bekay sagte am 19. Januar 2012, 10:55:
Ich wüsste von keiner anti-intentionalistischen Position, welche den Machern von Kunstwerken Wissen über ihr Machen absprechen würde. Es geht ja nicht um die Verneinung des Prozesshaften und des schöpferischen Aktes, den Filmemachen darstelllt. Es geht einfach nur um den erkenntistheoretischen Standpunkt, dass vom Film niemals zweifelsfrei auf das Innere - Intentionen, Beweggründe, Zwecke - seines Schöpfers geschlossen werden kann.
Es geht aber nicht um "einen" Film, sondern darum, mehrere Filme desselben Schöpfers auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu vergleichen und sich so ein Bild davon zu machen, was den Schöpfer wohl antreiben mag, was er bezweckt.
Manchmal reicht es aber auch aus, nur einen Film zu sehen ...so formelhaft und kommerziell orientiert wie viele Filme heute sind
bekay sagte am 19. Januar 2012, 10:55:
Dass der Mensch psychologisch zwar ein solches Wesen ist, dass ständig danach fragt, was sein Gegenüber (zu welchem wohl "Filmemacher" im weitesten Sinn mit ihren "Äußerungen", den Filmen, gezählt werden können) denkt, ist natürlich richtig.
Ähm, nein. Ich als Intentionalist frage mich beim Betrachten von Filmen nicht zwanghaft, was da bezweckt wurde. Im Idealfall absorbieren und berühren mich Filme ...und ich frage mich erst im *Nachhinein* wie und durch welche Techniken der Film das geschafft hat. Wie gesagt: Im Idealfall.
bekay sagte am 19. Januar 2012, 10:55:
Aber der Anti-Intentionalismus als methodische Absicherung, dass man sich zuerst den kulturellen Artefakten so neutral und deskriptiv wie möglich - eben jenseits vom Drang, immer gleich herausfinden zu wollen, was "dahinter" steckt, was "gemeint" ist - nähert, fand ich immer sehr reizvoll und wichtig.
Ich will mich Filmen aber nicht deskriptiv nähern, ich will ein bemerkenswertes Filmerlebnis haben, lan.
bekay sagte am 19. Januar 2012, 10:55:
Insofern sollte klar sein, dass es sich natürlich um ein streng wissenschaftlichtes Konzept handelt und es etwas penetrant ist, dies in zwar engagierten, aber eher nicht wissenschaftlich orientierten Gesprächen, wie sie hier stattfinden, einzufordern. Das mache ich ja auch nicht mehr. Trotzdem denke ich, dass gerade im Alltag ein bisschen Abrücken vom ständigen Suchen nach Intentionen - auch im Film - dem Leben und den Gesprächen ein bisschen mehr Ordnung und Systematik verleihen würde. Einfach auch als Verhinderung allzu spekulativer Gedankengänge...
Im Alltag? Wer nicht nach Intentionen sucht, ist in persönlichen Gesprächen aber schnell benachteiligt und zieht den Kürzeren... Allein schon bei Rabatt-Verhandlungen im Media Markt.
Oder (weniger alltäglich) stell Dir vor Du bist im Polizei-Verhör und durchschaust die GeStaPo-Psychotricks nicht. Verheerend.