
Ich hatte mir immer vorgenommen, dass mein text zu armageddon, welcher sich nun schon sehr lange in planung beindet, eine kleine lobeshymne werden sollte, die sich zum flächen,- bzw. forendeckenden einsatz für die bekehrung zu meister bay eignen sollte; da ich nun allerdings einsehen musste, dass dem text von kent jones kaum mehr etwas hinzuzufügen ist und pearl harbor bzw. bad boys 2 derzeit onehin die dringlicheren kandidaten für einen solchen text sind, lasse ich mir mit meiner streitschrift noch ein wenig zeit und belasse es hier bei meiner persönlichen und wie mir scheint durchaus notwendigen erklärung:
1. wie ich zu meister bay bekehrt wurde
es bedurfte erst des zutuns zweier mitglieder in einem filmforum, dass bereits vor lange zeit gestorben ist, um mir die augen für die filme des meisters zu öffnen, wofür ich den beiden noch heute dankbar bin; denn die vorbehalte, welche der mob inzwischen einheitlich gegen den bayschen mikrokosmos aufgebaut hat, sind in ihrer ganz und gar konservativen engstirnigkeit vor allem eines: schrecklich deutsch.
2. patriotismus im film
ein leidliches thema, welches dank michael moores bowling for columbine selbst in die diskussionen 12 jähriger teenager einzug gehalten hat. Wenn allerdings erwachsene kritiker einheitlich in das gleiche horn blasen, an dem schon der sabber ihrer kiddies klebt, so ist das getöse mit vorsichtig zu genießen.
Ich erinnere hier an eine szene aus spider-man, die vor kurzem für einen aufschrei im sumpf der deutschen presse sorgte: spidey schwingt als bejubelter held an einer amerikanischen flagge über die dächer von new york. patriotisches macho gewixe! kreischte da die hornbrillen bewehrte kritikerin im häkelpulli; und vergisst dabei, dass spidey wenige minuten zuvor den tod des vaters seines besten freundes herbeigeführt hat. doppelmoral! kreische ich da zurück und kriege das kotzen angesichts der deutschen gewohnheit, den moralapostel nur dann auszupacken, wenn es um politik oder wirtschaft geht, jene themen also, welche täglich durch die zeitung auf das podest des aktuellen gesprächsstoffes erbrochen werden.
Hier billigt der deutsche nur die eigene gesinnung, welche sich auf einen nationalen (!!!) konsens beruft und sich in der aggressiven, automatisierten reaktion auf die immergleichen, vordefinierten symbole als höchst reaktionär offenbart.
Mord und totschlag sei als unterhaltung goutiert, aber an meine politische meinung rührt keiner!- so spricht das deutsche bürgertum. lang lebe der tatort!
wie eingangs erwähnt ein leidliches thema und so schließe ich nun, indem ich für meinen teil sage, dass ich für die dauer eines filmes ebenso gewillt bin, mich in die psyche eines mörders einzufühlen, wie in die eines patrioten, denn die (politische) gesinnung eines regisseurs (die ich im falle von michael bay keinesfalls teile!) fällt nunmal unter die meinungsfreiheit und sofern ich diese nicht teile, kann ich mich entweder kritisch damit auseinandersetzen -michael bay lässt uns diese option offen, denn er legt seine patriotische position offen dar; ganz im gegensatz zu spielberg...- oder ich ergreiffe die chance und versuche mich in die position des anderen einzufühle- zumindest für 153 minuten.
Das nennt man toleranz.
3. warum bay ein meister seines fachs ist
michael bays talent, durch eine absolut minimalistische charakterisierung, vielschichtige charaktere hervorzubringen, ist bemerkenswert, man denke nur an den general aus the rock, der durch eine kurze rückblende und nur wenige andeutungen bzgl. Seiner vergangenheit zur tragischen figur gerät; in armageddon hat bay dieses talent zur meisterschaft ausgebildet und so gehören die szenen, welche die einzelnen charaktere vorstellen zu den großartigsten des filmes. Macho-mucke, ein golfschläger und ein schiff voller greenpeace anhänger und noch bevor ein wort gesprochen wurde, wissen wir, was für einen menschen wir in harry stamper vor uns haben. Kaum mehr als 5 beiläufige sätze und ebenso originelle szenen braucht es um uns auch die anderen, durchaus vielschichtigen helden vorzustellen; kein vergleich zu den üblichen pappkameraden, die durch lord of the rings und andere blockbuster watscheln, obwohl zu deren charakterisierung viel mehr worte wirkungslos im raum verpuffen.
Auf diese weise kommt selbst den nebencharakteren eine anteilnahme zu, die deren schicksal dem der hauptcharaktere gleichstellt. Mir ging es in pearl harbor beispielsweise so, dass mich die vordergründige liebesgeschichte nicht annähernd so berührt hat, wie der tod bettys oder der racheakt cuba gooding jr.s. Auch in armageddon war es das schicksal des vaters, welcher seinen sohn wiedergewinnt, dass mich, im gegensatz zum tod harrys, zu tränen gerührt hat.
“Videoclip-ästhetik”, “werbefilm-optik” so lauten die kampfschreie der filmkritiker, welche der irrigen meinung sind, ein film müsse einem theaterstück gleichen, (ein vergleich zwischen den kritiken einer zeitung, welche dem tatort gelten und jenen, die aktuelle blockbuster zerreissen ist zuweilen sehr erhellend.) da kommt es ja gerade recht, dass michael bay (ebenso wie kollegen ridley und tony scott- blade runner, anyone?) einmal werbefilmer war (und dafür unzählige auszeichnungen eingeheimst hat).
Fakt ist, dass die bilder, welche er mit stets smooth durch die szenerie fließender steadycam, dynamischen, sekundenschnellen schnitten und einem farbenspektrum, welches die an gemälde edward hoppers erinnernden warmen familienszenen auf der erde mit den kalten blau und schwarztönen im weltenraum kontrastieren, zaubert, von absolut perfekter ästhetik sind, welche im gegenwärtigen amerikanischen mainstream kino -und ich behaupte nicht nur dort- ihresgleichen sucht.
Freilich ist eine auf dem boden platzierte kamera, die einen kleinen erschreckten jungen zwischen zwei wolkenkratzern monumental in den bedrohlichen himmel ragen lässt, während im radio die rede des präsidenten erklingt, voller plattem pathos, doch volkstaugliche kunst -und nichts anderes will armageddon sein- lebt gerade von solchen einfachen, aber klaren und kraftvollen bildern. Wem bei dem begriff “volkstauglich” nun wiederum nur "propaganda" einfällt, sei dazu angehalten, an christliche ikonenmalerei oder auch nur an die karikaturen in seiner zeitung zu denken.
Und nicht zuletzt hält armageddon sein versprechen über 153 minuten hinweg konsequent ein.
4. Fazit: armageddon ist ein film, der absolut nichts als spaß, unterhaltung und emotionen bietet, doch darin ist er perfekt und damit unter den blockbustern der letzten jahre absolut einzigartig.
Jetzt ist es ja doch eine streitschrift geworden...





