341 Antworten in diesem Thema

[Mr. Room]

Mr. Room: Hallo, ich bin Mr. Room und ich schreibe seit 24.02.2003 mein Tagebuch.
Alle: Hallo Mr. Room!
Mr. Room: Gut zu wissen, daß Leute da sind, die mein Tagebuch lesen!
Alle: Dafür sind wir ja schließlich hier. Aber jetzt mußt Du ganz stark sein...

Bearbeitet von Mr. Room, 13. Juli 2003, 21:46.

[Oskar]

Dein Eintrag zum Pianisten ist sehr schön.

[Mr. Room]

Danke für de' Blumen. Was genau hat Dich denn angesprochen?

[Oskar]

Nun ja. Zunächst wäre da die Tatsache hervorzuheben, dass ich zum ersten Mal einen etwas kritischeren Text zu dem Film gelesen habe.

Dass man sich als Regisseur (und natürlich auch als Zuschauer) fragen sollte, ob man nicht durch eine derart stilisierte Verfilmung das ja tatsächlich geschehene Grauen ästhetisiert, halte ich für eine sehr wichtige Frage, die in Bezug auf Spielbergs Liste von noch größerer Wichtigkeit ist.

Spielberg hat meines Erachtens zu weit über die Stränge geschlagen und mit Schindlers Liste eine perverse Holocaustoper geschaffen. Beim Pianisten bin ich mir nicht sicher, und falls ich Deinen Eintrag richtig deute, bist Du Dir auch nicht sicher.

Bearbeitet von Oskar, 02. August 2003, 09:53.

[Mr. Room]

Ja, hast recht. Bin mir auch nicht sicher. Vielleicht, weil der Film episodenhaft und zerrüttet wirkt, wird die Ästhetisierung gebrochen. Aber nur, vielleicht. Dito ...

"Schindlers Liste" hat mir damals schon "gefallen", kann es aber nicht mehr genau beurteilen, da ich ihn schon seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen habe...

[Oskar]

Was mir gut gefallen hat, war die von Dir ja kritisierte Verlagerung hin zum Episodenhaften. Dass Polanski weitgehend auf dramaturgierende Elemente verzichtet hat, rechne ich ihm hoch an. Das ist soooo viel besser als Spielbergs geschmackloses Theater. Wo Schindlers Liste vor allem durch John Williams'unendlich kitschige Geigenmelodie zu einer Lehrstunde in Sachen aufdringliche Sentimentalität verkommt, kommt Der Pianist durch den von leisen Chopin-Stücken dominierten Score beinahe schon leicht und locker daher (bitte nicht falsch verstehen).

Für den nächsten Holocaust-Film wünsche ich mir auf jeden Fall einen völligen Verzicht auf jegliche Dramaturgie.

[Mr. Room]

John Williams ist ein Kapitel für sich. Den sollte mal wirklich jemand von seiner Wolke holen...

[El_Ektromo]

Oskar sagte am 02.08.2003, 14:44:

Dass Polanski weitgehend auf dramaturgierende Elemente verzichtet hat, rechne ich ihm hoch an.

Das sehe ich ziemlich ähnlich, der Film bekommt dadurch einen sehr realistischen Nachgeschmack. Was ich bei dieser Thematik, persönlich sehr begrüße. Des Weiteren merke ich dem Film nicht mal einen kleinen Ansatz von Pathos oder kitschige Sentimentalität an, im Gegensatz zu Spielbergs Werk. Mir gefällt auch das er formell ziemlich minimalistisch gehalten ist Zumindest hatte ich den Eindruck.

Über eine endgültige Bewertung bin ich mir aber komischerweise auch noch nicht sicher genug. Das wird sich wohl erst nach einer oder mehreren weiteren Sichtungen ergeben.

[Immo]

Oskar sagte am 02.08.2003, 14:44:

Für den nächsten Holocaust-Film wünsche ich mir auf jeden Fall einen völligen Verzicht auf jegliche Dramaturgie.

Auf dass (mindestens) 6 Millionen weitere Filme dieser Machart folgen mögen!

[Oskar]

Zitat

Auf dass (mindestens) 6 Millionen weitere Filme dieser Machart folgen mögen!

Zitat

John Williams ist ein Kapitel für sich. Den sollte mal wirklich jemand von seiner Wolke holen...

Der Typ schreibt die aufdringlichste Musik aller Zeiten. Und mit dem Hauptthema aus Schindlers Liste hat er meines Erachtens den Vogel abgeschossen. Das ist das widerlichste Stück Musik, das mir bekannt ist.

[Immo]

Oskar sagte am 03.08.2003, 16:49:

Zitat

Auf dass (mindestens) 6 Millionen weitere Filme dieser Machart folgen mögen!

Wie darf ich das jetzt deuten?

Mir ist das, als zugegeben sehr idealistische/utopische Forderung, durchaus ernst!

[Oskar]

Zitat

Wie darf ich das jetzt deuten?

Äh... mir erschien die Zahl 6.000.000 in diesem Zusammenhang etwas geschmacksunsicher.

[Immo]

Oskar sagte am 03.08.2003, 17:01:

Zitat

Wie darf ich das jetzt deuten?

Äh... mir erschien die Zahl 6.000.000 in diesem Zusammenhang etwas geschmacksunsicher.

Wieso? Ein Menschenleben, das industriell vernichtet wurde => ein biographisches Schicksal => ein Film! (Aber, wie gesagt: "mindestens" (also: wenn nicht noch mehr) und "utopisch").

[Oskar]

Zitat

Wieso? Ein Menschenleben, das industriell vernichtet wurde => ein biographisches Schicksal => ein Film! (Aber, wie gesagt: "mindestens" (also: wenn nicht noch mehr) und "utopisch").

Ich habe mir schon gedacht, dass ich Deinen idealistischen Vorschlag falsch verstanden habe. Deshalb habe ich auch vorsichtshalber hinzugefügt.

Sorry!

[Robert]

Ich habe mir gerade eine halbe Stunde "Nekromantik" angesehen und jetzt ist mir schlecht. Das ist mir selten zuvor bei einem Film aufgrund ekelhafter Szenen passiert (zuletzt bei "Salo"). Nun meine Frage:

lohnt es sich wirklich (auf die Gefahr hin zu kotzen) weiterzusehen, wenn man mit dieser Atmosphäre, die der Film ausstreut, nicht zurecht kommt?

[Immo]

Robert sagte am 04.08.2003, 01:05:

lohnt es sich wirklich (auf die Gefahr hin zu kotzen) weiterzusehen, wenn man mit dieser Atmosphäre, die der Film ausstreut, nicht zurecht kommt?

Hmmm, vermutlich nicht, denn da wird einem schon noch so manches geboten!

[Mr. Room]

Ich befürchte fast, daß sich die erste halbe Stunde von "Nekromantik" noch auf der "Fun-Splatter"-Seite bewegt (siehe: Schrebergarten). Will heißen, daß der Buttgereit noch nicht wußte, wie ernst sein Film werden würde. Zum Ende hin wird es sicherlich noch etwas happiger, löst sich aber in einem genialen und verstehenswerten, vielleicht auf sehenswerten Finale auf!

Also: Nüchtern bleiben und dann durchhalten...

Bearbeitet von Mr. Room, 04. August 2003, 11:38.

[FakeShemp]

Es ist Sommer!!! Wart mal mit den ganzen Corman-Filmen & Co.! Sonst hast du alles schon gesehen und der CINECLUB einen Gast weniger... Die Filme passen doch eh besser in den Herbst, bzw. Winter.

[BogeysCigarette]

SOCKEN WITCH PROJECT II

Kann ich bestätigen. "Er hat nur eine gelbe Jacke" ist definitiv der Satz dieses außergewöhnlichen HomeMadeFilmes. Wo bleibt Teil III? Oder solltest du vielleicht erst noch das Prequel drehen wollen?

[Mr. Room]

BogeysCigarette sagte am 17.08.2003, 21:06:

SOCKEN WITCH PROJECT II

Kann ich bestätigen. "Er hat nur eine gelbe Jacke" ist definitiv der Satz dieses außergewöhnlichen HomeMadeFilmes. Wo bleibt Teil III? Oder solltest du vielleicht erst noch das Prequel drehen wollen? 

Und das witzige ist:
Ich habe tatsächlich nur eine gelbe Jacke.

Weder Sequel noch Prequel sind in Planung. Sicher könnte man aber die Sock(ch)en-Suche noch beliebig weiterspinnen. Auch mein eigentliches Wunschprojekt ist (bisher) nicht über die Planungsphase herausgekommen, aufgrund von Zeitarmut meiner Freunde. Dafür weiß ich schon, wie es heißen würde...

Bearbeitet von Mr. Room, 17. August 2003, 20:35.

[Mr. Room]

FakeShemp sagte am 11.08.2003, 01:50:

Es ist Sommer!!! Wart mal mit den ganzen Corman-Filmen & Co.! Sonst hast du alles schon gesehen und der CINECLUB einen Gast weniger... Die Filme passen doch eh besser in den Herbst, bzw. Winter.

Der Film hatte mich so angelacht. Da hab ich ihn mitgenommen und natürlich gleich angesehen. Bis zum Cineclub ist ja noch ein Weilchen, da werde ich ihn mir gerne wieder ansehen, vorrausgesetzt, ich habe Zeit.

@Es ist Sommer:
Ich weiß, es ist Sommer, aber seltsamerweise habe ich mir in der letzten Zeit so verdammt viele Filme angesehen, daß ich kaum mit dem Tagebuchschreiben nachkomme. Und das obwohl ich diesen Sommer keinen Urlaub habe und hier grade Volksfest ist. Dem habe ich aber meist meine kalter Schulter gezeigt...

Und jetzt? Noch'n Film? Puh!

[BogeysCigarette]

@BLUTIGER FREITAG

Damit hat sich meine freitägliche Überraschung in einem Schwall warmen Blutes aufgelöst....

[Frenzy]

From Hell sagte:

Trotz der ereignisreichen Geschichte bin ich nach 45 Minuten eingeschlafen (auch ohne Absith und Laudanum). Brach dann verärgert ab und startete zur besten Zeit einen zweiten Versuch...

Eingeschlafen bin ich zwar nicht, aber ich habe bei der Sichtung auch ein wenig gedöst. Transzendentale Absinth Einflößung?

[Mr. Room]

BogeysCigarette sagte am 21.09.2003, 22:56:

@BLUTIGER FREITAG

Damit hat sich meine freitägliche Überraschung in einem Schwall warmen Blutes aufgelöst....

Oje, das tut mir leid - aber das konnte ich doch nicht wissen...
Ich laß mich aber gerne von einem anderen Film überraschen...

Evtl. "Pendel des Todes"??? oder was Stummes ...

[Mr. Room]

Frenzy sagte am 22.09.2003, 20:17:

Eingeschlafen bin ich zwar nicht, aber ich habe bei der Sichtung auch ein wenig gedöst. Transzendentale Absinth Einflößung?   

Ich ärgere mich immer extrem, wenn ich bei einem Film einschlafe. Genauso war es Samstag Nacht auch.

Aber warum verdamm sieht der Absinth im Film immer so verlockend-leuchtend-lecker grün aus (siehe auch "Moulin Rouge")? Im wahren Leben habe ich bisher nur einmal Absinth getrunken - ein zwiespältiges Erlebnis. Vielleicht steckt ja mehr dahinter???

Bearbeitet von Mr. Room, 22. September 2003, 20:29.

[Immo]

Also mein Vorrat an Absinth ist auch durch die Bank weg grün!

Und als zwiespältig würde ich entsprechende Trinkerlebnisse nicht abtun, eher schon als wohlig und inspirierend!

[Mr. Room]

Immo sagte am 22.09.2003, 22:58:

Also mein Vorrat an Absinth ist auch durch die Bank weg grün!

Und als zwiespältig würde ich entsprechende Trinkerlebnisse nicht abtun, eher schon als wohlig und inspirierend!

Ich habe keinen Absinth zu Hause - sollte ich vielleicht mal ändern...
"Wohlig und inspirierend" - so wird der ja auch in "Moulin Rouge" und eben "From Hell" dargestellt. Sollte mich vielleicht mal wieder drauf einlassen...

Bearbeitet von Mr. Room, 23. September 2003, 11:44.

[FakeShemp]

Wegen INFERNO:

Zitat

„Inferno“ ist schnell vergessen und kann deshalb bald wieder aufs Neue neu entdeckt werden.

Das haben Träume so an sich...

[rocknrollriot]

moin roomi,

die typografie in irreversible gehört definitiv zum besten und
hintergründigsten, was die filmgeschichte zu bieten hat.

die rohe gewaltigkeit der kapitälchen, die - formal und inhaltich
richtig - invertiert werden, die gelungene animation, die musikalische
untermalung, die farbdramaturgie und nicht zuletzt der inhalt, schaffen
zusammengenommen ein typografisches meisterwerk. RESPEKT!

würde mich mal interesssieren, wer dafür verantwortlich ist!

ach ja und deine "mark of the devil" kritik fand ich
ebenfalls sehr schön, so oder ähnlich habe ich den film auch empfunden!

cheers


rocknrollriot