Immo sagte am 09.11.2004, 16:40:
A.S. ist wesentlich besser als G.W. - beide sind auch nur sehr schwer miteinander vergleichbar. G.W. ist doch um eine ziemliche Beschaulichkeit bemüht, die den zuschauer weitgehend zur Identifizierung mit der Hauptfigur einlädt, sogar wenn sie gemein ist (weil es ja "schrullig gemein" ist). A.S. zielt da doch auf anderes ab. Harvey Pekar ist eher ein kleiner, verdrießlicher Arsch mit deutlich neurotischen Zügen. (ich finde das besser

)
@zwuncki
A.S. ist nun wirklich nicht "dokumentarisch". Gerade die Einschübe mit dem echten Harvey Pekar und seine Kommentare verdeutlichen doch (zum Teil sogar mit direkten Bezügen: "Was ist das da für ein Typ, der mich da spielt. So sehe ich doch gar nicht aus!"), dass zwischen dem authentischen und dem dargestellten Harvey Pekar Trennungslinien zu ziehen sind. Durch die stete Thematisierung der Medienwechsel (authentischer Harvey => Comic-Harvey => Film-Harvey) wird meines Erachtens eher eine Distanzierung (vielleicht ja sogar wirklich im Brecht'schen Sinne, auch wenn ich mich da ziemlich aus dem Fenster lehne) erwirkt, in der ersichtlich wird, dass es sich eben nicht um eine "echte Biografie" handelt. Nicht umsonst nimmt der Film ja auch einen Comic zur eigenen Basis (den mit dem Hodenkrebs) und gibt sich im Laufe zunehmend als dessen (freie) Adaption zu erkennen (taucht, glaube ich, sogar in den Credits so auf: "based on the comic book..."). Dass der Comic-Harvey aber immer nur eine künstlerisch verfremdete Interpretation des echten Harveys ist (durch die Augen des Autors - Harvey selbst -, aber auch durch die Arbeit der wechselnden Zeichner, die Harvey in je eigenem Licht darstellen), wird mehrmals mehr oder weniger offensichtlich unterstrichen. Entsprechend kann auch eine Adaption eines Comicbuches nur wiederum eine künstlerische Iterpretation des Comic-Harveys (der wiederum...) sein - die diffuse Anwesenheit des echten Harveys als Autoreninstanz wird durch seine direkte, kommentierende Präsenz erreicht, die restliche Instanz ist schließlich die des Films (seiner Macher).
Also, Film ungleich "Dokumentation" (Gänsefüßchen bewusst).
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Also mit Dokumentarisch, meinte ich eben eher die Sequenzen mittendrin mit dem echten Harvey. Sowas gibt es ja sonst eher selten. Das es keine Doku ist, zeigen ja die Comics.
Natürlich ist nicht der ganze Film biografisch, sondern wie du geschrieben hast, von den Comics adaptiert (deswegen ja auch oft die Bilder aus dem Comic, aus dem ja die Szenen im Film hervorgehen). Und natürlich hat Harvey seinen Charakter etwas "formatiert", nur denke ich schon, dass Harvey in wahrem Leben ähnlich war, sonst hätte er diese Story gar nicht schreiben können/hätte sie nicht geschrieben.
Auch wenn ein Arsch, finde ich schon, dass man sich mit der Figur identifizieren kann. Selbst durch die irrealen Comic-Sequenzen, die einen da zwischenzeitlich wider runterholen und anscheinend auf diese "Nicht-Identifizierung" zielen. Nur hat er nicht etwas in der Art gesagt, dass dies (Comics) seine Biografie ist
Ich habe den natürlich im Original gesehen, was jeder hier tun sollte. Und musste mich doch manchmal anstrengen, was zu verstehen, bes. bei den "Interview-Ausschnitten", denn der Pekar hat schon ne gewaltig krasse Stimme