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In meinem Herzen haben viele Filme Platz - Filmforen.de - Seite 66

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In meinem Herzen haben viele Filme Platz


2138 Antworten in diesem Thema

#1951 Funxton

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Geschrieben 19. September 2009, 09:17

"Ich erinnere mich nicht."

Winterschläfer ~ D 1997
Directed By: Tom Tykwer


Die Städterinnen Rebecca (Floriane Daniel) und Laura (Marie-Lou Sellem) leben per Wohngemeinschaft in einer von Laura geerbten Villa zu Fuß der bayrischen Alpen. Rebeccas Freund, Skilehrer Marco (Heino Ferch), ist gerade im Begriff, bei ihnen einzuziehen, da lernt Laura Rene (Ulrich Matthes) kennen. Doch Renes jüngste Vergangenheit ist ein Mysterium: Durch eine während des Wehrdienstes zugezogene Kopfverletzung streikt Renes Kurzzeitgedächtnis und so kann er sich nicht an den folgenschweren Unfall erinnern, den er mitverursacht hat. Rene hatte sich volltrunken Marcos Wagen unter den Nagel gerissen, um damit eine Spazierfahrt zu unternehmen und wäre dabei auf glatter Straße fast mit dem Bauern Theo (Josef Bierbichler) ineinandergerast. Theo, der aufgrund des Unfalls seine kleine Tochter (Sofia Dirscherl) verliert, erinnert sich seinerseits nur noch an die Narbe an Renes Hinterkopf. Marcos als gestohlen gemeldeter Wagen, der an einem Abhang liegt, schneit völlig ein. Derweil wird Marcos und Rebeccas Beziehung auf eine harte Belastungsprobe nach der anderen gestellt.

"Winterschläfer", an den sich Tom Tykwer wagemutig unter Befleißigung des dem Scope-Formats heranwagte, ist mir bis dato sein liebster Film, ein wiederum mit einer unfassbaren Mysteriosität aufgeladenes Kammerspiel, diesmal ausgeweitet auf fünf beteiligte Personen. Mit hypnotischer Musik und den weiten weißen Flächen der gebirgigen Winterlandschaft gelingt Tykwer ein zugleich lähmendes und intensives Filmerlebnis, in das eine paradoxerweise sowohl spannende als auch ent-spannende Erzählung eingebettet ist. Die Figuren werden völlig wertungsfrei präsentiert und bleiben dies angenehmerweise auch bis zum Schluss. Es obliegt gänzlich dem Zuschauer, etwas mit ihnen anzufangen beziehungsweise geschlossene Persönlichkeitsbilder in seinem Kopf anzufertigen. Jeder trägt ein gewisses Maß an Schuld in sich, das auf eigenartige Weise schlussendlich konzentriert dorthin verlagert wird und seine Sühne einfordert, wo man es am liebsten sähe. Die Darsteller agieren durchweg mit Brillanz und verleihen ihren Charakteren jenes geöffnete, unfertige Schema. Besonders der hagere Ulrich Matthes, der neben Christian Brückner über die vielleicht angenehmste Stimme der Republik verfügt, liefert eine immens beklatschenswerte Darstellung.
Ein Film, der gefangennimmt.

9/10

#1952 Funxton

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Geschrieben 19. September 2009, 09:36

"Ball is rund, Spiel dauert 90 Minuten. Der Rest ist Theorie."

Lola rennt ~ D 1998
Directed By: Tom Tykwer


Lola (Franka Potente) hat nur 20 Minuten Zeit, um ihrem Freund Manni (Moritz Bleibtreu) 100.000 Mark zu beschaffen - Manni hat das Geld, das Gangsterboss Ronnie gehört, in der U-Bahn liegen lassen und droht nun angsterfüllt, einen Supermarkt zu überfallen - wenn Lola nicht rechtzeitig auftaucht. Lola ersucht ihren Vater (Herbert Knaup), einen Großbanker um Hilfe, vergebens. Doch das Schicksal neigt an diesem Tag zu Variierungen.

Was ein kleiner Experimentalfilm hatte werden sollen, wurde, als der umfassende Erfolg sich abzuzeichnen begann, kurzzeitig zur Rettung des deutschen Kinos deklariert. Die weiteren Folgen dürften gemeinhin bekannt sein. Hippe Alternativ-Girlies hatten urplötzlich zu Legionen rote Pumuckl-Köpfe und Werner Hansch kommentierte den Lauf irgendeines 00-EM-Fußballers (ich weiß nicht mehr genau, welcher es war) in der ihm eigenen Verbalakrobatik mit den Worten "der rennt wie Lola". Oft jedoch kann ein Ursprungsgegenstand nichts für den ihm nachfolgenden Hype. "Lola rennt" ermöglichte Tykwer letztlich den Einstieg in das internationale Filmgeschäft und verschaffte ihm langfristig jenes Popularitätsmaß, das ihm eigentlich schon mit "Die tödliche Maria" hätte zuteil werden müssen.
Der Film, der dieselbe Geschichte in dreifacher Ausführung erzählt und sich erst in letzter Instanz für das überfällige Happy-End entscheidet, experimentiert in Analogie zu Stones "Natural Born Killers" mit Materialien. Zelluloid, Video, 16mm, 35mm, Schwarz-Weiß-Bilder, Zeichentrick, alles drin. Dabei setzt Tykwer das Motiv der ständigen Bewegung, ähnlich wie De Bonts "Speed" in sein Zentrum, jedoch auf eine buchstäblich organischere, aktive Weise, denn es geht hier nicht um Bewegtes, sondern um die autarke Bewegung von Körpern. Eine unglaubliche, geometrische Präzision wohnt den Bildern inne, deren Eindruck sich natürlich umso mehr verstärkt, je öfter man die einzelnen Szenen sieht. Wobei auch spezifischen Einstellungen jeweils unterschiedliche Variationen innewohnen - einmal rennt Lola diagonal über den Rathausplatz, ein anderes Mal vertikal etc. Ein kleines Kunstwerk über die Variabilität des Schicksals kam dabei heraus, das tatsächlich noch heute den Eindruck eines frischen und zugig wehenden Windes inmitten der hiesigen Filmlandschaft vermittelt.

9/10

#1953 Funxton

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Geschrieben 19. September 2009, 13:49

Zitat entfällt.

Roma Violenta (Verdammte, heilige Stadt) ~ I 1975
Directed By: Marino Girolami

Commissario Betti (Maurizio Merli) sieht sich angesichts der katastrophalen Zustände in Rom geflissentlich überfordert, zumal die oberen gesetzlichen Instanzen ihm regelmäßig noch zusätzliche Steine in den Weg legen. Mit unnachgiebiger Härte jagt Betti seine kriminellen Gegner und bringt sie zur Strecke. Als eines Tages sein junger Kollege Biondi (Ray Lovelock) beim Versuch, einen Bankraub zu verhindern, zum Krüppel geschossen wird und Betti zwei der Täter nach ausgiebiger Verfolgungsjagd mit weiteren Opfern stellt und tötet, quittiert er frustriert seinen Dienst. Nächste Adresse ist eine von Anwalt Sartori (Richard Conte) gegründete Miliz, die sich höchstselbst mit der Prävention und Abstrafung von Verbrechen befasst.

Sehr ordentlicher Poliziottesco, der mehr noch als viele der parallel entstandenen Genrebeiträge eine ziemlich resignative Grundhaltung voranstellt und die Gewalt als unendliche Spirale wähnt, ohne eine Lösung für das sich ausweitende Problem der allumfassenden Kriminalität auf großstädtischen Straßen anbieten zu können oder zu wollen. Wo in anderen italienischen Polizeifilmen, viele davon ebenfalls mit Merli in der Heldenrolle (wobei er allein den Commissario Betti in noch zwei weiteren Filme geben sollte), der ermittelnde Beamte als wenn auch selten strahlender Sieger aus dem jeweiligen Fall hervorgeht, steht am Ende von "Roma Violenta" nur die nüchterne Bilanzierung der letzten Endes fruchtlosen Versuche einiger weniger Idealisten, einer längst rettungslos entfesselten Situation Herr zu werden. Tatsächlich, so Girolamis Schlussfolgerung, sind die Gauner der Polizei stets um eine Nasenlänge voraus, da sie im Gegensatz zu ihren rechtsgebundenen Kontrahenten nach selbst aufgestellten Regeln spielen.

7/10

#1954 Funxton

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Geschrieben 20. September 2009, 09:45

"Nichts ist egal."

Der Krieger und die Kaiserin ~ D 2000
Directed By: Tom Tykwer


Die Psychiatrie-Pflegerin Sissi (Franka Potente) opfert sich bis zur Selbstaufgabe ihrem Beruf und lebt einzig für ihre Patienten. Eines Tages rettet dann der emotional verirrte Ganove Bodo (Benno Fürmann) ihr Leben, nachdem ein Lastzug sie bei einem Unfall überfahren hat. Sissi ahnt, dass Bodo einen Dreh- und Angelpunkt in ihrem Leben symbolisiert, sucht und findet den wieder Abgetauchten. Allein der will von ihr nichts wissen. Dennoch bleibt Sissi ihm hartnäckig auf den Fersen, bis sie ihn und seinen Bruder Walter (Joachim Król) sogar ungeplant bei einem Bankraub unterstützt.

Zurück zur Langsamkeit. Anstatt den "Lola rennt" - Stil zu pflegen und ein ähnlich kinetisches Werk zu kreieren, entschied sich Tykwer, die äußerlich gemächliche, innerlich jedoch brodelnde Spur seine ersten beiden Filme wiederaufzunehmen. Am Anfang stand nach eigener Aussage des Regisseurs das Bild der überfahrenen Frau unter einem Tanklastwagen, die von ihrem Retter per Luftröhrenschnitt gerettet wird. Die übrige Geschichte um das Psychiatrie-Geschehen und Bodos eigenartigen Krieg mit sich selbst wurde erst nach und nach um die Anfangsidee herumkonstruiert. Zwei der Hauptmotive aus Tykwers bisherigem Werk, nämlich das der erwachenden Idee von Selbstbestimmung und das der radikalen, aktiv herbeigeführten Existenzwende finden ihre neuerliche Entsprechung. Für einen Film, der an der Oberfläche unwesentlich mehr erzählt als eine komplizierte Liebesgeschichte, ist "Der Krieger und die Kaiserin" mit 130 Minuten Spielzeit recht lang geraten. Doch ist dies zu Zeiten, in denen die Komödien eines Judd Apatow bereits an der Zweieinhalbstunden-Marke kratzen, eigentlich kein weiter bemerkenswertes Faktum. Bemerkenswert ist hingegen die Tatsache, dass nicht eine Sekunde in Tykwers höchst geschlossenem Film überflüssig erscheint.

8/10

#1955 Funxton

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Geschrieben 21. September 2009, 14:41

"That's the fella!"

Love And Bullets (Ein Mann räumt auf) ~ UK 1979
Directed By: Stuart Rosenberg


Um endlich des berüchtigten Drogendealers Joe Bomposa 8Rod steiger), der in den Bergen von Arizona ein feudales Domizil unterhält, habhaft werden zu können, schickt das FBI den harten Bullen Charlie Congers (Charles Bronson). Dieser soll Bomposas wohlbewachte Ex-Freundin Jackie (Jill Ireland) aus der Schweiz in die Staaten eskortieren. Zeitgleich setzt Bomposa einen berüchtigten Killer (Henry Silva) auf Jackie an. Es folgt eine abenteuerliche Flucht quer durch die Alpen.

Kein besonderes Glanzstück, sondern ein Bronson-Vehikel à-go-go, inszeniert unter früher, spärlicher Beteiligung von John Huston, der zunächst als Regisseur vorgesehen war. Das Beste am Film ist die Besetzung mit diversen bekannten Gesichtern des Kinos der Siebziger wie Strother Martin, Henry Silva oder Paul Koslo, allen voran aber das bereits recht gesetzt auftretende Ehepaar Bronson. Rod Steigers offenbar komisch angelegte Rolle als stotternder Gangsterboss auf dem Sprungbrett zum Größenwahn geht allerdings voll in die Binsen. Selten erlebt, dass ein Klasseschauspieler so grauslig verheizt wird. Überhaupt taumelt der Film permanent unentschlossen zwischen Actionkomödie und Rachedrama hin und her und kann sich nie konsequent für eine Richtung entscheiden; emotionale Konfusion bis hin zur hilflosen Ignoranz dürfte die Folge beim Publikum gewesen sein. Und wohl auch der Grund für Hustons baldigen Absprung, der wohl erst sehr spät erkannt hat, dass er seinem Oeuvre mit "Love And Bullets" keinen Höhepunkt würde hinzusetzen können.

5/10

#1956 Funxton

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Geschrieben 21. September 2009, 14:58

"'Bonanza' is not an accurate depiction of the west."

Tin Men ~ USA 1987
Directed By: Barry Levinson


Baltimore, 1963: Die beiden Aluminiumfassaden-Verkäufer Babowsky (Richard Dreyfuss) und Tilley (Danny DeVito) geraten aneinander, nachdem sich ihre beiden geliebten Cadillacs ineinander verkeilt haben. Aus dem an sich harmlosen Unfall entwickelt sich ein haarsträubender Kleinkrieg, der darin gipfelt, das Babowsky sich Tilleys Ehefrau (Barbara Hershey) anlacht. Der Gehörnte zeigt sich jedoch mitnichten so nachhaltig erschüttert wie von seinem Konkurrenten erhofft. Als den Fassaden-Vertretern eine staatliche Untersuchungskommission auf die Pelle rückt, die unlautere Verkaufsmethoden untersuchen und ahnden soll, stehen die beiden Erzfeinde auf einmal auf derselben Seite.

Levinson, der große Baltimore-Chronist, schuf mit "Tin Men" eine charmante, typische Touchstone-Qualitäts-Komödie, wie sie die Disney-Tochter in den späteren achtziger Jahren gehäuft zu distribuieren pflegte. Oftmals spielten Bette Midler und/oder Richard Dreyfuss darin mit (s. "Down And Out In Beverly Hills", "Stakeout"), letzterer auch hier. Was "Tin Men" als intelligente Satire wohltuend vom Gros des Genres abhebt, ist die sorgfältige Schilderung des gewählten Milieus und der städtischen Spezifika: Der Lärm vom Baseball-Stadion, die Klassifizierung der Frühstücksrestaurants und die spießige Welt der Vororte, in denen die gewitzten Klinkenputzer fast schon willfährige Abnehmer ihres Märchens vom "Schöner Wohnen" finden. Außerdem zeigt sich hier eine der Quellen für Tarantinos endlose Gangster-Geplänkel: Wenn die "Reservoir Dogs" am Tisch sitzen und über Madonna-Songs schwadronieren, dann ist das nicht halb so komisch wie Ernest Tilley und seine Kollegen, die sich über die mangelnde Authentizität von "Bonanza" ereifern. Die Homogenität der Geschichte allerdings verliert Levinson für einen Erzählfilm allzu stark aus den Augen, was seinem "Tin Men" den Einzug ins Pantheon der ganz großen 80s-comedies verwehrt. Irgendwann wird die kompositorische Zerfaserung des Films akut, sein zunehmender Leerlauf. Das Ende ist dann zwar halbwegs sinnvoll, aber irgendwie wenig zufriedenstellend - als handele es sich um nicht mehr als einen willkürlich gesetzten Schlusspunkt einer geflissentlich aus der Bahn geratenen Story.

7/10

#1957 Funxton

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Geschrieben 21. September 2009, 15:17

"Everybody could shoot."

Appaloosa ~ USA 2008
Directed By: Ed Harris


Die beiden gunslinger Virgil Cole (Ed Harris) und Everett Hitch (Viggo Mortensen) kommen in das Städtchen Appaloosa, das der Farmer Bragg (Jeremy Irons) und sein kriminelles Gesindel voll unter der Knute haben. Die Stadtoberen engagieren Cole und Hitch als Marshall und Deputy. Ihrem Ruf, nicht lange zu fackeln, sondern die Lumpen bei sich bietender Gelegenheit aus dem Verkehr zu ziehen, werden die Beiden nahtlos gerecht. Das letztlich einzige verbleibende Druckmittel gegen Cole findet Bragg in der ebenfalls neu angereisten Allison French (Renée Zellweger), in die der Marshall sich verguckt hat.

Die meisten der jüngeren Western sind revisionistische Filme, die die Mechanismen des Genres entweder neu auszuloten versuchen oder sie sich in vollster Offensichtlichkeit zugunsten des Selbstzwecks zunutze machen. Die edle Patina, jene stoische Selbstverständlichkeit, die selbst die späten Filme noch bis in die Achtziger mitbrachten, ist in den letzten Jahren indes fast völlig verlustig gegangen. Ed Harris, dessen zweite Regiearbeit "Appaloosa" ist, nach der wirklich exquisiten Künstler-Biographie "Pollock", scheint sich vorsätzlich gegen diesen Trend entschieden zu haben und sichtlich motiviert, einen Western klassischen Zuschnitts und ohne große Bedeutungsschwere zu präsentieren, der dennoch ein gewisses Maß an sophistication mitbringt. Doch scheint mir hier wiederum ebendieses Bemühen als unsichtbare Last. Überdeutliche Reverenzen an "My Darling Clementine" und "Warlock" mögen sympathisch sein, verschaffen dem Film aber auch kein Originalitätssiegel. Um es kurz zu machen: Gegen Eastwood und selbst Costner, die letzten beiden Filmemacher, denen man noch das vergilbte Prädikat des "Westernregisseurs" ans Revers heften könnte, kommt Harris nicht an. Sein Film ist in Ordnung, ja, wahrscheinlich sogar gut, bleibt straight und trocken und in angenehmer Weise den bekannten Formeln verpflichtet, ein herausragendes Erlebnis jedoch bietet er nicht. Er wird viele Liebhaber des Genres ganz bestimmt bis zu einem gewissen Maße zufriedenstellen, so wie jeder andere der in den letzten Jahren entstandenen Western auch. Dennoch - die wirklich großen, finalen Glücksmomente sind spätestens vor sechzehn Jahren, nach "Dances With Wolves" und "The Unforgiven", verhallt.

7/10

#1958 Funxton

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Geschrieben 22. September 2009, 17:08

"What kind of guys?" - "You know the kind."

Crossfire (Im Kreuzfeuer) ~ USA 1947
Directed By: Edward Dmytryk


Kurz nach Kriegsende gerät der G.I. Montgomery (Robert Ryan), ein erklärter Antisemit und Fremdenhasser, in einer Bar in einen heftigen, selbst angezettelten Streit mit seinem Tresennachbarn (Sam Levene). Dieser heißt Joseph Samuels, ist Jude und erregt allein dadurch Montgomerys größtes Missfallen. Um die Tat zu vertuschen, schiebt Montgomery einen volltrunkenen Kameraden (George Cooper) mit wackligem Alibi vor und schreckt auch vor einem weiteren Mord an einem Mitwisser nicht zurück. Der hellköpfige Sergeant Keeley (Robert Mitchum) und der ermittelnde Beamte Captain Finlay (Robert Young) jedoch kommen Montgomery auf die Schliche.

Dmytryks "Crossfire", ein kleines, aber immens wichtiges, weil engagiertes Plädoyer gegen Ethnien- und Rassenhass vor der eigenen Haustür im Gewand eines film noir, verursachte dem Regisseur zu seiner Entstehungszeit ein wenig angenehmes Echo. Der gemäß seinem Thema auf tapfere Weise liberal gesonnene Film lieferte Senator McCarthy einen unwidersprechbaren Beleg für Dmytryks staatsfeindliche resp. kommunistische Gesinnung und damit eine willkommene Grundlage für eine Vorladung for das HUAC. Der weitere Verlauf ist bekannt: Dmytryk wurde nach mehrmonatigem Gefängnisaufenthalt wegen der Bekennung seiner politischen Aktivitäten zum Denunzianten an der Sache und an vielen Freunden und Kollegen, deren Namen er preisgab. Damit hatte er nahezu sämtliche Sympathien und jegliche ideelle Glaubwürdigkeit verspielt, was ihn nicht davon abhielt, bis zu seinem Karriereende einige weitere großartige Filme zu inszenieren.
"Crossfire" geht äußerst rationiert mit seinen Mitteln um; fast theatralisch anmutende Kulissen mit minimalem Lichtgehalt (die meisten Szenen spielen bei Nacht), so gut wie keine Musik und ein unumstößlicher Realismus prägen das Bild. Auf oberflächliches stardom, jedweden Glamour oder gar ein bequemes Emotionalitätspolster verzichtet der Film zugunsten seiner strengen Konzentriertheit vollends.

8/10

#1959 Funxton

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Geschrieben 24. September 2009, 15:22

"Natural body oils combined with dirt can keep you waterproof."

Cross Of Iron (Steiner - Das eiserne Kreuz) ~ D/UK 1977
Directed By: Sam Peckinpah


Russland, 1943: Die Ostfront rückt zurück nach Westen, die Wehrmacht muss um jeden eroberten Zentimeter kämpfen. Unteroffizier Steiner (James Coburn), der den Krieg bis aufs Blut hassen gelernt hat, bekommt einen neuen Vorgesetzten: Hauptmann Stransky (Maximilian Schell), der aus dem sonnigen Biarritz auf eigenen Wunsch an die Ostfront versetzt wurde, um dort das Eiserne Kreuz zu erhalten. Jedoch steht Stransky seine eigene Feigheit im Wege, einen befohlenen Gegenangriff gegen die Rotarmisten setzt er aus und versucht, seinen neuen Intimfeind Steiner mitsamt seinem Zug später zu verheizen, auch aus Angst, Steiner könne gegenüber der Admiralität die Wahrheit über ihn kundtun.

Einer der besten Filme über den Russlandfeldzug im Zweiten Weltkrieg und zugleich das wohl ungewöhnlichste Projekt Peckinpahs, wenn man einen solchen Superlativ im Zusaammenhang mit diesem Regisseur überhaupt gelten lassen möchte. Peckinpah arbeitete für den deutschen Produzenten Wolf C. Hartwig, berüchtigt für seine "Schulmädchenreport"-Reihe, der wiederum durch dieses teure Prestigeprojekt, bei dem es sich um die Adaption des vielgelobten Fronterfahrungsberichts "Das geduldige Fleisch" von dem späteren Trivialromancier Willi Heinrich handelte, ein neues Image zu begründen hoffte. Es blieb jedoch bei dieser einen cineastischen Großtat. Peckinpah, zu jener Zeit schwerster Kokain- und Alkoholsucht verfallen, galt längst als zunehmend abgeschriebener Künstler, bewerkstelligte jedoch mit "Cross Of Iron" ein letztes großes, grimmiges Werk, ganz seiner persönlichen Signatur entsprechend. Vor Authentizität sprühende Gefechtsszenen werden ergänzt von transzendenten Fiebrigkeiten wie Steiners zwischenzeitlicher Lazarettaufenthalt, bei dem es eine beeindruckend-irrsinnige Bankettszene hat, in der versehrte Kriegsheimkehrer sich ein Stelldichein geben und von einer verfetten Offiziersriege halbgar beschwichtigt werden. Mit James Coburn und David Warner sind zwei alte Peckinpah-Veteranen aboard, mit den stets bravourösen Darstellern Schell, James Mason und Klaus Löwitsch zudem noch drei weitere Großkaliber, die den bis tief in seine finstere Seele unbequemen Film stemmen.

8/10

#1960 Funxton

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Geschrieben 24. September 2009, 15:43

"How high can you go?"

Heaven ~ USA/D/I/UK/F 2002
Directed By: Tom Tykwer


Die in Turin lebende und arbeitende Englischlehrerin Philippa (Cate Blanchett) will den Drogendealer Vendice (Stefano Santospago) aus dem Verkehr ziehen, der bereits ihren Ehemann und einige ihrer Schüler auf dem Gewissen hat. Als ihre Rufe nach Gerechtigkeit bei den Carabinieri ungehört verhallen, entschließt sie sich zur Selbstjustiz in Form eines Bombenanschlags. Dieser kostet jedoch nicht Vendice, sondern vier Unschuldige das Leben. Philippa lässt sich von der Polizei fassen, bricht nach der Enthüllung ihrer Tat zusammjen und lernt bei ihrem Verhör den Polizisten Filippo (Giovanni Ribisi) kennen, der sich in die Mörderin wider Willen verliebt und ihr die Flucht ermöglicht. Zusammen flieht das Paar mit geborgter Zeit duch die Toscana.

Da wurde es dann international. Große Namen wie Sydney Pollack, Anthony Minghella und Harvey Weinstein standen hinter Tykwers fünftem, erstmals in Zusammenarbeit mit Filmschaffenden aus der Restwelt entstandenen Werk, dem ein aus dem literarischen Nachlass des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski stammendes Script zugrunde lag. Ebenfalls eine Premiere insofern, als dass Tykwer erstmalig eine "Fremdidee" verfilmte, die nach eigener Aussage jedoch "wie für ihn gemacht" erschien und tatsächlich - angesichts der aus all seinen bisherigen Arbeiten bekannten, umständlich-verqueren Liebesgeschichte muss man dem Mann Recht geben. Das "Tykwer-eske" an "Heaven" reicht sogar bis hin zu der bekannten, seltsamen Unentschlossenheit zum Abschluss, die der eine als frustrierend und traurig bezeichnen mag, der andere als Erfüllung hochromantischer Emotionalität. Der Film war, wie zumeist bei Kieslowski, "nur" der Auftakt zu einem ursprünglich dreiteilig geplanten Zyklus, dem neben dem "Himmel" noch die "Hölle" und das "Fegefeuer" folgen sollten. Zumindest letzteres steht noch aus. Möge es dereinst noch kommen.

8/10

#1961 Funxton

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Geschrieben 25. September 2009, 14:26

"At last everything comes between you and the man you wanted to be."

The International ~ USA/D/UK 2009
Directed By: Tom Tykwer


Der Interpol-Agent Louis Salinger (Clive Owen) verfolgt mit ans Fanatische grenzender Unnachgiebigkeit die Machenschaft der luxemburgischen IBBC, einer international operierenden Bank, die auch Waffensysteme an Entwicklungsstaaten vermittelt, Putschisten unterstützt und unliebsame Mitwisser sowie Spürhunde hinterrücks zu Tode kommen lässt. Eines der Opfer ist Salingers Freund und Kollege Schumer (Ian Burfield). Zusammen mit der Staatsanwältin Whitman (Naomi Watts) rückt der Agent dem Kernmanagerquartett der Bank immer näher.

Klassisch aufgezogener Verschwörungsthriller im Stil ähnlich gelagerter Filme der siebziger und achtziger Jahre, der besonders Pakula und Pollack im Visier hat. Zu Tykwers bisherigem Werk passt "The International" erst auf den zweiten Blick, wenn innere Nebenschauplätze wie die beklemmenden Eigenschaften von Urbanität und die visuellen Reize bestimmter architektonischer Strukturen in den Fokus genommen werden. Da wächst der Film dann über seine kaum mehr entlarvende Thematik der die Globalpolitik beeinflussenden Hochfinanz hinaus. Dass Banken und deren Geld tatsächlich die Geschicke großer Teile der Welt kontrollieren, scheint mir gegenwärtig wirklich keine bahnbrechende Erkenntnis mehr, allein, dass sie sich nicht nur mafiös organisieren, sondern zugleich ebenso plump verhalten wie dumme Verbrecher, mag mit Wohlwollen als ungefähre Wissenserweiterung auf Bildzeitungsniveau durchgehen. Nun denn, der reinen Inszenierung zugewandt, entdeckt man einen erfreulich konzentrierten und ausgeschlafenen Tykwer, der sich auch im Actionfach nicht zu den schlappen Stilismen hinreißen lässt, die sonst das zuletzt übliche Genrebild bestimmen, sondern einen erstklassig gefilmten, übersichtlich und geordnet geschnittenen shoot-out im Guggenheim-Museum präsentiert, den man ihm so gar nicht zugetraut hätte. Eine Wohltat, eben auch in Bezug auf die jüngsten Gattungsentwicklungen.
Dennoch wünschte ich mir ganz ehrlich, Tykwer kehrte zu den leiseren, dafür umso intensiveren Sonanzen seiner früheren Tage mitsamt selbstverfassten Scripts zurück, anstatt sich mehr und mehr zum anerkannten Qualitätsregisseur aufzuschwingen. Für einen "The National" jedenfalls dürfte es allemal noch reichen.

7/10

#1962 Funxton

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Geschrieben 26. September 2009, 11:29

"We're the CIA. Something always goes wrong."

The Siege (Ausnahmezustand) ~ USA 1998
Directed By: Edward Zwick


Die nicht-legitimierte Gefangensetzung eines arabischen Terroristenführers (Ahmed Ben Larby) durch den fanatischen General Deveraux (Bruce Willis) provoziert mehrere Anschläge von religiösen Gesinnungsgenossen in New York. Der FBI-Mann Hubbard (Denzel Washington) steht der zunehmend brisanten Situation tapfer, aber vornehmlich ratlos gegenüber. Schließlich verhängt das Innenministerium den Ausnahmezustand, Deveraux' Stunde schlägt. Sämtliche in Manhattan wohnhaften, männlichen Immigranten aus der arabischen Welt werden im Yankee Stadium eingepfercht und interniert, Deveraux schreckt selbst vor Folter und Mord an Verdächtigen nicht zurück.

Dass die inhaltliche Prämisse von "The Siege" keineswegs reine social fiction ist, zeigte sich drei Jahre später, als die Angreifbarkeit der USA nachdrücklich durch die Terroranschläge vom 11. September demonstriert wurde. Bei der damaligen Regierung wären vermutlich selbst innermilitärische Maßnahmen wie die hier gezeigten nicht mehr allzu verwunderlich gewesen. Jene zeigt der Film ganz bewusst noch erschreckender als die eigentliche Keimzelle des schiitischen Terrors: Spätestens wenn die Geschicke der freien Welt in die Hände rücksichtsloser Kommissköpfe wie dem von Bruce Willis eindrucksvoll verkörperten Ordenständer Deveraux übergehen, so die These von "The Siege", dann stirbt auch die Freiheit selbst. Diese brauchbare pazifistische Botschaft transportiert Zwicks Film auf recht überzeugende Weise. Wenn das Script dann aber den regelmäßig in solchen Gutmenschenrollen zu sehenden (nichtsdestotrotz sehr befähigten) Washington zu Graeme Revells pathetischer Musik seine Verfassungsschutz-Reden halten lässt, dann droht das Sterne-und-Streifen-Schmalz die Leinwand resp. die Glotze hinabzurinnen. Typisch Zwick eben. Kann man abkönnen, kann man auch lassen.

5/10

#1963 Funxton

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Geschrieben 29. September 2009, 18:19

"Cooooome oooooonnnnn...."

Death Warrant (Mit stählerner Faust) ~ USA/CAN 1990
Directed By: Deran Sarafian


Der kanadische Polizist Burke (Jean-Claude Van Damme) verfolgt einen flüchtigen Serienmörder, den 'Sandman' (Patrick Kilpatrick), bis in die Staaten. Nachdem er den Fiesling erwischt hat, lässt er sich noch gleich von den hiesigen Behörden überreden, einen Undercover-Einsatz im Harrison-Gefängnis durchzuführen, in dem allenthalben Häftlinge sterben und ihre Leichen verschwinden. Burke geht als Scheininsasse in den Knast, verschafft sich schnell Respekt und kommt den Hintermännern der Morde, einer straff organisierten Organmafia, auf die Spur. Da jedoch wird auch der wiedergenesene Sandman in Harrison eingeliefert...

Die inhaltliche Konstruktion von "Death Warrant" kann man nur als abenteuerlich bezeichnen; der Film schlägt mindestens soviele Haken wie Meister Lampe auf der Flucht vor der Jägersbüchse. An Actionszenen gibt es nicht viel, kaum verwunderlich angesichts des lokal begrenzten settings. Lams "In Hell", 13 Jahre später entstanden, ist der deutlich intensivere und ganz klar bessere Film, auch wenn "Death Warrant" sich mit relativ prominenter, um nicht zu sagen: 'gesichtsbekannter' Nebenbesetzung schmückt. Am Schönsten sind die wie immer fluffig ausgepolsterten Knast-Klischees mit allem, was das Herz begehrt den schlitzohrigen, aber gutherzigen Zellenkumpel (Conrad Dunn), der dran glauben muss, die ethnisch gebildeten Subkulturen, die Transen und die Gefahren eines herabgefallenen Stücks Seife inbegriffen. Wer's mag. Der ordentlich brutale Showdown jedenfalls löst viel von dem Versprochenen wieder ein.

5/10

#1964 Funxton

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Geschrieben 29. September 2009, 18:38

"Everything's turning... all orange... and silver."

Miami Blues ~ USA 1990
Directed By: George Armitage


Dass Frederick Frenger Jr. (Alec Baldwin), genannt 'Junior', ein Schräubchen locker hat, merkt man ihm bei seinem gepflegten Auftreten gar nicht mal sogleich an. Seine sich sprunghaft präsentierende Gewalttätigkeit und der unbedingte Wille, jedes Ziel im Leben mittels Kriminalität zu erreichen, sprechen jedoch eine deutliche Sprache. Aktuelles Ziel seiner Gaunereien ist Miami. Die unerfahrene, naive Hure Susie (Jennifer Jason Leigh) schlägt sich auf seine Seite, der alternde Cop Moseley (Fred Ward) wird zu Juniors erklärtem Intimfeind, insbesondere, nachdem jener ihn zusammenschlägt und mit Moseleys kurzum entwendeter Dienstmarke allerlei Schabernack treibt.

Ein angenehm verrückter, kleiner Krimi, den ich just zum ersten Mal gesehen und mich über diese Tatsache gleich ein wenig geärgert habe, denn ich bin mir sicher, er hätte mir vor 18 Jahren noch deutlich besser gefallen. "Miami Blues" reitet recht behende auf der kleinen neo-noir-Welle mit, die um diese Zeit das Kino nicht überschwappte, aber sich zumindest dort brach. Gangster, Kleinkriminelle und prädestinierte Verlierertypen mit kantigem Charakter wurden in gewissen Kreisen en vogue und ihre unliebsamen Schicksale zu einer auch für harte Kerle beweinenswerten Angelegenheit. Freddy 'Junior' Frenger ist zwar bescheuert, um nicht zu sagen, ein ziemlich gemeingefährlicher, weil so unberechenbarer Soziopath, trotzdem füllt er die Heldenrolle aus, bekommt das Mädchen, um es wegen seiner Unfähigkeit, sich zu ändern, wieder zu verlieren. Die eigentliche Sensation aber ist Fred Ward mit seinem künstlichen Gebiss, das für einige unappetitliche Scherze herhalten muss. Seine Figur des Sergeant Moseley tauchte in Romanen des Krimiautors Charles Willeford, von dem auch die "Miami Blues" - Vorlage stammt, gleich noch drei weitere Male auf, so erfolgreich war sie offenbar. Für Ward eine fast sichere Bank ergo, aber eigentlich kann der ja ohnehin nur gut sein.
Eine klassische Figurenkonstellation also mit der passenden Nuance Exzentrik.

7/10

#1965 Funxton

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Geschrieben 29. September 2009, 18:55

"Can you even tell the difference anymore?"

Beyond The Law (Made Of Steel - Hart wie Stahl) ~ USA 1992
Directed By: Larry Ferguson


Der Halbblut-Cop Dan Saxon (Charlie Sheen) trägt ein schweres Trauma mit sich herum, seit er als Kind seinen Onkel, der ihn zuvor schwer misshandelte, erschossen hat. Das Angebot eines profilierungssüchtigen FBI-Beamten (Courtney B. Vance), sich undercover Zugang ins Bikermilieu zu verschaffen und dort Beweise für die kriminellen Machenschaften der Rocker zu sichern, nimmt Saxon ohne allzu großes Zögern an. Er verändert sich jedoch nicht nur äußerlich, auch sein emotional zertrümmertes Inneres findet Gefallen an dem gesetzlosen Lotterleben zwischen Drogen und Krafträdern und so muss sich Saxon schließlich, ganz wie es ihm ein alter Apache (Rino Thunder) prophezeit hat, seinem eigenen Schatten stellen...

Weil ich gerade Lust zu moppern verspüre, fange ich sogleich mal damit an. Es ist ja bereits Vorsicht geboten, wenn die deutschen Titelschmiede englische Bezeichnungen anstelle des anderslautenden Originaltitels verwenden.
Weitere bahnbechende Erkenntnisse: Charlie Sheen markiert wohl keinen Brian Bosworth (umgekehrt gilt natürlich dasselbe) und der Versuch, mit "Beyond The Law" einen tiefenpsychologisch fundierten Polizeifilm mit Biker-Schwerpunkt zu kreieren, scheint so programmatisch wie abwegig. Es bedürfte schon einiger ganz besonders ausgefuchster Ideen, um einem solch - Entschuldigung - per se trotteligen Sujet die passende Würze zu verleihen, doch genau daran fehlt es, wie überhaupt an einem geringen Fünkchen Klugheit oder zumindest einem formalen Indiz für das Bewusstsein des Autors, einen kaum ernstzunehmenden Film abgeliefert zu haben. Exakt dessen jedoch scheint sich Ferguson bald traumwandlerisch sicher zu sein. Der kleine Off-Text am Schluss, der, von distinguiert klingender Sprechstimme intoniert, beteuert, dass es sich bei "Beyond The Law" um eine Darstellung authentischer Ereignisse handele und der echte Dan Saxon mit Frau und Kind in Kalifornien lebe, ist dem Willen Fergusons nach Seriosität wiederum nicht eben zuträglich, ebensowenig wie zahlreiche andere kleine, in ihrer Summe penetrante Mäkel, deren müßige Aufzählung ich mir an dieser Stelle lieber spare. Was "Beyond The Law" noch so gerade in Ehren rettet, sind ebensolche winzigen Aspekte, die zumindest einen gewissen Sinn für timing erahnen lassen, hier ein passgenau eingespielter Song, dort ein emotionaler Ruck durch das vor Müdigkeit knarzende Dramaturgiegebälk - die eine oder andere Überraschung lässt's fruchten. Dennoch, "Stone Cold" ist auf eine herzliche Art lustiger und erfolgreicher in seinem Bestreben.

4/10

#1966 Funxton

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Geschrieben 01. Oktober 2009, 16:51

"Just drive, baby."

Payback: Straight Up - The Director's Cut ~ USA 1999/2006
Directed By: Brian Helgeland


Porter (Mel Gibson) ist unmittelbar nach einem Coup von seinem Partner (Gregg Henry) und seiner Frau (Deborah Kara Unger) übers Ohr gehauen und schwer angeschossen worden. Nach seiner Rekonvaleszenz kehrt er zurück und holt sich, was ihm zusteht.

Rund sieben Jahre nach seinem Debüt als Spielfilmregisseur erhielt Brian Helgeland die Offerte, die biographische Scharte der vor dem Originalkinoeinsatz unter anderem infolge von Mel Gibsons Insistieren umgeschnittenen bzw. erweiterten "Payback"-Version wieder auszuwetzen, indem er nachträglich seinen Director's Cut anfertigen und veröffentlichen durfte. Dafür wurden diverse Oneliner und Gags sowie Gibsons Off-Kommentare entfernt, der Grundton finsterer und härter, der Schluss verändert; Kris Kristofferson flog raus, das Bildmaterial wurde zugunsten seines natürlichen Aussehens wieder entfiltert und ein völlig neuer Score von einem anderen Komponisten (Scott Stambler) geschrieben. Ich hatte die bekannte(re) Version nur einmal gesehen und sie damals vielleicht etwas voreilig und recht ungerührt als eher unwürdige "Point Blank" - Kopie abgetan, war dann jetzt aber doch recht neugierig auf das durch den Regisseursschnitt angeblich wesentlich modifizierte und verbesserte Werk. Mir kam es zunächst in der Tat so vor, als sei mir der Film gänzlich unbekannt, was ich sogleich als durchaus positiven Aspekt wahrnahm. Die absolute Trockenheit von "Payback" manifestiert sich nun noch sehr viel deutlicher. Es wird, besonders von Seiten Porters, keine verbale Silbe zuviel abgesondert, im Gegenzug aber "unnötig" viel Blei verspritzt, will sagen, die Atmosphäre des Films pendelt nun zwischen hermetisch und resignativ, dürfte sich also exakt in jenen Sphären bewegen, in denen Helgeland sie haben wollte. Große weitere Vergleiche kann ich eben aufgrund der weithin verglommenen Erinnerung an den Kinocut nicht ziehen, die runde und geschlossene Art des Films verbuche ich aber unzweideutig als Labsal für das Werk und mich als seinen Verbraucher.

8/10

#1967 Funxton

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Geschrieben 03. Oktober 2009, 10:03

"Mind the doors!"

Death Line (Tunnel der lebenden Leichen) ~ UK 1972
Directed By: Gary Sherman


Das junge Paar Alex (David Ladd) und Patricia (Sharon Gurney) findet auf einer Londoner Treppe einen sterbenden Mann (James Cossins), der, nachdem sie einen Bobby benachrichtigen, verschwunden ist. Der so emsige wie gelassene Inspektor Calhoun (Donald Pleasence) verfolgt den Fall aufmerksam, zumal es sich bei dem Vermissten um ein Regierungsmitglied handelt. Bald stößt Calhoun auf eine ungeheuerliche Wahrheit: In einem stillgelegten U-Bahn-Schacht haust der letzte Nachkomme (Hugh Armstrong) vor 70 Jahren dort verschütteter Tunnelbauer, der, der menschlichen Sprache längst nicht mehr mächtig, ein kannibalisches Selbstverständnis pflegt, der Pestilenz anheim gefallen ist und ausgerechnet Patricia zur Nachfolgerin seiner just verstorbenen Frau (June Turner) erkoren hat.

Endlich konnte ich mir diese allzu lang vernachlässigte Genreperle dank des Fundus des lieben Herrn Nöding auch mal anschauen und habe sie mir gleich nach Besichtigung für die hauseigene Sammlung bestellt (selbiges gilt im Übrigen auch für das nachfolgend eingetragene Werk). Hätte ich geahnt, wie gut mir "Death Line" oder "Raw Meat", wie er im Amerikanischen heißt, gefallen würde, hätte ich mich selbstredend schon wesentlich früher um ihn bemüht. Nicht nur die recht mutige "grisliness" von Shermans deftiger Inszenierung, nicht nur Pleasences Spiel (nebenbei ganz bestimmt eines seiner besten), nicht nur die delirierend-begeisternde Titelsequenz machden den Film so toll. Ganz besonders der neben jenem in anderen bekannten, sich ähnlich gerierenden Kandidaten filmhistorisch so pünktlich angetretene Beweis, dass so genanntes "Schmuddelkino" und intelligente Subversion sich nicht nur nicht ausschließen müssen, sondern gar eine vortreffliche Verbindung eingehen können, verleiht Shermans Film akuten Rückenwind. Dazu kommt selbstverständlich noch die brillant verwendete britische Trockenheit und Christopher Lees obligatorischer Auftritt, ohne den wohl kein Inselfilm dieser Ära ganz rund wäre. Wirklich hervorragend!

8/10

#1968 Funxton

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Geschrieben 03. Oktober 2009, 10:38

"I'm in charge."

Hustle & Flow ~ USA 2005
Directed By: Craig Brewer


Djay (Terrence Howard), kleiner pimp aus Nord-Memphis, hat gerade mal drei Mädchen zulaufen, von denen eine (Paula Jai Parker) bereits Mutter ist und eine andere (Taraji P. Henson) gerade ein Kind erwartet. Nola (Taryn Manning), die Dritte im Bunde, ist als Weiße Djays bestes Pferd im Stall. Dieser wähnt seine große Chance auf eine Änderung seiner engmaschigen Existenz, als der ebenfalls aus der Gegend stammende, zum prominenten Westcoast-Rapper aufgestiegene Skinny Black (Ludacris) einen Heimatbesuch für den 4. Juli ankündigt. Mithilfe seines gesetzten Bekannten Key (Anthony Anderson) und des Mischers Shelby (DJ Qualls) nimmt Djay ein Tape auf, dass ihn, den Support des arroganten Skinny Black vorausgesetzt, einst groß herausbringen soll.

Hätte ich mir normalerweise vermutlich nie angesehen, umso begeisterter war ich. Besonders angesichts der zertrümmerten Erwartung, einen Hip-Hop-Film Marke "8 Mile" vorgesetzt zu bekommen, denn das ist "Hustle & Flow" ganz bestimmt nicht. Mit einer bestechenden Beobachtungsgabe für Milieus und Menschen siedelt der hellhäutige Brewer seine kleine Aufsteigergeschichte dort an, wo man es als Laie nicht unbedingt erwarten würde: In Tennessee, im schwülen Süden der USA, der doch eigentlich eher für seine Sümpfe und Elvis bekannt ist und das man als klischeegeprägter Europäer unwillkürlich noch immer mit inzestuös derangierten Rassisten in Verbindung bringt. Doch "Hustle & Flow" lehrt, dass auch dort mittlerweile eine gewisse Art ethnischer Normalität eingekehrt ist, Djay, der sich selbst für einen "hart arbeitenden pimp" hält, dessen Selbstverständnis dabei aber natürlich so limitiert ist wie der Horizont seines Milieus. So eine Art "Mack" ohne dessen Gangster-Heldentum. Den etwas heftigen dramaturgischen Umschwenk gegen Ende, der der zuvor stets am Boden verankerten Lässigkeit ein Ende setzt, fand ich nicht ganz so passend, das ändert aber nur wenig an der unleugbaren Gesamtqualität des Films. So ist "Hustle & Flow", dafür trägt schon der phantastische Score Sorge, im Grunde seines Herzens gar kein Hip-Hop, sondern purer Soul und damit auch für einen wie mich unschwer goutierbar.

8/10

#1969 Funxton

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Geschrieben 03. Oktober 2009, 11:06

"Kill. Kill. Kill."

Summer Of Sam ~ USA 1999
Directed By: Spike Lee


Brooklyn, Sommer 1977. Der Serienkiller, den die Medien als "Son Of Sam" verkaufen, macht die Gegend unsicher. Im italienischen Viertel rätseln die Leute, unter ihnen der jungverheiratete Discogänger Vinny (John Leguizamo), über die Identität des Unholds. Die Polizei ist ratlos und wendet sich sogar an die hiesige Mafia. Könnte es sich bei dem Mörder gar um den just aus Manhattan wiedergekehrte und zu den Punks "übergelaufenen" Richie (Adrien Brody) handeln? Ganz bestimmt sogar, denn nicht nur, dass Richie eine seltsame englische Kapelle namens The Who vergöttert, Stromgitarre spielt, merkwürdig verlotterte Frisuren und Textilien aufträgt und damit die Kinder erschreckt und anstatt sich wochenends in Schale zu werfen und zu Abba zu tanzen in einem schmierigen Club namens CBGB herumhängt, verdingt er sich auch noch nebenbei als Stripper und Strichjunge. So einer kann nur ein Psychopath sein.

Lees pasticcio-artiges Epochengemälde ist einer seiner besten Filme. Wenn der Autor sich auch nach und nach von seinem hauseigenen Rassismus freizuschaufeln scheint, kann er doch nicht ganz umhin, die weiße, respektive italoamerikanische Kleinbürger-Idiotie, die wir noch aus "Do The Right Thing" kennen, weiterzuverfolgen. Diesmal seziert er intraethnisch und verfolgt die Engstirnigkeit und die Furcht vor dem Anderssein in dem Auseinanderdriften der Subkulturen. Ein hochinteressantes Sujet. Studio 54 versus CBGB, Bee Gees versus Talking Heads, Disco versus Punk. Es knallt, wenn auch verhältnismäßig leise. Grenzgänger und Entschlacker wie Blondie müssen sich erst noch selbst erfinden. In Brooklyn lauern derweil Bigotterie, sexuelle Neurosen, Biedertum und vorgehaltene Hände. Ein Serienkillerfilm ist "S.O.S." dabei nur ganz nebenbei. Über David Berkowitz, den echten Son Of Sam, erfahren wir zwar etwas, das bleibt aber relativ dürftig und unbestimmt. Ein paar seiner Briefe an die Presse werden verlesen, dass er von einem Hund aus der Nachbarschaft zu seinen Mordtaten angestachelt wird, lernen wir und schließlich, dass sich die jungen Damen alle die Frisuren kürzen und blond färben ließen, um der Fixierung des Mörders auf Brünette mit langen Haaren zu entgehen. Dazwischen hüpfen große Namen wie Ben Gazzara, John Savage und Anthony LaPaglia herum, die Lees bereits etablierten Stil zwar bravourös unterstützen, dennoch aber hier und dort den Eindruck erwecken, man säße bei Scorsese. Dem Film, der sich somit näher am erwähnten "Do The Right Thing" befindet denn an Lustigs "Maniac", der ja ebenfalls Berkovitz zum Motiv bzw. Vorbild hat, schadet das glücklicherweise rein gar nichts, im Gegenteil. Der Blick über den Tellerrand erst macht "Summer Of Sam" so großartig unikal. Irgendwann werde ich mir alle drei Filme hintereinander ansehen und dabei in astronomisches Schwärmen geraten.

9/10

#1970 Funxton

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Geschrieben 05. Oktober 2009, 17:03

Zitat entfällt.

Cane Arrabbiato (Sag nie wieder Indio) ~ I 1984
Directed By: Fabrizio De Angelis


Dass der Streuner Indio (John Ethan Wayne) für teures Geld zwei Zuchtpferde erstanden hat und sie als Investition für sein künftiges Vermögen betrachtet, schert den Rancher Robeson (Ernest Borgnine) zunächst wenig. Indio tränkt seine Zossen auf Robesons Gut und darauf reagiert dieser naturgemäß ungehalten. Darüberhinaus ist er der festen Überzeugung, die beiden Gäule gehörten ihm und Indio habe sie gestohlen. Alle Renitenz hilft nichts, der Sheriff (Bo Svenson) nimmt Indio Hops und der ungerecht Behandelte landet im örtlichen Sicherheitsknast. Dort haben zwei sadistische Aufseher (Henry Silva, Raimund Harmstorf) nichts Anderes im Sinn als Indio den lieben langen Tag bis aufs Blut zu reizen, also büchst er aus und besorgt sich bei dem Pferdeverkäufer den Verkaufsvetrag. Ende gut, alles gut.

Wer das rote Gütesiegel auf der deutschen DVD oder auch der alten VHS entdeckt und glaubt, ihm stünde, zumal angesichts dieser Besetzung, ein harter Knaller ins Haus, der irrt gewaltig. "Cane Arrabbiato" ist ein braver kleiner, absolut jugendfreier Neo-Western, in dem ein Unglücklicher versehentlich zu Tode kommt, ein paar Autos in die Luft fliegen und ansonstem keinem ein Haar gekrümmt wird. Das Ding steht also in unmittelbarer Tradition von De Angelis' ebenfalls harmlosem "Thunder", teilweise mit identischer Rollenverteilung, nur diesmal mit 'nem Cowboy statt 'nem Indianer. Lustig ist das alles trotzdem, die Qualität der Synchronfassung ist wie immer in diesen Jahren dem eigentlichen Niveau des Films weit überlegen und man kann sich zwischen Silva und Harmstorf als Lieblingsunsympathen gar nicht entscheiden. Zwei so herzhaft-lustvoll das Arschloch gebende Spießgesellen... es ist einfach eine Freude. Die Charakterentwicklung von Borgnines reichem Farmer-Opa schlägt derweil abenteuerliche Bögen: Am Anfang ist er es, der den ganzen Salat anleiert und Indio in den Bau bringt, am Ende markiert er dann plötzlich ganz den lieben American grandaddy, der Indio seinen dicken Respekt als verjährtes alter ego ausspricht ("Indio, du erinnerst mich da an einen gewissen, rotzfrechen jungen Pferdezüchter vor vielen Jahren, haha!"). Die beste Zeile des Films ist jedoch Bo Svenson vorbehalten: Nachdem Indio für sein gutes Recht die unmöglichsten Torturen hat auf sich nehmen müssen und er dem Sheriff seinen Kaufvertrag unterbreitet, meint dieser nur ungerührt: "Jetzt bist du wohl zufrieden, was?" Spiel, Satz & Sieg für den wilden Fabrizio aka Larry Ludman.

5/10

#1971 Funxton

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Geschrieben 05. Oktober 2009, 17:20

Zitat entfällt.

Lo Chiamavano Trinità (Die rechte und die linke Hand des Teufels) ~ I 1970
Directed By: Enzo Barboni


Der müde Joe (Terence Hill, im Original Trinità) kommt in ein kleines Städtchen, in dem sich sein Bruder Bud, der Kleine (Bud Spencer, im Original Bambino), den Gesetzesstern ans Revers geheftet hat, nachdem er den eigentlichen Sheriff (Ugo Sasso) auf dem Weg zu seinem neuen Posten etwas zu stark verbimst hatte. In der Stadt hat der arrogante Major Harriman (Farley Granger) das Sagen. Dieser besitzt eine stattliche Anzahl edler Pferde, die er ausgerechnet in einem Tal grasen lassen möchte, das soeben ein aus Mormonen bestehender Siedlertrek für sich beansprucht. Mit allen Mitteln versucht der Major, die gottesfürchtigen Gewaltverächter loszuwerden, doch er hat die Rechnung ohne die zwei ständig zankenden Brüder gemacht.

Am Anfang geht's noch hoch her: Sechs Desperados werden abgeknallt, jeweils drei von Spencer und von Hill. Dann ist endültig Finito mit der Ballerei. Nach der Colizzi-Trilogie und dieser ersten Hälfte im ersten der beiden "Trinità"-Western wird das Duo nie mehr zur Schusswaffengewalt greifen, zumindest nicht in gemeinsamen Abenteuern. Der Übergang ist so fließend wie zwingend logisch: Die Mormonengruppe lehrt Joe und den Kleinen, dass man nicht gleich jeden erschießen muss, um ihn außer Gefecht zu setzen - ein bisschen deftige Prügel, so sie denn effektiv eingesetzt werde, langte doch voll und ganz. So kommen die Hauptbösewichter am Ende, nach ein gigantischen Klopperei, die in den folgenden 15 Jahren noch dutzendfach variiert und zusätzlich infantilisiert werden wird, tatsächlich und buchstäblich mit einem Satz blauer Augen davon; Farley Granger muss sich nicht von den zwei italienischen Rüpeln in die ewigen Jagdgründe schicken lassen, sondern darf gedemütigt von Dannen ziehen, und, was noch viel elementarer ist: Die Ära des Spaß-und Prügelfilms ist endgültig herangezogen. Dabei wäre "Lo Chiamavano Trinità" (Spencer wird im Originaltitel frecherweise unterschlagen) bei etwas mehr Zug auch nochmal als ordentlicher Italowestern durchgegangen. Dafür "entschädigt" der himmlische Titelsong von Franco Micalizzi.

7/10

#1972 Funxton

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Geschrieben 07. Oktober 2009, 14:25

"Being paranoid doesn't mean we're not being followed."

Telefon ~ USA 1977
Directed By: Don Siegel


Der durchgedrehte sowjetische Ex-Staatssekretär Dalchimsky (Donald Pleasence) flieht in die USA und reaktiviert dort per Telefon seit Jahrzehnten ruhende "Schläfer" von hinter dem eisernen Vorhang, die durch Langzeithypnose nicht um ihre eigene Identität wissen und erst durch ein bestimmtes Stichwort zu der jeweilige Selbstmordaktion veranlasst werden. Um einen Konflikt mit den Amerikanern zu vermeiden setzt der KGB den Agenten Borzov (Charles Bronson) in die Staaten ab, um Dalchimsky zu eliminieren, bevor dieser noch größeren Schaden anrichten kann.

Geschickt arrangierter Kalter-Kriegs-Thriller, der erst durch Siegels höchsteigene Lakonie zu voller Blüte erstrahlt. Ein weniger involvierter oder weniger gescheiter Filmemacher hätte aus der an "The Manchurian Candidate" angelehnten Paranoia-Geschichte vermutlich bloß einen mediokren Agentenfilm gegossen - bei Siegel hat der Hang zur Politisierung ebensowenig eine Chance wie eine allzu freundliche Prognose. Auf beiden Seiten des globalen Schachbretts sitzen, so seine Bestandsaufnahme, kopflose Strategen und Geheimniskrämer, die inmitten ihres Kriegsspiels voller Leichen im eigenen und im oppositionellen Keller selbst kaum mehr den Überblick zu wahren imstande sind. Jedwede Sympathien für eine der beiden Seiten sind hier unangebracht, die einzig folgerichtige Entscheidung der Ausstieg aus dem waffenstarrenden Kirmeskarussell zur Realisierung persönlicher Träume. Das Menschsein triumphiert über das Agentsein. Eine überaus charmante Konklusion, wenn nicht gar pure Entspannung. Das gab's im selben Jahr übrigens auch bei James Bond.

7/10

#1973 Funxton

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Geschrieben 07. Oktober 2009, 14:53

"Welcome to the war."

X-Men Origins: Wolverine ~ USA 2009
Directed By: Gavin Hood


Wie der Mutant Logan alias Wolverine (Hugh Jackman) zu seinem Adamantium-Skelett und zu seiner Amnesie kam und was überhaupt ihm bis zu seinem Eintritt bei den X-Men widerfahren ist.

Passable Weiterspinnung der "X-Men"-Fabel im (oder auf) Film in Prequel-Form, bei der der leicht schale Geschmack einer forcierten Weiterentwicklung unter spärlicheren Bedingungen sich allerdings kaum verleugnen lässt. Wolverine als sicherlich beliebtestes Mitglied der Mutantentruppe unter Professor Xavier, der ohnehin (soll heißen: als Comic-Inkarnation) bereits diverse Soloabenteuer bzw. team-ups mit anderen Marvelhelden erlebte, bot sich für ein spin-off des Franchise mit vielen neuen (darunter der längst überfälllige Gambit) anstelle der bereits bekannten Gestalten vielleicht am eindeutigsten an. Was sich daraus ergossen hat, ist allerdings streitbar. Zugunsten Hugh Jackmans wurde die Figur doch arg domestiziert, der in den Comics so interessant ausgespielte, ewige Konflikt zwischen dem eher einem Tier gleichenden Instinktwesen und dem knurrigen Einzelgänger weicht nach drei Filmauftritten nun endgültig Jackmans kalkuliertem Schönlings- und Frauenschwarmimage; Szenen, in denen Logan nackt, schmutzig und selbstvergessen durch die Wälder streift, um seinen Jagdhunger zu stillen oder ganze Armeen feindlicher Soldaten zerschnetzelt, kurz die zumindest implizite Rohheit der Figur, wären hier als vervollständigende Gestaltungsaspekte undenkbar. Zudem scheint man irgendwie übersehen zu haben, dass Liev Schreiber in "Wolverine" und Tyler Mane im ersten "X-Men" - Film eigentlich dieselbe Figur verkörpern, jedenfalls sind ihaltliche Parallelen nicht recht ausleuchtbar. Peinlich. Da lobe ich mir doch vergleichsweise Kantiges wie die "Punisher"-Filme, die als Nischenbediener zumindest den Mut zu konsequenter Präzisierung nicht zu missen brauchen.

6/10

#1974 Funxton

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Geschrieben 07. Oktober 2009, 15:17

"Even great men have to pee."

The Taking of Pelham One Two Three (Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123) ~ USA 1974
Directed By: Joseph Sargent


Vier Männer (Robert Shaw, Martin Balsam, Hector Elizondo, Earl Hindman) geben sich Farbennamen, entführen einen New Yorker U-Bahn-Zug und erpressen eine Million Dollar von den Stadtoberen. Der clevere Polizist Zach Garber (Walter Matthau) und Gevatter Zufall jedoch arbeiten gegen die Gangster.

Herrlicher (Sub-)Polizeifilm, der ganz im zeitgenössischen Stil einen fabelhaft trockenen Humor mitsamt etlichen satirischen Spitzen und dazu einen trotz des recht spekulativen Sujets sympathischen Realismus kultiviert, um alles noch mit Elementen des soeben boomenden Katastrophenfilms zu verquicken. An jeder Ecke lauert irgendein querköpfiger Charakter; ganz besonders die Mitglieder der U-Bahn-Polizei sind allesamt wundervoll knarzig und zynisch gezeichnet. Da findet sich dann auch gleich der triftigste Grund, warum mir niemand weismachen kann, das aktuelle Remake könne mit Sargents Original qualitativ auch nur gleichziehen: Das hässliche gelbe Hemd hängt Walter Matthau so lässig unfreiwillig aus der Hose, da kommt heute, in Zeiten gezupfter Nasenhaare, Gelfrisuren und Männerpediküre keiner mehr mit. Doch selbst die vier Gangster sind alles andere als unsympathisch; die dramaturgische Spannung des Films, die man allerdings jeweils mit einem Blick auf die verbleibende Laufzeit eigenmächtig aushebeln kann, liegt somit in der relativen Ungewissheit des Ausgangs. Wären da nicht gewisse Kino-Todsünden, man müsste sogar erwarten können, dass zumindest einer der Gauner am Ende davonkommt. Vielleicht bin ich aber auch mittlerweile so verkommen, dass ich mir zunehmend wünsche, die bösen Jungs gewönnen mal. Übrigens ein weiteres Beispiel dafür, wie phantastisch hierzulande einst synchronisiert wurde.

8/10

#1975 Funxton

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Geschrieben 09. Oktober 2009, 07:46

Zitat entfällt.

Continuavano A Chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja) ~ I 1971
Directed By: Enzo Barboni


Der müde Joe (Terence Hill, im Original Trinità) und Bud, der Kleine (Bud Spencer, im Original Bambino) treffen auf der elterlichen Farm wieder zusammen. Vom den sterbenden Schwan heuchelnden Vater (Harry Carey jr.) übers Ohr gehauen, verspricht der Kleine, sich um seinen gammligen jüngeren Bruder zu kümmern. Anstatt jedoch wie echte Gauner zu agieren, helfen sie allenthalben einer armen Siedlerfamilie aus der Patsche und knöpfen sich den fiesen Parker (Emilio Delle Piane) vor, der ein Kloster im Grenzgebiet zu einem Waffenumschlasgsplatz für mexikanische Banditen umfunktioniert hat.

Ein veritabler Meilenstein. Barbonis Film legte infolge seines kommerziellen Erfolges nach dem Vorgänger "Lo Chiamavano Trinità" endgültig die zukünftige Marschrichtung für sein Protagonistenduo fest. Mit Ausnahme der Schauplätze und Zeiten lief nunmehr jeder weitere Spencer/Hill-Film mehr oder weniger programmatisch ab. Miese Kopien fanden sich an allen Ecken und Enden, das Original indes, eine charmant-spitzbübische, sehr herzliche und vor allem durch die Bank kompetent gefertigte Western-Comedy, blieb unangetastet. Dem ohnehin bereits reaktionären Subgenre des Italowestern versetzte Barbonis zweiter "Trinità"-Film allerdings den mittelfristigen Todesstoß: Die Leute waren den sich zunehmend vefinsternden Nihilismus der Corbucci-Filme leid, wurden der angestrengten Politisierung der Filme von Questi und Damiani überdrüssig und des operesken Odems Leones müde. Ein unschuldiger Spaß wie dieser bedeutete da Befreiung; den zaghaften Versuch, mit dem "Nachfolger" "Più Forte, Ragazzi" das Sujet geringfügig umzugestalten, akzeptierte das Publikum ohne zu murren. Damit wurde durch "Trinità II" der italienische Western - mit Ausnahme einiger weniger Nachzügler, darunter auch das formale Begräbnis "Il Mio Nome È Nessuno" - bestattet.
Barboni, der sich das schöne Pseudonym 'E.B. Clucher' zulegte, durfte sich zuschreiben, neben jener cineastischen Initiallösung den frühen Höhepunkt für seine beiden Hauptdarsteller geschaffen zu haben, die Leichtigkeit waltet in Form teils unflätiger Witze, zu denen zwei unerreichte Fressszenen und ein ständig furzendes Kleinkind gehören, Hills Umgang mit dem Pokerblatt vergisst keiner, der es je gesehen hat, geschweige denn seinen Ohrfeigenhagel für einen konkurrierenden Gauner.
Streitbar ist, welche der beiden Synchronfassungen als die passendere zu bezeichnen ist: Die Ur-Version, von der Adriafilm mit Hartmut Reck und Wolfgang Hess in München angefertigt oder die Anfang der Achtziger für die Neuaufführung von Rainer Brandt bearbeitete mit Thomas Danneberg und Arnold Marquis. Da jene seither so gut wie immer zu hören war und sich in nicht wenige Gehörgänge jüngerer Generationen quasi eingebrannt hat, muss dem einen oder anderen die ältere Fassung regelrecht antiquiert vorkommen; als historisches Dokument und vor allem als Option, den Film näher am Original zu genießen, muss ihr Vorhandensein auf der aktuell erschienen DVD jedoch geradezu gelobpreist werden.

9/10

#1976 Funxton

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Geschrieben 09. Oktober 2009, 08:05

"Nothing is impossible. In fact what we all have done so far is impossible!"

Defiance ~ USA 2008
Directed By: Edward Zwick


Ostpolen, 1941: Die Wehrmacht überrennt das Land. Die vier Bielski-Brüder Tuvia (Daniel Craig), Zus (Liev Schreiber), Asael (Jamie Bell) und Aron (George MacKay), deren Eltern von im Auftrag der Nazis operierenden Polizisten ermordet wurden, gründen in den nahe gelegenen Wäldern einen der wenigen ausschließlich jüdischen Widerstandsposten des Zweiten Weltkriegs, der später als die "Bielski-Brigade" bekannt werden wird. Den lebensfeindlichen Zuständen trotzend, führt Tuvia eine erhebliche Anzahl Überlebender in die Freiheit.

Das Thema ist wichtig und aller Ehren wert, der Film ingesamt wohl als gelungen zu bezeichnen. Formal gibt es nichts zu bemängeln, Zwick hat seine Professionalität im Umgang mit pathetischer Geschichtsschreibung hollywoodscher Prägung ja bereits zur Genüge unter Beweis gestellt. Ein wenig sauer stoßen andere Aspekte auf. Den deutschen Führerkult, den "Defiance" zu Beginn in den üblich authentischen, grießligen Schwarzweiß-Bildern plakatiert, wird im Laufe der Geschichte fast unmerklich selbst zum handlungstragenden Element innerhalb der semitischen Waldenklave. Daniel Craig als selbstzweifelnder Partisanenboss zwischen Che Guevara, Dschinghis Khan und eben James Bond, umreitet auf einem edlen Schimmel die soeben aus dem Ghetto befreiten Neuankömmlinge und schreibt ihnen vor, wie die Dinge hier zu laufen haben, jetzt, da ihnen durch den Heilsbringer (also ihm selbst) die Chance auf ein Weiterleben geschenkt wurde. Die biblische Moses-Symbolik muss man derweil gar nicht erst entdecken; sie wird einem bereits durch das Script offenbar gemacht. Wäre das Ganze als Exploitationstory oder unter selbstreflexiven Vorzeichen wie andere aktuelle Vertreter des Drittreich-Widerstandsfilms verschnürt worden, man könnte derlei unangenehme Spitzen nachsehen. So trüben sie das ohnehin mit vorsichtiger Obacht zu genießende Erlebnis eines ansonsten recht brauchbaren Films.

6/10

#1977 Funxton

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Geschrieben 09. Oktober 2009, 08:21

"Subhuman is on its way to Davana."

Not Of This Earth (Gesandter des Grauens) ~ USA 1957
Directed By: Roger Corman


Der Planet Davana ist infolge dauernder Atomkriege nuklear verseucht, die Einwohner siechen durch Blutkrebserkrankungen dahin. So wird ein Vertreter der Außerirdischen, Mr. Johnson (Paul Birch), zur Erde geschickt, um zu testen, ob das Blut der hiesigen Kreaturen für die Davanaer verwendbar ist bzw. ob die grassierende Leukämie dadurch bekämpft werden kann. Das bedeutet im Klartext: Abzapfen was das Zeug hält. In jedem Fall, so die Statuten Mr. Johnsons, wäre die Erde letztlich dem Untergang geweiht. Die Krankenschwester Nadine (Beverly Garland) und ihr Freund, der Polizist Harry (Morgan Jones), knöpfen sich Johnson vor, nachdem die Wahrheit am Licht ist.

Ein Invasionsfilm fast ohne jegliche Spezialeffekte? Klarer Fall für Roger Corman. Keine fliegenden Untertassen, Strahlenpistolen oder anderes Gesummse braucht es, um die von Mr. Johnson, dem vampiresken Alienmann mit der Sonnenbrille ausgehende Gefahr glaubhaft zu machen. Ein Teleporter im Wandschrank, ein piepsender Ofen im Heizungskeller, eine fliegende Qualle mit Kralle und Dick Miller als Staubsaugervertreter genügen vollends. Die übliche Masche Cormans, durch geschickte Subversion, sanfte Selbstironie und nicht zuletzt den unbändigen Willen, sein Zeug zu verkaufen, Qualität zu liefern, geht auch in "Not Of This Earth" voll auf. Der Genuss preiswerter Science Fiction, besonders personifiziert durch Paul Birch, der permanent von uns Terranern als Untermenschen spricht und überhaupt bewundernswert ernst bleibt angesichts seiner teils haarsträubenden Dialogzeilen, ist hiermit jedermann und -frau zugänglich. Ist doch gut, nicht wahr.

7/10

#1978 Funxton

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Geschrieben 11. Oktober 2009, 10:31

"I want you to be my date, Rose."

The Prowler (Die Forke des Todes) ~ USA 1981
Directed By: Joseph Zito


Avalon Bay, 1945: Ein zurückgekehrter G.I. (Carleton Carpenter) rächt sich am Tag des Schulabschlussballs blutig an seiner vormaligen Verlobten (Joy Glaccum) und deren neuem Liebhaber (Timothy Wahrer). Die Identität des Mörders wird nie festgestellt. Erst rund 35 Jahre später wird ein neuer Ball angesetzt, Der Sitzengelassene von einst steigt wieder in die alten Armeestiefel und verdirbt dem jungen Gemüse auf zünftige Weise den Spaß.

Joseph Zito war einer der spekulativsten Regisseure der achtziger Jahre, der sich eigentlich ausschließlich durch seine Unflätigkeit in Bezug auf Themen und Sujets einen Namen machte. Leider hört man heute nichts mehr von ihm, zumal seine ungehobelte Art der Inszenierung gegenwärtig eher auf Unverständnis stoßen dürfte. "The Prowler", ein Slasher, für den - was bereits für sich spricht - Tom Savini seine Makeup-Künste walten ließ, geizt nicht mit Sadismen. Die eindeutige Differenz zwischen der damaligen Art, Gewaltakte zu demonstrieren und der nunmehr gebräuchlichen, wird dabei herzlich offensichtlich: Wo CGIs und schneller Schnitt im Jetzt ein relativ erlösendes Moment darstellen, wurde damals noch unumwunden draufgehalten. Die Mistgabel, des Killers bevorzugtes Mordinstrument, dringt extrem langsam und fast schnittbefreit in nackte Unterleiber ein, sein Bajonettmesser penetriert fast im Zeitlupentempo und obszön tief zarte, junge Frauenhälse, die daraufhin ganze Swimmingpools blutrot färben und Schmerz und Agonie wohl gerade so nachvollziehbar für das Publikum machen, wie es ein Horrorfilm von der Stange erlaubt. Dazwischen treibt Zito makabre Scherze mit uns. Ein fetter, Patiencen legender Motelangestellter (Bill Nunnery) ist schlicht zu faul, nach dem telefonisch gewünschten Gast zu suchen, sein akustisches Ablenkungsmanöver wird minutenlang in aller Deutlichkeit und Penetranz gezeigt. Das Tollste aber: Solche Szenen sind in "The Prowler" keine Zeitschinderei, sondern pure filmische Provokation und Subversion. Fast schon Experimentalkino.

5/10

#1979 Funxton

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Geschrieben 11. Oktober 2009, 10:54

"It's Swede. Like me."

Men Of War ~ USA/E 1994
Directed By: Perry Lang


Der desillusionierte Söldner Nick Gunar (Dolph Lundgren), genannt 'der Schwede', wird von der Nitromine Co. angeheuert, um die Einwohner einer kleinen Insel in der südchinesischen See zu vertreiben. Nitromine hat es auf dort lagernde Bodenschätze abgesehen. Zusammen mit einigen zusätzlich rekrutierten Kollegen reist Gunar zum Zielort und schließt sogleich neuerliche Bekanntschaft seines unangenehmen Ex-Kollegen Keefer (Trevor Goddard), der sich vor Ort als Privatpolizist aufspielt. Als Gunar die Bekanntschaft der Inselleute schließt und erfährt, worum es der Nitromine wirklich geht, nämlich um die Guanovorkommen des Eilands, wendet er sich gegen seine Auftraggeber. Ein paar seiner Partner halten zu ihm, die anderen wollen nicht auf ihren Sold verzichten. Es kommt zum Privatkrieg.

"Men Of War" zählt, als reines Lundgren-Vehikel betrachtet, wahrscheinlich zum Wertigsten, was von dem mittlerweile ins Auteurlager gewechselten Darsteller aus seinen früheren Jahren zu sehen ist. In Kreisen, die "Men Of War" kennen und schätzen, genießt der Film daher seinen ausgesprochen guten Ruf. Zu Recht, wie ich meine - auch, wenn Lang es nicht an klischierten Standards mangeln lässt, längst bekannte Charaktere sowie deren Konstellationen ein weiteres Mal stereotypisch abspielt und strapaziert und sogar der Score (Gerald Gouriet) lupenrein bei Silvestri ("Predator") und Goldsmith ("First Blood Part II") einklagt, besitzt das Endprodukt immer noch genügend Stil und Identität, um sich wie ein kleiner Phönix über das Gros der B-Action-Filme zu erheben. Das kompetent genutzte Scopeformat, der prächtige Licht- und Farbeinsatz, Lundgren als Penner mit Flachmann im Anschlag im verschneit-grauen Chicago, die thailändischen Naturkulissen und nicht zuletzt der Mut zu gehobener visueller Deftigkeit. Momente wie diese sind es, die aus "Men Of War", der es, ebenfalls aus den genannten Gründen, keineswegs verdient, vorschnell als dämlich abgetan zu werden, ein matt funkelndes Juwel machen.

7/10

#1980 Funxton

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Geschrieben 12. Oktober 2009, 08:48

"Heil Hintern!"

John Rabe ~ D/F/CN 2009
Directed By: Florian Gallenberger


Nanking, 1937: Der Industrielle und Nationalsozialist John Rabe (Ulrich Tukur) leitet die Siemens-Niederlassung in der damaligen chinesischen Hauptstadt. Fast pünktlich zu seiner geplanten Ablösung durch seinen Nachfolger Fließ (Matthias Herrmann) kesseln die Japaner unter Prinz Asaka (Teruyuki Kagawa) die Stadt ein und überziehen sie mit Luftangriffen. Rabe versteckt seine Angestellten und deren Familien unter einer riesigen Hakenkreuzflagge, die die Japaner als Symbol ihres politischen Sympathisanten nicht unter Beschuss nehmen. Später, nachdem er glaubt, seine Frau Dora (Dagmar Manzel) verloren zu haben, leitet Rabe zusammen mit dem Diplomaten Rosen (Daniel Brühl) und dem Arzt Wilson (Steve Buscemi) eine urbane Schutzzone für Zivilisten.

Dass öffentlichkeitswirksame Gewissenskittung mit am besten in Filmform betrieben wird, ist inzwischen leidlich bekannt, ebenso wie die Tatsache, dass zur Zeit der Nazidiktatur eine, wie sich im Nachinein zeigt, nicht unbedeutende Menge deutscher Helden herumlief, die teils im Widerstand tätig waren, teils aber auch direkt unter dem Hakenkreuz dienten oder es gar als symbolisches (im Falle Rabe sogar als physisches) Schutzschild benutzten, um unfreiwillige Helden im Angesicht des Terrors zu werden. Die historische Recherche nach entsprechendem Personal scheint sich zunehmend krampfhaft zu gestalten, jedenfalls dürften die Wenigsten bis zur Entstehung von Gallenbergers Film etwas von John Rabe gehört haben. Insofern ist es gut, dass ihn dieses Unterhaltungsprodukt ins allgemeine Bewusstsein erhebt - verdient hat er es ganz sicher. Ob Rabe tatsächlich als der singuläre Retter von rund 250.000 Chinesen, die dem militärisch unrühmlichen, durch die kaiserliche Armee verübten Massaker an den Einwohnern Nankings entgingen, bezeichnet werden darf, ist letztlich unmaßgeblich. Eine wesentliche Rolle hat er im Zuge der damaligen Ereignisse in jedem Fall gespielt und es ist weniger sein Name und seine Person als der selbstlose Einsatz einiger Weniger, der bis in die Gegenwart hinein beeindruckt. Das Sujet Nationalsozialismus ist dem wohl bewusst eingesetzten Hauptdarsteller nicht fremd - in vormaligen internationalen Produktionen war er bereits als Pastor Bonhoeffer, als erleuchteter SS-Offizier Kurt Gerstein und als General von Tresckow zu sehen. "John Rabe" schließt sich den genannten Exempeln als guter, respektabler und wichtiger, aber eben auch recht schematischer Beitrag an, der mit zumindest subtiler innerer Genugtuung verzeichnet, dass Hitler und seine SS, Stalin und Mussolini nicht die einzigen Wüteriche waren, die zu jener Zeit das globale Antlitz verdunkelt haben.

8/10





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