den Ermittlern zu schaffen: Das tote Mädchen starb offenbar an Typhus, einer hochgradig ansteckenden Krankheit...

Der von Hänschen-Darsteller Chiem van Houweninge ersonnene und geschriebene "Kuscheltiere" war eine jener besonders aufmerksam beäugten "Tatort"-Folgen, die für nachhaltige Diskussionen sorgen konnten, nahm sie doch mit dem Thema Menschenschmuggel via Ostasien ein sozialkritisches Sujet in Angriff und lag damit über dem alltäglichen Kriminiveau der Reihe. Im Film gibt es nette Einblicke in verschiedene Duisburger Ecken, darunter Ruhrorter Büdchen und Kneipen. In einer davon sitzt Dieter Pfaff, damals noch die Hälfte von seiner gegenwärtigen Person, und blafft Schimanski und Thanner wegen ihres schleichenden Aufklärungstempos an. Mit der Ausweitung auf den Schauplatz Amsterdam gewinnt "Kuscheltiere" noch an zusätzlichem Reiz. Leider ist die Musik diesmal nicht mehr so toll wie im "Mädchen auf der Treppe", übrigens der direkte Vorgänger von "Kuscheltiere".

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#2076 Funxton

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Geschrieben 06. Dezember 2009, 09:28

"If I'm gonna die, I want to die comfortable."

The Hurt Locker (Tödliches Kommando) ~ USA 2008
Directed By: Kathryn Bigelow


Nach dem Tod des letzten Einsatzleiters (Guy Pearce) erhält das in Bagdad operierende Bombenentschärfungskommando 'Bravo' den jüngeren, aber erfahrenen Sergeant James (Jeremy Renner) als neuen staff leader. James lebt nurmehr für seine Aufgabe und verliert immer mehr den Bezug zu den übrigen Dingen des Alltags. Dabei scheint ihn eine gewisse Todessehnsucht zu begleiten.

"Strange Days" ist der chronologisch betrachtet letzte Film Kathryn Bigelows, den ich - damals noch im Kino - bislang gesehen hatte. Der allgemein positiv gewichtete Leumund von "The Hurt Locker" hat mich schließlich dazu bewogen, mir nun auch das jüngste Werk der Ausnahmeregisseurin munden zu lassen - und genau dies ist die passende Bezeichnung für sie. Mit "The Hurt Locker" legt Bigelow einen elegant inszenierten, psychologisch nuancierten Kriegsfilm vor, der sein Sujet sehr wohltuend um eine im Allgemeinen bislang ausgesparte, weibliche Perspektive bereichert. Bereits das Eingangszitat weist die Richtung, die "The Hurt Locker" einschlagen wird. Die Figurenkonstellationsschemata und die strukturelle Dramaturgie, mit denen der Film arbeitet, sind zwar weitestgehend bekannt, die Geschichte eines jungen Mannes, der durch seinen Einsatz innerlich pervertiert und im Kriegsgeschehen, respektive im Zuge seiner spezifischen Arbeit dort seine eigentliche Existenzerfüllung findet, darf sich jedoch noch als jungfräuliches Novum wähnen inmitten der üblicherweise aus Gründen des Hurra-Patriotismus in den Kampf ziehende und dort von der Realität überwältigt werdende Rekruten kreisenden Antikriegsfilme. Da ist es sicherlich als pures Understatement aufzufassen, dass die drei prominenten Darsteller Guy Pearce, David Morse und Ralph Fiennes jeweils nach wenigen Minuten wieder von der Bildfläche verschwinden und selbige ihren jüngeren, vergleichsweise "gesichtslosen" Kollegen überlassen müssen.

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Geschrieben 07. Dezember 2009, 16:37

"Du wärst guter Pole."

Tatort - Moltke ~ BRD 1988
Directed By: Hajo Gies


Nach zehn Jahren wird Zbigniew Pawlak (Hubert Kramar), wegen seiner stoischen Aussageverweigerung auch "Moltke" bzw. "Der große Schweiger" nach dem preußischen Feldherrn genannt, aus der Haft entlassen. Moltke war damals als einziger von mehreren Tätern eines bewaffneten Raubüberfall festgenommen worden und hat über seine drei Kumpane kein Wort verlauten lassen. Der Grund: Moltkes verletzter Bruder war von einem der Gauner ermordet worden, um nichts ausplaudern zu können. Die Rache dafür möchte Moltke persönlich ausführen. Schimanski, der den Fall seinerzeit übernommen hat und die drei übrigen Täter, mittlerweile allesamt respektable Bürger, noch immer dingfest machen will, setzt sich in Moltkes Nacken fest. Doch der Pole ist nicht zu Scherzen aufgelegt.

Ein Weihnachtsfall für Schimanski und Thanner (Eberhard Feik) und damit hervorragend in diese Zeit passend. Hajo Gies hat von seinen Erfahrungen mit dem Kinoformat offenbar einiges mit zurück zum Fernsehen genommen - "Moltke" braucht sich jedenfalls nicht hinter den beiden Leinwand - "Schimanskis" zu verstecken. Der Duisburger Kommissar gerät in diverse prekäre Situationen, die er ohne seinen Kollegen kaum würde meistern können. Unter anderem schlägt ihn jemand k.o. und sperrt ihn in eine Sauna, später muss Schimmi es mit ein paar Zirkus-Großkatzen aufnehmen. Es geht also richtig feist zur Sache. Auch wenn der diesmal fürchterliche Titelsong von Blue System stammt und Kotztüte Dieter Bohlen sogar selbst seine Unvisage in die Waagschale wirft - "Moltke" ist über jeden Zweifel erhaben.

9/10

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Geschrieben 07. Dezember 2009, 16:52

"What have I unleashed?"

Fiend Without A Face (Ungeheuer ohne Gesicht) ~ UK 1958
Directed By: Arthur Crabtree


Mehrere geheimnisvolle Todesfälle an der grünen US-kanadischen Grenze rufen die Besorgnis der Anwohner hervor. Könnte vielleicht die Luftwaffe dahinterstecken, die ein neues, mit Atomkraft betriebenes Radarsystem testet? Diese Erklärung scheint unzutreffend. Vielmehr muss es sich bei der Ursache um eine Art "Gehirnvampir" handeln, denn den Opfern wurden jeweils durch zwei Löcher im Nacken Hirn und Rückenmark ausgesaugt. Major Cummings (Marshall Thompson) wird den Verdacht nicht los, dass der Gedankenforscher Dr. Warren (Gil Winfield) mehr weiß als er sagt.

Die späten Fünfziger markierten für den aus Großbritannien stammenden Science-Fiction-Film eine besonders fruchtbare Periode. Das Genrekino blühte auf - auch im Zuge des Erfolges der Hammer-Produktionen, die unlängst zuvor bereits die ersten beiden "Quatermass"-Filme ins rennen geworfen hatten. Mit "Fiend Without A Face" brachte sich nun auch die kurzlebige Amalgamated (nicht zu verwechseln mit dem Verleiher Anglo-Amalgamated) ins Spiel, die mit Arthur Crabtree einer der Männer seines Fachs gewinnen konnte. Die erst spät im Film sichtbar werdenden Monster (ihnen fehlt, so erklärt man uns, zuvor noch die nötige Energie zur Materialisation) sehen aus wie hüpfende Gehirne, an denen gleich noch die Wirbelsäule hängt und bewegen sich mithilfe ebendieses Fortsatzes fort wie Würmer, die geradewegs aus einem Apfel kriechen. So possierlich das aussieht, so wohltuend eklig ist es bei näherem Hinsehen und umso größer ist später im Finale die Freude, wenn diverse der bösen Gehirne unter hinreißenden Quetsch-Geräuschen zerschossen und zermantscht werden. Guter alter B-Horror.

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#2079 Funxton

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Geschrieben 08. Dezember 2009, 15:17

"My dear boy, this is the sort of day history tells us is better spent in bed."

High Society (Die Oberen Zehntausend) ~ USA 1956
Directed By: Charles Walters

Die Heirat der Millionärstochter Samantha Lord (Grace Kelly), genannt Tracy, mit dem mittelständischen Emporkömmling George Kittredge (John Lund) verspricht DAS gesellschaftliche Ereignis in Newport zu werden. Zwei Klatschreporter (Frank Sinatra, Celeste Holm) sollen darüber berichten und Tracys Ex Dexter Haven (Bing Crosby) rechtfertigt seine permanente Gegenwart mit der Organisation eines Jazzfestivals - tatsächlich ist er immer noch hinter Tracy her wie der Teufel hinter der armen Seele.

Unter neuem Management nahm sich die MGM Mitte der Fünfziger Remakes einiger ihrer hauseigenen Klassiker und Erfolgsfilme vor, darunter auch eines von George Cukors wunderbaren, auf einem Theaterstück basierenden Komödie "The Philadelphia Story". Aus dieser wurde unter der Ägide Charles Walters' ein kunterbuntes Musical, das mit dem Original, in dem der wortwitzige Dialog und vor allem der Herzinhalt um die Zähmung einer Widerspenstigen die erste Geige spielten, trotz diverser äußerer Ähnlichkeiten nurmehr wenig gemein hat. Wer ausnahmsweise "High Society" bevorzugt, der will mutmaßlich weniger geistreiche Unterhaltung als die sanft swingenden Cole-Porter-Songs genießen, darunter das wunderbare "Now You Has Jazz", ein Crosby-/Armstrong-Duett, oder auch die göttinnengleiche Grace Kelly, die selten durch eine bezauberndere Aura glänzte als in diesem, ihrem letzten Hollywoodfilm. So wurde denn auch primär damit beworben, dass einige Vegas-Musik-Legenden für Walters Film unter einem Hut zusammen kamen. Nun ist es kein Geheimnis, dass "High Society" die Klasse der "Philadelphia Story" zwar nicht anzukratzen vermag, die inflationär ausgeteilte und darüberhinaus ziemlich arrogante Schelte aber ist mindestens ebenso unangebracht.

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Geschrieben 10. Dezember 2009, 15:12

"Some guys just can't handle Vegas."

The Hangover ~ USA/D 2009
Directed By: Todd Phillips

Die Junggesellenabschiedsparty von Doug (Justin Bartha) in Las Vegas läuft hoffnungslos aus dem Ruder als seine drei Begleiter Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und Alan (Zach Galifianakis) nach dem unfreiwilligen Genuss von K.O.-Pillen die Stadt auf den Kopf stellen und sich am nächsten Morgen nichts erinnern können. Doug freilich, der 24 Stunden später vor dem Traualtar erscheinen soll, ist verschwunden. Es gilt, die letzte Nacht zu rekonstruieren, um den Kumpel wieder aufzutreiben.

Todd Philips lässt seine Protagonisten zusammen mit sich selbst heranwachsen. In "Road Trip" ging es um Studenten an der Schwelle zum Verantwortungsbewusstsein, in "Old School" um etwas ältere Herrschaften mit leicht unkonventionellen, spaßbedingten Regressionsansprüchen. "The Hangover" schließlich präsentiert uns arrangierte, junge Lebensplaner kurz nach Beendigung ihrer akademischen Ausbildung und kurz vor bzw. kurz nach dem finalen Schritt in ein angepasstes Familiendasein. Dass Junggesellenabschiede nicht selten eine Alibifunktion für deren geladene Gäste offerieren, sich gedankenlos in den Vollrausch zu saufen, ist mir in jüngerer Zeit selbst des öfteren am eigenen Leibe aufgegangen. Für das Protagonistenquartett in "The Hangover" kommt allerdings noch das unberechenbare Roofy-Element hinzu, das die Freunde in recht prekäre Situationen mit einigem Nachhall stürzt. Vegas als Schauplatz dieses Hirnzellenarmageddon ist allerdings nicht neu. Man denke an die Filme von Doug Liman oder gleich an Hunter S. Thompson, der den bewusst forcierten "Atavismus" dieser Stadt bereits vor 38 Jahren als solchen bezeichnete.
Phillips' Humorschwerpunkt bleibt nichtsdestotrotz derselbe: Junge Männer vergessen für einen limitierten Zeitraum sich und ihre bildungsbürgerliche Etikette und ziehen in den Kampf gegen die Windmühlen der Spießigkeit und des Erwachsenwerdens - natürlich nicht ohne gewisse Weisheiten aus der entsprechenden Situation mit sich zu nehmen. Da von diesen Männern nicht gerade einer Frank "The Tank" Ricard ist, werden sie am Ende daher auch stets guten Gewissens in ihre persönliche Biedermeier-Ära entlassen. Der steinige Weg dorthin aber ist es, der uns solch immense Freude bereitet. Und das hoffentlich noch häufiger.

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Geschrieben 10. Dezember 2009, 15:28

"What's a boomerang that dosen't come back? It's a Stick!"

Stick (Sie nannten ihn Stick) ~ USA 1985
Directed By: Burt Reynolds


Ernest Stickley (Burt Reynolds), genannt 'Stick', kommt nach sieben Jahren aus dem Bau und kehrt zurück nach Florida, wo ihn sein alter Kumpel Rainy (José Perez) gleich wieder in miese Geschäfte verwickelt. Rainy wird kurz darauf erschossen und Stick von den Unterweltgrößen Chucky (Charles Durning) und Nestor (Castulo Guerra) gejagt. Er findet Unterschlupf bei dem verrückten Geschäftsmann Braham (George Segal), der Stick als Chauffeur engagiert. Dennoch spitzt sich die Lage für ihn weiter zu. Schließlich entführt Nestor Sticks Tochter Katie (Tricia Leigh Fisher)...

Seichte Elmore-Leonard-Verfilmung, von Reynolds als Vehikel in eigener Sache hergestellt. Der bereits nicht mehr ganz taufrische Actionheld mit dem feinrasierten Schnäuzer (der erst nach zwanzig Filmminuten zum Vorschein kommt, nachdem nämlich Stick sich zu Tarnungszwecken seines graumelierten Vollbartes entledigt) gefällt sich sehr in der Position des immnerwährenden Herrn aller Lagen, der stets das letzte Wort behält und jedem, der ihm dumm kommt, einen Denkzettel verpasst. Ganz abgesehen von seinem rein äußerlichen Emporkommen rund um schicke Anzüge und Rolls Royce. Dabei hält sich Reynolds von der Gewalttätigkeit anderer Genreproduktionen dieser Zeit noch weitgehend fern; Stick greift erst ganz zum Schluss zur MP, und die findet er auch noch rein zufällig im Hause des Obergangsters. Ein bisschen mehr Zug hätte dem Film nicht geschadet. Immerhin gefällt die Leonard-typische Kulisse des Sunshine State und Nebenfiguren wie der Albino-Killer Moke (Dar Robinson) sorgen zusätzlich für Amüsement.

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#2082 Funxton

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Geschrieben 10. Dezember 2009, 15:42

"So be it."

Crawlspace (Killerhaus - Horror der grausamsten Art) ~ USA 1986
Directed By: David Schmoeller


Karl Gunther (Klaus Kinski), exkommunizierter Arzt und Sohn eines KZ-Doktors, hat diverse Schrauben locker und sich nunmehr als Vermieter in den Staaten niedergelassen. Durch die Ausgänge der geräumigen Luftschächte seines Hauses beobachtet er seine ausschließlich weiblichen Mieter, erschreckt sie mit Vorliebe und pickt sich ab und zu eine heraus, die dann endgültig verschwindet. Auf dem Dachboden hält Gunther eine zungenamputierte junge Dame (Sally Brown) in einem kleinen Käfig gefangen. Erst die junge Studentin Lori (Talia Balsam) bietet Gunter Paroli.

David Schmoeller lässt gern psychopathische Mörder auf die Menschheit los. Nachdem anno 79 bereits Chuck Connors seine "Tourist Trap" zuschnappen lassen durfte, war es in dieser Empire-Produktion Klaus Kinski persönlich, vermittels einer - das kann man neidlos zugestehen - einmal mehr beeindruckenden Performance als todessehnsüchtiger Serienkiller, der zudem in Mußestunden über Sinn und Unsinn der Euthanasie philosophiert. Die Schauplätze der einzelnen Szenen beschränken sich ausnahmslos auf das Interieur von Gunthers Haus, es gibt keine einzige Außenaufnahme. Die Innenarchitektur ist darüberhinaus schwer zu erfassen. Die Belüftungsschächte, der titelspendende "crawlspace" (so genannt, weil man sich in ihnen natürlich nicht aufrecht fortbewegen kann), bilden nämlich eine Art Hauptverkehrsader des verdächtig nach den zwanziger Jahren aussehenden Hauses. Trotz zuweilen quälender Langsamkeit wirken Schmoellers Bilder sehr komponiert und durchdacht, gerade so, als ob er sich der Anstrengung, die sein Blick in einen gestörten Geist beansprucht, völlig im Klaren sei. Kein leichter Film, aber ein lohnender. Schon wegen Kinski.

6/10

#2083 Funxton

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Geschrieben 12. Dezember 2009, 12:00

"Es soll Männer geben, die "kleiner, dummer Mädchen" sehr gern haben."

Liane, das Mädchen aus dem Urwald ~ BRD 1956
Directed By: Eduard von Borsody


Im Dschungel Afrikas stößt ein deutsches Forscherteam auf ein weißes Mädchen (Marion Michael), das offenbar unter Eingeborenen aufgewachsen ist und dessen Stammesgebräuche komplett übernommen hat. Weil man glaubt, es sei das Beste für die junge Dame, nimmt man sie kurzerhand unter die zivilisierten Fittiche und findet afgrund eines Amuletts um den Hals des Mädchens, alsbald heraus, dass es sich um die totgeglaubte Enkeltochter des immens reichen Hamburger Reeders Senator Theo Amelongen (Rudolf Forster) handelt. Dessen raffgieriger, böser Neffe Viktor (Reggie Nalder) passt die Entdeckung Lianes, wie das Mädchen richtigerweise heißt, überhaupt nicht, denn sein Einsatz als Alleinerbe des Familienvermögens ist damit futsch. Glücklicherweise hat Liane in dem weißen Jäger Thoren (Hardy Krüger) einen potenten Beschützer.

"Liane, das Mädchen aus dem Urwald" bleibt einer der reizendsten Auswüchse des Wirtschaftswunderkinos. Zwar erwies sich der Verdacht, Borsodys Film sei nichts mehr als eine verlogene, billige Peepshow für das städtische Bahnhofskino, als über die Jahrzehnte stets akut, das ändert aber nichts an seinem nicht von der Hand zu weisenden, vorsichtigen Vorstoß des Kommerzlichtspiels heraus aus den Gefilden von Heimatfilm und braver Familienkomödie. Die Besetzung um die ihrerzeit sechzehnjährige, "ewige Liane" Marion Michael mit Hardy Krüger, der schon damals seine spezielle, nölige Stimmlage pflegte, Rudolf Forster als semiseniler Thomas-Buddenbrook-Verschnitt und ganz besonders den gepflegt-bösen Reggie Nalder, der als advocatus diaboli seinen ersten Part nach dem ebenfalls unvergesslichen in Hitchcocks "The Man Who Knew Too Much" spielte, bleibt bis heute faszinierend zu beobachten. Das liest sich nun alles sicherlich recht schwärmerisch, und genau das ist es auch. Dennoch wäre nicht zu verschweigen, dass die Geschichte letzten Endes nichts anderes ist als eine geschlechtlich getunte Tarzaniade. Das Script gleich sogar bis in Einzelheiten Edgar Rice Burroughs' Originalstory.
Den possierlichen Rassismusfilz indes darf man getrost als verjährt abtun und sogar drüber lachen - meine Güte. Wenn das Hamburger Senatorengesinde fröhlich über Lianes treuen Begleiter Tanga (Jean Pierre Faye) als "schwarzen Deibel" parliert und ängstlich fragt: "Wie? Ist der denn nich' in sein' Gartenhäuschän?", dann ist das doch besonders auf erfrischende Weise zeitentlarvend. Und dass der Schnitt zweifellos von einem Fachdilettanten besorgt wurde - was soll's. Der kunterbunte Unterhaltungs- und Liebhaberwert von "Liane" macht all das locker wieder wett.

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#2084 Funxton

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Geschrieben 12. Dezember 2009, 12:20

"This isn't America, Jack. This is L.A.."

Mulholland Falls (Nach eigenen Regeln) ~ USA 1996
Directed By: Lee Tamahori


Max Hoover (Nick Nolte) vom LAPD und seine drei Freunde Elleroy Coolidge (Chazz Palminteri), Eddie Hall (Michael Madsen) und Arthur Relyea (Chris Penn) bilden die gefürchtete "Stetson-Brigade", einer Sondereinheit, die jedem Gangster, der auch nur daran denkt, sich in der Stadt der Engel niederzulassen, einen unvergesslichen Denkzettel verpasst. Dieser sieht zumeist so aus, dass der entsprechende Bösewicht eine steile Böschung am Mulholland Drive hinabgeschubst wird und schon etwas Glück haben muss, unten noch lebend anzukommen. Irgendwann schwappt die Scheiße dann vor Hoovers eigene Haustür: Ein hübscher Seitensprung (Jennifer Connelly) von ihm, von dessen Existenz Mrs. Hoover (Melanie Griffith) nichts ahnt, wird mit zerschmettertem Körper vor der Stadt aufgefunden. Damit nicht genug, scheinen von Maxens Techtelmechtel mit der schönen einige Filme zu existieren. Die Spur führt zum Hause eines Generals (John Malkovich) mitten im Army-Sperrgebiet.

Tamahoris Film verdankt der ein Jahr später entstandene und wesentlich renommiertere "L.A. Confidential" immens viel. "Mulholland Falls" mit seiner wunderbar akribischen Reanimierung des Fünfziger-Zeitkolorits, wozu auch Dave Grusins feine Musik entscheidend beiträgt, legte sozusagen die stilistische Messlatte, an der sich Hansons Film grundsätzlich zu orientieren hatte und davon dann auch reichlich Gebrauch machte. Es dürfte einzig der PR-Abteilung und dem entsprechend starken Werbe-Rückenwind von Warner Bros. zu verdanken sein, dass "L.A. Confidential" so dermaßen abgefeiert und die Indie-Produktion "Mulholland Falls" im Vergleich dazu beinahe ignoriert wurde. Dabei genügt ein Blick auf die Besetzungsliste, um sich der Qualitäten von Tamahoris Nachfolgefilm zu dem eruptiven "Once Were Warriors" zu versichern: Nicht weniger als fünfzehn große Namen, diverse davon wegen ihres praktischen Gaststarstatus unkreditiert, säumen das beeindruckende Prominenzpolster. Und jeder der selbst in Kleinstrollen auftretenden Darsteller, von William Petersen über Louise Fletcher und Bruce Dern bis hin zu Malkovich, liefert eine wohlschmeckende Kostprobe seiner - oder ihrer - ganz individuellen Brillanz. Ich habe den prächtigen "Mulholland Falls" seit dem immerhin rund dreizehn Jahre zurückliegenden Kinobesuch erst ganze dreimal gesehen; entschieden zu selten, wie ich just feststellen durfte.

8/10

#2085 Funxton

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Geschrieben 13. Dezember 2009, 11:42

"Bye-bye, blackbird."

Public Enemies ~ USA 2009
Directed By: Michael Mann


Chicago, 1933: Der legendäre Bankräuber John Dillinger (Johnny Depp) schaltet und waltet, wie es ihm gerade gefällt und liefert sich ein Privatduell mit dem zielstrebigen FBI-Ermittler Melvin Purvis (Christian Bale), der nach und nach sämtliche der großen Gangster dieser Tage zur Strecke bringt. Als neue interstaatliche Gesetze zur Verbrechensbekämpfung erlassen werden, wird der freischärlerische Dillinger zusätzlich zu einem Dorn im Auge der Syndikate.

Manns Film liefert einstweilen all das, was einen guten Gangsterfilm ausmachen soll; über eine sorgfältige Inszenierung der filmischen Gegenwart inklusive der dazugehörigen Zeichnung des sozialen Wandels und eine treffliche Ausfüllung der Protagonisten- und Antagonistenrollen bis hin zu der alten Genreweisheit, dass die Achillesfersen der clevereren Vertreter der Spezies Kriminelle sich letzten Endes stets in ihrer tief verwurzelten Emotionalität respektive die Frauen ihres Lebens symbolisieren. Dass Michael Mann zudem ein hervorragender Patron für derartige, ein hohes Maß an visueller Akribie erfordernde Stoffe für das Kino aufzubereiten, ist, hat er bereits mehrfach unter Beweis stellen dürfen. Die einzige - sehr individuell wahrgenommene - Schwäche von "Public Enemies" liegt meines Erachtens in der unpassenden Wahl des Filmmaterials. Ein in den dreißiger Jahren spielendes period piece auf DV zu drehen, halte ich für eine künstlerisch betrachtet recht missglückte Entscheidung. Der Film sieht nunmehr zwar sehr knackig und facettenreich aus, seiner Atmosphäre aber schadet das deutlich zu modernen Stoffen gehörende Format nachhaltig. Infolge des digitalen Looks war es mir jedenfalls niemals gänzlich möglich, mich in die erzählte Zeit fallen zu lassen, und das kann doch mit Sicherheit keine von Manns Intentionen gewesen sein.

8/10

#2086 Funxton

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Geschrieben 13. Dezember 2009, 11:59

"We're from out of town."

Vacation (Die schrillen Vier auf Achse) ~ USA 1983
Directed By: Harold Ramis


Statt mit seiner Familie nach Hawaii zu fliegen, zieht der Chicagoer Aromaentwickler und Familienvater Clark Griswold (Chevy Chase) es vor, per Kombi nach 'Walley World' zu reisen, einem kultisch verehrten Freizeitpark in Kalifornien. Die vierzehn Tage währende Tour zur Westküste erweist sich als liebenswerter Albtraum voller Nöte und Fettnäpchen, der darin kulminiert, dass die Griswolds 'Walley World' geschlossen vorfinden.

Mit "Vacation", der unter dem nominellpossessiven Deckmantel des Magazins "National Lampoon" firmiert, gelang Harold Ramis eine der bitterbösesten US-Satiren der achtziger Jahre mitsamt lustvoller Nestbeschmutzung. Die Griswolds, unter dem Vorsitz des permanent scheiternden Pseudo-Patriarchen Clark, von seiner Angetrauten Ellen (Beverly D'Angelo) gern auch 'Sparky' genannt, sind das bis in höchste Sphären klischierte Abziehbild der typischen WASP-Spießerfamilie. Clark ist als guter Familienvater freilich stets bemüht, alles zusammenzuhalten und zu retten, fällt aber infolge seiner gespielten Nonchalance in garantiert jede Fallgrube, die der Weg nach Walley World für ihn und seine Sippe bereit hält. Die Kinder Rusty (Anthony Michael Hall) und Audrey (Dana Barron) erweisen sich als deutlich vernünftiger und erwachsener denn ihre Eltern und schlagen deren Biedermeierei gern das eine oder andere Schnippchen. So stehen die Griswolds am Ende als höchst bemitleidenswertes, kleines Idiotenquartett da, das sich sein kleines Stück Freiheit in diesem erschreckend kulturbefreiten Land nur noch mit (Spielzeug-) Waffengewalt zu sichern vermag. Mindestens vier SNL-Veteranen haben an dem gnadenlos witzigen Resultat mitgewirkt, was bereits für sich sprechen sollte.
Klassiker.

9/10

#2087 Funxton

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Geschrieben 13. Dezember 2009, 12:21

"What have you been doing with your life?" - "Professional killer."

Grosse Pointe Blank (Ein Mann - Ein Mord) ~ USA 1997
Directed By: George Armitage


Der Profikiller Martin Blank (John Cusack) plant schon seit längerem, endlich auszusteigen. Sein letzter Job führt ihn ausgerechnet zurück in sein Heimatstädtchen Grosse Pointe - in dem just zur selben Zeit der zehnte Jahrestag von Martins Highschool-Abschlussfeier ansteht. Doch die Störfaktoren sind nicht wenige: Martins Jugendliebe Debi (Minnie Driver) lebt noch immer vor Ort, sein verrückter Konkurrent Grocer (Dan Aykroyd) ist sauer, dass Martin sein Angebot zur Mitgliedschaft in einer Killergewerkschaft ablehnt und scheucht daher zwei NSA-Agenten (Hank Azaria, K. Todd Freeman) hinter ihm her und ein ehedem versemmelter Auftrag beschert ihm seinen eigenen Attentäter (Benny Urquidez).

Im fortgeschrittenen Alter hat George Armitage dann doch noch sein persönliches Meisterstück vorgelegt - ausgerechnet in Form einer der vielen "taranteenies", die im Gefolge von "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" die Kinos überfluteten und jeweils in schwarze Anzüge gewandete Männer präsentierten, die mit Kanonen aller art per du sind und dabei stets und zu jeder Gelegenheit einen flotten Spruch auf den Lippen tragen. Dass "Grosse Pointe Blank" sich nicht von ungefähr als logischen Endpunkt dieser Serie sieht, demonstriert er wundervoll in einer Szene, in der ausgerechnet ein "Pulp Fiction" - Pappaufsteller von Kugeln zerfetzt wird. Bei Armitage beziehungsweise seinem Schreiber Tom Jankiewicz werden die coolen Killer von ihrem jungen Thron gestoßen und als gescheiterte Existenzen mit Neurosen vom Scheitel bis zur Sohle denunziert. Martin Blank ist de facto ein armes Würstchen - er hat niemanden mehr mit Ausnahme seiner Sekretärin (Joan Cusack) und einer anonymen Katze. Selbst sein Analytiker (Alan Arkin) sieht sich hoffnungslos überfordert - weiß er doch um Martins höchst gefährliche Profession. Was bleibt, ist der Ausstieg - und damit die Abkehr vom Filmzynismus eines Tarantino und seines Gefolges, innerhalb dessen frische Leichen lustige Bestandteile eines adoleszenten Männer- und Fantasieuniversums sind. In der Schlüsselszene des Films, nebenbei einer der schönsten des gesamten Kinojahrzehnts, hält Martin Blank ein Baby auf dem Arm, bewundert es mit großen Augen und lässt sich von "Under Pressure" die Gehörgänge freispülen. Stichwort Soundtrack: Auch der ist bekanntlich von allerhöchsten Gnaden. Soll sich nur ja nicht "Donnie Darko" rühmen, als erstes Echo & The Bunnymen wiederentdeckt zu haben!

10/10

#2088 Funxton

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Geschrieben 13. Dezember 2009, 12:38

"Do you know what this family needs? A mute."

The Ref (No Panic - Gute Geiseln sind selten) ~ USA 1994
Directed By: Ted Demme


Der flüchtende Räuber Gus (Denis Leary) sucht sich für eine notgedrungene, heiligabendliche Geiselnahme ausgerechnet das fortwährend streitende Ehepaar Chasseur aus - Caroline (Judy Davis) und Lloyd (Kevin Spacey) machen garantiert aus jeder vermeintlich noch so harmlos scheinenden Mücke einen Riesenelefanten. Hinzu kommt ihr mit beachtlicher krimineller Energie aufgeladener Filius Jesse (Robert J. Steinmiller Jr.), der Gus deutlich mehr Bewunderung schenkt als dem eigenen Papa. Als dann noch die lieben Verwandten zum alljährlichen Weihnachtsschmaus eintreffen, sieht der arme Gus seine Nerven vollends überstrapaziert.

Wie zu jedem Jahresabschluss ziehe ich, traditionsbewusst wie ich bin, auch zum heurigen in unregelmäßigen Abständen ein paar meiner persönlichen Weihnachtsklassiker aus dem Regal. "L.A. Confidential" war ja bereits dran, gestern gab's neben den vorgenannten im trauten Freundeskreise zum Abschluss nach längerer Zeit mal wieder "The Ref" - eine gnadenlos witzige Abrechnung mit dem bedauernswerten, kleinstädtischen Spießerdasein von Millionen US-Amerikanern. Dank einer unglaublich aufspielenden Besetzung ist die Gagdichte des - natürlich weihnachtlich-positiv endenden, Gus fungiert quasi als ebenso unfreiwilliger wie kostenloser Partnertherapeut für die kurz vor der Scheifung stehenden Lloyd und Caroline, - Films geradezu beispielhaft. Heimlicher Höhepunkt aber ist ein in sämtliche Häuser der Gegend einfallender Nachbarschafts-Weihnachtsmann (Bill Raymond), der überall sein Schnäpperchen mitnimmt, um im proportional anwachsenden Suff zunehmend eklig zu werden. "The Ref" hätte es unbedingt verdient, einen weitflächigeren Popularitätsgrad zu erlangen. Dies sei mein bescheidener Beitrag dazu.

8/10

#2089 Funxton

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Geschrieben 14. Dezember 2009, 11:39

"Yes, I am "nouveau riche," but then, it's the "riche" that counts, now isn't it?"

Midnight In The Garden Of Good And Evil (Mitternacht im Garten von Gut und Böse) ~ USA 1997
Directed By: Clint Eastwood


Der mäßig erfolgreiche New Yorker Autor John Kelso (John Cusack) kommt nach Savannah, Georgia, um dort eine Kolumne über die ausgefallenen Weihnachtspartys des gesellschaftlich geachteten Millionärs und Lebemannes Jim Williams (Kevin Spacey) zu schreiben. Kelso ist fasziniert von der affektierten Lebensart der Neureichen und Paradiesvögel, moderner Lifestyle vermischt sich in Savannah mit den Verschrobenheiten und Gepflogenheiten des alten Südens. Als Williams des Mordes an ausgerechnet seinem Ex-Lover Billy Hanson (Jude Law) verdächtigt wird und auf Notwehr plädiert, erhält Kelso mehr Stoff für seinen Artikel als er sich ursprünglich erträumt hat.

Einer der untypischsten Filme Eastwoods, der ausnahmsweise nicht als Bestandsaufnahme einer singulären Biographie dasteht, sondern als Ensemblestück und Literaturverfilmung, die sich primär aus der Vielzahl ihrer schillernden Charaktere speist und eher am ungewöhnlichen Lokalkolorit und dessen entsprechenden Extravaganzen interessiert ist. Vielleicht ging es dem Regisseur um einen Beweis dafür, dass er auch abseits seiner üblichen Themen Qualitätsarbeit zu leisten imstande ist. Böse Zungen könnten das als Feuilleton-Anbiederung interpretieren, man kann mit "Midnight", zum Beispiel in seiner Nebenfunktion als Gerichtsfilm aber ebensogut auch jede Menge Spaß haben - sofern man bereit ist, sich auf das wie erwähnt nicht eben alltägliche Ambiente einzulassen und sich dem immerhin recht ambitionierten Versuch Eastwoods, sich von sich selbst freizustrampeln, hinzugeben.

7/10

#2090 Funxton

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Geschrieben 14. Dezember 2009, 13:16

"I know - the address is something dirty, isn't it?"

Black Christmas (Jessy - Die Treppe in den Tod) ~ CAN 1974
Directed By: Bob Clark


In einem weihnachtlich eingestimmten Schwesternheim geht ein verrückter Killer um, der sich auf dem Dachboden des Hauses verschanzt hat und von dort aus zunächst unbemerkt seine Mordzüge veranstaltet.

"Black Christmas" darf als frühes Musterexemplar der Horror-Subgattung 'Slasherfilm' gelten. Bob Clark inszeniert gekonnt, mit einem ironischen Auge auf die Jahreszeit nebst ihrer titelgebenden Feiertage und versäumt vor allem nicht, im Übrigen ein typisches Manko der späteren Genrevertreter, sein Augenmerk auf vermeintliche Nebensächlichkeiten und -details zu legen. Der entscheidende Punkt jedoch ist Clarks Talent für die Kreierung von Suspense. Nach einem Knall zu Beginn verharrt der Film in seiner Gemächlichkeit, in der vorgeblichen Sicherheitswiege, um dann spätere Szenen umso gnadenloser zuschlagen zu lassen. Ich würde sogar soweit gehen, die vorletzte Einstellung, die die sedierte Jessy (Olivia Hussey) zeigt und wie sie einfach im Bett vergessen wird, als meisterhaft zu bezeichnen. Der reichlich schleierhaften Motivationslage des geheimnisvollen Mörders - mit Ausnahme seines offensichtlichen Irrsinns - sei in diesem Zusammenhang nachgesehen.

7/10

#2091 Funxton

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Geschrieben 16. Dezember 2009, 16:28

"Enough. Enough now."

Love Actually (Tasächlich... Liebe) ~ UK/USA 2003
Directed By: Richard Curtis


Diverse, zumeist glücklich endende Liebesgeschichten zwischen Partner- und Freundschaft in einer Art fiktivem, weihnachtlichen "Parallel-London", das der realen Metropole bis auf ein paar Details sehr ähnlich ist.

So eine cool Sau von Premierminister wie den von Hugh Grant interpretierten in "Love Actually" hat das echte Großbritannien bislang noch nie an Land gezogen, einen, der seine sehr wohl proportionierte Bedienstete (Martine McCutcheon) anhimmelt, zu den Pointer Sisters durch sein Treppenhaus steppt und der dem amerikanischen Präsidenten (Billy Bob Thornton), nebenbei ein vortrefflich arrogantes Arschloch, die rote Karte für die blind erwartete Allianz mit den Briten in punkto Weltpolizei vorweist - freilich erst, nachdem das US-Staatsoberhaupt in einem unbeobachtet geglaubten Moment die falschen Glocken zu läuten gewagt hat. Auch sonst ist alles eitel Sonnenschein in Curtis' beinahe schon ekelhaft schönem Weltverbesserungsmärchen, selbst der winterliche Himmel über der Themse strahlt in stählernem Blau. Nicht ganz in das ansonsten perfekt abgerundete Menschenbild des Films passen Alan Rickman als fehltretender Familienvater, der, wie wohl jeder vernünftige Mann, in Heike Makatschs tiefes Dekolletee zu fallen droht, hier, oder ein unglücklich in Keira Knightley verliebter Andrew Lincoln dort. Die kommen aber irgendwie alle über ihre Schmach hinweg, ein paar lose Handlungsenden, die allesamt etwas mit "Zurückgelassenen" zu tun haben, werden ignoriert bzw. verschwinden kurzerhand ins tröstliche Filmnirwana - wer sich auf "Love Actually" einlässt, muss darauf gefasst sein, keinen intelligenten (vielleicht sagen wir besser 'kopflastigen') oder gar weitsichtigen Film zu Gesicht zu bekommen, sondern einen, der vermutlich selbst Schwerstdepressiven in der Feiertagszeit zwei Stunden lang erfolgreich hochprozentige Zuckerwatte in den Popo bläst. Die Formel ist einfach - wenn eine oder zwei Liebesgeschichten nicht zur ultimativen filmischen Dopamininjektion gereichen, mach einfach einen Ensemblefilm mit irgendwas um die fünfzehn Liebesgeschichten draus. Eine Äquivalenz, so simpel wie narrensicher.
Da ich Curtis' Film nunmehr bereits zum dritten Mal gesehen und gewissermaßen auch sehr lieb habe, ist das zuoberst Verfasste nicht als Beschwerdebrief zu lesen, sondern eigens als Rechtfertigung dafür, dass gewisse Zeiten eben gewisse Filme erfordern. "Love Actually" reicht - ja, ich gebe es zu - sogar für ein wenig Augenpipi bei mir.

8/10

#2092 Funxton

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Geschrieben 17. Dezember 2009, 15:49

"Psychologically, I'm very confused... but personally, I don't feel bad at all."

The Shop Around The Corner (Rendezvous nach Ladenschluss) ~ USA 1940
Directed By: Ernst Lubitsch


Budapest in der Vorweihnachtszeit: Der Geschenkartikelladen "Matuschek & Co." erfreut sich in diesen Tagen zunehmender Frequentierung. Nur der erste Verkäufer Alfred Kralik (James Stewart) hat es nicht leicht: Sein Chef (Frank Morgan) verdächtigt ihn, eine geheime Affäre mit dessen Frau zu pflegen und Kraliks vielgeliebte anonyme Briefkorrespondenz entpuppt sich ausgerechnet als die neue Kollegin Klara Novak (Margaret Sullavan), ein in Kraliks Augen kratzbürstiges Frauenzimmer, das so gar nicht zu den schmeichlerischen Zeilen Geschriebenen passen mag.

Auf einem ungarischen Theaterstück basierend verfilmte Lubitsch die Geschichte zweier Seelenverwandter, die ohne ihr schriftliches Ausdrucksvermögen nie zueinander gefunden hätten. Bemerkenswerterweise siedelt sich die Geschichte weder in einem englischsprachigen, noch überhaupt in einem westlichen Land an, sondern spielt mitten in Budapest, das sich im Film freilich auf eine in den MGM-Ateliers erbaute Straßenzeile beschränkt. Ungarn war in den frühen Vierzigern als Kollaborationsstaat NS-Deutschlands berüchtigt und betrieb kurz vor Kriegsende unter der Quisling-Regierung Sztójay bekanntlich eine höchst antisemitische Politik. Politische Implikationen sucht man trotz Lubitschs ansonsten betont aktionistischer Filmerei im "Shop" vergeblich; hier geht es einmal schlicht um Menschen, Existenzen und deren Kreuzwege. Das kleine romantische Märchen wurde kein besonderer Kassenschlager, zum einen vielleicht wegen der den Yankees zwangsläufig seltsam erscheinenden Namen der Protagonisten (geschweige denn der geographischen Inkompetenz der Bevölkerung wegen, die Ungarn vermutlich für ein altweltliches Fantasieland hielt), zum anderen womöglich aufgrund der etwas 'unreinen' Abwicklung als Komödie wegen. Ehebruch, falsche Verdächtigungen und den folgenden Suizidversuch findet Mr. Lubitsch im Gegensatz zu manch anderem zu recht wenig komisch und lässt sein Publikum das auch spüren - entsprechend ungehalten reagierte es. Nichtsdestotrotz spielte - und spielt - der Film fraglos in der Premiumklasse.

8/10

#2093 Funxton

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Geschrieben 18. Dezember 2009, 16:13

"Sometimes it looks as if the whole world is coming to hell."

Heaven Can Wait (Ein himmlischer Sünder) ~ USA 1943
Directed By: Ernst Lubitsch


Nach seinem Tode wird der notorische Lebemann und Filou Henry Van Cleve (Don Ameche) zunächst bei Satan (Laird Cregar) persönlich vorstellig, da er glaubt, nach seinem ausschweifenden Leben niemals Zugang durch die Himmelspforte gewährt zu bekommen. Zum Beweis für sein angebliches Missetatentum unterbreitet Henry dem Gehörnten (hier freilich ohne Hörner und im edlen Anzug) seine Lebensgeschichte.

Lubitschs erster sowie streng genommen einziger Farbfilm (sieht man von seinem letzten, unvollendeten Werk "The Lady In Ermine" ab, das posthum von Otto Preminger fertiggestellt wurde) ist ein Glanzstück der frühen Technicolor-Kamera und zugleich eine Arbeit, die eine für Lubitschs dialogpointierte Verhältnisse eine recht ungewohnte Bildpracht aufbietet. Immerhin bedient "Heaven Can Wait" in seinen etwa 110 Erzählminuten einen Zeitraum von rund siebzig Jahren und vier Familiengenerationen rund herum um Henry Van Cleve - der Wechsel von Mode, Architektur, Mentalität und dem jeweiligem savoir-vivre wird dabei stets berücksichtigt. Dass damit zudem eine sehr exakte Charakterisierung der Hauptfigur einhergeht, ist gleichermaßen Bonbon und Motor von "Heaven Can Wait". Als unmittelbare Vorväter des Protagonisten sind Charles Coburn und Louis Calhern zu sehen, die jeweils für eine ganz spezielle, europäische Note innerhalb des amerikanischen Menschenbildes standen und ihre Leinwandpersönlichkeiten als Van-Cleve-Senioren entscheidend prägten. Laird Cregar, der besonders aufgrund seiner hünenhaften Gestalt bekannt war, ist als "Seine Exzellenz" einer der denkwürdigsten Leinwand-Luzifer. Über die schöne Gene Tierney, zu jener Zeit großer Fox-Star, bleibt eigentlich nichts weiter zu vermelden. Für Don Ameche schließlich hätte der Film gerechterweise den Durchbruch bedeuten müssen. Dennoch fehlte es ihm zum absoluten stardom vermutlich an jener gewissen Markanz und Schönheit, die die meisten Traumfabrikhelden dieser Periode adelte.

9/10

#2094 Funxton

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Geschrieben 19. Dezember 2009, 15:56

"See y'all."

Gimme Shelter ~ USA 1970
Directed By: Charlotte Zwerin/Albert Maysles/David Maysles


Eine zehntägige, von prominenten Kollegen wie Ike und Tina Turner und Jefferson Airplane mitgestaltete Tour der Rolling Stones, die am 6. Dezember 1969 in einem als Antwort auf Woodstock geplanten free gig am Altamont Speedway in der Nähe von San Francisco kulminieren soll, endet blutig. Die ohnehin aggressiv aufgeladene Stimmung des Tages entlädt sich bereits während des zweiten Songs, "Under My Thumb", den die Stones nach einem zweimal angesetzten "Sympathy For The Devil" an diesem Abend spielen: Einer von den als Ordner eingesetzten Hell's Angels ersticht den jungen Konzertbesucher Meredith Hunter, der zuvor eine Schusswaffe gezogen hatte, fast unmittelbar vor der Bühne.

Die geplante Tourdoku "Gimme Shelter" avancierte unerwartet zur filmischen Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Stimmung, die das herandämmernde, neue Jahrzehnt begleitete. Rockfestivals, besonders in den Staaten stattfindende, galten bis dato als die letzten Ausläufer, die den 'summer of love' noch unbehelligt weitertragen konnten. Monterey, Woodstock und die Isle-Of-Wight-Konzerte stehen bis heute jeweils als mediale Symbole dieser popkulturellen Ära und waren in der Regel geprägt von friedlichem Drogenkonsum, freier Liebe und nicht zuletzt auch dem entsprechenden Musikgenuss. Altamont zog unter all das einen markanten Schlussstrich. Der bereits in logistischer Hinsicht vollkommen unzureichend geplante und letzten Endes hoffnungslos unüberschaubare Auftritt, die dritte und letzte, hastig zusammengestoppelte Alternative nach zwei nicht genehmigten Locations, war bereits den ganzen Tag über von leichten Übergriffen geprägt, in die stets die Hell's Angels verwikelt waren. Spätestens nachdem der Jefferson-Airplane-Sänger Marty Balin einen heftigen Schlag ins Gesicht verpasst bekam, hätte das Event verantwortungsvollerweise beendet werden müssen - wobei die Publikumsreaktionen womöglich für noch schlimmere Auswüchse gesorgt haben würden. Unnötige Spekulation, die bekannten Ereignisse sprechen ja eine deutliche Sprache.
"Gimme Shelter" verdankt seinen monumentalen Ruf jedoch auch seinen so kommentarlosen wie ausdrucksstarken Bildern. Amüsiert und zugedröhnt betrachten die Stones unter dem Vorsitz eines Mick Jaggers auf dem Höhepunkt seiner prominenten Arroganz jeweils im Anschluss die zuvor erstellten Aufnahmen ihrer Konzerte, bis sie der Dokumentation des Altamont-Gigs mit versteinerten Mienen und stark geweiteten Pupillen beiwohnen. Dann, konsequenterweise: Abblende, aus.

10/10

#2095 Funxton

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Geschrieben 19. Dezember 2009, 17:16

"That's all part of the experience, honey."

Christmas Vacation (Schöne Bescherung) ~ USA 1989
Directed By: Jeremiah S. Chechik


Familie Griswold hat in diesem Jahr sowohl Clarks (Chevy Chase) als auch Ellens (Beverly D'Angelo) Eltern zu Weihnachtsfest eingeladen - grundsätzlich eine bereits potenzielle Katastrophe. Wie immer versucht der Familienvater, alles perfekt zu gestalten und versemmelt jegliches noch so kleines arrangement. Als auch noch Schnorrerschwager Eddie (Randy Quaid) anreist, ist endgültig Sense mit der Heiligkeit.

Wie langweilig. Auch anno 09 finden sich die Weihnachts-Griswolds in einem gottverlassenen FTB - und diesmal ausgerechnet in meinem. Dennoch: In (halbwegs) schöner Regelmäßigkeit fiebere ich wie so viele andere dem ersten Heimbesuch bei Amerikas Skizzenfamilie Nummer Eins in ihrem dritten Kinoabenteuer entgegen. Das Sketchgerüst ist dabei jedoch wenig mehr als eine ziemlich lupenreine Kopie des ersten "Vacation", wiederum mit einem Riesenpolizeiaufgebot im Zieleinlauf. Die Figur des White-Trash-Abziehbildes Eddie Johnson erfährt nach seiner forcierten Zwangspause während der "European Vacation" allerdings einen starken Bedeutungsanstieg - die Popularität dieses Charakters bei den Griswold-Apologeten dürfte daran nicht ganz unschuldig sein. An die Stelle der "irgendwo bei Flagstaff" verblichenen Tante Edna rutschen Tante Bethany (Mae Questel) und der toupetbewährte Onkel Lewis (William Hickey), ein allerliebstes Pärchen. Die Gagdichte dürfte die höchste aller vier Reihenbeiträge sein, mit entsprechend großer Trefferquote. Am bemerkenswertesten erscheint mir jedoch, dass die Griswolds fast nichts von ihrer Bissigkeit eingebüßt haben, nahezu jedes noch so breitgetretene Weihnachtsklischee wird aus der Mottenkiste gefischt, entstaubt und durch irgendwelche Missgeschicke zu neuer Blüte gebracht.
Meine beiden ewigen Lieblingsszenen sind zum einen die, in der Schwerenöter Clark im Kaufhaus eine Unterwäsche-Verkäuferin (Nicolette Scorsese) vollsabbert und zum anderen die mit Onkel Lewis und seiner Zigarre beim Christbaum. Superb.

8/10

#2096 Funxton

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Geschrieben 21. Dezember 2009, 16:07

"You're with the bad boys now, baby."

Out Of Sight ~ USA 1998
Directed By: Steven Soderbergh


Federal Marshal Karen Sisco (Jennifer Lopez) wird durch Zufall in den Gefängnisausbruch des Bankräubers Jack Foley (George Clooney) verwickelt, verliebt sich Hals über kopf in ihn und sitzt fortan in der Zwickmühle zwischen Pflichterfüllung und Emotion. Eidiweil Jack bereits sein nächstes großes Ding plant, einen Einbruch bei seinem früheren Mitinsassen Richard Ripley (Albert Brooks), der überall verlauten lassen hat, er habe kostbare Rohdiamanten im Haus. An diesem beteiligen sich auch der brutale Gangster Snoopy Miller (Don Cheadle) und seine Kumpanen.

Soderberghs überaus eleganter, auf Elmore Leonard basierender Krimi ist ein heißer Anwärter auf die Schaffenskrone seines Regisseurs. Mit äußerster Konsequenz fabriziert dieser eine in reinster Hollywood-Tradition stehende Romanze zwischen zwei unmöglich schönen Menschen, die sich praktisch durch reine Physis definieren. Dass die Geschichte dennoch Fleisch besitzt und ales andere als oberflächlich ausfällt, ist ihrer relativen Vertracktheit und der Vielzahl spannender bis witziger Nebenfiguren geschuldet, die fast allesamt von kleinen Ikonen des Independentfilms gespielt werden. Michael Keaton hat sogar einen netten Gastauftritt als Ray Nicolette, den er im Jahr zuvor bereits in "Jackie Brown" gab. An vorderster Front jedoch begeistert Soderberghs einfallsreiche Regie, die mit allerlei kleinen Tricks arbeitet; von einer achronologischen Erzählweise über eine ganz spezielle, wunderbar knallige Farbgebung, von altmanschen Bild-im-Bild-Szenen bis hin zu eingefrorenen Bildern als Überblendungshilfe. Aufregendes, gar stilprägendes Filmemachen ist das, nichts weniger.

9/10

#2097 Funxton

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Geschrieben 22. Dezember 2009, 16:45

"I bet if I suggested a game of Quidditch he'd cum in his pants."

Role Models (Vorbilder?!) ~ USA/D 2008
Directed By: David Wain


Nachdem seine Freundin Beth (Elizabeth Banks) ihn infolge eines unsensiblen Heiratsantrags verlassen hat, baut der ewig miesepetrige Energydrink-Vertreter Danny (Paul Rudd) einen zünftigen Unfall. Zusammen mit seinem Kollegen Wheeler (Seann William Scott), einem notorischen Schürzenjäger, muss Danny nun 150 Sozialstunden ableisten bei der Agentur 'Sturdy Wings', die benachteiligte Jugendliche zur Charakterfestigung mit engagierten Erwachsenen zusammenbringt. Danny soll sich dort um den etwas weltfremden Rollenspieler Augie (Christopher Mintz-Plasse) kümmern, Wheeler um den mit derber Sprache um sich werfenden Ronny (Bobb'e J. Thompson). Beide zeigen zunächst nur geringes Engagement, entdecken aber bald ihr Herz für ihre Schützlinge.

Herzige Komödie aus dem via Paul Rudd erweiterten Apatow-Umfeld, in der es einmal mehr um Männer im erhöhten Schwellenalter geht, die sich endlich den Herausforderungen der Welt stellen müssen. Dazu gehören in diesem Falle das verantwortungsvolle Führen einer Zweierbeziehung sowie die konsequente Übernahme von Verantwortung abseits der Egozentrik. Ein paar kleinere Derbheiten, die zumeist mit Drogenmissbrauch oder Titten zu tun haben, wechseln sich ab mit der üblichen Vorstellung verschrobener Figuren, die hier ihre Entsprechung primär unter dem geflissentlich merkwürdigen Völkchen der Fantasy-Rollenspieler finden. Außerdem macht "Role Models" eine in mehrerlei Hinsicht sympathische PR für die Band Kiss, die sich durch hippe comedies auf ihre alten Tage glatt noch die verdiente Respektabilität erspielt. Auch wenn der "Beth"-Gag aus "Detroit Rock City" aufgewärmt wurde. Spaßig.

7/10

#2098 Funxton

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Geschrieben 23. Dezember 2009, 10:47

"Go back to Jersey, ya moron."

Scrooged (Die Geister die ich rief) ~ USA 1988
Directed by: Richard Donner


Der Fernsehmogul und überzeugte Misanthrop Frank Cross (Bill Murray) ist kurz vor Weihnachten schwer damit beschäftigt, eine weltweite Live-Übertragung von Dickens' "A Christmas Carol" einzustielen, als ihm sein längst verstorbener Vorgänger Lew Hayward (John Forsythe) erscheint und ihm ankündigt, unlängst Besuch von drei Geistern zu bekommen.

Auch wenn ich Donners Film schon seit er seinerzeit im Kino lief sehr mag und ihn eigentlich so wie er ist für durchweg gelungen halte, so hege ich doch seit jeher den Verdacht, dass ein ausgewiesener Komödienregisseur wie John Landis oder Joe Dante, meinethalben auch Harold Ramis oder Ivan Reitman, das Potenzial der an sich begeisternden Idee noch deutlich umfassender auszuschöpfen imstand gewesen wäre. Donner macht keinen Hehl daraus, dass ihn der Effektreichtum der Geschichte mindestens genauso anspornt wie ihre Seele und knallt Special und Make-Up-F/X rein, dass es nur so rauscht. Ein kleines bisschen weniger hätte es auch getan, stattdessen verdienten eigentlich die diversen witzigen Nebencharaktere wie der Seniorchef Rhinelander (Robert Mitchum) oder der Geist der Vergangenen Weihnacht (New York Dolls-Sänger David Johansen) das Hauptaugenmerk. Da von Dickens' ursprünglichem spirit (sic) zugunsten blanker Klamotte sowieso bloß Bruchteile übrig sind, hätte sich diese Konsequenz auch nur als folgerichtig erwiesen. Für Bill Murray ist der Part des Frank Cross von geradezu ikonischem Wert, hat er doch diverse seiner späteren Rollen maßgeblich beeinflusst.

8/10

#2099 Funxton

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Geschrieben 23. Dezember 2009, 11:07

"Got invited to the Christmas party by mistake."

Die Hard (Stirb langsam) ~ USA 1988
Directed By: John McTiernan


Der New Yorker Polizist John McClane (Bruce Willis) kommt zu Weihnachten nach L.A. um seine seit einem halben Jahr von ihm getrennt lebende Frau Holly (Bonnie Bedelia) und die gemeinsamen Kinder zu sehen. Holly bestellt John vom Flughafen zu ihrer Arbeitsstelle, einem riesigen Firmenwolkenkratzer. In der dreißigsten Etage findet dort eine Heilgabend-Party statt. Kaum dass John angekommen ist, überfällt eine Gruppe von Gangstern unter der Führung des distinguierten Terroristen Hans Gruber (Alan Rickman) die Gesellschaft, um vom Firmenchef Takagi (James Shigeta) eine multimillionenschwere Safekombination zu erpressen. John kann sich unbemerkt verstecken und bereitet den Halunken ein höllisches Weihnachtsfest.

Für mich nimmt "Die Hard" eine biographische Sonderstellung ein: Er war das erste adult movie, das ich, damals noch mit motherly guidance, im Kino zu sehen bekam. Ein solch einschneidendes Erlebnis vergisst man nicht. Dennoch kann ich McTiernans Film, so glaube ich, nunmehr etwas nüchterner betrachten: Es handelt sich um eine typisch hochglänzende, so aalglatt wie messerscharf kalkulierte Genre-A-Produktion aus der Gordon/Silver-Schmiede, die immerhin einen recht ungewohnten Typus des Actionhelden exponierte. Mit den Sportsfreunden Stallone, Schwarzenegger und Norris hatte der damals noch relativ unbeschriebene Bruce Willis eigentlich nur die lebenswichtige Bauernschläue gemein, ansonsten war sein schwitziger, kettenrauchender Bulle eine recht reizvolle, weil verletzlich und menschlich scheinende Neuinterpretation der ansonsten zu Karikaturen überreiften Leinwand-Superhelden. Neben der zumindest für damalige Verhältnisse rasanten Inszenierung (im Vergleich zu heutigen Standards erscheint sie allerdings beinahe träge) kam in der Person Alan Rickmans noch die dritte wichtige Ingredienz dazu: Ein Fiesling von Format. Hans Gruber ist zweifellos ein wesentlich intelligenterer und kultivierterer Geist als McClane und ein in den Bahnen seiner Diabolik fast sympathischer noch dazu. Der Arme scheitert letztlich bloß an seiner Arroganz und Überheblichkeit. Endlich mal ein Schurke, dem man den Sieg wünscht. Habe gestern übrigens nach schätzungsweise fünfzehnmaliger Beschau zum ersten Mal Rick Ducommun als Kanalarbeiter entdeckt und musste sehr lachen.

9/10

#2100 Funxton

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Geschrieben 23. Dezember 2009, 11:34

"How can the same shit happen to the same guy twice?"

Die Hard 2 (Stirb langsam 2) ~ USA 1990
Directed By: Renny Harlin


John McClane (Bruce Willis) erwartet zu Weihnachten seine im Flieger sitzende Gattin Holly (Bonnie Bedelia) am verschneiten Flughafen Wahington D.C.. Just zur selben Zeit soll dort eine Sondermaschine mit dem inhaftierten Juntachef Esperanza (Franco Nero) landen. Dessen Sympathisanten, allen voran der Ex-Colonel Stuart (William Sadler), bekommen das Flugleitsystem in ihre Gewalt und erzwingen so die Freigabe Esperanzas. Doch McClane macht auch diesen Terroristen einen feisten Strich durch die Rechnung.

Der finnischstämmige Regisseur Renny Harlin konnte mit dem ersten Sequel zu "Die Hard" sein bis heute stabilstes Werk auf die stämmigen Beine stellen. Um einiges spektakulärer, gewalttätiger und effektreicher als das Original, definierte erst "Die Hard 2" mit Bestimmtheit ein paar der äußeren Merkmale, für die das Franchise bis heute so beliebt ist. Die Schnittfrequenz ist um ein Vielfaches höher; die Standorterweiterung vom Wolkenkratzer zum Flughafen (inklusive Umland) zudem ein recht gewinnender Faktor, bietet sie doch deutlich mehr Möglichkeiten der Nutzung unterschiedlicher Schauplätze, beschränkt sich aber zugleich auf die zu Beginn der Reihe noch für sie typische, überschaubare Topographie, die dann so vielfach adaptiert wurde. Dazu gehört natürlich auch das verschneite, nächtliche Szenario. John McClane indes verliert hier sogleich wieder seine im Eingangsfilm noch so eingehend kultivierte Menschlichkeit. Man sieht ihn nur ein einziges Mal eine Zigarette rauchen, ansonsten ist er permanent so sehr damit beschäftigt, die Welt zu retten und für sie zu bluten, dass für solcherlei Nebensächlichkeiten keine Zeit bleibt. Gleich zwei Flugzeuge werden in die Luft gesprengt und eine gehörige Menge Finstermänner - um nicht zu sagen alle - werden von McClane per Express zur Terroristenhölle gejagt. Angesichts der ohnehin akuten Realitätsferne solcher Storys ist dies aber nicht als Mangel zu werten. Muss sagen, dass mir der zweite Teil, zumal im Direktvergleich, noch nie so gut gefallen hat wie gestern und ich ihn qualitativ fast mit seinem Vorgänger gleichsetzen würde.

8/10





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