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Jener Sommer, das ruhigste Meer

Noruberutos zusammengewürfelte Bemerkungen zum Film und die damit zusammenhängenden Gegenstände




Foto

The Grandmaster



Wong Kar-Wai, VR China / HK, 2013

Wongs Version über Leben und Wirken von Ip Man, seines Zeichens legendärer Kampfkunstlehrer, dessen bekanntester Schüler Bruce Lee war. Ähnlich wie in Wilson Yips Film (und dessen Fortsetzungen) geht es hier nicht so sehr um eine historisch akkurate Darstellung des Lebens Ip Mans (die filmisch vielleicht gar nicht so viel hergegeben hätte), als um rasante ästhetische Opulenz, wobei Wong die Abstraktionsschrauben noch um einige Umdrehungen weiter anzieht, will sagen: Die Geschichte wird extrem elliptisch erzählt, angefangen von der friedlichen Zeit in Südchina bis zur japanischen Besetzung in den 1930er Jahren und dem Exil in Hongkong.

Die über weite Strecken in extremen Bildausschnitten gezeigte Rahmenhandlung, welche oft in eigentümlichen Zeitlupen präsentiert wird, ist eigentlich nichts weiter als Beiwerk für die die einer Art Hyperästhetik inszenierten Kampfsequenzen, die gewissermaßen so etwas wie eine Essenz von 50 Jahren Wuxia- und Actionkino bilden. Das alles ist überwältigend, bewegt sich aber damit einen riesen Schritt weg von der Inszenierung im Yip Film, welche mit zwar ebenso furioser, aber weitaus "realistischerer" Action aufwartet. Die gesamte visuelle Präsentation ist eine auf Hochglanz getrimmte Version jener Bildästhetik, mit der Wong mitte der 1990er berühmt geworden ist. Statt eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, geht es um Ausschnitte, Momentaufnahmen, Perspektiven.

Und auch um Wiederholung, was etwa das Selbstzitat aus Fallen Angels in der Szene im Zug betrifft, oder auch die eigenwillige Farb- und Raumgestaltung oder die Bedeutung von Regen, wie man sie aus früheren Werken Wongs kennt. Der Zuschauer wird von einer einzigartigen Präsentation der Bilder gefangengenommen. Einzig die gedrängte Darstellung der Erzählung vermag etwas zu irritieren, in welcher das "normale" Leben Ip Mans so gut wie überhaupt nicht in den Blick kommt.

Wong Kar-Wai Tony Leung Chiu Wai Zhang Ziyi Farbgestaltung begrenzter Raum